These Girls. Группа авторов

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So Besenschlagzeug. Fernsehballett, sag ich ja. Oh, die Stimme. Hart, metallisch. Und Rauch und Regen. Das Knistern, das ist doch Regen. Wo singt die her, was ist das. Faltig. Eine faltige Stimme. Sehnsucht von tief unten. Abgeklärt auch. Unsentimental. Und doch gefühlvoll. Siehst du, sofort will man reden wie so eine Plattenrezension. Ich sag mal, der Mythos und die Verklärung, das Abgeschmackte und das Aberanzte, das liegt hier alles echt sehr nahe beieinander.

      Mögen wir das? Finden wir das gut? Wie alt bist du eigentlich? Findest du auch schon Grönemeyer eigentlich gar nicht mehr so schlimm? Ey, ich hau dir gleich ’n paar.

      Hildegard Knef, Mensch. Ist die schon reif für eine Entdeckung oder Wiederentdeckung? Keine Ahnung. Aber dass wir überhaupt schon so lange über sie reden, das heißt doch wohl, dass irgendwas dran ist an ihr, irgendwas, was mehr ist als Heino, Scorpions oder Harald Juhnke.

      Aber was? Was ist es?

      Brillen.

      Brillen?

      Ja, Brillen. Trug sie nicht große, ja übergroße Brillen?

      Können wir uns wirklich darauf einigen? Dass an ihr mehr Brillen dran sein sollen als an Heino, dem Sonnenbrillenmann?

      Sie bleibt vielleicht einfach rätselhaft.

      Und Rätselhaftes mögen wir am liebsten!

      Franz Dobler

       LaVern Baker

      • ERSTE SINGLE 1953

      Sie war die Sängerin, die bei der Geburt des Rock ’n’ Roll aus dem Rhythm ’n’ Blues sozusagen als Hebamme fungierte. Wenn man liest, LaVern Baker sei die Billie Holiday des Rhythm ’n’ Blues gewesen, kann man einfach nur nicken. Aber wo kann man’s lesen? In diversen Wälzern findet sich allenfalls ihr Name, weil die Schönheit auf einem Atlantic-Records-Foto mit Gründer Ahmet Ertegün auftaucht – »in den Sechzigern heizte Atlantic die Black Power-Bewegung genauso an wie Malcolm«, schreibt Darius James in Voodoo Stew – und das heißt, da stimmt was nicht, da läuft was schief.

      Schon als Teenager hatte die 1929 geborene Delores Baker, Nichte von Blueslegende Memphis Minnie, in Nachtclubs gesungen und seit 1949, zunächst unter den Namen Little Miss Sharecropper und Bea Baker, mit Bands Platten aufgenommen. »I Want to Rock« sang sie 1951 unmissverständlich und war auch mit »I Want a Lavender Cadillac« noch vor Elvis (oder Wanda Jackson) beim zweitwichtigsten Thema des Rock ’n’ Roll, ehe sie ein Jahr später mit Todt Rhodes’ Orchester auf eine lange Europa-Tournee ging (hat Marv Goldberg akribisch recherchiert). Mit dem von ihr geschriebenen »Soul on Fire« wurde sie 1953 für ein Jahrzehnt Atlantic Records’ erfolgreichste Sängerin.

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      LaVern Baker, 1956

      Songs wie »Jim Dandy« oder »Tweedle Dee« erreichten die Spitze der R&B-Charts, standen in den Top-100 weit oben, und falls es besseren Rock ’n’ Roll gibt, habe ich ihn verpasst. Um ihr Werk hier wenigstens anzudeuten: Die Energie von »Voodoo Voodoo« hätte 1961 in einer gerechten Welt den künstlich aufgepäppelten weißen Teenquatsch an die Wand gespießt, »Wrapped, Tied & Tangled« war bester Soul und mit dem funky interpretierten Ma-Rainey-Klassiker »See See Rider« kam sie 1963 zum letzten Mal in die R&B-Top-10. Das dirty-heiße Duett mit Jackie Wilson »Think Twice« bekam 1966 viel zu wenig Beachtung, und bald darauf Mrs. Baker has left the building. Sie arbeitete dann zwanzig Jahre auf den Philippinen als künstlerische Leiterin des Clubs einer Marines-Basis.

      Und jetzt die Wiederholung aus anderem Blickwinkel: Wie bei allen R&B-Artisten hatte die sogenannte Rassentrennung LaVern Bakers Karriere behindert, und das war dann im Rock ’n’ Roll-Geschäft nicht anders. Auch die black Rockers spielten oft in Hallen, zu denen Afroamerikaner keinen Zugang hatten, bekamen weniger Airplay und Fernseheinsätze und schlechtere Verträge.

      Als der neue Markt nach Elvis explodierte, wurde auf perfide Art sofort ein neues Race-Records-System eingeführt, das jedoch nicht so genannt wurde und weniger offensichtlich war: Hitverdächtige »schwarze« Songs wurden möglichst schnell von Weißen gecovert, deren Version dann oft verhinderte, dass der »schwarze« Song ein Hit wurde. Der DJ, der nicht den Mut oder Geschmack eines Alan Freed hatte oder ein Rassist war, konnte also wählen, was er pushen wollte. Das war der wahre Grund, warum Pat Boone Little Richards »Tutti Frutti« light präsentierte oder Fats Dominos »Ain’t That a Shame«.

      Oder warum eine gewisse Georgia Gibbs LaVern Bakers »Tweedle Dee« kaperte, damit mehr Erfolg hatte und Bakers Single mit einem so gut wie identischen Arrangement verdrängte. »Baker verklagte daraufhin Gibbs’ Plattenfirma auf Schadenersatz wegen geistigen Diebstahls«, aber »der damals in der Fachbranche beachtete Prozess entschied sich zu Ungunsten von Baker und Atlantic« (Wikipedia). Kein Problem, sich die beiden Sängerinnen anzuhören und zu erkennen, was es war, das die Geldmaschine Rock ’n’ Roll zur heavy rotation brachte.

      Ebenfalls im Worldwideweb findet sich eine Anekdote, die glaubwürdig klingt und die eben erwähnte Entwicklung von Rock ’n’ Roll als jugendgefährdendem Krach zur allgemein akzeptablen Fernsehnummer exakt beschreibt: Bei der populären Dick Clark’s Caravan of Stars-Tour waren mal das 15-jährige weiße Teenager-Idol Annette Funicello und LaVern Baker im Paket. Die 30-jährige Mrs. Baker habe dabei »das böse f-Wort« (das bekanntlich nicht nur fucking böse ist) oft im Munde geführt und sei von Funicellos Betreuerin schließlich zurechtgewiesen worden: Es sind Minderjährige im Raum! Und Mrs. Baker habe geantwortet: »Wenn sie nicht alt genug ist, um diese Sprache zu hören, sollte sie vielleicht nicht auf der Tour dabei sein«.

      Nach ihrer Rückkehr in die Staaten wurde sie 1991 in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame aufgenommen (als zweite Sängerin nach Aretha Franklin, die ihre Nachfolgerin als Atlantic Records Female Topact gewesen war) und es kam zu einem kleinen Comeback, das das Leben der auch außerhalb der Charts immer hart weiterarbeitenden Künstlerin nicht groß störte. Nach Amputation beider Beine gab Mrs. Baker ihre letzten Konzerte im Rollstuhl und starb 1997 mit 67 Jahren.

      SVEN KABELITZ

       Nina Simone

      • ERSTE LP 1959

      »I Wish I Knew How It Would Feel to Be Free« heißt ein Song, den Nina Simone 1967 für das Album Silk & Soul aufnahm. 2001 wurde er ein Hit für die Lighthouse Family. Auf die Frage, was Freiheit für sie bedeute, antwortete die Sängerin, Pianistin, Arrangeurin, Songwriterin und Bürgerrechtsaktivistin einst: »Frei sein ist ein Gefühl, und wie könnte man dies beschreiben? Wie erklärst du jemanden, der noch niemals verliebt war, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein? Man kann Gefühle beschreiben, aber man kann sie nicht begreiflich machen. Aber man weiß, wann es passiert. Das meine ich mit Freiheit. Ich hatte einige Auftritte, bei denen ich mich wirklich frei fühlte. Ich sag’ dir, was Freiheit für mich bedeutet: keine Angst. Ich meine, wirklich keine Angst zu haben. Wenn ich nur die Hälfte meines Lebens keine Angst haben würde.«

      Die am 21. Februar 1933 in Tryon, North Carolina als Eunice Kathleen Waymon geborene Simone war ihr Leben lang auf der Suche nach dieser Freiheit. Sie kämpfte für sie, wo sie nur konnte. Dieser Wunsch drückt sich in jeder Note ihrer Musik aus. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie Jazz-Standards, Jacques Brel, The Beatles, Bee Gees oder eigene Songs spielte. Ihr intensiver, kehliger Gesang und die bemerkenswerte

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