Energie und Klima. Horst-Joachim Lüdecke
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Um nun einen Eindruck von der hohen Variabilität des Niederschlags in Deutschland zu erhalten, sind die vom Deutschen Wetterdienst herausgegebenen Daten hilfreich. Änderungen von einem Viertel des mittleren Niederschlags zum nächsten Jahre nach oben oder nach unten sind völlig normal. Bild 2 zeigt die Niederschläge Deutschlands in den Jahren 1881 bis 2018. Der lineare Trend zeigt eine leichte Steigerung von rd. 69 mm ab 1881 bis heute. Eine Aussage der Art „katastrophale Klimaänderung der Regenereignisse“ geben die Daten nicht her. Es ist nichts Ungewöhnliches über die recht hohe natürliche Variabilität hinaus erkennbar.
Niederschlags-Jahressummen ganz Deutschlands der Jahre 1881 bis 2018. Die grüne unterbrochenen Line ist der lineare Trend, die hellbraune unterbrochene Linie der Mittelwert (beide von 1881-2018). Bild erstellt aus den numerischen Daten des deutschen Wetterdienstes DWD, Trendlinie und Mittelwert aus eigener Berechnung.
Wie bereits erwähnt, gilt gemäß den statistischen Untersuchungen des IPCC für alle globalweiten Extremwetter Ähnliches wie bei den Hochwassern. Unter 2.3.1 wird auf die wichtige Frage nach Extremwettern als vermutete Folgen des Klimawandels noch im Detail eingegangen.
Die Forscher Fourier und Tyndall waren Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten, welche auf die erwärmende Wirkung von Treibhausgasen in der Atmosphäre hinwiesen. Arrhenius berechnete im Jahre 1896 die globale Temperaturerhöhung, die eine theoretische Verdoppelung des CO2-Gehalts bewirken würde. Seine Rechnung ist heute überholt, aber auch nicht viel ungenauer als die der modernsten Computer-Klimamodelle. Im Jahre 1957 schließlich wiesen die US-Ozeanographen Revelle und Suess auf eine mögliche globale Erwärmung durch CO2 hin38. Seit den Zeiten dieser Forscher wurden unzählige neue Detailkenntnisse gewonnen, eine Beschreibung der Forschungsgeschichte des Klimawandels findet sich in Wikipedia39. Bei all diesen Bemühungen konnte aber bis heute kein belastbarer Beweis für eine menschgemachte Schuld an irgendeinem Klimawandel aufgefunden werden.
Das Klimabild hatte sich Ende des 20. Jahrhunderts im öffentlichen Bewusstsein gefestigt. Die warmen Sommer in Süddeutschland, in denen man im kurzärmligen Hemd seinen Wein bis in die Nacht hinein in Gartenwirtschaften trinken konnte, waren von Ausnahmen zur gewohnten Regel geworden. Meteorologen und Klimaforscher bestätigten diesen Eindruck. In unseren Breiten hatte die bodennahe Mitteltemperatur zugenommen. Man sprach von „Klimawandel“ oder sogar von „globaler Erwärmung“. Damit war eine überall auf der Erde vermutete Entwicklung gemeint. Inzwischen erfolgte wieder eine globalweite Umkehr. Spätestens seit dem Jahre 1998 war es mit dem Anstieg vorbei, die globale Mitteltemperatur stagnierte, der Begriff „Hiatus“ kam dafür auf. Man erkennt den Hiatus in den Satellitendaten40, wobei die beiden starken El Niños der Jahre 1998 und 2017 optisch hervorragen. Die Bedienung der betreffenden Internet-Seite ist einfach: den button „browse time series“ anklicken und unter „region“ die gewünschte Erdzone einstellen. Empfehlenswert ist, im Grafikbereich unter „History“ auch einmal „recent“ anzugeben. Die linearen Regressionsgeraden in den Grafiken sind leider wenig aussagekräftig, sie wären besser in die Bereiche von 1980 bis 1998 und 1998 bis heute aufgeteilt worden. Wer sich ein wenig mit EXCEL auskennt, kann dies aber leicht selbst bewerkstelligen, weil unter „Download Data“ die numerischen Daten erhältlich sind. Ob der Hiatus eine neue Klimawende eingeleitet hat, steht wegen der Kürze des Zeitraums von 20 Jahren noch nicht fest.
Bemerkenswert ist, dass kein Klimamodell den Hiatus vorhersagen konnte. Und im Übrigen: Trifft eigentlich die immer wieder gebrauchte Bezeichnung „global“ im Zusammenhang mit Erderwärmung tatsächlich zu? Die IPCC-Aussage dazu basiert auf nicht übermäßig vielen Temperaturstudien, die FAS hat 2007 insgesamt 75 wissenschaftliche Studien gezählt, die bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückreichen276. Inzwischen sind viele weitere Arbeiten hinzugekommen. Was sagen diese Studien aus? Überwiegend weisen die meisten Messorte über das gesamte 20. Jahrhundert Erwärmung auf, viele aber zeigen auch Abkühlung (s. hierzu Bild 3 oben). Insbesondere trotzte die Südhemisphäre der Erwärmung. Hier wurde es im Mittel wesentlich schwächer warm als auf der Nordhalbkugel, manchmal sogar kälter. Die im oben erwähnten FAS-Artikel angesprochenen Studien basieren im Wesentlichen auf Daten aus Nordamerika, Europa und Russland. Die Arktis und Antarktis haben nur eine schmale Datenbasis. Große Teile von Afrika, Südamerika, Südostasien und natürlich die Ozeane fehlen fast völlig, wenige Inseln ausgenommen. Hieraus ein globales Bild abzuleiten ist fragwürdig, nur eine rezente Erwärmung in den nördlichen Weltzonen, so auch bei uns in Deutschland, ist belegt.
Im Jahre 2003 erschien eine Studie von J.F. Eichner und Mitautoren41, zu denen auch Prof. Hans-Joachim Schellnhuber gehörte, mediennaher ehemaliger Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), ehemaliger Direktor des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen (WGBU42)“ und Klimaberater der Kanzlerin Angela Merkel. In dieser Studie wurden 95 weltweit verstreute Temperaturreihen analysiert, deren Längen sich von etwa 50 bis weit über 100 Jahre erstrecken. Bemerkenswertes Ergebnis dieser Studie ist, dass mit Ausnahme von drei hohen Bergspitzen keine Anzeichen einer globalen Erwärmung gefunden wurden! Im Wortlaut heißt es in dieser Arbeit: „In the vast majority of stations we did not see indications for a global warming of the atmosphere. Exceptions are mountain stations in the Alps [Zugspitze (D), Säntis (CH), and Sonnblick (A), where urban warming can be excluded“. Im Jahre 2011 schließlich erschienen zwei weitere Publikationen, in denen weit mehr Stationen als in Schellnhubers Arbeit vom Jahre 2003 untersucht wurden. In der ersten Veröffentlichung, die der Buchautor und Mitautoren zeichneten43, waren es rund 2500 Stationen, in der zweiten Publikation der US-Universität Berkeley gar über 30.000, davon aber viele nur wenige Jahrzehnte lang44. Beide Studien weisen etwa die gleichen Ergebnisse aus – kommen aber zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Insbesondere stellte sich heraus, dass in einem Viertel aller Stationen weltweit über das 20. Jahrhundert eine Temperaturabnahme und kein Anstieg stattfand. Hieraus auf eine globale und maßgebende Erwärmungswirkung des anthropogenen CO2 zu schließen, ist daher zumindest fragwürdig.
Land-Ozean-Temperatur-Index, bezogen auf den Juli-Mittelwert zwischen 1951–1980 mit Erwärmungszonen (rot) und Abkühlungszonen (weiß bis blau), Bildquelle 45 . Unten: Bipolare Meeresschaukel, Arktistemperatur (blau), Antarktistemperatur (rot), Bildquelle. 45
Die Schlussfogerung der mit den Messungen gewonnenen Resultate ist, dass eine vermutete Erwärmungswirkung des anthropogenen CO2 allenfalls nur unbedeutend klein sein kann. Zumindest kann man diese Erwärmungswirkung bis heute nicht vom natürlichen Temperaturrauschen unterscheiden. Oben in Bild 3 ist der Trend von bodennahen Mitteltemperaturen zwischen 1979 und 2005 zu sehen. Für den Widerspruch zwischen Erwärmungs- und Abkühlungsgebieten gibt es noch keine allgemein akzeptierte Erklärung. Darüber hinaus ist dieser Trend auch nicht fest, sondern ändert sich mit der Zeit und kehrt sich in etwa 70 Jahren komplett um. In der Fachwissenschaft wird von einer „bipolar seesaw“ (bipolaren Meeresschaukel) gesprochen46, diesen Effekt zeigt Bild 3 unten.
Die geringfügigen Klimaänderungen des 20. Jahrhunderts haben sich zwar ungleichmäßig in unterschiedlichen Breiten ausgewirkt, man sollte aber erwarten, dass sich eine homogen höhere CO2-Konzentration auf der Erde infolge anthropogener CO2-Emissionen gleichmäßig in Richtung Erwärmung bemerkbar macht. Der weltbekannte US-Klimaforscher Richard S. Lindzen verwendete hierfür den Begriff „gross forcing“. Weil es im 20. Jahrhundert auf der Erde überwiegend wärmer, in einigen