Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11. Inger Gammelgaard Madsen

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Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11 - Inger Gammelgaard Madsen

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      „Mein Urgroßvater, Sigfred Askholt, ist der Namensgeber für diese Schule. Am Anfang war es nur eine Grundschule, aber mein Vater erweiterte die Schule, als er sie übernahm, und wandelte Askholt um zu einer Grundschule und Gymnasium. Das Gebäude hier war ursprünglich ein altes Bauerngut aus dem 19. Jahrhundert und wurde Anfang der Achtziger modernisiert. Mein Vater starb vor vier Jahren, und dann habe ich den Schulleitungsposten übernommen. Die Schule wurde 1929 gegründet und ist seitdem in Familienbesitz gewesen. Aber jetzt ist damit wohl Schluss. Ich habe keine Kinder und meine Geschwister wollen nichts mit der Schule zu tun haben.“

      Einen Augenblick lang sah sie traurig aus, dann atmete sie tief ein und schwer wieder aus.

      „Das ist das erste Mal, dass wir hier an der Askholt einen Mord erlebt haben. Unfälle natürlich im Laufe der Jahre, aber nie Mord, und dann ausgerechnet Iris!“ Sie blinzelte das Wasser in den Augen weg. „Sie verdächtigen doch wohl niemanden aus der Schule?“, fragte sie plötzlich mit einem wachsamen Gesichtsausdruck.

      „Momentan verdächtigen wir alle. Wie wir hörten, hat Martha Bæk ebenfalls eine Verbindung zu der Schule.“

      „Ja, das stimmt. Sie war hier viele Jahre als Lehrerin angestellt. Sehr beliebt bei den Schülern. Als sie in Rente ging, dauerte es nicht lange, bis sie anfing, die Schule und die Kinder zu vermissen, und ich bot ihr an, auf freiwilliger Basis hier zu arbeiten. Das hat sie seitdem getan, und als ihr Mann vor einiger Zeit krank wurde, war es ein großer Trost für sie, dass sie uns hatte. Ihre Kinder und Enkel wohnen auf Seeland, daher schauten sie nicht oft vorbei. Sie mochte besonders Iris, deshalb ist es tragisch, dass ausgerechnet Martha sie gefunden hat.“

      „Sie war nicht diejenige, die …“, fing Hafid an, aber Roland bedeutete ihm diskret zu schweigen. Je weniger Details herauskamen, desto besser.

      „Was können Sie uns über Iris erzählen?“, fragte er.

      Ester zuckte die Schultern. „Nicht sehr viel. Iris war eine fleißige Schülerin. Vielleicht ein bisschen dominant, aber aufmerksam und arbeitswillig. Sie will … wollte Medizin studieren, vielleicht Augenärztin werden, wie ihr Vater, daher wusste sie genau, dass man dafür gute Noten braucht.

      „Dominant?“, wiederholte Hafid. „Inwiefern?“

      Ester schüttelte leicht den Kopf, als ob sie etwas Falsches gesagt hatte und es nun bereute.

      „Vielleicht ist dominant auch das falsche Wort. Iris war ein hübsches Mädchen. Ihre Augen waren sehr speziell, wie Sie sicher anhand der Fotos von ihr bemerkt haben. Alle Mädchen schauten zu ihr auf, und das nutzte Iris zu ihrem Vorteil. Aber da habe ich – oder die Lehrer generell – mich nicht eingemischt. Iris war ein gutes Vorbild, und dass alle Mädchen wie sie sein wollten, erhöhte ihr Niveau. Es gibt ja sehr viel Konkurrenz in ihrem Alter, und wenn sie darauf hinausläuft, wer am fleißigsten ist, kann ja eigentlich keine Schule etwas dagegen haben.“ Das vorsichtige Lächeln zeigte sich wieder.

      „Und was ist mit den Jungs? Denn es gibt ja wohl auch Jungs an der Schule, oder?“, fragte Roland, der Wettbewerb in keinster Weise mochte. Nicht mal Kartenspiele machte er mit.

      „Doch, sicher. Es ist keine Mädchenschule. Die Jungs haben natürlich auf eine andere Art zu Iris aufgeschaut. Zwischen ihnen herrschte ein anderer Konkurrenzkampf. Sie wollten ja nicht wie sie sein, sie wollten sie eher – ja, haben. Besonders die älteren der Jungen waren große Verehrer, aber auch das nutzte Iris aus.“

      Roland bemerkte, dass Hafid ihm einen vielsagenden Blick zuwarf und die Augen mit einem dezenten Kopfnicken nach oben wandte, als ob er versuchte, damit unbemerkt auf etwas zu zeigen. Roland schaute diskret in die Richtung und entdeckte eine Schwarz-weiß gestreifte Kähler-Vase auf dem Flügel. Sie war mit einem großen Bukett Iris-Blumen gefüllt.

      „Hatte Iris einen Freund?“, fragte Roland unbeirrt weiter.

      „Nicht, dass ich wüsste. Sie flirtete unschuldig mit allen Jungs, aber das war wohl nichts Festes.“ Ester zerknüllte das Taschentuch in ihrem Schoß.

      „Wer ist …“ Roland schreckte auf, als er aus dem großen Panoramafenster, das zum Schulhof hin lag, plötzlich einen Mann mit einer Schneeschippe wahrnahem. Er trug eine Mütze mit Ohrenklappen und einen blauen Mantel mit Pelzkragen. Ein Schal bedeckte den Großteil der unteren Gesichtshälfte. Er schielte zu ihnen hinein, drehte dem Fenster den Rücken zu und fuhr mit Schneeschippen fort.

      „Kümmern Sie sich nicht um ihn. Das ist Konrad. Unser Hausmeister. Kröte, wie die Schüler ihn getauft haben. Kinder können so gemein sein. Er hat einen seltenen angeborenen Gendefekt, der Knoten im Bindegewebe verursacht. Neurofibromatose heißt er. Er ist ein alter Freund meines Vaters. Vater hat ihn vor Urzeiten angestellt und er leistet großartige Arbeit. Mit seinem Kopf ist alles in Ordnung. Was wollten Sie fragen?“

      „Wer war Iris’ beste Freundin hier an der Schule?“

      „Das war bestimmt Mira. Mira Evaldsen. Sie machten viel zusammen und wirkten vertraut. Mira ging es furchtbar, nachdem Iris verschwunden war. Sie sind ja an diesem Abend gemeinsam von Aarhus nach Hause gefahren. Mira macht sich natürlich Vorwürfe, dass sie Iris nicht daran gehindert hat, aus dem Taxi zu steigen und allein nach Hause zu laufen. Es wäre ja nicht passiert, wenn sie … armes Mädchen.“

      „Wir würden sehr gerne mit ihr sprechen. Haben Sie ihre Adresse?“

      Ester zögerte und kratzte sich am Hals. Sofort entstand ein roter Fleck auf der blassen Haut.

      „Ich weiß nicht, ob ich einfach so Adressen von Schülern herausgeben möchte. Sie sind morgen alle wieder hier, könnten Sie dann nicht noch einmal kommen?“

      „Es geht um einen Mord“, erinnerte Roland.

      Ester nickte und kramte in ihrer Tasche, aus der sie ein Adressbuch mit braunem Ledereinband zutage förderte. Als sie es öffnete und darin blätterte, konnte Roland eine Menge Namen in alphabetischer Reihenfolge und – soweit er es erkennen konnte – nach Geschlecht getrennt sehen. Er schätzte, dass es alle Schüler waren und nahm zur Kenntnis, dass einige der Namen markiert waren, aber er schaffte es nicht zu sehen, was die Zeichen bedeuten konnten, bevor Ester Miras Adresse und Telefonnummer nannte und das Buch zuklappte. Hafid notierte beides und alle drei standen auf.

      „Wo kaufen Sie diese hübschen, blauen Iris?“, fragte Roland beiläufig, als sie zur Glastür gingen, die hinaus in einen neuen, heftigen Schneefall führte.

      „Was meinen Sie? Normalerweise kümmert sich unser Hausmeister um den Garten und die Blumen, und … ach, die …“, unterbrach Ester sich selbst verdattert, als sie registrierte, dass Roland auf die Vase schaute.

      „Tatsächlich wusste ich nicht, dass sie Iris heißen, ich interessiere mich nicht besonders für Gärten, aber Iris also … Wie erschreckend eigentlich … Ich habe sie gestern Abend nach dem Gedenkgottesdienst bekommen. Jemand hatte sie neben das Foto von Iris gelegt, ihre Eltern wollten sie nicht haben, und dann … ja, dann hat August sie mir gegeben.“

      „Kennen Sie August Bøgh Lykkegaard gut?“, fragte Hafid.

      Sie zogen alle drei die Mantelkrägen fest um die Ohren, als sie raus in den Schnee und Wind traten.

      „Ich arbeite viel daran, ein gutes Verhältnis zu allen Eltern der Schüler zu haben. Askholt ist ja eine Privatschule und wir erhalten finanzielle Mittel von den Eltern und diversen Sponsoren. August bezahlt eine Menge Geld dafür, dass Iris hier eine gute Ausbildung

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