Das blaue Märchenbuch. Группа авторов

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      "Nun, ich muss zugeben, dass meine Nase wirklich zu lang ist!"

      In diesem Augenblick platzte das Kristallgefängnis in tausend Splitter, und die alte Fee, die die liebe, kleine Prinzessin an der Hand nahm, sagte zum Prinzen:

      "Nun, wenn Ihr jetzt nicht in meiner Schuld steht. Es war sehr gut, dass ich mit Euch über Eure Nase gesprochen habe! Ihr hättet nie erfahren, wie außergewöhnlich sie ist, wenn sie Euch nicht daran gehindert hätte, das zu tun, was Ihr wolltet. Ihr seht, wie sehr uns die Selbstverliebtheit davon abhält, unsere eigenen geistigen und körperlichen Mängel zu erkennen. Unsere Vernunft versucht vergeblich, sie uns zu zeigen, weil wir uns weigern, sie zu sehen, bis wir sie in unserem eigenen Interesse finden."

      Prinz Hyazinth, dessen Nase nun genauso groß wie die eines jeden anderen Mannes war, nahm sich die Lektion, die er erhalten hatte, sehr zu Herzen. Er heiratete die liebe, kleine Prinzessin, und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

       Aus: Le Prince Desir et la Princesse Mignonne. Par Madame Leprince de Beaumont.

      ÖSTLICH DER SONNE, WESTLICH DES MONDES

      Es war einmal ein armer Mann, der viele Kinder und diesen wenig zu geben hatte – weder Nahrung noch Kleidung. Alle waren hübsch, aber die hübscheste von allen war die jüngste Tochter, deren Schönheit keine Grenzen hatte.

      Einmal, an einem späten Donnerstagabend im Herbst, tobte draußen das Wetter. Es war fürchterlich dunkel, und es regnete so heftig und blies so stark, dass die Wände der Hütte wackelten. Alle saßen am Kamin und jeder war mit irgendetwas beschäftigt, als plötzlich jemand dreimal gegen die Fensterscheibe klopfte. Der Mann stand auf, um nachzusehen, was dort draußen los war, und als er hinausging, stand da ein großer weißer Bär.

      "Ich wünsche dir einen guten Abend", sagte der weiße Bär.

      "Guten Abend", sagte der Mann.

      "Willst du mir deine jüngste Tochter schenken?", fragte der weiße Bär. "Wenn du einwilligst, wirst du so reich sein, wie du jetzt arm bist."

      Der Mann hätte natürlich nichts dagegen gehabt, reich zu sein, aber er dachte sich: "Da muss ich erst meine Tochter fragen." Also ging er hinein und sagte seiner Familie, dass draußen ein großer, weißer Bär stand, der getreulich versprochen hatte, sie alle reich zu machen, wenn er nur die jüngste Tochter haben dürfe.

      Aber diese sagte 'nein' und wollte nichts davon hören; also ging der Mann wieder hinaus und vereinbarte mit dem weißen Bären, dass dieser nächsten Donnerstagabend wiederkommen sollte, um seine Antwort zu erhalten. Dann überredete der Mann seine Tochter und erzählte ihr so viel über den Reichtum, den sie haben würden, und darüber, wie gut es ihr tun würde, dass sie sich schließlich entschloss, zu gehen; sie wusch und flickte alle ihre Lumpen, machte sich so hübsch wie möglich und hielt sich bereit, aufzubrechen. Sie hatte sowieso fast nichts, was sie mitnehmen konnte.

      Am nächsten Donnerstagabend kam der weiße Bär, um sie abzuholen. Sie setzte sich mit ihrem Bündel auf seinen Rücken, dann machten sie sich auf den Weg. Als sie einen großen Teil des Weges zurückgelegt hatten, fragte der weiße Bär: "Hast du Angst?"

      "Nein, habe ich nicht", sagte sie.

      "Halte dich an meinem Fell fest, dann besteht keine Gefahr", sagte er.

      Und so ritten sie weit, weit weg, bis sie zu einem großen Berg kamen. Dort klopfte der weiße Bär an, eine Tür öffnete sich, und sie gingen in ein Schloss, in dem es viele hell beleuchtete Räume gab, die vor Gold und Silber nur so glänzten; ebenso gab es einen großen Saal, in dem ein gut gedeckter Tisch stand; alles war so prächtig, dass es wirklich schwer ist, jemandem verständlich zu machen, wie toll es dort war. Der weiße Bär gab ihr eine silberne Glocke und sagte, dass sie nur damit läuten müsse, wenn sie etwas brauche, und dann würde das erscheinen, was sie sich wünschte. Nachdem sie also gegessen hatte und die Nacht nahte, wurde sie nach der langen Reise schläfrig und dachte, sie würde am liebsten ins Bett gehen. Sie läutete die Glocke, und kaum hatte sie diese berührt, fand sie sich in einer Kammer wieder, in der ein Bett für sie bereitstand, das so hübsch war, wie man es sich nur wünschen konnte. Es hatte Kissen aus Seide und auch die Vorhänge waren aus Seide und besetzt mit goldenen Fransen. Alles in dem Zimmer war aus Gold oder Silber, aber als sie sich hingelegt und das Licht gelöscht hatte, kam ein Mann und legte sich neben sie; und siehe, es war der weiße Bär, der in der Nacht die Gestalt eines Tieres ablegte. Sie sah ihn jedoch nie, denn er kam immer, nachdem sie das Licht gelöscht hatte, und ging weg, bevor das Tageslicht erschien.

      Eine Zeitlang ging alles gut und sie war glücklich, aber dann begann sie immer trauriger zu werden, denn sie war den ganzen Tag allein; und sie wünschte sich so sehr, nach Hause zu ihrem Vater und ihrer Mutter und ihren Brüdern und Schwestern zurückzukehren. Dann fragte der weiße Bär, was sie sich wünschte, und sie sagte ihm, dass es dort in den Bergen so langweilig sei und sie immer ganz allein war, und dass in ihrem Elternhaus zu Hause alle ihre Brüder und Schwestern seien, und dass sie so traurig sei, weil sie nicht zu ihnen gehen könne.

      "Dafür könnte es ein Mittelchen geben", sagte der weiße Bär, "wenn du mir nur versprechen würdest, nie allein mit deiner Mutter zu sprechen, sondern immer nur dann, wenn die anderen auch dabei sind; denn sie wird deine Hand ergreifen", sagte er, "und dich in einen Raum führen wollen, um mit dir allein zu sprechen; aber das darfst du auf keinen Fall tun, sonst bringst du großes Elend über uns beide."

      Eines Sonntags kam der Weiße Bär und sagte, dass sie nun zu ihrem Vater und ihrer Mutter aufbrechen könnten; und sie reisten dorthin, sie auf seinem Rücken, und gingen einen langen, langen Weg, und es dauerte eine lange, lange Zeit; aber schließlich kamen sie zu einem großen, weißen Bauernhaus, und ihre Brüder und Schwestern liefen draußen herum und spielten, und es war eine echte Freude, alles mitanzusehen.

      "Deine Eltern wohnen jetzt hier", sagte der weiße Bär, "aber vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, sonst fügst du dir und mir großen Schaden zu."

      "Nein, natürlich nicht", sagte sie, "ich werde es nie vergessen." Und sobald sie zu Hause war, drehte sich der weiße Bär um und ging wieder zurück.

      Als ihre Eltern sie sahen, gab es so viel Jubel, dass es schien, als würden dieser nie enden wollen. Alle dachten, dass sie ihr nie dankbar genug sein könnten für alles, was sie für sie getan hatte. Nun hatte die Familie alles, was sie wollte, und alles nur vom Allerfeinsten. Alle fragten das Mädchen, wie es ihr dort, wo sie jetzt lebte, ergangen war. Ihr ginge es sehr gut, antwortete sie, und dass sie alles hatte, was sie sich wünschen konnte. Welche Antworten sie sonst noch gab, kann ich nicht sagen, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie nicht viel von ihr erfahren haben. Aber am Nachmittag, nachdem sie zu Mittag gegessen hatten, passierte das, was der weiße Bär vorhergesagt hatte. Ihre Mutter wollte mit ihr allein in ihrer Kammer sprechen. Aber das Mädchen erinnerte sich an das, was der weiße Bär gesagt hatte, und wollte auf keinen Fall mit ihr gehen. "Was wir zu sagen haben, kann jeder hören", antwortete sie. Aber irgendwie überredete ihre Mutter sie dann doch dazu, und sie musste die ganze Geschichte erzählen. Sie berichtete, wie jeden Abend ein Mann kam und sich neben sie legte, wenn die Lichter gelöscht waren, und dass sie ihn nie sah, weil er immer wegging, bevor es morgens hell wurde, und wie sie immer trauriger wurde und darüber nachdachte, wie glücklich sie wohl wäre, wenn sie ihn nur sehen könnte, und wie sie den ganzen Tag allein sein musste und alles so langweilig und einsam war. "Oh!", rief die Mutter entsetzt, "du schläfst

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