Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11. Inger Gammelgaard Madsen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11 - Inger Gammelgaard Madsen страница 9
„Vergewaltigung?“
„Leider ja. Die Verletzungen in der Scheide zeigen Anzeichen von Gewalt – das gilt auch für den Analbereich.“
Roland nickte. Er hatte es befürchtet, als sie nackt gefunden worden war.
„Außerdem habe ich acht Messerstiche in ihrem Unterleib gezählt.“
„Post mortem?“
„Schwer, genau zu sagen so lange danach, aber ich gehe davon aus. Es ist ja eine aggressive Handlung, die darauf deuten könnte, dass es was Persönliches war. Die Messerklinge ist ungefähr 25-30 Millimeter breit, gebogen und vermutlich flach am Ende. Die Wundränder sind sehr fein, was auf ein Messer mit scharfen Kanten an beiden Seiten der Klinge schließen lässt.“
„Welcher Messertyp könnte das wohl sein?“
„Das kann ich nicht sagen, Roland. Ich habe die Wunden mit Martha Bæks verglichen und es wurde der gleiche Messertyp benutzt.“
„Dann kann Martha Bæks Mörder also derselbe sein wie Iris Bøgh Lykkegaards?“
Die Frage blieb in der Luft hängen. Es war nicht Natalies Aufgabe, sie zu beantworten, und es entstand eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr.
„Sie muss ziemlich betrunken gewesen sein. Ich habe eine hohe Alkoholkonzentration in Proben von Blut, Urin und Tränenflüssigkeit gefunden.“
„Kann man das so lange danach noch feststellen? Hat der Frost nicht alles zerstört?“
„Im Gegenteil. Wenn man stirbt, hört die Verbrennung oder der Abbau von Alkohol im Körper normalerweise auf, und bei den enzymatischen Prozessen der Verwesung kann sich Alkohol bilden. Es kann auch schwierig werden, Blut zur Analyse zu bekommen und das Ergebnis zu interpretieren, aber wenn eine Leiche kurz nach dem Tod heruntergekühlt und bei circa vier Grad aufbewahrt wird, fängt die Verwesung nicht an und eine eventuelle Alkoholkonzentration ändert sich daher nicht. Die Leiche war seit kurz nach dem Tod gefroren, sodass die Alkoholkonzentration unverändert ist. Die rechtschemischen Untersuchungen auf Drogen und Medikamente zeigten kein Ergebnis, also hat sie nur Alkohol zu sich genommen.“
„Sie ist ja auch gerade von einer Party mit ihren Freundinnen gekommen. Sie haben ihren Geburtstag gefeiert und die Tendenz, dass dänische Jugendliche zu viel trinken, ist ja leider weit verbreitet.“
„Wirf mal einen Blick auf den Todeszeitpunkt.“
Roland blätterte wieder in den Papieren. „Du schreibst hier, dass er circa Mitte November letzten Jahres ist. Iris verschwand am 5. November. Soll das heißen, dass sie vor ihrem Tod irgendwo für ungefähr zwei Wochen gefangen gehalten wurde?“
„Ja, das sollen du und dein Team ja herausfinden, oder, Roland?“
„Hmm, ja, aber was kannst du noch sagen?“
„Ihr Magen enthielt Reste einer Mahlzeit – Obst, Wein und Kekse – also hat sie Essen und Flüssigkeit bekommen. Sie war auch nicht mager, ausgehungert oder dehydriert.“
„Was ist mit den Narben unter ihren Füßen?“, fragte Roland, der im Bericht deswegen stutzig geworden war.
„Ich habe keine Ahnung. Sieht nach Messerschnitten aus, aber die meisten sind nicht neueren Datums.“ Natalie machte eine Pause. Er konnte hören, dass sie im Bericht umblätterte und tat es ebenfalls.
„Und die Verletzungen am Kopf, die du erwähnt hast?“
„Die Untersuchungen von Schädel und Gehirn zeigen Anzeichen von Gewalteinwirkung am Hinterkopf; welche Form kann ich nicht genau sagen. Vielleicht ist das auch post mortem.“
Natalie machte wieder eine Pause. Roland wartete ungeduldig.
„Dieses Mädchen war irgendeiner Form von wahnsinniger Folter ausgesetzt, wahrscheinlich, während sie an Händen und Füßen gefesselt war. Sie hatte etwas Wasser in der Lunge, aber es war kein Wasser vom Fjord oder das, von dem sie im Boot umgeben war, welches von Niederschlag stammte, der später über ihr zu Eis gefroren ist. Was ich im rechten Lungenflügel gefunden habe, war ganz normales Leitungswasser. Ich habe auch Fasern in ihrer Nase gefunden, die von Stoff stammen können, einem Lappen vielleicht, und die Fasern reichten bis tief in die Lunge, als ob sie inhaliert wurden. Ich vermute, sie kann Waterboarding ausgesetzt gewesen sein. Du kennst diese Foltermethode, oder?“
„Meinst du Ersticken in Zeitlupe?“
„So kann man’s auch nennen. Das Opfer wird auf einen Tisch, eine Pritsche oder so etwas Ähnliches gelegt und festgeschnallt. Es erhält ein Tuch übers Gesicht und ununterbrochen wird Wasser über Nase und Mund gegossen. Du kannst eine Zeitlang die Luft anhalten, aber schließlich bist du gezwungen, das Wasser einzuatmen, wenn du keine Luft mehr bekommst. Es fühlt sich an, als ob du ertrinkst. Ich habe mich mal freiwillig dieser Folter ausgesetzt, um zu verstehen, was mit dem Körper passiert. Das war keine angenehme Erfahrung. Der Folterknecht stoppt den Prozess des Ertrinkens rechtzeitig, woraufhin das Opfer das Wasser aushusten kann und das Ganze beginnt von vorne.“
„Die Methode wird, soviel ich weiß, immer noch von der CIA benutzt, aber wohl hauptsächlich um Gefangene dazu zu bringen, irgendetwas zu gestehen“, meinte Roland.
„Leider ja. Ich kann dir sagen, ich würde sonst was gestehen, um dieser Folter zu entkommen, also wie glaubwürdig ist so ein Geständnis?“
„Und was sollte Iris gestehen?“, fragte Roland hauptsächlich sich selbst.
Natalie ignorierte ihn deshalb auch.
„Aber ich habe auch Fasern in ihrem Mund gefunden. Ebenfalls von Stoff, aber nicht der gleiche wie in der Nase. Ich weiß wirklich nicht, was sich da abgespielt hat, Roland. Aber vieles deutet darauf hin, dass sie erstickt wurde.“
„Das ist also deiner Meinung nach die Mordwaffe? Stoff?“
„Leider, Roland, deswegen rufe ich auch an. Ich habe die Todesursache nicht feststellen können. Und das Messer wurde erst nach ihrem Tod benutzt.“
„Hast du denn eine Theorie, welcher Typ Seil verwendet wurde, um sie zu fesseln?“
Er konnte hören, dass Natalie etwas trank, bevor sie antwortete.
„Es ist kein Seil, eher eine Art Riemen. Ungefähr drei bis vier Zentimeter breit. Du kannst es im Bericht sehen.“
Roland bemerkte, dass Niels und Emily vom Tauchklub zurückgekommen waren, in dem Iris Mitglied gewesen war. Kurz darauf beendete er das Gespräch mit Natalie. Er ging ins Nebenbüro und holte Kaffee am Automaten. Auch eine Neuanschaffung in der Abteilung.
„Habt ihr etwas herausgefunden?“, fragte er und wandte sich Niels und Emily zu, die ihre Plätze einnahmen.
„Nur, dass Iris eine ausgezeichnete Taucherin war. Sie hatte trainiert, unglaublich lange die Luft anzuhalten, und gerade ihren eigenen Rekord gebrochen. Ihr Ziel war, den Weltrekord für Frauen von neun Minuten zu knacken. Keiner wirkte verdächtig, sie waren alle tief berührt von ihrem Tod“, antwortete Emily.
„Tatsächlich