Die Propeller-Insel. Jules Verne

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Die Propeller-Insel - Jules Verne Jules Verne bei Null Papier

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blü­hen. Da strö­men Spa­zier­gän­ger hin­zu … ge­mach­te Män­ner und jun­ge Leu­te, nicht sol­che »Zier­ben­gel«, wie sie lei­der in eu­ro­päi­schen Groß­städ­ten so vie­le her­um­lau­fen, son­dern ge­sun­de, kräf­ti­ge Jüng­lin­ge. Frau­en und jun­ge Mäd­chen, meist in stroh­gel­ber Toi­let­te – dem da­für un­ter den Tro­pen be­lieb­tes­ten Far­ben­to­ne – lei­ten schlan­ke, mit Sei­den­de­cken ge­schütz­te Wind­spie­le mit gol­di­gen Hals­bän­dern an wei­cher Schnur. Da und dort folgt die­se Gen­try den fein­san­di­gen Al­leen, die sich durch den Park hin­win­den. Hier sieht man die einen auf die Pols­ter der elek­tri­schen Stra­ßen­bahn­wa­gen hin­ge­streckt, dort ru­hen an­de­re auf den von dich­tem Grün über­dach­ten Bän­ken. Noch wei­ter drau­ßen wid­men sich jun­ge Gent­le­men dem Lawn-ten­nis, dem Krocket, Golf oder dem Fuß­ball­spie­le, wäh­rend an­de­re auf mun­te­ren Po­nies dem Polo ob­lie­gen. Gan­ze Scha­ren von Kin­dern – von je­nen ame­ri­ka­ni­schen Kin­dern, die sich so schnell ent­wi­ckeln und bei de­nen, vor­züg­lich bei den klei­nen Mäd­chen, eine aus­ge­spro­che­ne In­di­vi­dua­li­tät so be­zeich­nend her­vor­tritt – tum­meln sich auf den Ra­sen­plät­zen. Da­zwi­schen trot­ten Rei­ter auf ele­gan­ten Pfer­den oder sieht man hier und da über­mü­tig lus­ti­ge Gar­ten­ge­sell­schaf­ten.

      Auch den Han­dels­vier­teln fehlt es zur Stun­de nicht an Be­such.

      Die be­weg­li­chen Trot­toirs glei­ten mit ih­rer Last längst der Haupt­stra­ße da­hin. Am Fuße des Tur­mes, in dem Vier­eck des Ob­ser­va­to­ri­ums, ge­hen vie­le Per­so­nen hin und her, de­ren Auf­merk­sam­keit die Ge­fan­ge­nen wohl er­re­gen könn­ten. Pin­chi­nat und Fras­co­lin ru­fen auch wie­der­holt laut hin­un­ter. Dass sie ge­hört wur­den, er­kennt man dar­aus, dass man­che Arme sich em­por­stre­cken, ja auch ein­zel­ne Wor­te drin­gen bis zu ih­nen hin­auf.

      Nie­mand zeigt die ge­rings­te Über­ra­schung oder scheint sich über die Grup­pe auf der Platt­form ir­gend­wie zu ver­wun­dern. Die oben ver­ständ­li­chen Wor­te be­ste­hen in ei­nem »Good bye«, ei­nem »How do You do!«, ei­nem »Gu­ten Tag« oder an­de­ren land­läu­fi­gen Höf­lich­keits­aus­drücken. Es scheint, als ob die gan­ze Be­völ­ke­rung von dem Ein­tref­fen der vier Pa­ri­ser, die Ca­lis­tus Mun­bar emp­fan­gen hat­te, völ­lig un­ter­rich­tet sei.

      »He … he … die ma­chen sich über uns noch lus­tig!« sagt Pin­chi­nat.

      »Das scheint mir auch so!« stimmt ihm Yver­nes bei.

      So ver­rinnt eine Stun­de – eine Stun­de, aber alle Rufe nach un­ten blei­ben nutz­los. Die dring­li­chen Bit­ten Fras­co­lins ha­ben eben­so­we­nig Er­folg, wie das Schmä­hen und Schel­ten Sé­bas­ti­en Zorns. Die Zeit zum Es­sen rückt im­mer nä­her, der Park wird von Spa­zier­gän­gern, die Stra­ße von mü­ßi­gen Fla­neu­ren im­mer lee­rer. Es ist zum Toll­wer­den!

      »Wir glei­chen ohne Zwei­fel«, sagt Yver­nes, ro­man­ti­schen Erin­ne­run­gen nach­hän­gend, »je­nen pro­fa­nen Gäs­ten, die ein bö­ser Geist an einen ge­hei­lig­ten Ort ver­lockt hat, und die nun den Tod er­lei­den müs­sen, weil sie et­was ge­se­hen hat­ten, was ihre Au­gen nicht se­hen durf­ten …«

      »Und hier lässt man uns den Qua­len des Hun­gers er­lie­gen!« seufzt Pin­chi­nat.

      »Nicht ohne dass wir al­les mög­li­che ver­sucht ha­ben wer­den, um un­se­re Exis­tenz zu ver­län­gern!« er­klärt Sé­bas­ti­en Zorn.

      »Und wenn wir ge­zwun­gen sind, ei­ner den an­de­ren auf­zuz­eh­ren, dann kommt Yver­nes zu­erst an die Rei­he!« sagt Pin­chi­nat.

      »Wie es euch be­liebt!« stöhnt die ers­te Gei­ge mit schwa­cher Stim­me und senkt schon den Kopf, um den To­dess­treich zu emp­fan­gen.

      Da dringt vom Tur­me un­ten ein Geräusch her­auf. Der Fahr­stuhl glei­tet nach oben und hält im Ni­veau der Platt­form an. Bei dem Ge­dan­ken, Ca­lis­tus Mun­bar wie­der auf­tau­chen zu se­hen, be­rei­ten sich die Ge­fan­ge­nen schon, ihn nach Ge­bühr zu emp­fan­gen …

      Der Fahr­stuhl ist leer.

      Gut, so ist die Sa­che auf­ge­scho­ben; die Gef­opp­ten wer­den den sau­be­ren Herrn schon fin­den. Jetzt gil­t’s nur, ei­ligst nach der Erde hin­ab­zu­ge­lan­gen, und das ein­zi­ge Mit­tel dazu ist, im Fahr­stuhl Platz zu neh­men.

      Das ge­schieht denn auch so­fort. So­bald der Vio­lon­cel­list nebst Ge­nos­sen sich in dem Be­häl­ter be­fin­den, setzt die­ser sich in Be­we­gung und langt bin­nen kaum ei­ner Mi­nu­te un­ten im Tur­me an.

      »Und nun«, ruft Pin­chi­nat mit dem Fuße stamp­fend, »be­fin­den wir uns nicht ein­mal auf na­tür­li­chem Bo­den!« (Im Ori­gi­nal ein Wort­spiel, da »sol« eben­so Bo­den, Erd­bo­den heißt, wie es das »G« der Ton­lei­ter be­zeich­net.)

      Für der­ar­ti­ge Kalau­er war der Zeit­punkt frei­lich schlecht ge­wählt. Es er­folgt auch kei­ne Ant­wort dar­auf. Die Tür ist of­fen. Alle vier tre­ten hin­aus. Der in­ne­re Hof ist men­schen­leer. Sie schrei­ten dar­über hin und fol­gen ei­ner Ave­nue.

      Ein­zel­ne Per­so­nen kom­men an den Fremd­lin­gen vor­über, ohne die­sen ir­gend­wel­che Be­ach­tung zu schen­ken. Auf eine Be­mer­kung Fras­co­lins, der vor al­lem Klug­heit emp­fahl, muss Sé­bas­ti­en Zorn auf al­les Schimp­fen und Wet­tern ver­zich­ten. Bei den Be­hör­den nur wol­len sie Ge­rech­tig­keit su­chen. Das läuft ih­nen ja nicht da­von. Man be­schließt also, erst nach dem Ex­zel­si­or-Ho­tel zu ge­hen und da den nächs­ten Mor­gen ab­zu­war­ten, um dann in der Ei­gen­schaft als freie Män­ner sei­ne Rech­te gel­tend zu ma­chen. Das Quar­tett wan­dert also die First Ave­nue hin­auf.

      Ha­ben un­se­re Pa­ri­ser denn das Pri­vi­le­gi­um, die öf­fent­li­che Auf­merk­sam­keit zu er­we­cken? … Ja und nein. Man sieht sie wohl an, doch nicht in auf­fal­len­der Wei­se, höchs­tens so, als ge­hör­ten sie zu den sel­te­nen Tou­ris­ten, die Mil­li­ard City zu­wei­len be­su­chen. Un­ter dem Dru­cke ganz au­ßer­ge­wöhn­li­cher Ver­hält­nis­se sind sie selbst nicht ge­ra­de bei ro­si­ger Lau­ne und bil­den sich ein, weit mehr an­ge­st­arrt zu wer­den, als es wirk­lich der Fall ist. And­rer­seits wird man es ver­zeih­lich fin­den, dass ih­nen die­se »se­geln­den In­su­la­ner« et­was när­risch er­schei­nen, die­se Leu­te, die sich frei­wil­lig von ih­res­glei­chen trenn­ten und nun auf dem größ­ten Ozean der Erd­ku­gel um­her­ir­ren. Mit ein we­nig Fan­ta­sie könn­te man glau­ben, sie ge­hör­ten ei­nem an­de­ren Pla­ne­ten un­se­res Son­nen­sys­tems an. Das ist we­nigs­tens die An­sicht Yver­nes, den sein über­reiz­tes Hirn leicht nach nur er­dach­ten Wel­ten ver­setzt.

      Pin­chi­nat be­gnügt sich da­ge­gen zu sa­gen:

      »Alle die­se Leu­te ha­ben mei­ner Treu das rich­ti­ge Mil­lio­näraus­se­hen und schei­nen mir un­ter den Nie­ren, ganz wie ihre In­sel, einen klei­nen Pro­pel­ler mit her­um­zu­tra­gen.«

      In­zwi­schen macht sich

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