Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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dem vorhin erwähnten, aus dem teuren eingeführten Holz gefertigten, aber einfach und ohne Verzierungen. Gerade gegenüber war eine kleinere Tafel von lichter gefärbtem Holz, durch das sich die Adern des Gebirgsahorns in schönen Wellenlinien hinzogen. Nahe dabei stand in einer Ecke des Saales eine schwere, altmodische Wanduhr mit einem Messingzifferblatt, die in einen hohen, aus dem Walnußbaum der Seeküste gefertigten Kasten eingeschlossen war. Ein ungeheures Kanapee oder Sofa, mit hellbedrucktem indianischem Kattun ausgeschlagen, nahm fast zwanzig Fuß an der Seitenwand der Halle ein, während gelb bemalte hölzerne Sessel, von nicht sehr sicherer Hand mit schwarzen Linien verziert, nebst anderen Möbelstücken auf der entgegengesetzten Seite aufgestellt waren. Ein Fahrenheitsches Thermometer nebst beigefügtem Barometer in einem Mahagoni-Gehäuse hing in einiger Entfernung von dem Ofen an der Wand und wurde von Benjamin jede halbe Stunde mit bewunderungswürdiger Genauigkeit zu Rate gezogen. Zwei kleine gläserne Kronleuchter waren in gleichen Entfernungen zwischen dem Ofen und den Türen der vorderen und rückwärtigen Wand aufgehängt, und vergoldete Wandleuchter staken in dem Schnitzwerk der zahlreichen Seitentüren, die nach benachbarten Zimmern führten. Richards Architekturphantasie hatte hier Nischen mit Spitzbögen angebracht, in deren Mitte sich je ein Piedestal mit einer kleinen, aus schwarzem Stuck geformten Büste befand; – die Wahl des Stils, wie die der Büsten, war ganz Herrn Jones anheimgefallen. In der einen Nische stand ein Homer in sprechender Ähnlichkeit, die, wie Richard versicherte, »jeder sehen mußte, war doch das Abbild blind«. In einer andern befand sich das Bildnis eines sanft aussehenden Herrn mit einem spitzig zulaufenden Bart, welchen Herr Jones Shakespeare nannte. Eine dritte Verzierung wurde durch eine Urne gebildet, die, wie Richard zu sagen pflegte, durch ihre Form andeutete, daß sie den Aschenkrug der Dido repräsentiere. Eine vierte Vertiefung barg unverkennbar den alten Franklin mit seiner Kappe und seiner Brille, und in einer fünften befand sich, gleichfalls unbestreitbar, Washingtons würdevolles Antlitz. Eine sechste enthielt einen Ungenannten, – »einen Mann mit offenem Hemdkragen und einem Lorbeerkranz um den Kopf«, wie Richard zu sagen pflegte, der entweder Julius Cäsar oder den Doktor Faust vorstelle, da er für beide Annahmen gleich gute Gründe habe.

      Die Wände waren mit dunklen, bleifarbigen Papiertapeten bespannt, auf denen die über Wolfes Grab weinende Britannia abgebildet zu schauen war. Der Held selbst stand in einiger Entfernung von der trauernden Göttin am Rand der Tapete. Jeder Streifen enthielt in gleicher Weise die Gestalt des Generals bis auf ein Stück seines einen Armes, der auf den Nachbarstreifen hinüberlief – ein Übelstand, dem zwar Richard eigenhändig abzuhelfen versuchte, wobei indes für eine genaue Verbindung immer noch viel zu wünschen übrig blieb. Britannia hatte daher alles Recht zu klagen, nicht nur über den Verlust des Lebens ihres Lieblings, sondern auch über zahllose grausame Amputationen seines rechten Armes.

      Der unglückselige Urheber dieser unnatürlichen Trennungen kündigte nun seine Ankunft in der Halle mit lautem Peitschengeknall an.

      »Ei, Benjamin oder Ben Pump, ist das die Art, wie Ihr die Erbin empfangt?« rief er. »Entschuldige ihn, Bäschen Elisabeth. Solche Zurüstungen sind freilich zu umfassend, um jedermann anvertraut werden zu können; aber da ich nun hier bin, soll es bald besser gehen. Geschwind, mehr Lichter, Penguillan, mehr Lichter, damit wir doch gegenseitig unsere Gesichter sehen. Nun, Duke, ich habe deinen Hirsch mitgebracht, was soll damit geschehen, he?«

      »Beim Himmel, Squire«, begann Benjamin seine Erwiderung, nachdem er zuerst den Mund mit dem Rücken seiner Hand abgewischt hatte, »wenn Sie Ihre Aufträge etwas früher am Tage gegeben hätten, so würde wohl alles nach Ihrem Wunsche ausgeführt worden sein. Ich habe alle Hände in Bewegung gesetzt und steckte eben die Kerzen auf, als die Sleighs zurückkamen. Sobald aber die Weibsleute die Schellen hörten, ging’s mit ihnen fort, als ob sie des Bootsmanns Füllen ritten, und ist jemand im Hause, der einen Haufen Weibervolk, wenn sie sich einmal vorwärts in Bewegung gesetzt haben, zum Halten bringen kann, eh’ ihr Kabel abgelaufen ist, so heißt er wenigstens nicht Benjamin Pump. Doch müßte sich Miss Betsey, seit sie die Kinderschuhe ausgetreten, verwandelt haben wie ein maskierter Korsar, wenn sie einem alten Burschen um des unbedeutenden Umstandes willen zürnen wollte, daß er zu wenig Lichter angezündet hat.«

      Elisabeth und ihr Vater schwiegen auf Meister Pumps Entschuldigung; denn beide wurden bei ihrem Eintritt in die Halle durch die gleichen Gefühle überwältigt. Erstere hatte, ehe sie in die Pension kam, noch ein Jahr in diesem Gebäude gewohnt, und die früh hingeschiedene Hausfrau wurde jetzt von beiden, dem Gatten und der Tochter, schmerzlich vermißt.

      Indes waren bereits die Kerzen auf den Kron-und Wandleuchtern aufgesteckt worden, und das Dienstpersonal hatte sich so weit von seiner Überraschung erholt, um sich des Grundes, warum dies geschehen, zu erinnern. Das Versäumte wurde eiligst nachgeholt, und in einer Minute strahlte die Halle im glänzendsten Lichte.

      Die wehmütige Stimmung unserer Heldin und ihres Vaters wurde durch diese flimmernde Unterbrechung verscheucht, und die ganze Gesellschaft begann nun, die zahllosen Überkleider, welche sie zum Schutz gegen die Kälte getragen, abzulegen.

      Während dieses Geschäftes besprach sich Richard flüchtig mit den verschiedenen Domestiken und ließ gelegentlich gegen den Richter eine Bemerkung über den Hirsch fallen; da sich aber in solchen Augenblicken seine wirren Worte nur wie eine Klavierbegleitung, d. h. wie etwas, das man hört, ohne daß man darauf achtet, ausnahmen, so wollen wir uns die Mühe ersparen, dieselben hier aufzuführen.

      Sobald Remarkable Pettibone ihren Anteil an dem Beleuchtungsgeschäft geleistet hatte, kehrte sie unter dem Vorwand, die abgelegten Kleider in Empfang zu nehmen, zu Elisabeth zurück, obgleich sie eigentlich dabei mehr von ihrer Neugierde und dem von Eifersucht nicht freien Wunsch geleitet wurde, das Äußere der Dame in Augenschein zu nehmen, welche sie nunmehr ihrer Oberherrlichkeit in der Hauswirtschaft berauben sollte. Die Haushälterin fühlte sich nicht wenig betroffen, als nach Beseitigung der Überschuhe, des Mantels, des Oberkleids und der Schals, endlich die große schwarze Kapuze abgelegt wurde und die schwarzen Locken, glänzend wie das Gefieder des Raben, das schöne Haupt und die gewinnenden Züge der jungen Dame umspielten. Nichts konnte schöner und fleckenloser sein als Elisabeths Stirn, auf der sich Frohsinn und Gesundheit ausdrückten. Ihre Nase hätte man eine griechische nennen können, wäre nicht durch eine sanfte Krümmung dem Antlitz an Charakter beigelegt worden, was ihm dadurch an Schönheit benommen wurde. Ihr Mund schien dem ersten Blick nur für die Liebe geschaffen, aber sobald sich dessen Muskeln bewegten, mischte sich der ganze Ausdruck frauenhafter Würde in das leichte Spiel weiblicher Anmut: er sprach nicht für das Ohr allein, sondern auch für das Auge. Ihre Gestalt war von etwas mehr als mittlerer Größe, ein Erbteil ihrer Mutter, und für ihr Alter erschienen ihre Formen ziemlich voll und gerundet. Auch die Farbe der Augen, die gewölbten Brauen und die langen seidenen Wimpern verdankte sie demselben Ursprung, während der Ausdruck des Blicks vom Vater auf sie übergegangen war. Im ruhigen, untätigen Zustand war er sanft, wohlwollend und gewinnend, obgleich er leicht feurig werden konnte, und in solchen Augenblicken mischte sich sogar etwas strenger Ernst in ihre Züge. Als das letzte Halstuch fiel, stand das Mädchen in einem reichen blauen Reitkleid da, das ihre Formen auf das anmutigste umschloß; ihre Wangen glühten wie die Rosen, eine Glut, die durch die Hitze der Halle noch erhöht wurde; die leicht schwimmenden Augen verliehen ihrer gewöhnlichen Schönheit noch mehr Glanz, und jeder Zug ihres sprechenden Antlitzes, unter dem blendenden Schimmer der zahlreichen Kerzen leuchtend, ließ Remarkable fühlen, daß ihre Macht zu Ende war.

      Das Geschäft des Ablegens hatte bei allen gleichzeitig stattgefunden. Marmaduke erschien in einem einfachen, aber hübschen schwarzen Anzug; Monsieur Le Quoi trug einen schnupftabakfarbigen Rock, eine gestickte Weste, Kniehosen, seidene Strümpfe und – wie man allgemein glaubte – mit unechten Steinen besetzte Schuhschnallen. Major Hartmanns Anzug bestand aus einem himmelblauen Rock mit großen Metallknöpfen, einer Perücke und Stiefeln, und Herr Richard Jones hatte seine bewegliche kleine Figur in einen flaschengrünen Rock mit kugelförmigen Knöpfen gehüllt, die das Kleidungsstück über dem wohlgerundeten Leib zusammenhielten, oben aber eine Öffnung ließen, damit man die rote Tuchweste, unter welcher er ein mit grünem Samt eingefaßtes, flanellenes

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