Auf der Spur der Sklavenjäger. Alexander Röder

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Auf der Spur der Sklavenjäger - Alexander Röder Karl Mays Magischer Orient

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Umstände wegen. Was mich aber verwunderte, war die Farbe seines langen Barts, den ich als so weiß in Erinnerung hatte, wie jener Amad el Ghandurs schwarz war. Maleks Bart besaß nun einen seltsam schimmernden Grauton, satt und tief wie Glanzkohle, welche man auch Anthrazit nennt.

      Halef bemerkte meinen Blick und ließ ein abgehacktes Glucksen hören, als erinnerte er sich an einen Scherz, über welchen laut zu lachen oder ihn gar zu äußern, die Situation verbot. Er winkte mit leiser Geste ab und ich begriff, dass er mir alles beizeiten erklären würde. In diesem Augenblick verspürte ich aber weniger Neugierde als vielmehr Erleichterung darüber, dass sich das Herz meines kleinen Freundes vor lauter Sorge nicht so sehr verhärtet hatte, dass es ihm bei der nächsten Erschütterung im Leib zersprungen wäre.

      Jetzt sprach Scheik Malek die Grußformeln, welche wir erwiderten, und endlich, endlich erfuhren wir, was geschehen war.

      Sie waren in der Nacht gekommen, in unbekannter Anzahl. Und sie hatten nicht angegriffen wie Beduinenkrieger, selbst wenn es dafür Anzeichen gab.

      „Eine Finte“, befand Amad el Ghandur. „Um uns glauben zu machen, es seien andere Stämme gewesen. Aber die Zerstörungen der Zelte waren nur Ablenkung, während andere das eigentliche Ziel verfolgten.“

      Malek ergriff fest die Hände Halefs. Seine Augen schimmerten und seine Stimme strafte die verzweifelte Kraft seiner Hände Lügen, denn sie war brüchig. „Sie haben Hanneh entführt. Und Djamila.“

      Halef erbebte, doch er ließ sich nicht von dieser furchtbaren Nachricht überwältigen, sondern fragte sogleich nach Amscha und Kara Ben Halef, seinem kleinen Sohn.

      Malek atmete zitternd ein. „Dein Sohn ist wohlauf. Er war während des Überfalls bei den Kriegern, welche die wertvollen Pferde ausritten. Kara Ben Halef ist mit seinen fünf Jahren schon ein guter Reiter, ein stolzer Bedu.“

      Halef nickte erleichtert und stolz.

      Malek nickte mit ihm. „Und meine starke Tochter hat ihre Wunden tapfer ertragen, die sie sich zuzog, als sie ihre Töchter und meine Enkeltöchter verteidigte, wenngleich vergeblich. Ich musste ihr befehlen, auf ihrem Lager zu bleiben, statt sogleich hinter den Entführern herzujagen.“

      „Was ist mit jenen?“, fragte Halef.

      „Wir haben Krieger auf ihre Spuren angesetzt. Doch sie flüchteten in vielen Gruppen. Die Entführer selbst teilten sich mit Hanneh und Djamila auf und verschwanden in zwei Richtungen. Und jene, die ihnen halfen, indem sie das Lager zerstörten, nahmen einen guten Teil der Schafe und Kamele. Als Lohn, denn sie haben sie sogleich den Nachbarstämmen zum Kauf geboten. Vergeblich. Und so töteten sie die Tiere, die für sie nur Ballast waren. Dann flohen sie.“

      „Aus Furcht vor der Rache der Haddedihn“, rief Halef. „Zu Recht! Sich zu Schandtaten verleiten zu lassen, für einen Lohn, der dann ausblieb. Dumm und töricht – doch dies schützt vor Strafe nicht.“

      „Unser Bündnis mit den ringsum siedelnden Stämmen ist noch gefestigt worden. Sie verweigerten den Kauf der ihnen bekannten Tiere, und so erlassen wir ihnen für eine Weile den Tribut. Auch haben sie sich bereit erklärt, die Banditen zu jagen, damit wir uns ganz der Befreiung unserer Stammestöchter widmen können.“

      „Das wird meine Aufgabe sein. Und die meiner Freunde! Doch nun möchte ich Amscha sehen und Kara Ben Halef!“

      Malek wies den Weg und wir folgten ihm, obgleich wir doch wussten, wo das Zelt von Halefs Familie stand. Ich erkannte ringsum, dass doch noch nicht alle Spuren des Überfalls verwischt waren. Auf dem Grund sah man deutliche Brandflecke und aufgewühlte Erde, in den Zeltbahnen bemerkte ich die Löcher, welche Flintenkugeln gerissen hatten. Der Angriff musste heftiger gewesen sein, als die Haddedihn sich wollten anmerken lassen. Ich sah die geröteten Augen der Witwen und Waisen. Und würde ich den Duar verlassen, fände ich im Umkreis sicher mehr als eine Handvoll frischer Gräber. Ob jene Beduinen, die ich namentlich oder vom Ansehen her kannte, nun aber nicht erblickte, bei den Herden waren oder auf Kauffahrt in die Städte oder auf der Jagd nach den Verbrechern – oder eben in ihrer letzten Ruhestatt weilten, vermochte ich nicht zu sagen. Wohl aber bemerkte ich den Zorn in den Blicken, der sich in Hoffnung wandelte, als sie meine Freunde und mich erkannten: Die Haddedihn vertrauten darauf, dass wir würden helfen und retten und rächen können.

      Wir näherten uns Halefs Zelt, welches wir in jenem Schreckensbild des Spiegelsteins so verwüstet gesehen hatten, mit der verwundeten Amscha auf dem Lager. Halef schaute bang, und auch ich vermischte vor meinem geistigen Auge das Geschaute mit dem, was uns wohl erwarten würde.

      Dann aber zeigte Malek auf ein wiedererrichtetes Zelt nebenan, und dies war jenes von Amscha, welches man ihren Witwensitz hätte nennen mögen – wäre der Vater ihrer Kinder ein ehrbarer Ehemann und nicht der scheußliche Schurke Abu Seif gewesen und ehrenvoll gestorben und nicht wegen seiner schändlichen Taten gerichtet worden. Amscha hatte danach nie geheiratet.

      „Amscha ist dort drinnen“, sagte Malek. „Sie wird euch gleich empfangen. Aber Halef soll zunächst seinen Sohn sehen.“

      Er zog die Zeltbahn beiseite und wir sahen das Innere wiederhergerichtet, und auf einem Lager schlummerte der kleine Kara Ben Halef, bewacht von einer jungen Beduinin, die ihm mit einem Tuch die Stirn kühlte.

      Halef trat auf den Teppich mit sachten, bedachten Schritten, die ihm sichtliche Mühe bereiteten. Doch er wollte durch jene Zurückhaltung sowohl sein Gesicht wahren als auch den schlafenden Jungen nicht wecken.

      „Ist er krank?“, fragte er mit trockener Stimme.

      Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Nicht am Leib, sondern vor Sorge über seine Mutter und Tante. Aber er ist stark, und es wird helfen, dass sein Vater nun bei ihm ist.“

      Sie erhob sich und bot Halef ihren Platz am Lager des Jungen an, dann verließ sie das Zelt. Halef setzte sich nieder und hatte nur noch Augen für Kara, weswegen Malek die Zeltbahn sinken ließ.

      „Lassen wir ihm diesen Augenblick.“

      Ich nickte und wollte ein sanftes Wort an den Urgroßvater richten, das von der Sorge ablenkte. „Malek, ich bemerkte ein Bündel in der Armbeuge von Kara. Es sah wie – eine Puppe aus?“

      Malek lächelte. „Es ist ein Tier aus Tuch, ausgestopft mit Haaren. Djamila hat es ihm geschenkt und wohl auch selbst verfertigt. Sie sagt, dass es ihm Mut und Kraft geben würde, wann immer er übel träumt.“

      Ich nickte angetan. „Eine schöne Gabe.“

      Malek wiegte den Kopf. „Nun, ich weiß nicht, ob es ihm nicht überhaupt erst üble Träume bereitet. Ich dachte zunächst, es solle ein Kamel sein, bis ich den unpassenden Kopf und den Schwanz bemerkte. Von Löwe und Schlange. Was soll dies nur darstellen?“

      Ich wechselte einen Blick mit Haschim, dem Verwunderung im Gesicht geschrieben stand. Djamila hatte Kara das Ebenbild eines Mantikors geschenkt, jenes Ungetüms, welchem wir unter Al-Kadirs Festung begegnet waren. Das Mädchen hatte wahrhaft eigentümliche Ansichten, was als Spielzeg und Talisman für einen jungen Bedu geeignet war.

      „Nun“, meinte Malek, „aber meine jüngere Enkeltochter ist ohnehin etwas Besonderes. Sie hat gewisse – Grillen im Kopf.“

      „Das kann ich mir vorstellen“, erwiderte ich.

      Nein, nicht nur vorstellen: Ich hatte dies ja selbst erlebt und wusste nur zu gut, was Malek meinte.

      Er wiegte

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