Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11. Inger Gammelgaard Madsen

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Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11 - Inger Gammelgaard Madsen

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kennst du die peinliche Mille?“, fragte ein Mädchen, das Puk Gren hieß, falls das ihr richtiger Name war.

      Anne dachte kurz nach.

      „Aus der Schule, die ist echt so megapeinlich“, antwortete sie und tröstete sich selbst damit, dass sie das im Dienste einer guten Sache tat.

      „Von ihrer alten Schule?“

      „Ja, von der alten Schule“, antwortete Anne und dachte, dass die Schüler von dort den aktuellen Klassenkameraden wohl unbekannt waren.

      „Gehst du immer noch auf die Schule?“

      Anne zögerte mit den Fingern auf der Tastatur. „Ja.“ „Welche Klasse? Wenn das die gleiche ist, in die Peinlich-Mille ging, muss es immer noch schlimm riechen.“

      „Es stinkt“, antwortete Anne und schickte ein kotzendes Emoticon mit grünem Kopf hinterher.

      Puk Gren antwortete mit einem lachenden Smiley und schrieb: „Willkommen in der Gruppe.“

      „Das war leicht“, bekannte Anne.

      Jytte sah sie über den Brillenrand hinweg überrascht an. „Hast du schon herausgefunden, wer der Administrator ist?“

      „Eine Puk Gren hat mich gerade in der Gruppe willkommen geheißen, aber ob sie der Admin ist, weiß ich natürlich nicht.“

      „Finde es heraus, Anne. Mit diesem Mädchen müssen wir mal reden. Sie kann bestimmt sagen, warum sie so etwas macht. Wer schreibt sonst noch in der Gruppe?“

      „Es sind 50 Mitglieder. Der eine schreibt etwas Schlimmeres als der andere, als ob sie sich in Grausamkeiten gegenseitig übertrumpfen müssten. Ich hoffe, Mille ist so klug, dass sie nicht mehr auf Facebook ist. Warum hat sie ihr Profil nicht einfach gelöscht und gesagt ‚Fick dich, Facebook und Hassgruppe‘?“

      „Sie hätte es versucht, sagte sie damals, als wir sie interviewt haben, aber es gibt ja auch noch andere Arten, in unserer digitalen Welt bombardiert zu werden, daher kamen dann einfach Nachrichten per Messenger, E-Mail, SMS und Anruf.“

      „Dann schalt das Handy aus!“

      „Die Jugendlichen leben in einer anderen Welt, Anne. Es ist ihr Leben, in den sozialen Medien beliebt zu sein. Das ist wie eine Droge.“

      Es irritierte Anne, dass Jytte mit ihr sprach, als ob sie steinalt wäre und so etwas nicht verstünde. Sie fühlte sich immer noch als eine der Jugendlichen, aber mit Mitte dreißig musste sie einsehen, dass sie weit hinterherhinkte. Womit konnte diese Hassgruppe verglichen werden, aus der Zeit, als sie selbst in diesem Alter war? Es hatte immer Mobbing gegeben, aber damals war das anders gelaufen. Man stand dem Opfer von Angesicht zu Angesicht gegenüber, wenn man nicht gerade einen Brief per Post schicken wollte, der tagelang unterwegs war. Und wenn man nur einen Funken Empathie besaß, konnte man schnell sehen, wie sehr die Worte den anderen verletzten. Wenn es hinter einem Computerbildschirm ablief und nur um Worte ging, war es viel zu leicht, andere zu beleidigen, und es war deutlich zu sehen, wie die negative Stimmung in der Gruppe ansteckte. Anne war nie gemobbt worden und soweit sie sich erinnerte, hatte sie auch niemanden gemobbt, war allerdings Zeuge gewesen, wie andere jemanden mobbten und hatte nur passiv zugesehen. War man dann so nicht irgendwie ein bisschen mitschuldig?

      Anne las weiter in den vielen Beiträgen. Manchen gab sie ein Like, nur um zu zeigen, dass sie würdig war, in der Gruppe zu sein. Sie stieß auch auf das YouTube-Video. Das brauchte sie nicht zu sehen; sie wusste, wie man die Brause in der Dusche benutzte. Aber dann hielt sie plötzlich bei einem Namen inne, der ihr bekannt vorkam. Marianna Eriksen hatte ein paar Posts geliked. Natürlich hießen einige Marianna Eriksen, aber als Anne die Profilbilder der Gruppenmitglieder durchging und Marianna Eriksen fand, hatte sie keinen Zweifel. Das war sie; die Teenagerin, die sie gestern Abend zusammen mit ihrem Opa in der Kirche gesehen hatte. Roland Benitos Enkelin. Anne suchte nach dem Namen, um zu sehen, wie eifrig sie sich beteiligte und ob sie selbst etwas Fieses gepostet hatte. Anscheinend nicht. Aber ob Benito wusste, dass seine Enkelin Mitglied einer Hassgruppe auf Facebook war, die beinahe ein junges Mädchen in den Selbstmord getrieben hatte? Wahrscheinlich nicht.

      Kapitel 7

      Die Askholt Privatschule lag in naturschöner Umgebung in einer Seitenstraße des Fløjstrupvejs etwas außerhalb von Malling. Große, schwarze Vögel saßen hungrig in den Wipfeln der hohen Bäume rings um die Schule und plusterten sich in der Kälte auf. Krähen oder Raben, Roland erkannte nie den Unterschied, aber es erzeugte irgendwie eine unheimliche Stimmung. Ansonsten war es ein hübscher, weißer Hof mit vielen ursprünglichen Details aus der Architektur vergangener Zeiten, die bei der Renovierung bewahrt worden waren.

      Die Flagge hing auf Halbmast inmitten eines vereisten Hofes, wo Bänke, Basketballkörbe und Klettergerüste andeuteten, dass der Hof in den Pausen als Schulhof fungierte. Es war sehr still. Roland schaute auf die Uhr. Vielleicht war die Schule für heute vorbei. Eine Frau in einem kamelfarbenen Mantel und mit einem karierten Schal, der mehrfach um den Hals geschlungen war, kam auf die Treppe und warf die Haupttür zu. Eine riesige, cognacfarbene Handtasche lastete auf der einen Schulter. Sie drückte die Türklinke ein paarmal herunter, um sich zu vergewissern, dass abgeschlossen war, und sah sie auf dem Weg die Steintreppe hinunter prüfend an, von der Sonne geblendet, die, vom kreideweißen Schnee reflektiert, in den Augen stach.

      Roland stellte erst Hafid und dann sich selbst vor.

      „Ester Askholt, Leiterin dieser Schule.“ Sie reichte ihnen eine lange schmale Hand zum Gruß. „Ich kann mir denken, dass Ihr Besuch Iris betrifft“, sagte sie in einem Ton, der keine Antwort erforderte. „Leider habe ich es ein bisschen eilig, aber kommen Sie mit, wir setzen uns in die Aula.“

      Sie ging durch eine Schneewehe und schloss eine Glastür zu einer großen Halle auf mit einem schwarzen Flügel in der einen Ecke und sonst nur eine Stuhlreihe nach der anderen mit lavendelfarbener Polsterung an den Rückenlehnen und auf den Sitzen. Es roch nach Bohnerwachs.

      „Nehmen Sie Platz. Ich kann Ihnen hier leider nichts anbieten. Hätten Sie mich über Ihr Kommen informiert, dann …“

      Sie hielt inne, als ob ihr aufging, dass es sicher keine logische Art war, Besuch von der Polizei zu bekommen.

      Hafid und Roland setzten sich auf Stühle in der ersten Reihe. Ester wickelte den langen Schal vom Hals und setzte sich auf den Klavierhocker am Flügel, ihnen gegenüber.

      „Hier ist es leer, weil die Schüler für heute heimgeschickt wurden. Es war ein großer Schock für sie, dass Iris auf diese Weise tot gefunden wurde. Und viele von ihnen kannten auch Martha und ihren lieben Hund Smiley. Sie hatte ihn oft mit hier. Das Ganze ist so schrecklich. Gibt es etwas Neues in der Ermittlung?“

      „Die hat gerade erst angefangen. Wir hätten sehr gerne mit Iris’ Lehrern und Schulkameraden gesprochen. Am besten natürlich ihren Klassenkameraden.“

      „Selbstverständlich, aber wie gesagt sind sie für heute nach Hause gegangen.“

      Roland wunderte sich über das verhältnismäßig junge Alter der Schulleiterin. Oder lag das nur an seinen Vorurteilen über Schulleiter? Das kupferfarbene Haar war streng zurückfrisiert und in einem runden, festen Knoten im Nacken zusammengebunden, aber es stand ihr. Sie hatte das Gesicht dafür. Hohe Wangenknochen, volle Lippen; hohe Augenbrauen verliehen einem Paar graublauer Augen einen offenen und neugierigen Ausdruck. Man hatte den Eindruck, dass die Haare das ganze Gesicht strafften. Sie war wohl nicht einen Tag älter als dreißig, schätzte

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