Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper
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Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 213
Wenn ja, so gebt sie mir,
ich studire sehr schwer ein.
Quince. Ihr könnt sie aus dem Stegreif sprechen, dürft nur brüllen.
Sommernachtstraum.
Es lag eine seltsame Mischung von Komischem und Feierlichem in dieser Scene. Das Thier setzte seine wiegenden Bewegungen, wie es schien, mit unermüdlicher Beharrlichkeit fort, obgleich sein possierlicher Versuch, Davids Melodie nachzuahmen, aufhörte, sobald dieser das Feld verlassen hatte. Gamut’s Worte waren, wie wir gesehen, englisch gesprochen worden, und Duncan glaubte irgend einen verborgenen Sinn darin zu ahnen, obgleich kein Gegenstand seiner Umgebung ihm die Anspielung enthüllen half. Jeder weiteren Vermuthung hierüber setzte indeß der Häuptling alsbald ein Ziel, indem er an das Lager der Kranken trat und die ganze weibliche Gruppe, die sich hier zusammengedrängt hatte, um Zeuge von der Kunst des Fremden zu seyn, hinwegwinkte. Wenn auch mit Widerstreben, so gehorchten die Frauen dennoch sogleich, und als das leise Echo aufgehört hatte, welches längs des hohlen, von der Natur gebildeten Ganges von dem Schließen der fernen Thüre her ertönte, deutete er auf seine unempfindlich daliegende Tochter und sprach:
»Jetzt zeige mein Bruder seine Kunst!«
So unumwunden aufgefordert, seinen angenommenen Beruf auszuüben, mußte Heyward fürchten, der geringste Verzug möchte verderblich werden. Er bemühte sich also seine Gedanken zu sammeln, und schickte sich an jene Beschwörungsweise und die seltsamen Gebräuche in Anwendung zu bringen, unter welchen die indianischen Zauberkünstler ihre Unwissenheit und Unmacht zu verbergen gewohnt sind. Ohne Zweifel aber hätte er bei dem ungeordneten Zustande seiner Gedanken bald einen verdachterregenden, wenn nicht unheildrohenden Fehler begangen, wenn seine ersten Versuche nicht durch ein wildes Gebrumm des Vierfüßlers unterbrochen worden wären. Zu drei Verschiedenen Malen erneuerte er seine Bemühungen, und eben so oft begegnete er demselben unerklärlichen Widerstand: jede Unterbrechung schien grimmiger und drohender als die vorhergegangene.
»Die Meister der Kunst sind eifersüchtig,« bemerkte der Hurone; »ich gehe, Bruder, die Frau ist das Weib eines meiner wackersten jungen Krieger; nimm dich ihrer an! Ruhig!« fügte er hinzu, dem ergrimmten Thiere Stille bedeutend: »ich gehe.«
Der Häuptling hielt Wort, und Duncan fand sich jetzt in dieser wilden, öden Behausung allein mit der hülflosen Kranken und dem grimmigen, gefährlichen Unthier. Dieses lauschte mit dem Scharfsinne, der den Bären eigen ist, auf die Bewegungen des Indianers, bis ein zweites Echo verkündigte, daß auch er die Höhle Verlassen habe. Jetzt wandte sich der Bär, watschelte auf Duncan zu, und setzte sich in seiner natürlichen Stellung aufrecht wie ein Mann vor ihn hin. Der junge Mann sah sich ängstlich nach einer Waffe um, mit der er dem Angriffe Widerstand zu leisten vermöchte, den er nun ernstlich erwartete. Das Thier schien jedoch seine Laune plötzlich geändert zu haben. Statt unzufrieden fortzubrummen, oder weitere Zeichen von Unwillen zu geben, schüttelte es gewaltig seinen zottigen Pelz, wie von einem seltsamen, innern Krampfe ergriffen. Mit seinen ungeheuern, schwerfälligen Tatzen kraute es täppisch an der grinsenden Schnauze, und während Heyward seinen Bewegungen mit ängstlicher Wachsamkeit folgte, fiel der grimmige Kopf auf die eine Seite und statt seiner erschien das ehrliche, kecke Gesicht des Kundschafters, der von Grund des Herzens und auf seine eigenthümliche Weise in ein heiteres Lachen ausbrach.
»St!« sprach der vorsichtige Waidmann, Heyward’s Ausruf der Ueberraschung hindernd; »die Schelme sind noch in der Nähe, und jeder Laut, der nicht zu eurer Zauberei paßte, brächte den ganzen Haufen zu uns zurück!«
»Erklärt mir erst den Zweck dieser Mummerei; und warum Ihr ein so verzweifeltes Abenteuer gewagt habt.«
»Ach, Vernunft und Berechnung werden oft vor dem Zufall zu Nichte!« versetzte der Kundschafter. »Weil aber ‘ne Geschichte immer mit dem Anfang beginnen soll, will ich euch Alles in guter Ordnung erzählen. Als wir uns trennten, brachte ich den Commandanten mit dem Sagamoren in ein altes Biberquartier, wo sie vor den Huronen sicherer sind, als sie in dem Fort Edward wären: denn eure Indianer vom hohen Nordwesten her, die noch nicht viel Krämer unter sich gehabt haben, hegen stets Achtung vor dem Bibergeschlecht. Dann gingen wir, wie besprochen, nach dem andern Lager ab; habt ihr den Jungen gesehen?«
»Zu meinem großen Leidwesen! – Er ist gefangen und verurtheilt mit Sonnenaufgang zu sterben!«
»Ich besorgte immer, daß es so mit ihm kommen würde!« sagte der Kundschafter in minder zuversichtlichem und minder heiterem Tone. Bald aber gewann er die natürliche Festigkeit seiner Stimme wieder und fuhr fort: »sein Mißgeschick ist der eigentliche Grund meines Hierseyns: denn es wäre eine Schande, einen
solchen Jungen in den Händen der Huronen zu lassen – ein seltenes Fest wär’ es für die Schurken, wenn sie das ›springende Elendthier‹ und ›la longue Carabine‹, wie sich mich heißen, an einen Pfahl binden könnten! Und doch weiß ich nicht, warum sie mir einen solchen Namen gegeben haben: es ist zwischen den Tugenden meines Wildtödters und den Leistungen eurer ächten Canadischen Carabiner so wenig Aehnlichkeit, als zwischen einem Stück Pfeifenerde und einem Flintenstein!«
»Bleibt bei eurer Erzählung!« sprach der ungeduldige Heyward; »wir wissen nicht, wann die Huronen wieder kommen.«
»Fürchtet nichts! Ein Beschwörer muß seine Zeit haben, so gut wie ein wandernder Priester in den Kolonien: wir werden so wenig unterbrochen, als ein Missionär am Beginn einer zweistündigen Rede, – Nun gut – Uncas und ich stießen auf eine heimkehrende Bande dieser Schelme: der Junge war viel zu vorschnell für einen Kundschafter; nun, was das betrifft, er hat einmal heißes Blut, und ich will ihn darob nicht so sehr tadeln; kurz einer der Huronen war eine Memme und brachte ihn fliehend in einen Hinterhalt.«
»Und theuer hat er seine Schwäche bezahlt:«
Der Kundschafter fuhr mit der Hand bezeichnend um seine Kehle, nickte, indem er sagte, »ich verstehe, was Ihr meint.« Hierauf fuhr er etwas lauter, wenn auch nicht verständlicher fort:
»Nach dem Verlust des Jungen fiel ich auf die Huronen, wie Ihr wohl denken könnt. Es gab ein paar Scharmützel zwischen mir und einigen ihrer Wegelagerer; doch das wollte nicht viel heißen. Nachdem ich die Schelme angeschossen hatte, kam ich ohne weitere Störung nahe genug an ihre Hütten heran. Was konnte mir das Glück besser zuweisen, als mich an eine Stelle führen, wo einer der berühmtesten Beschwörer ihres Stammes sich, wie ich wohl sah, zu einem großen Strauß mit dem Satan anputzte. Doch warum soll ich Glück nennen, was nun als eine besondere Fügung der Vorsehung erscheint? Ein gut gezielter Schlag auf den Kopf streckte dem Schelm für eine Weile die Beine: ich ließ ihm zum Abendimbiß einen Wallnußknebel zwischen den Zähnen, um Lärm zu verhüten und hängte ihn dann zwischen zwei jungen Bäumen auf. Endlich zog ich ihm seinen Putz vom Leibe und übernahm selbst die Bärenrolle, damit die Operation nicht in’s Stocken gerieth.«
»Und bewunderungswürdig habt Ihr den Charakter dargestellt; das Thier selbst wäre von eurer Vorstellung beschämt worden.«
»Du mein Gott, Major!« versetzte der geschmeichelte Waidmann; »ich wäre für Einen, der so lang in der Wildniß seine Studien getrieben hat, ein armseliger Stümper, wenn ich nicht die Natur und die Bewegungen einer solchen Bestie inne hätte! War’s erst ein recht großer Panther oder eine wilde Katze gewesen, da hättet ihr sehen sollen, wie ich Euch ein Stückchen aufgeführt hätte, des Ansehens werth! Es will eben seine Heldenthat heißen, ein so dummes Thier nachzumachen; aber auch bei einem Bären kann man’s übertreiben. Ja, ja; nicht Jedermann weiß, wie viel leichter man die Natur übertreibt, als sie erreicht! – Aber wir haben noch Alles vor uns. Wo ist das Mädchen?«
»Das weiß