Oliver Twist. Charles Dickens

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Oliver Twist - Charles Dickens

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eher nicht. Ich weiss es, Oliver, der Doctor hat Recht; denn ich träume so viel vom Himmel und von Engeln und freundlichen Gesichtern, die ich niemals sehe, wenn ich aufwache. Leb’ wohl, Oliver; geh’ mit Gott! Gottes Segen begleite dich!“

      Oliver hatte noch nie des Himmels Segen auf sich herabrufen hören, und nie vergass er diese Segnung von den Lippen eines Kindes unter allen Leiden, Sorgen, Mühen, Kämpfen und Wechselschicksalen seines Lebens.

      Achtes Kapitel.

      Oliver geht nach London, und trifft mit einem absonderlichen jungen Gentleman zusammen.

      Oliver lief ohne Rast und Ruhe, bis er um Mittag bei einem Meilensteine stilstand, auf dem die Entfernung Londons angegeben war. Dort konnte man ihn nicht finden, er hatte oft sagen hören, dass die unermessliche Stadt zahllose Mittel zum Fortkommen darböte, sein Entschluss war gefasst; er machte sich bald wieder auf den Weg, und gedachte nun erst der Schwierigkeiten, die er zu überwinden haben würde, um an sein Ziel zu gelangen. Er hatte ein grobes Hemde, zwei Paar Strümpfe, eine Brodrinde und einen Penny in seinem Bündel — ein Geschenk Mr. Sowerberry’s nach einem Begräbnisse, bei welchem er sich dessen ungewöhnliche Zufriedenheit verdient hatte. Er sann vergeblich darüber nach, wie er mit so geringen Mitteln London erreichen solle — und trabte weiter.

      Nachdem er zwanzig Meilen zurückgelegt hatte, lenkte er auf eine Wiese ein und legte sich in einem Heuhaufen zur Ruhe nieder. Er machte am zweiten Tage abermals zwölf Meilen, verwendete seinen Penny für Brod, übernachtete auf ähnliche Weise, und erhob sich am dritten Morgen fast erfroren und mit erstarrten Gliedern, so dass er sich kaum von der Stelle bewegen konnte.

      Die Strasse wand sich hier einen ziemlich steilen Hügel hinauf, und er flehete die Aussenpassagiere einer Postkutsche um eine Gabe an. Nur Einer beachtete ihn, rief ihm zu, er möge warten, bis man oben angelangt wäre, und begehrte darauf, zu erfahren, wie weit er um einen halben Penny mitlaufen könne. Oliver musste nach der grössten Anstrengung doch bald zurückbleiben, und der Mildthätige steckte sein Geldstück wieder in die Tasche und erklärte ihn für einen faulen Schlingel, der keine Freigebigkeit verdiene. Dahin rollte die Postkutsche, und liess nur eine Staubwolke zurück.

      In manchen Dörfern waren Pfosten mit Tafeln errichtet, auf welchen scharfe Drohungen gegen alle Bettler zu lesen waren, und Oliver eilte furchtsam weiter; in andern, wenn er etwa vor einem Gasthause mit sehnsüchtigen Blicken stillstand, hiess man ihn sich davon machen, wenn er nicht als ein Dieb eingesperrt werden wollte. Aus vielen Häusern vertrieb ihn die Drohung, dass man die Hunde loslassen werde, wenn er sich nicht sofort entferne.

      Es würde ihm ohne Zweifel ergangen sein, wie seiner unglücklichen Mutter, wenn sich nicht ein menschenfreundlicher Schlagbaumwärter und eine gutherzige Frau seiner angenommen hätten. Jener erquickte ihn durch ein, wenn auch nur aus Brod und Käse bestehendes Mittagsmahl; und diese, die einen schiffbrüchigen, sie wusste nicht wo umherirrenden Grosssohn hatte, gab ihm, was ihre Armuth vermochte, und obenein, was mehr war für Oliver, und ihn alle seine Leiden auf eine Zeitlang vergessen liess, freundliche Worte und mitleidige Zähren.

      Am siebenten Morgen nach Sonnenaufgang erreichte er mit wunden Füssen die kleine Stadt Barnet. Es regte sich fast noch Niemand, die Wenigen, welche sich blicken liessen, kümmerten sich nicht um ihn, er wagte es nicht, sie um eine Gabe anzusprechen, und setzte sich auf eine Bank vor einer Thür.

      Nach einiger Zeit ging ein Knabe an ihm vorüber, sah sich nach ihm um, ging weiter, sah sich zum zweiten Male nach ihm um, stand still, kehrte zurück und redete ihn an.

      Er mochte ungefähr so alt sein, wie Oliver selbst, der nie einen so absonderlichen Kauz gesehen. Er hatte eine Stumpfnase und eine platte Stirn, sah höchst ordinär und schmutzig aus, und seine ganze Haltung und sein Benehmen war wie das eines Mannes. Er war klein für sein Alter, hatte Dachsbeine, und kleine, scharfe, hässliche Augen. Der Hut sass ihm so lose auf dem Kopfe, als wenn er jeden Augenblick herunterfallen müsste, und er würde auch heruntergefallen sein, wenn er nicht durch häufige rasche Kopfbewegungen seines Besitzers immer wieder zurecht gerückt oder befestigt worden wäre. Die Kleidung des kleinen war gleichfalls nichts weniger als knabenhaft, und die ganze Figur stellte das vollkommene Bild eines renommirenden, prahlhaften kleinen Helden von vier Fuss Höhe dar.

      „Was fehlt dir, Bursch? Was scheft dermehr? 2 redete er Oliver an.

      „Ich bin sehr hungrig und müde,“ erwiderte Oliver, mit Thränen in den Augen. „Ich komme weit her, und bin seit sieben Tagen auf der Wanderung gewesen.“

      „Weit her — hm! — seit sieben Tagen auf der Wanderung gewesen? — Ah — sehe schont — auf Oberschenkels Befehl — he? Doch,“ fügte er hinzu, als er Oliver’s verwunderte Miene gewahrte, „du scheinst nicht zu wissen, was ä Oberschenkel ist, mein guter Kochemer.“ 3

      Oliver erwiderte schüchtern, er wisse allerdings sehr wohl, dass man unter einem Oberschenkel den oberen Theil eines Beines verstehe.

      „Ha, ha, ha! Wie grün!“ rief der junge Gentleman aus. „Ae Oberschenkel ist ä Friedensrichter, wer auf ’nes Oberschenkels Befehl geht, kömmt nicht vorwärts, sondern geht immer ’nauf, ohne wieder ’nunter zu kommen. Noch nicht in der Mühle gewesen?“

      „In was für einer Mühle?“ fragte Oliver.

      „Ei, in der, die in ä Doves 4 Platz hat. Doch du bist butterich; 5 ich hab’ freilich auch nicht eben zu viel Massumme, 6 aber so weit’s zureicht, will ich ’rausrücken und blechen. Steh’ auf — komm!“

      Der junge Gentleman half Oliver aufstehen, und nahm ihn mit sich in sein Gasthaus, wo er Brod und Schinken bringen liess, und ihn sehr aufmerksam beim Essen beobachtete. Als sich Oliver endlich gesättigt, warf er die Frage hin: „Nach London?“

      „Ja.“

      „Wohnung?“

      „Nein.“

      „Geld?“

      „Nein.“

      Der junge Herr senkte die Hände in die Taschen und pfiff.

      Oliver fragte ihn, ob er in London wohne.

      „Ja, wenn ich zu Hause bin. Aber du weisst wol nicht, wo du kommende Nacht schlafen sollst?“

      „Nein,“ antwortete Oliver. „Ich habe seit sieben Nächten unter keinem Dache geschlafen.“

      „Mach’ dir darum nur keine Sorgen. Ich gehe nach London und kenne da ’nen respectablen alten Herrn, der dir Wohnung umsonst geben und dir bald ’ne gute Stelle verschaffen wird — das heisst, wenn dich ä Schentleman einführt, den er kennt. Und ob er mich wohl kennt!“ fügte der junge Herr lächelnd hinzu.

      Das unerwartete Anerbieten war zu lockend, als dass Oliver einen Augenblick hätte anstehen sollen, es anzunehmen. Er wurde zutraulicher, und erfuhr nun auch, dass sein neuer Freund Jack Dawkins heisse, und ein besonderer Liebling des erwähnten alten Herrn sei. — Jack’s Aeusseres schien freilich den Lieblingen des alten Herrn nicht viele Vortheile zu versprechen; allein da er ziemlich leichtfertig und grosssprecherisch redete, und auch gestand, dass er unter seinen Bekannten allgemein den Namen des „gepfefferten Baldoberers“ (d. h. ausgelernten Kundschafters) führe, so schloss Oliver, er möge nicht eben viel taugen und die guten Lehren seines Wohlthäters in den Wind schlagen. Oliver nahm sich daher in der Stille vor, sich so bald als möglich die Gunst des alten Herrn zu gewinnen, und wenn er den Baldoberer unverbesserlich fände, die Ehre der näheren Bekanntschaft desselben abzulehnen.

      Da

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