Die Propeller-Insel. Jules Verne
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Propeller-Insel - Jules Verne страница 25
Auch den Handelsvierteln fehlt es zur Stunde nicht an Besuch.
Die beweglichen Trottoirs gleiten mit ihrer Last längst der Hauptstraße dahin. Am Fuße des Turmes, in dem Viereck des Observatoriums, gehen viele Personen hin und her, deren Aufmerksamkeit die Gefangenen wohl erregen könnten. Pinchinat und Frascolin rufen auch wiederholt laut hinunter. Dass sie gehört wurden, erkennt man daraus, dass manche Arme sich emporstrecken, ja auch einzelne Worte dringen bis zu ihnen hinauf.
Niemand zeigt die geringste Überraschung oder scheint sich über die Gruppe auf der Plattform irgendwie zu verwundern. Die oben verständlichen Worte bestehen in einem »Good bye«, einem »How do You do!«, einem »Guten Tag« oder anderen landläufigen Höflichkeitsausdrücken. Es scheint, als ob die ganze Bevölkerung von dem Eintreffen der vier Pariser, die Calistus Munbar empfangen hatte, völlig unterrichtet sei.
»He … he … die machen sich über uns noch lustig!« sagt Pinchinat.
»Das scheint mir auch so!« stimmt ihm Yvernes bei.
So verrinnt eine Stunde – eine Stunde, aber alle Rufe nach unten bleiben nutzlos. Die dringlichen Bitten Frascolins haben ebensowenig Erfolg, wie das Schmähen und Schelten Sébastien Zorns. Die Zeit zum Essen rückt immer näher, der Park wird von Spaziergängern, die Straße von müßigen Flaneuren immer leerer. Es ist zum Tollwerden!
»Wir gleichen ohne Zweifel«, sagt Yvernes, romantischen Erinnerungen nachhängend, »jenen profanen Gästen, die ein böser Geist an einen geheiligten Ort verlockt hat, und die nun den Tod erleiden müssen, weil sie etwas gesehen hatten, was ihre Augen nicht sehen durften …«
»Und hier lässt man uns den Qualen des Hungers erliegen!« seufzt Pinchinat.
»Nicht ohne dass wir alles mögliche versucht haben werden, um unsere Existenz zu verlängern!« erklärt Sébastien Zorn.
»Und wenn wir gezwungen sind, einer den anderen aufzuzehren, dann kommt Yvernes zuerst an die Reihe!« sagt Pinchinat.
»Wie es euch beliebt!« stöhnt die erste Geige mit schwacher Stimme und senkt schon den Kopf, um den Todesstreich zu empfangen.
Da dringt vom Turme unten ein Geräusch herauf. Der Fahrstuhl gleitet nach oben und hält im Niveau der Plattform an. Bei dem Gedanken, Calistus Munbar wieder auftauchen zu sehen, bereiten sich die Gefangenen schon, ihn nach Gebühr zu empfangen …
Der Fahrstuhl ist leer.
Gut, so ist die Sache aufgeschoben; die Gefoppten werden den sauberen Herrn schon finden. Jetzt gilt’s nur, eiligst nach der Erde hinabzugelangen, und das einzige Mittel dazu ist, im Fahrstuhl Platz zu nehmen.
Das geschieht denn auch sofort. Sobald der Violoncellist nebst Genossen sich in dem Behälter befinden, setzt dieser sich in Bewegung und langt binnen kaum einer Minute unten im Turme an.
»Und nun«, ruft Pinchinat mit dem Fuße stampfend, »befinden wir uns nicht einmal auf natürlichem Boden!« (Im Original ein Wortspiel, da »sol« ebenso Boden, Erdboden heißt, wie es das »G« der Tonleiter bezeichnet.)
Für derartige Kalauer war der Zeitpunkt freilich schlecht gewählt. Es erfolgt auch keine Antwort darauf. Die Tür ist offen. Alle vier treten hinaus. Der innere Hof ist menschenleer. Sie schreiten darüber hin und folgen einer Avenue.
Einzelne Personen kommen an den Fremdlingen vorüber, ohne diesen irgendwelche Beachtung zu schenken. Auf eine Bemerkung Frascolins, der vor allem Klugheit empfahl, muss Sébastien Zorn auf alles Schimpfen und Wettern verzichten. Bei den Behörden nur wollen sie Gerechtigkeit suchen. Das läuft ihnen ja nicht davon. Man beschließt also, erst nach dem Exzelsior-Hotel zu gehen und da den nächsten Morgen abzuwarten, um dann in der Eigenschaft als freie Männer seine Rechte geltend zu machen. Das Quartett wandert also die First Avenue hinauf.
Haben unsere Pariser denn das Privilegium, die öffentliche Aufmerksamkeit zu erwecken? … Ja und nein. Man sieht sie wohl an, doch nicht in auffallender Weise, höchstens so, als gehörten sie zu den seltenen Touristen, die Milliard City zuweilen besuchen. Unter dem Drucke ganz außergewöhnlicher Verhältnisse sind sie selbst nicht gerade bei rosiger Laune und bilden sich ein, weit mehr angestarrt zu werden, als es wirklich der Fall ist. Andrerseits wird man es verzeihlich finden, dass ihnen diese »segelnden Insulaner« etwas närrisch erscheinen, diese Leute, die sich freiwillig von ihresgleichen trennten und nun auf dem größten Ozean der Erdkugel umherirren. Mit ein wenig Fantasie könnte man glauben, sie gehörten einem anderen Planeten unseres Sonnensystems an. Das ist wenigstens die Ansicht Yvernes, den sein überreiztes Hirn leicht nach nur erdachten Welten versetzt.
Pinchinat begnügt sich dagegen zu sagen:
»Alle diese Leute haben meiner Treu das richtige Millionäraussehen und scheinen mir unter den Nieren, ganz wie ihre Insel, einen kleinen Propeller mit herumzutragen.«
Inzwischen macht sich