COLD BLACK. Alex Shaw

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу COLD BLACK - Alex Shaw страница 8

COLD BLACK - Alex  Shaw Aidan Snow Thriller

Скачать книгу

id="u947f746a-5143-5630-a7bf-2a55e4d27219">

      Kapitel 2

      Datscha des Präsidenten, Verwaltungsbezirk Minsk, Weißrussland

      Plattgedrückte dunkle Haare, eine weinrote Krawatte auf gestärktem, weißem Hemd und tiefblauem Anzug. Swerow bewunderte sich im Spiegel. Er musste unbedingt einen ordentlichen Eindruck machen, denn immerhin sollte er der allererste Leiter des weißrussischen Geheimdienstes KGB sein, den die BBC interviewte.

      Als ihn die Sendeanstalt über die Botschaft kontaktiert hatte, war er zunächst nicht bereit gewesen, dem Journalisten ein Visum für die Einreise ins Land auszustellen. Nach kurzer Überlegung allerdings hatte er eingesehen, dass die womöglich positive Werbung dem Ansehen des Landes sehr helfen würde. Deshalb hatte er eingewilligt und sich die jüngsten Berichte besorgt, die auf dem Mist des Mannes gewachsen waren, um seine Glaubwürdigkeit zu überprüfen.

      Sie würden sich ganze dreißig Minuten lang für das BBC-World-Format »Hard Talk Extra« unterhalten. Swerow hatte die Liste vorangegangener Interviewer mit regem Interesse gelesen, denn einen Teil der Leute bewunderte er, wohingegen er andere keines Blickes gewürdigt hätte, so sie je in seiner Heimat aufgekreuzt wären. Der Präsident war nun über den Nutzen im Bilde, den diese Unterhaltung bringen würde, und nahm an, sie sei von vornherein die Idee des Geheimdienstleiters selbst gewesen. Größenwahnsinnige wie das Staatsoberhaupt – natürlich hätte er diese Einschätzung nie laut geäußert – ließen sich leicht beeinflussen.

      Swerow verließ das Bad der Datscha des Präsidenten und nahm im Arbeitszimmer Platz. Die Visagistin der BBC hatte ihn bereits geschminkt, was er zwar weibisch fand, aber für ein notwendiges Übel hielt. Der Tontechniker klemmte ihm einen Abnehmer an den Aufschlag seines Jacketts – »falls das da ausfällt«, hatte er mit Bezug auf das Mikrofon mit wuschelig grauem Überzug erklärt, das außer Reichweite über seinem Kopf hing. Der BBC-Journalist hieß Simon White und wurde seinem Namen gerecht, da er vermutlich der Mensch mit dem teigig-hellsten Teint war, den Swerow je gesehen hatte. Mit seiner hageren Figur wirkte er im Fernsehen kräftiger als in natura, doch sein Blick strahlte etwas finster Erbittertes aus.

      Swerow hatte einen Monat im Voraus eine Liste von Fragen verlangt und wollte keine weiteren beantworten, außer sie wurden gefaxt und von ihm abgesegnet. Er sprach »gutes Englisch«, wie er selbst glaubte, deutete aber an, sich wohler dabei zu fühlen, das eigentliche Interview auf Weißrussisch führen zu dürfen. Dummerweise hatte der Produzent darum gebeten, es auf Englisch zu halten, da dies dem Stil der »Hard Talk«-Reihe entsprach. Swerow akzeptierte mit der Begründung, man müsse so reden wie der Westen, wenn man ihn »umwerben« wolle. Während des vergangenen Monats hatte Swerow mit den Fremdsprachenlehrern des KGB geübt. Sein Englisch war mehr als nur »gut«, denn er beherrschte es flüssig und spielte dies nur deshalb herunter, weil er nicht als Muttersprachler durchging. Er hatte noch einen Akzent und geriet zuweilen ins Stocken, um die treffenden Worte zu finden. Sein Englisch blieb also in seinen Augen lediglich »gut«.

      Während sich die Filmcrew bereit machte, fiel Swerow Whites professionelles Benehmen auf. So etwas ging allen weißrussischen Journalisten ab. Müßig zu erwähnen natürlich, dass dies nicht für diejenigen galt, die bei den staatlichen Zeitungen »Golas Radzimy« (Stimme des Mutterlandes) und »Narodnaja« (Wille des Volkes) in Lohn und Brot standen. Als die Leute vom BBC fertig waren, teilten sie ihm mit, die Aufnahme würde nun beginnen. Swerow nickte und sammelte sich. Er kannte die Reihenfolge der Fragen und hatte seine Antworten auswendig gelernt, schwitzte aber dennoch, und zwar nicht wegen der grellen TV-Scheinwerfer. Der Regisseur gab Zeichen, woraufhin White anfing, seinen Text vor laufender Kamera aufzusagen.

      »In einer Rede im Jahr 2005 nannte die damalige US-Staatssekretärin Condoleezza Rice sechs weltweite ›Vorposten der Tyrannei‹. Diese waren Kuba, Iran, Burma, Nordkorea, Simbabwe und Weißrussland. Mein heutiger Gast ist jemand, dem diese Behauptung gar nicht gefiel. Iwan Swerow, der Leiter des weißrussischen Geheimdienstes KGB. Direktor, vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, mit ›Hard Talk‹ zu sprechen.«

      Swerow nickte. Gar nicht gefiel es ihm, so vorgestellt zu werden, doch er hatte eine Antwort darauf parat. Den Amerikanern würde die Zornesröte ins Gesicht steigen.

      »Ich danke Ihnen für die Gelegenheit, die Lügen richtigzustellen, welche die ehemalige Regierung Bush über mein Land verbreitet hat.«

      White hatte mit diesen Worten gerechnet. »Wenn ich damit beginnen dürfte, was Ihrem Präsidenten vorgeworfen wurde. Er hat – angeblich, wohlgemerkt – Demonstrationen zerschlagen, unabhängige Medien und politische Widerständler verfolgt sowie Wahlen manipuliert.«

      Swerow blickte argwöhnisch drein. »Wer hat so etwas gesagt? Gewiss keine glaubhaften Regierungen. Präsident Lukaschenko regiert Weißrussland schon seit über fünfzehn Jahren. Er gab uns über fünfzehn Jahre Stabilität. Kann das irgendeiner unserer ehemals sowjetischen Nachbarn von sich behaupten? Es stimmt, Lukaschenko hat die Macht aufgrund seines Versprechens erlangt, »die Mafia zu stoppen«, also der Korruption unserer vorigen Führungsriege ein Ende zu bereiten. Ihm illegale Machenschaften vorzuwerfen ist Unsinn!«

      Obwohl ihn das förmliche Englisch seines Gesprächspartners beeindruckte, unterbrach White ihn. »Was sagen Sie dazu, dass Staatssekretärin Rice Weißrussland zu den Vorposten der Tyrannei zählte?«

      »Sekretärin Rices Bemerkung lief sehr weit an der Wirklichkeit vorbei. Wir luden sie ein, um sich selbst ein Bild von unserem Land zu machen. Diese völlig haltlosen Klischees und Vorurteile waren schlechte Ausgangspunkte für die Entwicklung einer wirksamen Politik, was Amerikas Auslandsbeziehungen betraf. Im Namen meiner Regierung stelle ich nun auch ihrer Nachfolgerin Mrs. Clinton frei, uns zu besuchen. Lassen Sie uns nun genauer auf das Wort ›Tyrann‹ eingehen. Was ist ein Tyrann? Ein Mensch, der Macht über einen Staat erlangt hat. Ein Herrscher, der die Interessen einer kleinen Gruppe über jene der Mehrheit stellt. Was dies betrifft, hat Präsident Lukaschenko die Interessen des weißrussischen Volkes über jene der übrigen Nationen der Welt gestellt. Jetzt möchte ich auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ›Tyrann‹ zurückkommen. Im griechischen Altertum waren Tyrannen diejenigen, die es mithilfe der Armen an die Spitze schafften, nachdem sie ihnen Land gegeben und sie aus Knechtschaft oder Sklaverei befreit hatten. Der Ausdruck bezog sich schlicht auf jemanden, der die amtierenden Regenten durch die Unterstützung des Volkes stürzen konnte. Präsident Lukaschenko genießt diese Unterstützung. Staatssekretärin Rice drückte sich unbesonnen aus. Könnte es sein, dass sie selbst nicht ganz verstand, was sie sagte?« Swerow verschränkte seine Arme. Er war sehr zufrieden mit seiner Antwort, vor allem dem Wortspiel.

      White blieb ungerührt. »Darf ich wieder? Die Abstimmung von 2007, aus welcher der Präsident als Sieger hervorging, wurde aufgrund mutmaßlicher Manipulation kritisiert.«

      Swerow schüttelte empört den Kopf. »Wahlbeobachter waren zugegen und versichern das Gegenteil.«

      Er fuhr damit fort, den politischen Weg seiner Regierung zu beschreiben, und verlieh ihrer Hoffnung auf eine ausgedehntere Kooperation mit Europa Ausdruck.

      White nickte. Er ließ sich nicht für dumm verkaufen. Die Berichterstattung über die Demonstrationen in Minsk nach der Wahl – gewaltsam aufgelöst durch schwerbewaffnete Beamte der Bereitschaftspolizei – war ihm geläufig.

      »Warum beschrieb die Organisation zum Schutz der Pressefreiheit und Menschenrechte von Journalisten Weißrussland dann als eines der zehn ›schlimmsten Länder‹ zur Ausübung dieses Berufs?«

      »Auch das beruht auf Unwahrheiten. Halten wir uns die Fakten vor Augen. Seit 1994 hat der Präsident den gesetzlichen Mindestlohn verdoppelt und die Inflation durch staatliche Preiskontrolle eingedämmt. Kann das so schlecht sein?«

Скачать книгу