These Girls. Группа авторов

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mit größerer politischer Strahlkraft gibt’s nicht. Aretha hat uns beigebracht, was Respekt bedeutet, sagt Barack Obama in mehr als einer Rede. Thank You, Aretha! »Thank You, Aretha.« Das war auch die Überschrift eines Zeitungsartikels von 1970, der berichtet, dass Aretha Franklin bereit sei, die Kaution für die afroamerikanische Aktivistin Angela Davis zu übernehmen, egal ob 100.000 oder 250.000 Dollar. »Ich tue das nicht, weil ich Kommunistin bin«, erklärt Aretha Franklin, »sondern weil sie eine Schwarze Frau ist und für die Freiheit Schwarzer Menschen kämpft.« Am 16. August 2018, es war der 60. Geburtstag von Madonna, ist Queen Aretha gestorben, sie wurde 76 Jahre alt.

      ANASTASIA HARTLEIB

       Etta James

      • ERSTE LP 1961

      Als Etta James 2012 stirbt, liegt eine lange und bewegte Geschichte hinter ihr. Eine Geschichte, in der Freude und Leid stets nah beieinander liegen und Schmerz und Leidenschaft nie so ganz voneinander zu unterscheiden sind.

      Als Jamesetta Hawkins 1938 in Los Angeles auf die Welt kommt, ist ihre eigene Mutter gerade mal 14 Jahre alt. Über ihre damaligen Lebensumstände kursieren einige Mythen, sicher ist nur: Ihre Mutter verbringt ihre Zeit überall, nur nicht zu Hause, und ihren Vater lernt sie nie als solchen kennen. Sie wächst in Pflegefamilien auf, die Gewalt oftmals als einzig wirksame Erziehungsmethode ansehen. Denen aber auch auffällt, dass die kleine Jamesetta ein besonderes Talent zu haben scheint.

      Bereits mit fünf Jahren stellt sie den gesamten Kirchenchor in den Schatten. Chorleiter James E. Hines nimmt das Kind unter seine Fittiche, denn er sieht in ihr den nächsten Gospelstar. Schon in diesem zarten Alter muss Jamesetta auf die harte Tour lernen, dass das Leben es nicht immer gut mit einem meint: Selbst im Gesangsunterricht erfährt sie regelmäßige Gewalt, wenn sie sich aus Hines’ Sicht nicht genug anstrengt. Aufgrund dieser frühen, traumatischen Erfahrungen wird sie auch später immer wieder Probleme haben, unter Druck zu singen.

      Gebrochen haben ihre Peiniger sie jedoch nie. Sie wendet sich schnell von der kirchlichen Musikszene ab und findet immer mehr Gefallen an kontemporärer Musik, besonders dem Doo-Wop. Im Teenageralter nimmt ihre Mutter sie wieder bei sich auf und zieht mit ihr nach San Francisco. Dort gründet Jamesetta eine Girl-Band und trifft wenig später, ebenfalls unter mythisch umwobenen Umständen, den Musiker Johnny Otis, der ihr nicht nur rät, aus ihrem Vornamen den Künstlernamen Etta James zu machen, sondern der Band auch noch einen Plattenvertrag organisiert. Als Etta mit ihrem Song »The Wallflower (Roll With Me Henry)« ihren ersten kleinen Hit landet, ist sie 14 Jahre alt.

      Dass ihr Song erst zum richtigen Hit wird, als eine weiße Sängerin ihn in einer etwas abgewandelten Form interpretiert, stört Etta James zwar, gehört 1955 aber schmerzhafterweise zum Alltag schwarzer Künstler. Ans Aufgeben denkt sie jedoch bei weitem nicht, sie weiß schließlich: Das was sie kann, muss ihr erst mal jemand nachmachen. Mit ihrer Stimme zwingt sie noch jeden Zuhörer in die Knie. Manchmal wild und aufbrausend, manchmal zärtlich sanft, stets verführerisch in ihrer Stärke löst Etta James die Grenzen zwischen Rock ’n’ Roll, Rhythm ’n’ Blues, Soul, Funk, Blues, Jazz und Gospel auf. Auch wenn sie keinen einzigen Song in ihrer sechzig Jahre andauernden Karriere selbst geschrieben hat, so hat sie doch jeden einzelnen gefühlt. Ihre Energie ist mitreißend und lässt sich auch nicht von profanen Medien wie einer Schallplatte stoppen. Jeder, der ihr zuhört, fühlt sich sofort mit ihr verbunden.

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      Etta James, 1990

      Der große Ruhm wird Etta James zu ihrer aktivsten Zeit allerdings nicht zuteil. Für die Anerkennung, die ihre Verehrerin Janis Joplin in gerade mal zwei Jahren erfährt, muss James über zwanzig Jahre lang hart arbeiten. Und selbst dann darf sie nur als Tour-Support für die Rolling Stones auf die ganz großen Bühnen des Landes. Dass sie an diesem Umstand allerdings auch selbst Mitschuld trägt, darf nicht unerwähnt bleiben. Die Sängerin frönt neben dem Singen noch einer zweiten Liebe, die deutlich bitterer schmeckt: der Sucht. Über lange Zeit bestimmt diese über den Alltag ihres Lebens, mal in Form von Heroin, mal in Form von Schmerzmitteln. Herrin wird sie ihr erst nach regelmäßigen, teilweise auch richterlich angeordneten Besuchen von Entzugskliniken.

      Dass Etta James ihre Sucht besiegen kann, zeugt nur einmal mehr von der Stärke, die in ihr steckt. Sie trotzt dem harten Einstieg, den ihr das Schicksal bereitete und überwindet Zeit ihres Lebens Grenzen, egal ob musikalische oder persönliche. Von Geschlechterrollen hält sie nichts, ist ein gern gesehener Gast in der homosexuellen und queeren Community und besingt bereits 1960 auf ihrem Durchbruchsalbum At Last! das Selbstbewusstsein unabhängiger Frauen: »Don’t bring me roses when it’s shoes I need, don’t bring me flowers, don’t bring me the see, come on and bring me some diamonds, that’ll suit me fine, and I’ll love you forever, and you’ll be mine.«

      Sie gab die Musik nie auf, auch nicht, als der Alzheimer sich schon langsam in ihrem Kopf einnistete und der Krebs ihr ins Blut kroch. Noch zwei Monate vor ihrem Tod erschien ihr 29. Album. Sie hinterließ nicht nur zwei Söhne, die das musikalische Schaffen ihrer Mutter längst mittrugen, sondern ein leidenschaftliches, furchtloses Vorbild für eine ganze Generationen junger Sängerinnen, darunter Adele, Christina Aguilera oder Beyoncé. Dass Barack Obama, der erste schwarze Präsident der USA, einen ihrer Songs zu seiner Inauguration spielen ließ, darf nicht als Krönung einer bemerkenswerten Karriere gesehen werden, sondern als Anfang einer viel zu spät einsetzenden Würdigung der Frau, die dem R&B seinen Rhythmus und dem Blues seine Zärtlichkeit gab.

      SVEN KABELITZ

       Dusty Springfield

      • THE SPRINGFIELDS

      • ERSTE SINGLE 1961

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      Dusty Springfield, 1968 in Amsterdam

      Immer mitten in die Fresse rein. Während in Irland, dem Geburtsland ihrer Mutter, noch in den 1960ern Frauen Pubs nicht betreten und ihrem Ehemann den Sex nicht verweigern dürfen, prügelt sich Mary Isabel Catherine Bernadette O’Brien mit dem Jazz-Schlagzeuger Buddy Rich. Weil sie dessen sexistische Sticheleien nicht mehr erträgt. Auf der Bühne sieht man unter gigantischen Bienenkorbfrisuren und Mascara-Massakern nur wenig von Mary. Dort ist sie Dusty Springfield, die Schnee-Eule des Souls, die entrückte Diva. Wie bei so vielen Künstler*innen zieht sich der Zwiespalt zwischen der am 16. April 1939 in London geborenen Mary und ihrer Kunstfigur durch das Leben der Sängerin.

      Von 1963 bis 1968 reihte sie im United Kingdom einen Top-Ten-Hit an den anderen, brachte es auf zahlreiche grandiose Momente. Mit dem herzerweichenden »You Don’t Have to Say You Love Me«, ein Drama der Selbstaufgabe, erreichte sie 1966 sogar die Top-Position. Für die Bond-Parodie Casino Royale interpretierte sie eindringlich den Burt-Bacharach-Song »The Look of Love«. Auf der einen Seite stehen Nummern wie »Spooky«, bei dem sie die Eröffnungszeilen »In the cool of the evening / When everything is gettin’ kind of groovy« musikalisch perfekt in Szene setzte. Auf der anderen stehen zu Tränen rührende Balladen wie »If You Go Away«, ihre Version von Jacques Brels »Ne Me Quitte Pas«, oder ihre Interpretation von »Yesterday When I Way Young«. Doch über all dem thront ihr Dusty in Memphis-Album, dessen zuvor noch von Aretha Franklin abgelehntes »Son of a Preacher Man« sich dank Pulp Fiction auch fest in die Filmgeschichte meißelte. Die DNA ihrer Musik findet sich noch heute bei Sängerinnen wie Adele und Lana Del Rey.

      Mehr noch als mit ihren Songs, hinterließ

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