Das blaue Märchenbuch. Группа авторов

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hatte, und da er keinem seiner Höflinge erlaubte, ihm zu folgen, stieg er auf sein Pferd, ritt traurig davon und ließ das Tier seinen Weg wählen.

      So geschah es, dass er bald darauf zu einer großen Ebene kam, über die er den ganzen Tag ritt, ohne ein einziges Haus zu sehen; und Pferd und Reiter waren schrecklich hungrig, als der Prinz bei Einbruch der Nacht ein Licht erblickte, das aus einer Höhle zu leuchten schien.

      Er ritt dorthin und sah eine kleine alte Frau, die mindestens hundert Jahre alt zu sein schien.

      Sie setzte ihre Brille auf, um Prinz Hyazinth besser zu sehen, aber es dauerte ziemlich lange, bis diese fest saß, da ihre Nase so kurz war.

      Kaum hatten sich der Prinz und die Fee (denn das war sie) angesehen, da lachten sie sich schon gegenseitig aus und riefen gleichzeitig: "Oh, was für eine komische Nase!

      "Nicht so lustig wie Eure eigene", sagte Prinz Hyazinth zur Fee, "aber, gnädige Frau, ich bitte Euch, den Vergleich unserer Nasen – egal, wie sie sein mögen – zu beenden und mir etwas zu essen zu geben, denn ich bin am Verhungern, und mein armes Pferd auch.

      "Von ganzem Herzen", sagte die Fee. "Auch wenn Eure Nase lächerlich ist, seid Ihr doch der Sohn meines besten Freundes. Ich habe Euren Vater geliebt, als wäre er mein Bruder gewesen. Und er hatte eine wirklich schöne Nase!"

      "Und was fehlt meiner?", fragte der Prinz.

      "Oh! Es fehlt ihr nichts", antwortete die Fee. "Ganz im Gegenteil, sie hat zu viel. Aber egal, man kann auch mit einer zu langen Nase ein ehrenwerter Mann sein. Ich habe Euch erzählt, dass ich eine Freundin Eures Vaters war; er hat mich früher oft besucht, und Ihr müsst wissen, dass ich damals sehr hübsch war; zumindest hat er das immer behauptet. Ich möchte Euch von einem Gespräch erzählen, das wir führten, als ich ihn das letzte Mal sah."

      "Natürlich", sagte der Prinz, "wenn ich zu Abend gegessen habe, wird es mir die größte Freude bereiten, Euch zuzuhören; aber bedenkt, gnädige Frau, dass ich heute noch nichts gegessen habe."

      "Der arme Junge hat recht", sagte die Fee, "das habe ich ganz vergessen. Kommt herein, ich gebe Euch etwas zu essen, und während Ihr esst, kann ich Euch kurz meine Geschichte erzählen – ich mag selbst keine endlosen Erzählungen. Eine zu lange Zunge ist schlimmer als eine zu lange Nase, und ich erinnere mich, dass ich in meiner Jugend immer bewundert wurde, weil ich keine große Schwätzerin war. Das hat man zumindest der Königin, meiner Mutter, immer so gesagt. Denn obwohl Ihr ja seht, was ich jetzt bin, bin ich doch die Tochter eines großen Königs. Mein Vater – "

      "Euer Vater, so wage ich zu behaupten, hat etwas zu essen bekommen, als er hungrig war", unterbrach sie der Prinz.

      "Oh!, sicher", antwortete die Fee, "und auch Ihr werdet sofort etwas zu essen bekommen. Ich wollte Euch nur erzählen – "

      "Aber ich kann Euch wirklich nicht zuhören, bevor ich nicht etwas gegessen habe", rief der Prinz, der nun ziemlich wütend wurde; aber dann erinnerte er sich daran, dass er lieber höflich bleiben sollte, da er ja dringend die Hilfe der Fee brauchte. Also fügte er hinzu:

      "Ich denke zwar, dass ich bei dem Vergnügen, Euch zuhören zu dürfen, meinen eigenen Hunger vergessen könnte; aber mein Pferd, das Euch nicht hören kann, muss wirklich gefüttert werden!"

      Die Fee fühlte sich durch dieses Kompliment sehr geschmeichelt und rief ihre Diener zu sich:

      "Ihr sollt keine Minute länger warten; Ihr seid so höflich, und trotz der enormen Größe Eurer Nase auch wirklich sehr liebenswürdig."

      "Die Pest soll die alte Dame holen! Wie sie über meine Nase redet", sagte sich der Fürst im Stillen. "Man könnte fast meinen, dass meine die ganze Länge abbekommen hat, die ihrer fehlt! Wenn ich nicht so hungrig wäre, wäre ich bald fertig mit dieser Plappertasche, die von sich behauptet, dass sie so wenig redet! Wie dumm sind doch die Menschen, ihre eigenen Fehler nicht zu sehen! Das kommt davon, wenn man eine Prinzessin ist: Sie wurde von Schmeichlern verhätschelt, die sie in dem Glauben ließen, sie würde nicht zu viel reden!"

      Währenddessen stellten die Diener das Essen auf den Tisch, und der Prinz amüsierte sich sehr, als er hörte, wie die Fee ihnen tausend Fragen stellte, nur um sich selbst sprechen zu hören; besonders fiel ihm eine Magd auf, die ständig die Weisheit ihrer Herrin zu loben wusste, ganz egal, was diese gerade gesagt hatte.

      Als er sein Abendessen aß, dachte er: "Nun, ich bin wirklich froh, dass ich hierhergekommen bin. Das zeigt mir nur, wie vernünftig es gewesen ist, dass ich nie auf Schmeichler gehört habe. Solche Leute lügen uns ohne Scham ihre Lobpreisungen ins Gesicht und, übersehen unsere Fehler oder verwandeln diese in Tugenden. Ich für meinen Teil werde mich nie von ihnen überrumpeln lassen. Ich hoffe, dass ich meine Fehler kenne."

      Armer Prinz Hyazinth! Er glaubte wirklich, was er da sagte, und hatte keine Ahnung, dass die Leute, die stets seine Nase gepriesen hatten, sich genauso über ihn lustig gemacht hatten wie die Zofe über die Fee; denn der Prinz hatte gesehen, wie sie verschlagen gelacht hatte, als die Fee gerade nicht hinschaute.

      Er sagte jedoch nichts, und als sein Hunger gestillt war, sagte die Fee:

      "Mein lieber Prinz, dürfte ich Euch bitten, ein wenig mehr in diese Richtung zu rutschen, denn Eure Nase wirft einen solchen Schatten, dass ich überhaupt nicht sehen kann, was ich auf meinem Teller habe. Ah! Danke. Jetzt wollen wir über Euren Vater sprechen. Als ich an seinen Hof ging, war er noch ein kleiner Junge; aber das ist vierzig Jahre her, und seitdem lebe ich an diesem trostlosen Ort. Erzählt mir, wie es in diesen Tagen dort zugeht: Sind die Damen so fröhlich wie eh und je? Zu meiner Zeit sah man sie jeden Tag bei Partys, Theaterstücken, Bällen und Spaziergängen. Meine Güte, was für eine lange Nase Ihr habt! Ich kann mich daran einfach nicht gewöhnen!"

      "Wirklich, gnädige Frau", sagte der Prinz, "ich wünschte, Ihr würdet es unterlassen, ständig meine Nase zu erwähnen. Es geht Euch überhaupt nichts an, wie sie aussieht. Ich bin ganz zufrieden mit ihr und möchte sie nicht kürzer haben. Man muss nehmen, was einem gegeben wird."

      "Jetzt seid Ihr mir böse, mein armer Hyazinth", sagte die Fee, "aber ich versichere Euch, dass ich Euch nicht ärgern wollte; im Gegenteil, ich wollte Euch einen Dienst erweisen. Aber obwohl ich es nicht ändern kann, dass Eure Nase ein echter Schock für mich ist, werde ich versuchen, nichts mehr darüber zu sagen. Ich werde sogar versuchen mir einzubilden, dass Ihr eine ganz gewöhnliche Nase habt. Um die Wahrheit zu sagen, man könnte drei daraus machen."

      Der Prinz, der nun nicht mehr hungrig war, war so wütend über die ständigen Anspielungen der Fee, dass er sich schließlich auf sein Pferd stürzte und hastig davon ritt. Aber wo immer er auf seinen Reisen auch hinkam, hielt er die Leute für verrückt, denn sie sprachen alle von seiner Nase – und doch konnte er sich nicht dazu überwinden zuzugeben, dass sie zu lang war; immerhin hatte man ihm sein ganzes Leben lang gesagt, dass sie schön sei.

      Die alte Fee, die ihn glücklich sehen wollte, ersann schließlich einen Plan. Sie schloss die liebe, kleine Prinzessin in einen Kristallpalast ein und stellte diesen dort auf, wo der Prinz ihn finden musste. Seine Freude darüber, die Prinzessin wiederzusehen, war riesig, und er versuchte mit aller Kraft, ihr Gefängnis zu durchbrechen; aber trotz aller Bemühungen scheiterte er auf ganzer Linie. In seiner Verzweiflung wollte er zumindest versuchen, nahe genug heranzukommen, um mit der lieben, kleinen Prinzessin zu sprechen, die ihrerseits ihre Hand ausstreckte, damit er sie küssen konnte; aber in welche Richtung er diese auch drehte, er konnte sie

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