Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 18

Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

Скачать книгу

der kürzlichen Angriffe auf den Schlittenbock etwas umgedrückt war.

      Erst als sich die junge Dame aus ihren Oberkleidern herausgewunden hatte, wurde es ihr möglich, um sich zu blicken und nicht nur den Haushalt, dem sie jetzt vorstehen sollte, sondern auch die Art und Weise, wie die häuslichen Einrichtungen getroffen waren, zu mustern. Obgleich sich in der Konstruktion und der Möblierung der Halle viel Unsymmetrisches vorfand, so kannte man doch nichts darin schlecht nennen. Der Boden war bis in die entferntesten Ecken mit Teppichen belegt; die verschiedenen Arten von Leuchtern gehörten zwar nicht zu den modernen und geschmackvollen, waren aber blank und entsprachen ihrem Zweck vollkommen, indem sie den Raum sehr lebhaft erhellten. Im Vergleich mit der draußen herrschenden kalten Dezembernacht übten die Wärme und Helle des Saales einen eigentümlichen Zauber. Ihr Auge hatte noch nicht Zeit gehabt, die kleinen Geschmacksverstöße, die in Wahrheit vorhanden waren, im einzelnen zu entdecken; denn noch streifte es mit Entzücken umher, als es plötzlich durch einen Anblick festgehalten wurde, der einen starken Gegensatz zu den lächelnden Gesichtern und zu den zierlich gekleideten Personen bildete, welche sich zu Ehren der Gebieterin von Templeton versammelt hatten.

      In einer Ecke der Halle unfern dem Haupteingang stand der junge Jäger, unbeachtet und für den Augenblick unstreitig vergessen. Aber die Zerstreutheit des Richters, dem unter dem Einfluß einer lebhaften Gemütsbewegung die Erinnerung an die Wunde des Fremden völlig entschwunden war, schien durch die Geistesabwesenheit des Jünglings sogar noch übertroffen zu werden. Er hatte beim Eintreten in den Saal mechanisch seine Mütze abgenommen und zeigte dadurch einen Lockenkopf, der an Farbe und Glanz mit Elisabeths Haaren wetteiferte. Nichts hätte eine größere Veränderung an ihm hervorbringen können als dieser einzige Akt der Beseitigung seiner unscheinbaren Fuchsmütze. Es lag viel Gewinnendes in dem Gesicht des jungen Jägers und sogar etwas Edles in den abgerundeten Umrissen seines Kopfes und seiner Stirn. Die Miene und der Ausdruck dieses stolz über den rauhen und sogar wilden Anzug, der die übrige Gestalt verbarg, hervorragenden Körperteils verkündigten nicht nur Vertrautheit mit einem Glanz, den man in diesen neuen Ansiedlungen für unübertrefflich hielt, sondern schien sogar einige Verachtung über die prunkvolle Umgebung auszudrücken.

      Die Hand, in der er die Mütze hielt, ruhte leicht auf Elisabeths kleinem, mit Elfenbein ausgelegtem Piano – eine Stellung, in welcher sich weder bäurische Blödigkeit noch anstößige Dreistigkeit ausdrückte. Nur ein einziger Finger berührte das Instrument, als fühle er sich vor einem solchen heimisch. Sein anderer Arm war der ganzen Länge nach ausgestreckt, und die Hand umfaßte den Lauf seiner langen Büchse mit fast konvulsivischer Kraft. Diese Haltung war eine unwillkürliche und beruhte augenscheinlich auf einem Gefühl, das weit tiefer lag als eine gewöhnliche Verwunderung. Sein Äußeres zeichnete ihn, namentlich um der unscheinbaren Bekleidung willen, ganz vor der geschäftigen Gruppe der übrigen aus, die sich am anderen Ende der Halle hin und her bewegten, um die Ankömmlinge mit Willkommensgrüßen zu empfangen, wie denn auch Elisabeth die einzige zu sein schien, welche ihn beachtete. Die Falten auf der Stirn des Fremden mehrten sich, während sich seine Augen langsam von einem Gegenstand zum anderen bewegten. Für Augenblicke überflog sein Gesicht ein trotziger Zug, der aber dann schnell wieder irgendeiner schmerzlichen Erregung Raum zu geben schien. Er beugte den ausgestreckten Arm, brachte die Hand vor sein Gesicht und ließ den Kopf auf dieselbe sinken, wodurch seine wunderbar sprechenden Züge verdeckt wurden.

      »Aber lieber Vater, wir vergessen ganz und gar den fremden Herrn, den wir mitgenommen haben, um ihm Beistand leisten zu lassen, und dem wir jede Aufmerksamkeit schuldig sind«, begann Elisabeth.

      Aller Augen wandten sich auf einmal nach der Richtung, wohin die Sprecherin blickte, während der Jüngling, der jetzt etwas stolz seinen Kopf wieder erhob, antwortete:

      »Meine Wunde ist nur unbedeutend, und ich glaube, daß Richter Temple gleich nach unserer Ankunft nach einem Arzt schickte.«

      »Gewiß«, sagte Marmaduke. »Ich habe ebensowenig den Zweck deines Besuches als den Umfang meiner Verpflichtung außer acht gelassen, junger Mann.«

      »Oh!« rief Richard mit einem schalkhaften Seitenblick, »du bist, denke ich, dem Jungen für das Wildbret verpflichtet, das du erlegtest, Vetter Duke. Marmaduke! Marmaduke! das ist eine wunderliche Geschichte mit deinem Bock da. Hier, junger Mann, sind zwei Dollar für den Hirsch, und Richter Templeton kann nicht weniger tun als den Doktor zu bezahlen. Ich will meine Dienste nicht in Rechnung bringen, aber Ihr sollt deshalb nicht schlechter dabei fahren. Ei, Duke, laß dir’s nicht so zu Herzen gehen; wenn du auch den Bock fehltest, so traf dein Schuß doch diesen armen Menschen durch eine Tanne hindurch. Hierin hast du mich, ich gestehe es gerne, ausgestochen; denn in meinem ganzen Leben habe ich nie eine solche Heldentat vollbracht.«

      »Und wirst es auch, wie ich hoffe, nie«, entgegnete der Richter, »wenn du dich nicht dem Kummer, den ich erduldet habe, aussetzen willst. Doch sei guten Muts, mein junger Freund; die Verletzung kann nicht bedeutend sein, da du den Arm so frei zu bewegen vermagst.«

      »Verschlimmere die Sache nicht, indem du dir herausnimmst, etwas von der Chirurgie zu verstehen«, unterbrach ihn Herr Jones mit einer verächtlichen Handbewegung. »Sie ist eine Wissenschaft, die sich nur durch Übung erlernen läßt. Du weißt, daß mein Großvater ein Arzt war, aber du hast nicht einen Tropfen medizinischen Bluts in deinen Adern. So etwas vererbt sich, und meine ganze Familie väterlicherseits hat etwas von den Kunstgriffen der Heilkunst erwischt. Da war z. B. mein Onkel, der in der Schlacht bei Brandywine fiel – er starb so leicht wie irgendein anderer Mann in dem Regiment, nur weil er seinen Atem kunstgerecht auszuhauchen wußte. Wenige Leute verstehen etwas von der Theorie des Atmens.«

      »Ich zweifle nicht, Dick«, entgegnete der Richter, das Lächeln erwidernd, welches unwillkürlich die Züge des Fremden überflog, »daß sich deine ganze Familie gut darauf verstand, den Leuten zu ihrem letzten Atemzuge zu verhelfen«

      Richard hörte ihm ruhig zu, steckte die Hände in die Taschen seines Rockes, um die Schöße vorwärtszudrücken, und begann, ein Liedchen zu pfeifen; aber das Verlangen, etwas zu erwidern, überwältigte seine Philosophie, und so rief er: »Lächle meinetwegen, soviel du willst, über meine Theorie der Erbtugenden, Richter Temple; aber es gibt gewiß keinen zweiten in unserem Patent, der es nicht besser weiß. Selbst dieser junge Mann hier, der vielleicht nie etwas anderes als Bären, Hirsche und Waldhühner sah, wird gut genug unterrichtet sein, um an die Fortpflanzung von Tugenden in Familien zu glauben – nicht wahr, mein Freund?«

      »Ich glaube wenigstens, daß es bei den Fehlern nicht der Fall ist«, versetzte der Fremde abgebrochen, indem er sein Auge von dem Vater nach der Tochter gleiten ließ.

      »Der Squire hat recht«, bemerkte Benjamin mit einem schlauen Kopfnicken gegen Richard, welches die zwischen ihnen bestehende Vertraulichkeit bekundete. »Irgendwo in dem alten Lande berührt des Königs Majestät nur die Skrofeln, und das ist doch eine Krankheit, die der geschickteste Doktor in der Flotte, ja, nicht einmal der Admiral zu heilen vermag; nur des Königs Majestät kann es oder ein Gehenkter. Ja, der Squire hat recht; denn wenn dem nicht so wäre, wie käme es dann, daß der siebente Sohn immer ein Doktor wird, habe er nun eine Schule durchgemacht oder nicht? Als wir’s mit den Monschürs unter de Grosse zu tun hatten, war ein Doktor bei uns an Bord …«

      »Schon gut, Benjamin«, unterbrach ihn Elisabeth, indem sie ihre Augen von dem Jäger auf Monsieur Le Quoi wandte, der mit der äußersten Höflichkeit auf jedes Wort, das der Reihe nach gesprochen wurde, achtete; »Ihr könnt mir diese Geschichte, wie auch überhaupt alle Eure unterhaltenden Abenteuer ein andermal erzählen. Jetzt ist es aber vor allem nötig, daß ein Zimmer zugerichtet werde, um dem Arm dieses Herrn einen Verband anlegen zu können.«

      »Das muß unter meiner Leitung geschehen, Base Elisabeth«, bemerkte Richard etwas hochmütig; »der junge Mann soll es nicht zu büßen haben, wenn es Marmaduke beliebt, ein wenig hartnäckig zu werden. Folgt mir, mein Freund, ich will die Verletzung

Скачать книгу