Die Propeller-Insel. Jules Verne
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Das Ganze ist Eigentum der Standard Island Company. Alle Bewohner der künstlichen Insel sind, wie groß auch ihr Vermögen sei, nur Abmieter. Übrigens wurde bezüglich des Komforts und der Zweckmäßigkeit hier alles vorgesehen, was die unglaublich reichen Amerikaner nur erwarten konnten, diese Leute, neben denen die Souveräne Europas und die Nabobs Indiens nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Wenn statistisch nachgewiesen ist, dass der Goldvorrat der Erde achtzehn Milliarden und der Silbervorrat zwanzig Milliarden beträgt, so besitzen die Bewohner dieses Juwels des Stillen Weltmeers davon in der Tat einen recht beträchtlichen Teil.
Von Anfang an hat sich das ganze Unternehmen übrigens finanziell vorzüglich gestaltet. Einzelhäuser und Wohnungen wurden zu gradezu fabelhaften Preisen vermietet, sodass solche zuweilen mehrere Millionen übersteigen, denn nicht so wenige Familien waren in der beneidenswerten Lage, derartige Summen alljährlich nur für ihr Unterkommen anzulegen. Die Company erzielte damit schon aus dieser einen Quelle einen Überschuss. Hiernach wird jedermann zugestehen, dass die Hauptstadt von Standard Island den ihr beigelegten Namen mit Recht verdiente.
Von jenen überreichen Familien abgesehen, gibt es hier mehrere hundert andere, deren Mietzins hundert- bis zweihunderttausend Francs beträgt und die sich mit solchen bescheidenen Verhältnissen begnügen. Die noch übrige Einwohnerschaft umfasst dann Lehrer jedes Faches, Lieferanten, Angestellte, Dienstboten und Fremde, deren Zufluss nur gering ist und denen nicht gestattet wird, sich in Milliard City oder sonstwo auf der Insel anzusiedeln. Von Advokaten gibt es nur wenige, wodurch auch Prozesse nur selten sind; Ärzte noch weniger, wodurch die Sterblichkeit auf eine lächerlich tiefe Stufe herabsinkt. Jeder Bewohner kennt übrigens sehr genau seine Konstitution, seine am Dynamometer gemessene Muskelkraft, seine mittels Spirometer festgestellte Lungenkapazität (Atmungsgröße), die am Sphygmometer beobachtete Zusammenziehungsfähigkeit seines Herzens und endlich seine am Magnetometer ablesbare allgemeine Lebenskraft. In der Stadt gibt es übrigens weder Schankstätten, Cafés oder Restaurationen, überhaupt nichts, was den Alkoholismus befördern könnte. Niemals ist hier ein Fall von Dypsomanie – sagen wir für die des Griechischen nicht kundigen Leser: von Trunksucht – vorgekommen. Vergessen wir nicht anzuführen, dass der Stadt elektrische Energie, Licht, mechanische Kraft, Wärme, verdichtete und verdünnte, sowie kalte Luft, Druckwasser geliefert und ihr pneumatische Telegramme und telefonische Nachrichten durch öffentliche Werke übermittelt werden. Geht jemand mit Tode ab auf dieser Schraubeninsel, die jeder klimatischen Unbill entzogen und gegen jede Beeinflussung durch Mikroben geschützt ist, so geschieht das, weil man, wenn die früher aufgezognen Federn der Lebensmaschinerie nach langer, langer Zeit abgelaufen sind, doch eben einmal sterben muss.
Auch Soldaten gibt es auf Standard Island, nämlich eine Truppe von fünfzig Mann unter dem Befehle des Colonel Stewart, denn man durfte nicht außer acht lassen, dass die weiten Gebiete des Stillen Ozeans nicht immer sicher sind. In der Nachbarschaft gewisser Inselgruppen ist es ein Gebot kluger Vorsicht, sich gegen Überfälle durch mancherlei Seeräuber sicherzustellen. Dass diese Miliz einen sehr hohen Sold bezieht und der gewöhnliche Mann sich besser steht, als ein höherer Offizier im alten Europa, ist ja selbstverständlich. Die Anwerbung dieser Soldaten, die auf öffentliche Kosten untergebracht, ernährt und gekleidet werden, geht ohne Schwierigkeiten vor sich. Der gleich einem Krösus bezahlte Anführer der Truppe hat dabei nur die Qual der Wahl.
Auf Standard Island existiert auch eine Polizei – nur einige schwache Rotten, die aber völlig hinreichen für die Sicherheit einer Stadt, in der keine Ursache vorliegt, diese Sicherheit gestört zu sehen. Es bedarf ja stets besonderer Genehmigung der obersten Verwaltungsbehörde, um sich hier häuslich niederzulassen. Die »Küsten« sind Tag und Nacht durch eine Abteilung Zollbeamter überwacht. Nur in den Häfen ist eine Landung überhaupt möglich. Wie sollten Übeltäter also Eingang finden? Was etwa Leute beträfe, die sich erst hier Ungebührlichkeiten zuschulden kommen ließen, so würden solche kurzerhand verhaftet, abgeurteilt und im Westen oder Osten des Großen Ozeans irgendwo an der Neuen oder Alten Welt ausgesetzt werden, sodass sie nach Standard Island niemals zurückkehren könnten.
Wir bedienten uns des Ausdrucks: die Häfen von Standard Island; deren gibt es in der Tat zwei, und zwar an beiden Enden der kurzen Durchschnittslinie des Ovals, das die Schraubeninsel bildet. Der eine heißt Steuerbord-, der andere Backbordhafen, entsprechend den im Seewesen gebräuchlichen Bezeichnungen.
Auf keinen Fall ist eine Unterbrechung der regelmäßigen Zufuhren zu befürchten. Das kann nicht vorkommen, weil jene Häfen auf einander entgegengesetzten Seiten liegen. Sollte nun der eine infolge schlechter Witterung unzugänglich sein, so steht doch der andere den Schiffen offen, die die Insel also bei jeder Windrichtung anlaufen können. Entweder im Backbord- oder im Steuerbordhafen treffen also die verschiedenen, notwendigen Waren ein, das Petroleum mit Spezialdampfern, Mehl und Feldfrüchte, Wein, Bier und andere beliebte Getränke, ferner Tee, Kaffee, Schokolade, Gewürze, Konserven usw. – Hier landet man auch Rinder, Hammel und Schweine von den besten Märkten Amerikas, wodurch der Bedarf an frischem Fleisch gedeckt wird, und überhaupt alles, was selbst die verwöhntesten Feinschmecker von Nahrungs- und Genussmitteln nur wünschen können. Ebenso erfolgt hier der Import von Stoffen, Leinenwaren und Modeartikeln, wie sie der raffinierteste Dandy und die eleganteste Weltdame nur verlangen können. Alle diese Gegenstände kauft man dann bei den Zwischenhändlern auf Standard Island … zu welchem Preise, wollen wir lieber verschweigen, um nicht die Ungläubigkeit des freundlichen Lesers zu erwecken.
Dagegen liegt die Frage nahe, wie ein regelmäßiger Dampferverkehr möglich war zwischen der Küste Amerikas und einer Insel mit Propellern, die sich selbst fortbewegte und sich heute in dieser Gegend und morgen zwanzig Meilen weiter befand?
Die Antwort ist sehr einfach. Standard Island segelt