Auf der Spur der Sklavenjäger. Alexander Röder

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Auf der Spur der Sklavenjäger - Alexander Röder Karl Mays Magischer Orient

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der Zorn auf die Verbrecher, der uns alle erfüllte, wohl eher einem glühenden Feld aus Lava zu vergleichen gewesen wäre.

      Ich entsann mich, dass sich unweit dieses Landstrichs Spuren von alten Siedlungen der Assyrer befanden, doch der Gedanke an solch ferne Vergangenheiten, zumal auch niedergegangene Kulturen, war mir zu drückend, als dass ich sie referieren wollte. Manchmal quält mich der Schatz an Dingen, von denen ich gehört und gelesen habe und die sich in meinen Sinn drängen, obwohl ich doch Anderes, Wichtigeres, Dringlicheres habe, das mich umtreibt. Ich schüttelte all den Ballast ab und blickte nach vorn, auf die Strecken, die wir zu durchmessen hatten.

      Da die Entführer einiges an Vorsprung hatten, ritten wir rasch und gönnten uns und den Pferden nur die allernötigste Rast. Während einer solchen ergab es sich, dass ich mit Halef über Djamila sprach.

      „Meinst du, Halef“, begann ich, „dass es Djamila wirklich gelingen mag, sich selbst und Hanneh zu befreien? Du kennst sie besser als ich. Zu den Zeiten unseres gemeinsamen Abenteuers war sie noch die Diebin aus Basra. Wie war es nun in den Monaten, als sie bei den Haddedihn war, und du ebenfalls?“

      „Ach Sihdi, es fiel mir recht schwer, ihr sowohl Schwager als auch Onkel und zudem Vatersersatz zu sein. Das sind recht viele familiäre Aufgaben auf einmal, zumal ich ja auch Ehemann und leiblicher Vater sein muss …“

      „Und Schwiegersohn, nicht zu vergessen“, sagte ich etwas launig, mit einem Seitenblick zu Amscha, die bereits schlief. Sie wusste, dass sie ihre Kraft brauchte, sodass sie nicht etwa, wie man bei einer Amazone der Beduinen vielleicht erwarten würde, am Lagerfeuer stets ihre Klingen schärfte.

      „Ja, auch das“, nickte Halef. „Aber Djamila muss ich eben dreierlei sein. Und sie ist nun auch noch zwei Personen, wie du weißt: die Beduinin und die Piratentochter, und mal überwiegt das eine, mal das andere.“

      „Seien wir froh, dass sie das Diebesgebaren abgelegt hat. Aber sie war in Basra ja ohnehin nur dazu gezwungen, um ihr Leben zu fristen.“

      „Nun Sihdi, bei den Haddedihn trägt man ja auch keine Geldbörsen herum wie auf dem Basar von Basra. Oder wie wir es damals so töricht getan hatten, als Djamila uns bestahl.“

      Wir erinnerten uns an die wilde Hatz durch die Marktstände und Menschenmassen hindurch und lächelten.

      Dann wurde Halef ernst. „Aber vergiss nicht, Sihdi, dass wir in Basra nicht allein Djamila fanden, sondern auch etwas anderes.“

      Ich seufzte. „Ja, die magischen Dinge des Orients. Aber ohne weiter dabei zu philosophieren oder meine Ansichten, damals wie heute, zu diskutieren, möchte ich anmerken, Halef, dass wir das Zauberzelt und die magische Leuchtkugel mitnichten gefunden haben: Du hast sie beide gekauft! Zugegeben die Leuchtkugel bewusst und das Zauberzelt in der Perlentasche unwissend.“

      „Und darum besitze ich die Kugel noch, aber das Zelt ist hergeschenkt, an den treuen Abdi, der jetzt in Istanbul wohl seine Freude daran hat. Du wolltest es ja nicht mehr haben, Sihdi, aus Gründen des Gewissens und des Stolzes und – nein, runzele nicht die Stirn – ich bin dir nicht gram, sondern habe dir damals zugestimmt und tue es noch heute. Aber es geht nicht um diese Dinge, es geht um Djamila, obwohl beides zusammenhängt.“

      „Wie meinst du das?“, stutzte ich.

      Halef seufzte. „Es ist so, dass sie damals noch eine Diebin war, und so hat sie wohl, als wir Al-Kadir in seiner Roten Festung aufgespürt, besiegt und vertrieben hatten, das ein oder andere von dort mitgenommen.“

      „Nun, da muss man sie nicht des Diebstahls beschuldigen. Du erinnerst dich wohl, dass Haschim …“ Ich schaute zu diesem hinüber, der etwas abseits nicht schlief, sondern wohl eine Meditation durchführte, wie ich an seiner stillen, aufrechten Sitzhaltung abzulesen glaubte. „… dass Haschim auch einige Dinge von dort mitnahm. Etliche, die ihm selbst gehörten und die Al-Kadir ihm gestohlen hatte, und andere, die uns später wohl nützlich waren, im Kampf gegen diesen und den Schut und … Nun, ich weiß ja nichts Genaues.“

      „Gewiss. Auch Sir David hatte jenen hübschen Stein als Andenken eingesteckt, der sich später als Wegkarte und Zauberschlüssel für sehr geheime Pfade herausstellte. Auch ein nützliches, magisches Ding, Sihdi.“

      „Ja, und ich gebe zu, dass ich den Sechseckring, den Musaddas, von Abu Zanad nahm, dem Untergebenen Al-Kadirs. So ist es nun mal. Trophäen des Kampfes, Beute des Krieges – so manche, auch gerechte Schlacht wurde schon geschlagen, nicht mit gekauften Waffen, sondern solchen, die genommen wurden. Es ist nichts Verwerfliches daran.“

      „Du musst nicht moralisch werden, Sihdi. Ich nehme es niemandem übel, sich Dinge zu nehmen, die der vorige Besitzer nicht mehr braucht, solange es keine schändliche Fledderei ist, da müsste die Not schon groß sein. Aber es geht nun um Djamila. Sie hat eben einige Dinge aus Al-Kadirs Besitz mit sich genommen.“

      „Nun, der Stachel des Mantikors war ja eher eine Jagdtrophäe und nichts aus dessen schaurigem Studierzimmer.“

      „Ich rede von Dingen, von denen ich nicht reden kann, weil ich sie nicht kenne. Aber Sihdi, man munkelt davon – im Stamm! Man mag Djamila, auch wenn man sie manchmal ein wenig fürchtet, wenn ihr Piratenerbe zu Tage kommt. Aber sie scheint sich in stillen Stunden mit Dingen zu beschäftigen, die sie von Al-Kadir genommen hat.“

      „Es mag sein, Halef. Aber ich möchte mahnen: Was du da berichtest, scheint mir allzu nahe an den Verdächtigungen zu sein, die oftmals einer weiblichen Person unterstellt werden, wenn sie etwas anders ist oder für sich Dinge tut, die sie anderen nicht enthüllen mag.“

      „O Sihdi, ich will doch nicht sagen, sie sei eine Hexe! Da habe ich ja nun eine richtige kennengelernt, und die manchmal kratzbürstige Djamila ist ein liebes Ding gegen jene Qendressa, die uns so verraten und gequält hat!“

      „Und selbst diese ist nun keine Hexe mehr, da Marah Durimeh ihr die Zauberkraft entzogen hat. Also, Halef, bei der einen weiß ich es, und bei der anderen ahne ich es: Hier ist keine Hexerei zugegen.“

      „Ach, Sihdi, du hast Recht. Ich sollte nicht wie ein altes Weib schwatzen und beschuldigen und noch viel weniger auf das Gerede von anderen hören. Auch die edlen und gerechten Haddedihn sind eben zunächst etwas schwierig, wenn es um Neuzugänge des Stammes geht. Ich kenne dies ja nun selbst. Und wenn Djamila ein paar seltsame Dinge besitzt – diese müssen ja nicht böse sein und machen sie selbst auch nicht böse.“

      „Eben, Halef, die Bösen sind die anderen. Die, die wir verfolgen. Aber ich will ehrlich dir gegenüber sein, gerade weil ich dich jüngst so ungerecht im Dunkeln gelassen habe. Und dass du das Gespräch auf Magie gebracht hast, macht es mir leichter. Ich vermute, dass auch die Sklavenhändler, die Hanneh und Djamila entführt haben, von einem Zauberer begleitet werden. Wir kennen dies von al-Fuladhy und Abu Kurbatsch. Und dies wird uns den Kampf gegen sie nicht gerade leicht machen.“

      „Wie gut also, dass Haschim bei uns ist.“

      „Eben, Halef, und deshalb muss ich mit ihm über Magie reden. Ich hoffe, er hat uns bislang nichts verschwiegen, wie ich es törichterweise getan habe. Sonst fürchte ich, dass wir uns ernste Sorgen machen müssen, was Hanneh und Djamila betrifft.“

      Ich hatte Haschim in seiner meditativen Versenkung nicht stören wollen, es war bereits spät geworden und der Schlaf war nötig, weil wir am folgenden Morgen wie gewohnt früh und eilig aufbrechen wollten. Deshalb wollte ich erst bei der folgenden Rast mit ihm das Gespräch über eine Sache führen, die ich bereits geahnt hatte, als wir in jener Schänke einkehrten, in welcher ich den ersten Hinweis auf die Herkunft der Entführer

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