Die Propeller-Insel. Jules Verne
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Das ist also jenes neunte Weltwunder, jenes des zwanzigsten Jahrhunderts würdige Meisterstück menschlichen Geistes, dessen unfreiwillige Gäste zwei Violinen, eine Bratsche und ein Violoncell sind und die Standard Island nach den westlichen Teilen des Pazifischen Ozean entführt.
1 Führer eines Geschwaders bei der Kriegsmarine <<<
2 Die Südlichen Sandwichinseln sind eine Inselkette im subantarktischen Südatlantik. <<<
Sechstes Kapitel – Eingeladene … Inviti
Wenn man auch annehmen darf, dass Sébastien Zorn, Frascolin, Yvernes und Pinchinat Leute waren, die über nichts erstaunten, so wurde es diesen doch schwer, in gewiss begründetem Unwillen dem Calistus Munbar nicht an die Kehle zu springen. Es soll einer nur in dem Glauben leben, auf dem Boden des westlichen Amerika umherzuwandeln, und dann erkennen, dass man ihn aufs hohe Meer hinausbefördert! Man soll sich für einige zwanzig Meilen von San Diego entfernt halten, wo man am nächsten Tage zu einem Konzert erwartet wird, und dann ganz schlankweg hören, dass man auf einer schwimmenden Insel immer weiter davon hinwegtreibt! Wahrhaftig, ein Überfall wäre zu verzeihen gewesen.
Zu seinem Glücke hatte sich der Amerikaner einem solchen ersten Wutausbruche zu entziehen gewusst. Sich die Überraschung oder richtiger die Verblüffung des Konzert-Quartetts zunutze machend, verlässt er die Plattform des Turmes, betritt den Fahrstuhl und ist damit vorläufig vor den Vorwürfen und etwaigen Handgreiflichkeiten der vier Pariser geschützt.
»Solch ein Schurke!« ruft das Violoncell.
»Solch ein Untier!« fällt die Bratsche ein.
»Oho … wenn wir’s ihm zu verdanken haben, ein reines Wunder kennenzulernen …«, lässt sich die erste Violine vernehmen.
»Du willst ihn doch nicht gar noch entschuldigen?« meint die zweite Geige.
»Hier gibt’s keine Entschuldigung«, ruft Pinchinat, »und wenn sich auf Standard Island noch Gerechtigkeit findet, lassen wir ihn verdonnern, diesen Malefizkerl von Yankee!«
»Und wenn’s noch einen Henker gibt«, brüllt Sébastien Zorn, »dann lassen wir ihn aufknüpfen!«
Um so schöne Vorsätze auszuführen, gilt es freilich zuerst zum Niveau der Einwohner von Milliard City hinabzugelangen, da hundertfünfzig Fuß hoch in der Luft natürlich keine Polizei tätig ist. Das konnte ja in wenigen Augenblicken geschehen sein, wenn ein Abstieg möglich war. Der Fahrstuhl des Aufzugs ist aber nicht wieder heraufgekommen, und nirgends findet sich etwas wie eine Treppe. Das Quartett befindet sich also auf der Höhe des Turmes außer Verbindung mit der übrigen Menschheit.
Nach dem ersten Ausbruche der Enttäuschung und der Wut sind Sébastien Zorn, Pinchinat und Frascolin, die Yvernes seiner Bewunderung überlassen, endlich völlig still geworden und rühren sich nicht von der Stelle. Über ihnen flattert die Flagge an der langen Fahnenstange. Sébastien Zorn wandelt eine grimmige Lust an, die Hissleine zu durchschneiden und die Flagge wie die eines sich ergebenden Kriegsschiffes zu senken. Immerhin erscheint es besser, sich nicht in eine vielleicht schlimm auslaufende Geschichte einzulassen, und seine Kameraden halten ihn noch zurück, als er schon mit einem scharf geschliffenen Bowiemesser herumfuchtelt.
»Achtung, wir wollen vor allem nicht uns ins Unrecht versetzen«, mahnt der kluge Frascolin.
»Du ergibst dich also in unsere elende, lächerliche Lage?« fragt Pinchinat.
»Das nicht … doch wir wollen sie nicht noch mehr komplizieren.«
»Und unser Gepäck, das inzwischen nach San Diego unterwegs ist!« bemerkt der Bratschist, die Arme kreuzend.
»Und unser für morgen angesetztes Konzert!« ruft Sébastien Zorn.
»Das geben wir durchs Telefon!« antwortet der erste Geiger, dessen Scherz nicht geeignet ist, die Reizbarkeit des kochenden Violoncellisten abzustumpfen.
Das Observatorium nimmt, wie wir wissen, die Mitte eines großen Vierecks ein, an dem die First Avenue ausmündet. Am anderen Ende dieser drei Kilometer langen Hauptverkehrsader, die die beiden Hälften von Milliard City scheidet, erblicken die Künstler eine Art monumentalen Palast, der von einem leichten und sehr eleganten Wartturm überragt wird. Sie sagen sich, dass das der Sitz der Regierung, die Residenz der obersten Stadtbehörde sein werde, wenn Milliard City überhaupt einen Bürgermeister und andere Beamte hat. Sie täuschen sich hierin nicht. Eben jetzt beginnt die Uhr jenes Wartturms ein herrliches Glockenspiel, dessen Klänge auf den Wellen des Windes bis zum Turme hier herübergelangen.
»Hört! … Das geht aus D-dur«, sagt Yvernes.
»Und im Zweivierteltakt«, setzt Pinchinat hinzu.
Da schlägt der Wartturm fünf Uhr.
»Und wann essen wir«, ruft Sébastien Zorn, »wie wird’s mit dem Schlafen? Sollen wir etwa wegen des Spitzbuben von Munbar hier auf der Plattform des Turmes die Nacht in freier Luft zubringen?«
So scheint es allerdings, denn der Fahrstuhl kommt nicht wieder herauf, um die Gefangenen