Nebelrache. Nancy Farmer

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Nebelrache - Nancy  Farmer

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zu Atem“, befahl der Barde. „Jack, hol unserem Gast etwas Most.“

      Jack setzte sich auf und schüttelte sich das Stroh aus den Haaren. Er griff nach dem Schlauch mit dem Most und schenkte einen Becher voll.

      Der Mönch stürzte den Most hinunter und hielt Jack den Becher zum Nachschenken hin. „Ich bin so verschwitzt, ich könnte darin baden. Jack hatte recht damit, dass sich irgendein Wesen von der Heiteren Weklage angezogen fühlt. Es hat im Dorf danach gesucht.“

      „Vielleicht war der Angriff ein Zufall. Auch ein Bär oder ein anderes wildes Tier könnte die Tiere getötet haben“, gab der Barde zu bedenken.

      „Ein Bär tötet, um zu fressen. Aber diese Bestie hat die Tiere in Fetzen gerissen und liegen gelassen. Ich danke Gott, dass sie kein Kind erwischt hat.“ Bruder Aiden setzte den Becher ab. „Der Älteste hat befohlen, dass die Frauen und Kinder in den Häusern bleiben, und John der Böttcher hat einen Suchtrupp aufgestellt.“

      „Die werden nichts finden“, bemerkte der Barde ruhig. Er und der Mönch tauschten einen bedeutungsvollen Blick.

      „Thorgil!“, rief Jack plötzlich. „Sie war die ganze Nacht draußen!“

      „Es geht ihr gut“, versicherte ihm der Barde. „Eine Krähe hat heute Morgen beobachtet, wie sie am Strand saß.“

      „Ich werde nach ihr sehen.“

      „Sie wird kommen, wenn sie so weit ist“, widersprach der Barde energisch. „Und nun, Aiden, lasst uns über diese Bestie sprechen.“

      Jack war hin- und hergerissen. Natürlich wollte er alles über die Bestie hören, aber er machte sich auch Sorgen um Thorgil. Sie fror bestimmt und hatte Hunger. Mit ihrer gelähmten Hand konnte sie nicht einmal ein Feuer machen.

      „Hör auf, herumzuzappeln, Junge. Sie trägt doch die Schutzrune“, sagte der alte Mann. „Und nun von Anfang an –“

      Die Rune hilft einem nur, Leiden zu ertragen. Sie schützt einen nicht davor, dachte Jack verbittert und erinnerte sich nur zu gut an die Schläge, die er von Olaf Einbraue hatte einstecken müssen.

      „… etwas ist von der Heiteren Wehklage geweckt worden, das besser weitergeschlafen hätte.“

      „Ich weiß nicht, wie es die Glocke aus dieser Entfernung hat hören können oder wieso es gerade jetzt aufgetaucht ist“, bemerkte Bruder Aiden.

      Es?, dachte Jack. Wovon redet der eigentlich?

      „Die Glocke von Amergin ist in allen Welten zu hören, und dazu kommt, dass sie lange Zeit nicht mehr benutzt wurde“, sagte der Barde. Er stellte die Glocke aufrecht hin und ein leises Klingen ertönte. Alle drei Zuhörer zuckten zusammen. „Ich werde sie in Wolle wickeln müssen.“

      „Pater Severus hat einiges zu verantworten“, sagte Bruder Aiden betrübt.

      „Allerdings. Vor allem hätte er die Glocke auf Grims Insel lassen sollen.“

      Grims Insel? Wo ist denn das?, fragte sich Jack.

      Der Mönch seufzte und fuhr mit einer Hand über das strahlende Gold der Heiteren Wehklage. „Es war der Abt, der die Glocke unbedingt mitnehmen wollte. Vergesst nicht, dass sie einst dem heiligen Kolumban gehört hat.“

      „Der sie auch versteckt hat“, fügte der Barde hinzu.

      „Und doch war die Heitere Wehklage eines der wenigen Dinge, die die Zerstörung der Heiligen Insel überstanden haben“, sagte Bruder Aiden. „Das kann doch nur bedeuten, dass die Glocke heilig ist. Und es konnte ja keiner ahnen, dass es eine so weite Strecke zurücklegt.“

      „Man sagt, solche Wesen können selbst durch Fels schwimmen“, sagte der Barde.

      Jetzt hielt Jack es nicht länger aus. „Wovon redet Ihr? Was ist es? Wo ist Grims Insel? Wie kann etwas durch Fels schwimmen?“ Mit hochrotem Kopf starrte er auf den Boden. Der Barde hatte schon öfter mit ihm geschimpft, wenn er so ungeduldig auf schnelle Antworten drängte. Die meisten Dinge, die es zu wissen lohnt, brauchen ihre Zeit, sagte er dann immer. Man musste warten, bis sich einem die Antwort zeigte. Eine Erklärung zu erzwingen, bevor die Zeit reif war, war so, als würde man eine Apfelblüte pflücken und erwarten, dass sie schmeckte wie ein Apfel.

      „Ich bin erstaunt, dass du so lange gewartet hast“, bemerkte der Barde. „Ich konnte sehen, wie sich in deinem Kopf die Fragen auftürmten, aber in diesem Fall kann ich das gut verstehen. Dies ist ein Geheimnis, das wir schon viel zu lange gehütet haben, und jetzt müssen wir schnell handeln, um den Schaden zu begrenzen.“ Der alte Mann setzte sich auf die Truhe, in der er die silberne Flöte aufbewahrte. „Fangt Ihr an, Aiden. Ihr seid es, dem diese Geschichte zuerst anvertraut wurde.“

      „Du musst wissen, dass Pater Severus der selbstloseste Mensch ist, den man sich vorstellen kann“, begann Bruder Aiden. „Er hat seine Güte immer wieder unter Beweis gestellt.“

      Jack nickte. Er erinnerte sich noch gut an den trübsinnigen Mönch, der auf dem Schiff von Olaf Einbraue dauernd von der Sünde gepredigt hatte und später den Elfen glühende Predigten hielt, worüber sich diese prächtig amüsiert hatten. Aber dieser Mann hatte auch Mitgefühl für drei eingekerkerte Kinder gezeigt. Ohne ihn wären sie jetzt nicht mehr am Leben.

      „Unter anderen Umständen hätte Pater Severus ein großer König werden können“, fuhr der Mönch fort. „Er hat die Gabe, Menschen dazu zu bringen, ihm bedingungslos zu gehorchen.“

      Jack musste wieder daran denken, wie die verrohten Mönche im Kloster des heiligen Filian vor Pater Severus gekuscht hatten wie geprügelte Hunde. Die Bürger von Bebbas Town hatten seinen Führungsanspruch sofort anerkannt und auch gehorcht, als er ihnen befahl, Brutus zu ihrem König zu machen. Ohne die Hilfe von Pater Severus hätte Brutus in seinem Leben sicher nichts anderes erreicht, als gut auszusehen.

      „Lasst uns nicht vergessen, dass Euer Held auch die eine oder andere Schwäche hat“, warf der Barde ein.

      Bruder Aiden lächelte verlegen und erzählte weiter. „Grims Insel ist ein kalter, unwirtlicher Ort, so weit im Norden, dass die Sonne dort den ganzen Winter nicht scheint. Im Sommer herrschen entweder Nebel oder arktische Stürme. Aber für Pater Severus war es ein Paradies der Seele. Er war des gemütlichen Lebens auf der Heiligen Insel überdrüssig geworden.“

      „Ich dachte, die Mönche hätten dort hart gearbeitet“, sagte Jack.

      „Oh, das haben wir. Wenn wir keine Steinbrocken aus den Feldern gegraben haben, haben wir Dächer repariert, Zäune geflickt und Schafe gejagt. Wir haben siebenmal am Tag gebetet und zweimal in der Nacht. Wir haben auf dem Boden geschlafen und im Winter in Schneewehen meditiert. Aber wir hatten auch unsere Freuden.“ Der kleine Mönch lächelte bei der Erinnerung daran.

      „Ich weiß noch, wie wir in der Kapelle gesungen haben, und erinnere mich an das wunderschöne Buntglasfenster. Ich habe viele glückliche Stunden in der Bibliothek verbracht und Tinte gemischt – solch wundervolle Farben! Ich habe Blattgold ausgewalzt, um damit meine Manuskripte zu schmücken. Und das Essen! Sonntags gab es Huhn und jeden Tag Brot und Bier. An Festtagen haben wir wundervollen Joghurt gemacht. Und erst der Flammeri …“

      „Die beste Art mit Muskat und Sahne“, murmelte Jack. „Vater hat mir davon erzählt.“

      „Ich verstehe, wieso Severus

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