These Girls. Группа авторов

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betonte.

      Und das macht sie ziemlich gut, was deswegen wichtig ist, weil als weibliche Role Models mehrheitlich die gefeiert werden, die jung, schön und meist wütend ihren Platz im Leben einfordern. Und weil selbst Leute, die ansonsten sehr auf diskriminierungsfreie Sprache achten, sich manchmal gedankenlos über Senioren und Seniorinnen lustig machen, wenn die die Welt der Jungen nicht auf Anhieb verstehen, ihnen problemlos Grundrechte wie das auf Ämterausübung ab einem gewissen Lebensalter absprechen wollen oder »alt« als Pejorativ benutzen.

      Noch vor zwei, drei Generationen hatten Seniorinnen für ihr weiteres Leben nicht sehr viele Perspektiven, grob hatten sie die Wahl zwischen unscheinbar und unscheinbarer sein, also in, wenn es etwas gewagter sein sollte, irgendeinem Pastellton oder gleich in unauffälligen, unsichtbar machenden Farben wie beige, grau oder bräunlich durch die Welt zu huschen. Und sich nützlich zu machen, sich also rührend um den Mann, die Enkel, Kranke, Bedürftige zu kümmern statt um sich selber. Die Alternative bestand darin, schwer geliftet und von Kopf bis Fuß teuer angezogen so zu tun, als sei Alter nur etwas, was den anderen, nämlich den Armen und Undisziplinierten, passiert. Oder als komische Alte das zu machen, wozu sie grad Lust hatten und sich gnadenlosem Hohn und Spott auszusetzen.

      Marianne Faithfull macht dagegen vor, wie Altwerden für Frauen auch gehen kann: das tun und auskosten, was noch geht, nicht schamvoll verschweigen, was eben nicht mehr geht und keinesfalls lieb und dankbar sein, sondern selbstbewusst, sich und andere fordernd, zynisch und sichtbar. Gut, und in ihrem Falle hörbar. Dabei hatte zunächst nicht viel darauf hingedeutet, dass ihre Karriere mehr als 50 Jahre andauern würde. Für ihren Entdecker Andrew Loog Oldham, Manager der Rolling Stones, war sie ein blonder »Engel mit großen Titten«, der halt folkige, ihr von anderen vorgegebene Lieder sang. Allgemein habe sie in der Musikwelt als »jemand, der nicht nur nicht singen kann, sondern auch keine Songs schreibt« gegolten, eben »nur als ein Etwas, aus dem man etwas machen kann«. Folgerichtig wurde sie dann rasch auch bloß »Freundin von«, nämlich Mick Jagger. Als an einem Wochenende im Februar 1967 auf Redlands, dem britischen Landsitz von Keith Richards, eine Drogenrazzia der Polizei stattfand, waren unter anderem die Sängerin und Jagger anwesend. Die Boulevardpresse dichtete angebliche sexuelle Ausschweifungen hinzu und machte aus der eigentlich nicht besonders spektakulären Tatsache, dass sie nackt geschlafen hatte, einen Skandal. Ein Paparazzi-Foto aus jener Zeit zeigt Faithfull am Tag danach auf dem Grundstück von Redlands, in der Hand eine Ausgabe der London Evening News mit der Schlagzeile »Naked Girl At Stone’s Party«.

      Die Solidarität der Rockszene mit den verhafteten Männern war groß, The Who erklärten in einer Anzeige, Jagger und Richards seien bloß Sündenböcke, daher werde man bis zu ihrer Freilassung Songs der beiden veröffentlichen. Mit der in Presseberichten als schamloses Flittchen dargestellten Faithfull solidarisierte sich dagegen kaum jemand. Was für die Stones lästig und sicher auch angsteinflößend war, denn das Establishment schien entschlossen, an ihnen ein Exempel zu statuieren, aber gleichzeitig ihrem Image als wildem Beatles-Gegenentwurf nutzte, erwies sich für Faithfull als Albtraum, wie sie Jahrzehnte später in einem Interview sagte: »Es hat mich vernichtet. Männlich und drogenabhängig zu sein und entsprechend zu agieren, ist immer irgendwie glamourös. Eine Frau in einer solchen Situation wird dagegen zur Schlampe und schlechten Mutter erklärt.«

      Musikalisch war Faithfull zu diesem Zeitpunkt mit sich unzufrieden, sie sei es leid gewesen, »das immer gleiche Thema in allen möglichen Varianten durchzuleiern«, schreibt sie in ihrer Autobiografie Faithfull. Das änderte sich, als sie den Text zu »Sister Morphine« schrieb, aus Notwehr, weil sie es nämlich so satt war, Jagger die textlose Melodie vor sich hinklampfen zu hören, »ich begriff, wenn nicht jemand den Text dazu schrieb, würden wir sie noch die nächsten zehn Jahre zu hören bekommen.« Der Rolling Stone und die Popsängerin waren eigentlich ein gutes Team, sie brachte ihm bei, was sie über Literatur und Kunst wusste, und er ihr Musikgeschichte.

      Frank Apunkt Schneider

       Karen Carpenter

      • CARPENTERS

      • ERSTE SINGLE 1966

      Über einen Auftritt der Punkband Noh Mercy Ende der 1970er-Jahre schreibt der RE/Search-Herausgeber V. Vale: »In fact, we could not recall ever having seen a female drummer before.« So genau hatte er da aber wohl nicht hingeschaut, sonst wäre ihm aufgefallen, dass außer den Velvet Underground noch eine andere Band mit Schlagzeugerin spielte, die mindestens genauso viel Musikgeschichte geschrieben hat: die Carpenters, »the biggest-selling group of the 70s« (Band-Webseite).

      Wie Velvet Undergrund waren sie ein Gegenentwurf zum entgrenzten Acidrock, allerdings vom gegenüberliegenden Ende der Anti-Hippie-Skala. Sie repräsentierten ein Amerika, in dem sich Leistung lohnt und Qualität durchsetzt. Good clean fun. Nach außen hin zumindest. »They are young America at its very best«, erklärte Richard Nixon seinem deutschen Staatsgast Willy Brandt 1973 bei einem Empfang im Weißen Haus, den die Carpenters umrahmten, während ihm draußen, in der richtigen Welt, bereits Watergate um die Ohren flog.

      Die Carpenters waren Karen und Richard Carpenter, und damit ein waschechtes Familienunternehmen von der Sorte, die über ein geheimes Familienrezept verfügt. Ihre Geschichte erzählt von der Nähe zweier Geschwister, die so sehr aufeinander fixiert waren, dass böse Zungen schon bald mehr vermuteten. Auf der Bühne und auf Fotos wirken sie wie ein Traumpaar; und im Video zu »Please, Mr. Postman« wie frisch vermählt (auf Hochzeitsreise: in Disneyland!).

      Karen, so wird erzählt, habe mit dem Schlagzeugspielen angefangen, um bei ihrem Bruder zu sein, der sich in seine Musik vergraben hatte. Sie half nach Kräften, die Familienerzählung vom Wunderkind Richard zu erfüllen, das seinen Weg gehen und berühmt werden wird. Warum diesseits von Andy Warhols dekadenter Factory ein Mädchen am Schlagzeug saß, war damit halbwegs zufriedenstellend erklärt. Zumindest fürs erste. Schließlich war das Ergebnis im landläufigen Sinne bezaubernd. Hinreißend, wunderschön, unbedrohlich, unaufdringlich. Formvollendet. Das ging gut, solange Karen jung und unschuldig wirkte, eben Schwester und nicht Frau war (der auch das burschikose T-Shirt mit der Aufschrift »Leadsister« nachgesehen wurde). Ein leichtes Unbehagen blieb dennoch, das nach einem Narrativ verlangte, das erklärte und einordnen half. Mit auffälliger Penetranz wurde Karen in Fernsehshows als Virtuosin vorgeführt, ein Format, das durch klassische Musikerinnen gedeckt war. Die Schlagzeugkunststücke, die sie dort zum Besten gab, waren artistische Einlagen, die das Publikum showbizmäßig beeindruckten. Im Vergleich zu dem, was sie als singende Schlagzeugerin bei den Carpenters leistete, waren sie ein schlechter Witz. Als »a drummer who sang« (Selbsteinschätzung) trug sie ebenso viel zum einzigartigen Carpenters-Sound bei wie die Arrangements ihres Bruders, der aus »Close to You«, einer nie wirklich funktionierenden Burt-Bacharach-Komposition für Dionne Warwick, durch sein Neuarrangement eine richtige Bacharach-Nummer gemacht hatte, die sofort zum Welthit wurde (»I missed and he nailed«, musste Bacharach neidlos zugeben), der in der Folgezeit ausschließlich in der Carpenters-Version interpretiert wurde (selbst von Warwick). In einem Playboy-Poll wurde Karen 1975 zum »Best Rock Drummer« gekürt – vor John Bonham, der sich mächtig auf den Schlips getreten fühlte (»She couldn’t last ten minutes with a Zeppelin number!«).

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      Cover der Carpenters-7" Close to You (A&M, 1970)

      Dass sie heute als Schlagzeugerin weitgehend vergessen ist und nur als eine der vier oder fünf besten Sängerinnen der Popgeschichte gilt, liegt daran, dass das Management und schließlich Richard sie drängten, sich voll aufs Singen zu konzentrieren. Drummer gab es wie Sand am Meer. Und live hinterließen die Carpenters einen durchaus unmitreißenden Eindruck: Richard am Klavier, Karen am Schlagzeug, dazwischen ein paar charismafreie Mietmusiker. Dennoch fühlte

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