Die Propeller-Insel. Jules Verne
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Читать онлайн книгу Die Propeller-Insel - Jules Verne страница 26
»Hier gibt’s etwas zu essen!« ruft die zweite Violine mit einem Blicke auf die hungrigen Kameraden.
Darauf erfolgt von Pinchinat nur die lakonische Antwort:
»Hineintreten!«
Einer nach dem anderen betreten sie das Restaurant. Man scheint ihre Gegenwart in dem luxuriösen, von den Fremden meist aufgesuchten Etablissement nicht besonders zu bemerken. Fünf Minuten später vertilgen die Halbverhungerten schon mit Begierde die ersten Schüsseln einer vortrefflichen Mahlzeit, wozu Pinchinat – und der versteht sich darauf – die Speisenfolge aufgestellt hat. Glücklicherweise ist der Geldbeutel des Quartetts gut gespickt, und wenn er auf Standard Island auch abmagert, so werden die Einnahmen in San Diego ihn schon bald wieder aufschwellen lassen.
Die Küche ist ganz ausgezeichnet und der in den Hotels von New York und San Franzisko weit überlegen, und die Speisen werden hier in und auf elektrischen Öfen bereitet, die eine sehr genaue Regelung der Hitze ermöglichen. Auf die Suppe mit konservierten Austern, die Fricassés, den Sellerie und den hier stets aufgetischten Rhabarberkuchen folgen ganz frische Fische, Rumpsteaks von unvergleichlicher Zartheit, Wild, das jedenfalls den Prärien und Wäldern Kaliforniens entstammt, und Gemüse, die aus den intensiven Kulturen der Insel selbst herrühren. Als Getränk gibt es nicht das in Amerika allgemein gebräuchliche Eiswasser, sondern verschiedene Biere und Weine, die für die Kellereien von Milliard City aus den Geländen von Burgund, Bordeaux und des Rheins, natürlich mit hohen Kosten, bezogen waren.
Dieses Menü bringt unsere Pariser auf andere Gedanken. Vielleicht betrachten sie das Abenteuer, in das sie geraten sind, schon unter günstigerem Lichte. Bekanntlich haben ja alle Orchestermusiker einen guten Zug. Was aber bei denen natürlich erscheint, die bei der Handhabung von Blasinstrumenten ihre Lunge tüchtig anstrengen, ist weniger zu entschuldigen bei denen, die Streichinstrumente spielen. Doch gleichviel: Yvernes, Pinchinat, selbst Frascolin fangen an, das Leben rosenrot und in dieser Stadt der Milliardäre selbst goldfarbig zu sehen. Nur Sébastien Zorn allein widersteht der Versuchung und lässt seinen Ingrimm nicht durch die feurigen Gewächse Frankreichs ertränken.
Kurz, das Quartett ist bemerkbar »angehaucht«, wie man im alten Gallien sagt, als die Stunde kommt, die Rechnung zu verlangen. Von dem Oberkellner des Hotels, der in schwarzer Kleidung erscheint, wird sie Frascolin, als dem Kassierer, eingehändigt.
Die zweite Violine wirft einen Blick darauf, erhebt sich, sinkt zurück, erhebt sich wieder, reibt sich die Augen und starrt nach der Decke.
»Was fehlt dir denn?« fragt Yvernes verwundert.
»Es läuft mir ein Frostschauer durch Mark und Bein«, antwortet Frascolin.
»Es ist wohl teuer hier?«
»Mehr als teuer. Der Spaß kostet zweihundert Francs …«
»Für alle vier?«
»Nein, für jeden!«
In der Tat: Hundertsechzig Dollar, nicht mehr und nicht weniger, und im einzelnen beläuft sich die Nota für die Vorspeise auf fünfzehn Dollar, für den Fisch auf zwanzig, für die Rumpsteaks auf fünfundzwanzig Dollar, für den Medoc und den Burgunder auf dreißig Dollar für die Flasche, und für das übrige im Verhältnis hierzu.
»Donnerwetter!« platzt die Bratsche heraus.
»Diese Räuber!« schimpft Sébastien Zorn.
Die französisch hervorgestoßenen Worte versteht der Oberkellner zwar nicht, er bemerkt aber doch, dass hier etwas Besondres vorgehen müsse. Wenn sich indes ein Lächeln auf seine Lippen schleicht, so ist es nur das der Verwunderung, nicht das der Geringschätzung. Er findet es ganz natürlich, dass ein Diner für vier Personen hundertsechzig Dollar kostet. Das ist einmal der Preis auf Standard Island.
»Kein Aufhebens machen!« sagt Pinchinat, »Frankreich blickt auf uns! Bezahlen …«
»Und sei es, wie es sei«, fällt Frascolin ein, »schnell fort nach San Diego. Übermorgen besäßen wir nicht einmal so viel, um ein Butterbrot bezahlen zu können.«
Darauf zieht er die Brieftasche, entnimmt dieser eine stattliche Anzahl Papierdollar, die zum Glück auch in Milliard City gelten, und will sie eben dem Oberkellner einhändigen, als eine Stimme ruft:
»Diese Herren sind gar nichts schuldig!«
Es war die Stimme Calistus Munbars.
Der Yankee war eben ruhig lächelnd, in gewohnter guter Laune, in den Saal getreten.
»Er!« fuhr Sébastien Zorn auf, den die Lust anwandelte, jenem an die Kehle zu springen und diese zu drücken, wie er den Hals seines Violoncells beim Forte drückt.
»Beruhigen Sie sich, lieber Zorn«, begann der Amerikaner. »Wollten Sie mir freundlichst alle in den Salon folgen, wo der Kaffee aufgetragen ist? Dort können wir in Ruhe plaudern, und nach Schluss unseres Gesprächs …«
»Erwürge ich Sie!« fiel ihm Sébastien Zorn ins Wort.
»Nein … Sie werden mir die Hände küssen …«
»Ich werde Ihnen gar nichts küssen!« polterte der Violoncellist, der vor Wut einmal blass und einmal blaurot wurde.
Kurze Zeit darauf haben sich’s die Gäste Calistus Munbars auf weichen Sofas bequem gemacht, während sich der Yankee auf einem Schaukelstuhle wiegt.
Hier stellt er sich nun seinen Gästen formgerecht in folgender Weise vor:
»Calistus Munbar, aus New York, fünfzig Jahre alt, Urenkel des berühmten