Flucht nach Mattingley Hall. Nicola Vollkommer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Flucht nach Mattingley Hall - Nicola Vollkommer страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Flucht nach Mattingley Hall - Nicola Vollkommer

Скачать книгу

»Die übrigen, meine ich, die keinen Platz mehr haben. Bist du nicht ein bisschen neidisch auf mich?«

      »Nein.« Ellen legte schmunzelnd die winzigen Perlenohrringe auf das Samtkissen in einem kleinen Silberdöschen. »Aber wenn es dich glücklicher macht, mich neidisch zu sehen, dann bin ich gerne neidisch!«

      »Ach, jetzt neckst du mich wieder, Ellen! Ich muss schlafen gehen, auch wenn ich die ganze Nacht hätte durchtanzen können. Nie in meinem Leben habe ich solch ein rauschendes Fest erlebt. Wie die jungen Esmy-Damen gelb vor Neid waren! Und Mathilde Ransom erst recht. Ich glaube, sie alle hatten auf Hubertus gehofft. Hier, meine Halskette.«

      »Du darfst aufgeregt sein, mein Kind. Eine Verlobung feiert man nicht jeden Tag«, sagte Ellen, während sie eine Reihe schimmernder Perlen in eine zweite Schachtel legte. »Vor allem nicht eine Verlobung, die so viel Klatsch und Tratsch ausgelöst hat.«

      »Das stört mich nicht im Geringsten, Ellen. Stell dir vor … aber ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen soll.«

      »Offensichtlich willst du es mir erzählen, ob du sollst oder nicht.«

      Lady Jasmin erhob sich von ihrem Stuhl, beugte sich zu Ellen hinüber und flüsterte in ihr Ohr:

      »Er hat mich geküsst, als wir uns verabschiedeten.«

      »Warum flüsterst du? Wir sind alleine im Zimmer.«

      »Ich meine, richtig geküsst, Ellen. Lange, schmachtend, leidenschaftlich. Er hat seinen Mund überall in meine Haare gegraben und hat sich dann in mein Gesicht vorgearbeitet, bis sein Mund auf meinem Mund gelandet ist. Und dann ……«

      »Ach hör doch auf, Kind, ich werde ganz rot. Kein Wunder, dass die Spange stecken geblieben ist.«

      »Riechst du nicht seine Pomade in meinen Haaren? Edelstes Bienenwachs. Er reibt Pomade auch in seine Koteletten ein. Ich werde meine Haare ganz lange nicht waschen, damit der Duft bleibt.«

      Ellen schüttelte den Kopf und zupfte die Falten in dem Ballkleid zurecht, das Jasmin am Abend zuvor getragen hatte und das nun an einem Kleiderbügel an der Wand hing. Jasmin ließ nicht locker.

      »Er wollte nicht aufhören, Ellen.«

      Ellen warf ihr einen scharfen Blick zu.

      »Noch schlimmer. Vielleicht hätte dein Vater doch länger bleiben und besser auf dich aufpassen sollen. Oder willst du mich nur schockieren?«

      Lady Jasmin packte Ellen an den Schultern.

      »Sag Vater ja nichts davon. Ich bin fast zerschmolzen. Ich war weich wie Butter in Hubertus’ starken Armen. Er knabberte an meinem Ohr und hätte am liebsten überall an mir geknabbert … aber was weißt du von solchen Dingen, ich will dich nicht in Verlegenheit bringen.«

      »Dafür ist es schon zu spät.«

      Jasmin ließ Ellen los und kühlte ihre feurigen Wangen mit beiden Händen. Sie lief zum Fenster, kniete sich auf das Sofa, das davorstand, stützte ihre Ellbogen auf der Lehne ab und blickte hinaus. Funkelnde Regentropfen, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie sich in Eis verwandeln oder Wasser bleiben sollten, schossen im Licht der Straßenlampe vorbei, bevor sie in der bodenlosen Dunkelheit der menschenleeren Straße verschwanden.

      »Hoffentlich ist er nicht nass geworden, nachdem er mich zur Kutsche begleitet hat«, sagte sie mit einem verträumten Blick.

      »Bei diesem Hundewetter eher gefroren, würde ich sagen«, antwortete Ellen. »Hättest dem Schurken lieber eine Ohrfeige verpassen sollen. Das meine ich ernst. Was er gemacht hat, nennt man in vornehmen Kreisen Verführung. Nur gut, dass wir morgen die Stadt verlassen und du ihn danach eine Weile nicht siehst!«

      Als Antwort wandte sich Jasmin vom Fenster ab und starrte ins Licht der Kerzen, die immer noch auf der Kommode brannten.

      »Du bist sicher erleichtert zu hören, dass wir vom Kutscher unterbrochen wurden«, sagte sie. »Du musst mein Kleid übrigens reinigen, die Säume sind von der Nässe auf dem Gehweg verdreckt. Wie es sich wohl anfühlen wird, wenn wir nicht mehr unterbrochen werden?«

      »Ich wette, davon träumt er schon die ganze Zeit«, murmelte Ellen, während sie eine Stoffhülle über Kleid und Bügel zog, bevor sie alles in den Kleiderschrank hängte. Laut ergänzte sie:

      »Aber was weiß Ellen schon von solchen Dingen? Ab ins Bett, mein Kind. Ich meine, Mylady.«

      »Noch kannst du mich ›Kind‹ nennen, Ellen«, sagte Lady Jasmin in einem sanften Ton. Sie schlich sich an Ellen heran, umarmte sie von hinten und legte ihren Kopf auf ihren Rücken.

      »Ich frage mich, was so ein vornehmer Mann von Welt in mir sieht, hohlköpfig und dumm, wie ich bin. Und sag jetzt bitte nicht: ›Das frage ich mich auch‹. Das wolltest du gerade sagen, nicht wahr?«

      »Auch wenn ich das oder sonst was hätte sagen wollen, hätte ich bei deinen Wortergüssen nicht die geringste Chance! Wenn er nicht selber so reich wäre, würde ich sagen, er ist auf dein Vermögen aus.«

      »Ach typisch Ellen, du musst immer etwas Unfreundliches sagen. Übrigens, lass Platz für mein Hochzeitskleid, es soll genau hier an dieser Stelle hängen. Und du darfst es mit mir zusammen aussuchen. Nur hoffe ich, dass es an unserem Hochzeitstag nicht so regnet wie heute.«

      »Dein Kopf ist tatsächlich voll von Watte und Seifenblasen.« Ellen versuchte, sich aus Jasmins Griff zu befreien. »Hoffen wir auf einen goldenen Herbst, euch zu Ehren. Aber jetzt träume schön von deinem hübschen Prinzen und hör bitte damit auf, den Ring andauernd zu drehen. Du hast ihn schon eine ganze Woche am Finger, solltest dich inzwischen an ihn gewöhnt haben.«

      Sie blies eine Kerze aus, nahm die andere in die Hand und folgte Lady Jasmin in das Schlafgemach. Nachdem die junge Lady in ihr Bett gestiegen war, bückte Ellen sich über sie.

      »Einen kleinen Kuss darf dein altes Kindermädchen dir noch geben«, flüsterte sie, »auch wenn die Küsse eines anderen dein Herz betören.«

      Lady Jasmin streckte ihren Mund zu Ellen hin.

      »Egal, wie verheiratet und wie betört ich bin, mein altes Kindermädchen behält immer einen besonderen Platz in meinem Herzen.«.

      Sie setzte einen Kuss auf Ellens Wange, zog die Bettdecke hoch bis zum Kinn, drehte sich auf den Bauch und vergrub das Gesicht im Kopfkissen.

      Ellen verließ leise den Raum. Außen an der Tür blieb sie kurz stehen und schüttelte den Kopf.

      »Ellen?«, kam es plötzlich vom Bett.

      »Ja?«

      »Meinst du, meine Mutter hätte sich gefreut?«

      »Sie hat sich immer gefreut, dich glücklich zu sehen, mein Kind.«

      »Und, Ellen?«

      »Was ist jetzt noch?«

      Jasmin stützte sich auf einen Ellbogen und schaute sie an.

      »Das Einzige, was mein Glück betrübt, ist, Kebworth Place zu verlassen. Ich liebe London, aber nichts kann Kebworth ersetzen.«

      »Wenn

Скачать книгу