These Girls. Группа авторов

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Things, veröffentlicht, 2017 folgte I’m a Harmony. Die Titel deuten es an: Dort geht’s ziemlich esoterisch zu, viel Seele, innere Ausgeglichenheit, Gott, Planeten, Geister, Stimmen der Natur etc. Eher zwei- als dreidimensional. Aber Parallelograms bleibt ein viel zu lange vergessener musikalischer Höhepunkt der Siebziger. »Semi para bolic / Semi metra bolic / Radio-larial-uni-cellular«.

      SABRINA MARZELL

       Suzanne Ciani

      • NEOTANTRIK

      • ERSTE LP 1970 (ERSTE AUFNAHMEN 1969)

      Das Universum modularer Synthesizer öffnet der frühen Elektroakustik der 1960er-Jahre erstmals die Türen zu unbekannten Klangräumen und schafft das Fundament unerhörter Klangästhetiken: vom Krautrock über New Age bis hin zur elektronischen Avantgarde. Denn die durch den Synthesizer erzeugte Klangsynthese hält Einzug in unterschiedliche Musikgenres und bringt elektronisch generierte Spatial Rhythms und Sounds hervor. Elektronische Musik wird fortan zu einer eigenständigen Kunstform.

      Neben Robert Moogs modularem Synthesizer System ist es Don Buchla, der durch seinen elektronischen Klangerzeuger die Welt modularer Synthesizer enorm bereichert. Anders als bei Moogs Systemen erfolgt die Klanggenerierung des Buchlas nicht nach dem Prinzip der subtraktiven Synthese, sondern basiert auf der komplexeren und schwerer zu bedienenden Timbre-Modulation. Das Ergebnis sind tiefe, abstrakte Klangillusionen, die in die Sphäre des Hörbaren gelangen. Die synthetischen Klänge avancieren bald zu Hymnen damaliger intellektueller Musikerkreise.

      Als eine der ersten Frauen der US-amerikanischen elektronischen Musikkultur erliegt die in einem Bostoner Vorort aufgewachsene Suzanne Ciani der Faszination der analogen Soundmaschine und erzeugt bald eigenes Musikmaterial mit dem Buchla-Synthesizer. Bemerkenswert ist Cianis entschieden feministische Haltung, die sie im männlich dominierten Feld der Elektroakustik von Beginn an einnimmt und eine weibliche Konnotation setzt.

      Die über Jahrzehnte hinweg aktive Komponistin und Klangkünstlerin verzeichnet weitreichende Erfolge. Unter Anderem komponierte sie den Score für The Incredible Shrinking Woman, den Pop in Pour Coca-Cola-Werbespot oder die Pieptöne der ersten musikalischen Spülmaschine von General Electric. Heute gilt sie als Pionierin auf dem Gebiet elektronischer Musik und Sound Design.

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      Suzanne Ciani

      Mitte der 1970er-Jahre verlässt die studierte Pianistin die kalifornische Westküste und macht sich für eine Live Buchla Performance auf in die Bonino Gallery nach New York City, für die sie Aufsehen und Anerkennung erlangt. Ein gutes Jahr später schafft sie es bereits auf das Cover der NY Times’ Arts & Leisure, performt mit ihrem Buchla im angesagten WBAI Free Music Store und im Downtownloft von Phil Niblock, der Avantgardist der damaligen Fotografie-, Film- und Musikszene New Yorks.

      Die beiden Konzertaufnahmen der Künstlerin von 1975 kramte das Londoner Label Finders Keepers Records aus dem Fundus und presste 2016 eine Neuauflage der Buchla Performances Cianis auf Platte. Denn für die Performances entwickelte Ciani eigens für den Buchla Series 200 ein »Basic Performance Patch«, das sich aus vier einzelnen Modulen zusammensetzt. Die Module Prism Melody und The Vertical Sequencer entspringen der Idee serieller Abfolgen. Ein konstanter Puls bildet die Basis für harmonisierte Rhythmen und eine melodische Textur. Das Prinzip der Polyphonie bricht in den Modulen The String Patch und Keyboard Rotations die bisherige Ordnung auf, bis die Töne dann wieder in einem Strang simultan zusammenlaufen.

      Die zwanzigminütigen Schallplattenkonzerte versetzen die Hörenden zurück in den Moment der New Yorker Performances und lassen sie Teil von Cianis Buchlakompositionen werden. Töne tanzen wie Glühwürmchen in einem wummerndem Schwarzen Loch umher. Das Zusammenspiel scharfer Verzerrungen und organisch-lieblicher Klänge erschafft perkussive Klangwelten, die von nachdenklichen, rauschenden Melodien getragen werden. Schwere und tiefe Frequenzen bringen die Klangsphäre zum Beben. Verstörende Impulse zersetzen die Atmosphäre und wallende Sturmklänge umgeben die Konzertlauschenden. Bis die Electric Music Box allmählich verstummt – das Klangspektakel wird abgelöst von den »Bravo«-Rufen des applaudierendem Publikums.

      Das freudige Aufleben des Synthesizers ist seit geraumer Zeit wieder in Gang und befördert elektronische Neuklänge an die Oberfläche. Im Zuge dessen erscheint vor allem die Tonkünstlerin selbst, die Zeit ihres Schaffens häufig im Schatten männlicher Synthperformer stand, auf der Bildfläche des gegenwärtigen Musikgeschehens. Denn Suzanne Cianis früher Buchla Sound, der zur Peaktime der Synthesizer aufkam, prägt die Musikelektronik nachhaltig sowie anhaltend.

      Stefan Glander

       Yoko Ono

      • PLASTIC ONO BAND

      • ERSTE LP 1970 (ERSTE AUFNAHMEN MIT JOHN CAGE 1962)

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      LP-Cover Yoko Ono, Fly (Apple, 1971)

      »I like to fight the establishment by using methods that are so far removed from establishment-type thinking that the establishment doesn’t know how to fight back.« (What is the relationship between the world and the artist?, Mai 1971)

      Eine nackte, liegende Frau mit geschlossenen Augen. Eine Fliege in Großaufnahme, die diesen Körper erkundet. Eine menschliche Stimme, die das nervöse Surren einer Fliege imitiert. Soviel Aufmerksamkeit wurde einer Fliege in der Kunstgeschichte wohl selten zuteil wie in dem Film Fly von Yoko Ono aus dem Jahr 1970. Fünfundzwanzig Minuten folgen wir erst einer, dann mehrerer Fliegen auf ihrem Weg über den reglosen weiblichen Körper – und der Stimme von Yoko Ono, die uns dabei begleitet. Dieser Körper ist dem Blick ausgeliefert – es ist jedoch nicht der männliche Blick, der den weiblichen Körper erkundet, sondern die Fliege. Der nackte und bewegungslose Frauenkörper entspricht der von der Gesellschaft verordneten passiven Rolle der Frau: durch die Verweigerung des männlichen Blicks dekonstruiert Yoko Ono jedoch die weibliche Rollenzuweisung. Fly ist repräsentativ für ihre Kunst: subtiler Humor, Gesellschaftskritik, Performancecharakter, experimentell, feministisch, politisch, menschlich.

      Yoko Ono, am 18. Februar 1933 in Tokio geboren, ist vielen leider nur für ihren Verdienst bekannt, für die Trennung der Beatles mitverantwortlich zu sein. Die Ausstellung PEACE is POWER des Museums der bildenden Künste in Leipzig (4. April bis 7. Juni 2019), der bisher umfangreichsten Werkschau der Künstlerin in Deutschland, sollte diese Wissenslücke nun jedoch geschlossen haben. Ihre Gemälde und Objekte mit poetischen Anweisungen, Texte, Filme, Performances, konzeptuelle Fotografien, Mail Art, Installationen und Soundarbeiten berühren Grundfragen des menschlichen Seins. Die Verbindung aus westlicher Kunst und asiatischen Quellen ist einzigartig und ihr japanischer Gesang (sie studierte neben Philosophie auch klassischen Gesang) für westliche Ohren ungewohnt. Ihre Kunst stellt soziale Schranken und Hierarchien in Frage (Frau/Mann, Herr/Knecht, öffentlich/privat, West/Ost) und richtet sich gegen den typisch männlichen Habitus der seriösen Wissenschaftlichkeit, der auch vielen Werken ihrer männlichen Kollegen zugrunde liegt. Damit wird sie zu einer Wegbereiterin der Fluxus-Bewegung, mit dessen Begründer George Maciunas sie seit 1960 gemeinsame Veranstaltungen und Ausstellungen durchführt.

      Ihr erstes öffentliches Solokonzert fand im November 1961 in der Carnegie Recital Hall in New York statt. Unter Mitwirkung der Komponisten George Brecht und La Monte Young (mit dem sie in ihrem Loft 1960/1961

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