Nebelrache. Nancy Farmer

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Nebelrache - Nancy  Farmer

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Spaziergang mit unserem Freund, bevor er irgendwelchen Schaden anrichtet. Aiden und ich bereiten inzwischen das Frühstück zu.“ Jack unterdrückte ein Seufzen, doch sich zu beschweren, wagte er nicht. Den Barden konnte man nicht hetzen, und Bruder Aiden würde seine Geschichte erst zu Ende erzählen, wenn es ihm passte.

      Jack ging mit dem Vogel oben auf den Klippen entlang. Seefahrer eilte voraus und reckte begierlich den Kopf in den blauen Himmel. Nach einer Weile setzten sie sich hin und rasteten. Der Albatros schrie eine Herausforderung, und ein halbes Dutzend Möwen fiel vor Schreck von der Klippe.

      „Fühlt sich gut an, nicht wahr?“, sagte Jack kumpelhaft. „Es gibt nichts Besseres, als den Tag mit einer guten Drohung zu beginnen.“ Seefahrer brummelte etwas zurück. Der Wind trug Jack den Duft von Hafermehlkuchen zu. „Ich würde gern mal eine Meerjungfrau sehen“, vertraute er Seefahrer an, „aber eine heiraten? Ich denke mal, dass man ertrinkt, sobald man bei ihr einzieht. Was glaubst du, wie sie unter Wasser atmen?“

      Seefahrer machte ein Geräusch, das sich anhörte wie eine Mischung aus Schnurren und Krächzen. Jack war beinahe sicher, dass es die Antwort auf seine Frage war. Plötzlich stieß der Vogel einen Schrei aus und sprang von der Klippe. Fast gelang es ihm, zu fliegen, aber dann gab sein verletzter Flügel nach und er stürzte ab. Jack schlitterte die Felswand hinunter, so schnell er konnte. Unten taumelte der Vogel wie betrunken über den Strand, kreischte und klapperte mit dem Schnabel.

      „Du blödes Vieh!“, schrie Jack. „Du wirst unsere ganze Arbeit zunichtemachen!“ Und dann sah er Thorgil auf sie zurennen. Sie krächzte in Vogelsprache und verteilte im Rennen ihre Habseligkeiten über den Strand. Als sie bei Seefahrer ankam, tanzten die beiden ausgelassen umeinander herum.

      „Oh, Jack! Du rätst nie, was passiert ist!“, schrie sie. „Skakki ist hier! Mein Bruder! Er ist in der Bucht vor Anker gegangen, in der wir dich und Lucy zurückgelassen haben. Er hat versprochen, uns nach Bebbas Town zu bringen.“

      „Du sagst, dass ein Nordmann-Schiff in der Nähe unseres Dorfes ankert?“, vergewisserte sich Bruder Aiden mit vor Angst weit aufgerissenen Augen.

      „Skakki hat geschworen, uns nicht auszuplündern“, berichtete Thorgil sorglos. „Vielleicht nimmt er von woanders ein paar Sklaven mit, aber das stört ja keinen.“

      „Es stört keinen?“, schrie der Mönch. „Hörst du denn nicht die Schreie der Eltern, denen die Kinder aus den Armen gerissen werden? Hast du ein Herz aus Stein?“

      „Wir stehlen eigentlich keine Kinder“, sagte die Schildmaid. „Die halten nicht lange und es gibt auch kaum Nachfrage nach Gören.“

      „Hör auf, ihn zu ärgern“, warnte der Barde. Thorgil grinste boshaft und fischte einen Hafermehlkuchen aus der Asche. Sie hielt ein Stückchen davon Seefahrer hin, der es vorsichtig aus ihrer Hand nahm. Er traute heißen Dingen nicht mehr.

      „Ist die ganze Mannschaft mitgekommen?“, fragte Jack. Er konnte es plötzlich kaum noch erwarten, die Nordmänner wiederzusehen.

      „Die meisten“, sagte die Schildmaid, nachdem sie sich den Mund voll mit Hafermehlkuchen gestopft hatte. „Da sind Skakki und natürlich Rune, Sven der Rachsüchtige, Erik der Schöne, Erik der Hitzige. Schlaup ist neu. Erik Breitschulter ist von Trollen gefressen worden.“

      „Du meine Güte“, sagte Bruder Aiden entsetzt.

      „Mein Ziehvater Olaf Einbraue hat wiederum einmal ein Stück Troll probiert. Er hat gesagt, dass es widerlich schmeckt.“

      „Thorgil!“, fuhr der Barde sie an. „Treib es nicht zu weit, oder ich verwandle dich in einen Frosch.“

      Sie lachte nur und schnappte sich einen weiteren Hafermehlkuchen. Jack war froh, sie so glücklich zu sehen. Anscheinend hatte sie ihren Streit im Haselwald vergessen, denn sie hatte ihn freundlich begrüßt. Wie er vermutet hatte, war sie an den Strand geflüchtet. Als sie dann Richtung Norden losgegangen war, hatte sie es als logisch empfunden, immer weiterzugehen. Die Wellen hatten sie beruhigt und der Geruch der See hatte ihre Laune verbessert. Nach einiger Zeit hatte sie dann einen Abstecher landeinwärts gemacht und war auf der alten Römerstraße in die abgelegene Bucht gekommen.

      „Skakki hat nie geglaubt, dass ich tot bin“, berichtete sie. „Er war schon früher in diesem Jahr an der Stelle, an der er mich zurückgelassen hat, und hat dort meine Runen in einen Baum geschnitzt gesehen. Als er mich nicht finden konnte, hat er gedacht, dass ich an dem einzigen Ort sein würde, an dem ich willkommen bin. Er ist viel größer geworden. Ich dachte früher schon, er wäre ausgewachsen, aber jetzt ist er fast ein Riese. Wie Olaf.“ Ein Schatten fiel auf das Gesicht der Schildmaid.

      „Und er will uns nach Bebbas Town bringen?“, fragte Jack schnell, damit sie gar nicht erst anfing zu trauern.

      „Sobald er seine Geschäfte im Süden erledigt hat. Und Bruder Aiden will sicher nicht wissen, was das für Geschäfte sind – schon gut! Ich höre ja schon auf!“

      Thorgil duckte sich hastig weg, als der Barde seinen Stab hob.

      Sie gönnten sich ein zweites Frühstück mit frischem Brot aus dem Dorf und einer gebratenen Gans, die Thorgil vom Abendessen mit ihren Freunden auf dem Schiff mitgebracht hatte. Bruder Aiden wiederholte ihr zuliebe noch einmal die Geschichte der Heiteren Wehklage. „Ich habe eine Frau weinen gehört, als ich am Strand entlangging“, berichtete die Schildmaid nachdenklich. „Ich konnte sie aber nicht finden. Skakki glaubt, dass er einen Draugr gesehen hat, als er vor Anker gegangen ist.“

      „Einen Draugr?“, fragte Jack.

      „Du weißt schon. Einen Untoten. Einen Geist. Wir haben das Lager mit einem Kreis aus Silbermünzen umgeben, um ihn fernzuhalten.“

      „Das ist genau, was ich befürchtet habe“, sagte der Barde. „Erzählt den Rest von Severus’ Geschichte, Aiden. Wir müssen Pläne schmieden.“

      „Sieben Tage lang unternahm Pater Severus, was er konnte, um die Meerjungfrau loszuwerden. Er versuchte es mit Teufelsaustreibungen, schwenkte das Kreuz und verfluchte sie, aber sie ließ sich nicht abschrecken. Sie verfolgte ihn jeden Nachmittag. Sie war ungeheuer stark. Sie konnte gewaltige Felsbrocken anheben und sie so mühelos werfen wie unsereins einen Kieselstein. Damit wollte sie ihn natürlich nicht töten, sondern ihm nur so viel Angst machen, dass er seinen Widerstand aufgab.

      Die Meerjungfrau befehligte auch die Wellen. Am vorletzten Tag rief sie eine Welle herbei, die bis zu den Felsen hochschlug, zwischen denen Pater Severus sich versteckte. Beinahe hätte sie ihn aufs Meer hinausgezogen. Da wusste er, wie sie ihn am letzten Tag holen wollte. In dieser Nacht kämpfte er sich auf den Berg in der Mitte der Insel. Fast hätte er es bis auf die Spitze geschafft, doch vor ihm lag eine senkrechte Felswand, die er nicht überwinden konnte.

      Also kehrte er ans Wasser zurück, sank verzweifelt zu Boden und beklagte den Tag, an dem er die Heilige Insel verlassen hatte. Und da kam ihm ein Gedanke. Was, wenn sie mit ihm auf der Insel lebte?

      Er konnte sie natürlich nicht heiraten. Nicht, weil er ein Priester war – manche Priester nahmen sich Frauen, obwohl man es in Rom nicht gern sah. Er konnte es nicht, weil sie ein Tier war, so einfach war das. Oh, sie sah menschlich aus, aber unter diesem Äußeren hatte sie nicht mehr Seele als ein Ochse. Ein Ochse, ging es ihm im Kopf herum.

      Sie war unglaublich stark. Das hatte er oft genug sehen können. Und sie war geschickt – man musste sich nur die Hütte ansehen, die sie gebaut hatte. Sie konnte Fische fangen und Treibholz sammeln. Sie konnte pflanzen.

      Am

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