Nebelrache. Nancy Farmer

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Nebelrache - Nancy  Farmer

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würde ihr ein Stück Knochen im Hals feststecken. Gütiger Himmel, dachte Jack. Was werden Vater und Mutter sagen, wenn sie sie sehen?

      Mr Blewit rannte ins Haus und rettete die Kleine, bevor Thorgil ihre Drohung wahr machen konnte.

      Leicht angewidert musste Jack feststellen, dass Thorgil auf der Jagd gewesen war und die Jagdbeute zu einem Eintopf verarbeitet hatte. Normalerweise verweigerte sie solche Arbeiten, aber ihre gute Laune musste sie zum Kochen veranlasst haben. Sie konnte zwar Pfeil und Bogen nicht mehr benutzen, aber mit Speer und Schleuder war sie kaum zu schlagen. Ihre Kochkünste waren jedoch eher begrenzt und meistens fanden sich irgendwelche Fellstücke im Essen. Jack sah etwas im Topf auftauchen, das nach einem ganzen Eichhörnchen aussah.

      „Riecht interessant“, sagte der Bugaboo und öffnete seine Nasenlöcher, so weit er konnte. „Noch besser wäre es vielleicht mit ein paar Pilzen –“

      „Wie immer mäkelst du am Essen, ohne vorher die Köchin zu begrüßen“, schimpfte Nemesis. „Ich entschuldige mich für meinen unhöflichen König, Thorgil, und dafür, dass wir ohne Ankündigung hereinplatzen – großer Fliegenpilz!“ Der Hobgoblin sprang aus dem Weg, als Seefahrer nach ihm hackte. Jack hatte vergessen, wie flink die Hobgoblins sein konnten. Nemesis hing mit seinen klebrigen Fingern und Zehen an der Decke.

      Thorgil lachte sich halb tot. Sie sagte etwas zu dem Albatros, und er tappte zurück in seine Ecke. „Also ich heiße euch jedenfalls willkommen“, sagte sie. „Seefahrer hat so etwas wie euch noch nie gesehen.“

      „Ich habe auch noch nie etwas wie ihn gesehen“, erwiderte Nemesis und ließ sich von der Decke fallen. „Ist er eine Troll-Möwe oder was?“

      „Ein Albatros aus dem fernen Süden. Seefahrer sagt, dass es dort Tausende von seiner Sorte gibt.“

      „Die hoffentlich dort bleiben“, murmelte Nemesis.

      „Sei gegrüßt, edle Schildmaid“, sagte der Bugaboo und verbeugte sich tief. „Es ist mir eine Freude, dich wiederzusehen.“

      Sie setzten sich rund ums Feuer, und jeder bekam eine Schale voll Eintopf, der nicht so schlecht war, wie Jack befürchtet hatte. Glücklicherweise hatten sie viel Brot, denn die Hobgoblins schienen unersättlich zu sein. Hazel leckte ihre Schale aus und verlangte nach mehr. Nachdem sie gegessen hatten, erzählte der Barde von der geplanten Handelsreise nach Bebbas Town.

      „Ihr habt nicht genug zu essen! Das hättet Ihr uns sagen müssen“, rief der Bugaboo aus. „Nemesis und ich werden fischen gehen. Es gibt nichts Besseres als die Zehen von Hobgoblins, um Fische anzulocken.“ Er streckte einen Fuß aus und wackelte einladend mit den langen Zehen. Hazel klatschte vor Begeisterung in die Hände.

      Der Barde schreckte hoch. „Bei meinen Sternen, ich schlafe schon fast im Sitzen ein. Bitte entschuldigt mich, liebe Freunde, aber ich muss ins Bett.“ Die Hobgoblins entschuldigten sich dafür, ihn so spät noch wachgehalten zu haben, und Jack half ihm zu seinem Korbbett im hinteren Teil des Hauses. „Kümmere dich um die Betten, Junge“, sagte der Barde. „Im Lagerraum müsste genügend Stroh sein.“

      Jack schob Körbe und Truhen an die Wand, um Platz zu schaffen. Nemesis und Mr Blewit halfen ihm beim Bettenmachen, und als sie fertig waren, war der Boden von einer Wand zur anderen mit Hobgoblins und Menschen bedeckt. Wenn noch mehr Besuch kommt, dachte Jack, können wir ihn nur noch an der Decke aufhängen.

      Mr Blewit deckte Hazel mit seinem Umhang zu. Er war aus Buntschafwolle, und als sie darin eingehüllt war, schaute nur noch ihr runder Kopf heraus. Der Rest von ihr schien verschwunden zu sein. Der trübsinnige Hobgoblin streichelte ihren Kopf und sie gliepte im Schlaf.

      Jack hatte ein hohles Gefühl in der Mitte seines Herzens. Die Blewits liebten Hazel abgöttisch. Sie würden sie niemals aufgeben. Aber Mutter und Vater würden sie natürlich zurückhaben wollen, und das Recht war auf ihrer Seite. Es war ein Problem, für das es keine Lösung geben würde, mit der alle zufrieden waren.

      Jack verstaute die Heitere Wehklage in einer der Truhen des Barden. Als er fertig war, schlief auch er schon fast im Stehen ein. Dankbar ließ er sich in einen Haufen Heidekraut und Stroh sinken.

      „Erzähl mir, was mit dem Draugr passiert ist“, flüsterte Thorgil und hockte sich neben ihn auf den Boden.

      Jack lauschte dem Nachtwind, der über seinem Kopf am Reetdach zerrte, und beobachtete die flackernden Schatten an der Wand. „Nicht heute Nacht“, sagte er und musste wieder an den kalten Nebel denken, der ihm die Brust zusammengequetscht hatte. „Der Barde sagt, solche Geschichten erzählt man nur bei Tageslicht“, sagte er. „Ich glaube, das hat gute Gründe.“

      Nemesis sprang mit Gebrüll auf. „Das Monster hat versucht, meine Zehen zu fressen!“, schrie er, bebend vor Wut.

      „Ist es schon Morgen?“, fragte Thorgil verschlafen und wühlte sich tiefer ins Stroh.

      „Dein Haustier hat versucht, mich umzubringen, und dir fällt nichts anderes dazu ein?“, kreischte Nemesis.

      Jack stand hastig auf und öffnete die Tür. Die Sonne war noch knapp unter dem Horizont, aber die Wolken über dem Meer schimmerten schon rosa. „Komm“, sagte er in der Vogelsprache. Der Albatros ignorierte ihn.

      „Du musst erst etwas Nettes zu seinen Flügeln sagen“, murmelte Thorgil. Als Jack die richtigen Worte gefunden hatte, wendete sich der große Vogel zögernd von den Zehen des Hobgoblins ab und folgte dem Jungen nach draußen.

      „Die sehen aus wie Würmer, stimmt’s?“, sagte Jack und führte Seefahrer hinunter an den Strand. Er setzte sich in den Sand und genoss nach der Nacht in dem modrig riechenden Haus die frische Luft. Jetzt wusste er wieder, dass Hobgoblins immer nach Pilzen rochen. „Was sollen wir mit dir machen, wenn wir nach Norden fahren?“, fragte Jack.

      Seefahrer breitete die Flügel aus und prüfte den Wind. Ein Flügel hing herunter. Trotzdem machte er einen Testlauf am Strand, doch statt abzuheben, landete er als würdeloser Haufen.

      „Mach dir nichts draus“, tröstete Jack. „So etwas braucht seine Zeit. Und wenn es zum Schlimmsten kommt, können wir dich vielleicht mitnehmen. Ich würde den Nordmännern aber an deiner Stelle nicht zu sehr vertrauen. Womöglich halten sie dich für eine Art seetüchtiges Hühnchen.“

      Seefahrer hatte ein Gezeitenbecken voller Krebse entdeckt und war damit beschäftigt, es leer zu fressen. Inzwischen konnte auch Jack sein Frühstück riechen. Er stand auf und ging zurück in Richtung Pfad. Hinter sich hörte er patschende Geräusche. Seefahrer rannte hinter ihm her, so schnell er konnte.

      „Ich hätte dich nicht allein zurückgelassen“, sagte Jack gerührt. Er streichelte das Gefieder des Vogels und wurde dafür mit einem leisen Pfeifen der Zufriedenheit belohnt. „Ich wünschte, ich könnte mehr Vogelsprache. Thorgil ist ein Naturtalent, aber ich muss hart daran arbeiten. Aber immerhin habe ich auch schon gelernt, mit Riesenspinnen zu sprechen, und schwieriger kann die Vogelsprache auch nicht sein.“ Er sprach immer weiter, obwohl er keine Ahnung hatte, ob Seefahrer ein einziges Wort davon verstand. Aber der Barde hatte gesagt, dass Tiere mehr auf den Tonfall achteten als auf die Sprache. Seefahrer schien zumindest an seiner Stimme interessiert zu sein.

      „Halt bloß dieses Ungeheuer von mir fern“, sagte Nemesis, als die beiden ins Haus zurückkamen.

      „Nun, nun, du kannst ihm ruhig einen von deinen Zehen gönnen“, sagte der Bugaboo. „Es ist schließlich nicht so, als würde er nicht nachwachsen.“

      Jack

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