Worauf die Affen warten - Krimi. Yasmina Khadra
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Читать онлайн книгу Worauf die Affen warten - Krimi - Yasmina Khadra страница 11
Ed mustert sie, das Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Hast du nicht ein paar Kilo zu viel auf den Rippen?«
Ein Lächeln huscht über Basmas Gesicht.
»Ich bin schwanger.«
»Von wem?«
»Von meinem Mann, wo denkst du hin?«
»Du hast geheiratet?«
»Deshalb habe ich mich doch auch für sechs Monate beurlauben lassen.«
Eddie zieht eine Augenbraue in die Höhe:
»Du hättest es mir ruhig sagen können.«
»Ich dachte, dass man vor dir ohnehin nichts geheim halten kann.«
»Das dachte ich auch.«
»Ist das für dich ein Problem?«
»Nicht wirklich.«
Er fixiert sie so intensiv, dass sie verlegen schluckt.
»Und wer ist der Glückliche?«
»Slimane ...«
»Slimane Brik?«
»Ja.«
Ed bricht in lautes Gelächter aus.
»Da hätten du aber etwas Besseres finden können. Dieser Platzhirsch ist der reinste Schmarotzer. Der hat es im Leben noch nie zu was gebracht.«
»Er hat es immerhin fertiggebracht, mich zu verführen.«
»Hör auf, du enttäuschst mich. Der ist es doch nicht wert, dass du dir die Füße auf seinem Speichelleckernacken abwischst. Du hast doch alles, damit er auf deine Kosten lebt: die Wohnung, die ich dir gekauft habe, den Wagen, den die Zeitung dir geschenkt hat, den mehr als üppigen Lohn, den wir dir überweisen ...«
Basma legt die Papiere auf den Schreibtisch und dreht sich zu ihrem Arbeitgeber um: »Eddie, ich gehe auf die vierzig zu, da ist ein Ehemann keine schlechte Investition. In einer Gesellschaft wie der unseren kann man sich keine bessere Absicherung und keinen besseren sozialen Status denken.«
»Aber du hast auf den elendsten Klepper gesetzt!«, wendet Eddie ein, während er hinter dem Schreibtisch Platz nimmt. »Slimane ist ein fieser Typ. Du wirst mehr Schaden als Nutzen durch ihn haben.«
»Ich hatte doch eine gute Schule, mit dir als Lehrer. Ich habe meine Angelegenheiten bestens im Griff.«
Ed nickt zustimmend und signiert, ohne die Dokumente noch einmal durchzulesen, verstaut sie wieder in der Aktenmappe und bemerkt, nachdem er Basma beäugt hat, anerkennend: »Die Schwangerschaft steht dir gut.«
Er kommt auf sie zu, umfasst ihre Taille und zieht sie zu sich heran: »Schwangere Frauen sind meine erotische Lieblingsfantasie.«
Basma wehrt sich zum Schein gegen die Umarmung ihres Arbeitgebers: »Ich bin eine verheiratete Frau, Ed.«
»Und ändert das was?«
»Na, ich denke schon.«
»Soll das heißen, du bist in diesen Trottel verknallt?«
»Ich liebe ihn.«
»Dummchen! Du scheinst die Lektionen zu vergessen, die ich dir seit Jahren erteile: Die einzige Liebe, die zählt, ist die Liebe zu sich selbst. Kein Mensch auf der ganzen Welt ist es wert, dass man ihm davon etwas opfert.«
Er zieht mit einem heftigen Ruck am Reißverschluss auf der Rückseite ihres Kleides.
»Der Fahrer wartet doch schon«, flüstert Basma.
»Der wartet so lange wie nötig.«
»Was für eine unwürdige Ehefrau ich nur bin ...«
»Die unwürdigste aller Zeiten, und das hier ist nur der Anfang.«
»Bitte, Eddie«, fiept sie, während sie sich mit gierigem Mund und glutvollem Blick in seiner Umarmung windet, »zwing mich nicht, dir Widerstand zu leisten.«
»Du kannst es ja mal versuchen ...«
Ein Beben durchfährt Basmas Körper, sie verdreht die Augen, die Haare hängen ihr ins Gesicht, wieder und wieder leckt sie sich mit der Zunge über ihre blutroten Lippen. Ihr Atem beschleunigt sich, und mit graziöser Geste lässt sie schließlich ihr Kleid zu Boden gleiten.
»Ich werde nie mehr wagen, die Augen zu meinem armen Slimane aufzuschlagen.«
»Dann schau doch einfach zu Boden. Er liegt dir ohnehin zu Füßen.«
8.
Die Sonne scheint fast schon voll ins Schlafzimmer, als Kommissarin Nora die Augen öffnet. Die Nachttischuhr steht auf 8 Uhr 55. Nora springt fluchend aus dem Bett, schlüpft in ihre Hose und eilt zum Waschbecken. Als sie in den Raum zurückkommt, bemerkt sie, dass Sonia in voller Montur schläft, mit geöffnetem Mund, Lippenstiftspuren auf den Wangen und einem Stöckelschuh, der an ihrem großen Zeh baumelt.
Nora hat bis tief in die Nacht auf sie gewartet. Vergeblich. Sie hat sie auch nicht heimkommen hören. Wo hat sie sich denn jetzt schon wieder herumgetrieben?, schimpft sie in Gedanken.
Sonia sieht zum Erbarmen aus, das Hemd bis über den Nabel hochgezogen, den Bauch von blauen Prellungen entstellt, dazu Hemd und Hose an Knien und Ellenbogen dermaßen verdreckt, als wäre sie auf allen vieren durch eine Abflussrinne gekrochen.
»Die blöde Kuh!«, murmelt die Kommissarin, während sie die Tür hinter sich schließt.
Nora muss sich mit Geduld wappnen, um auf die Straße zu gelangen. Erst muss sie über zwei kleine Mädchen hinwegsteigen, die auf einer Stufe vergessen worden sind, und dann so lange warten, bis ein Nachbar mit seinem Sohn einen alten verbeulten Kühlschrank die Treppe hinuntergeschleppt hat.
Der Platz ist schon von einer Horde von Kindern belegt. Manche spielen Fußball, andere balgen sich um einen Platz an der Sonne, bis sie vom gleißenden Licht ganz geblendet sind.
Der Dienstwagen steht mal wieder entgegen der Fahrtrichtung auf der Straße. Nora kann ihren Fahrer noch so sehr anweisen, ein Minimum an Respekt für die Gesetze der Republik aufzubringen, bisher hat sie den Wagen nicht ein einziges Mal korrekt parkend vorgefunden.
Kaum ist die Kommissarin an Bord, gibt der Chauffeur Gas, dass die Reifen nur so quietschen, und hätte dabei fast einen Jungen überfahren. Der hält sich protestierend die Hand vor den Bauch.
Nora ist spät dran. Sie hat einen Termin in El-Biar, in der Privatklinik El-Boustane. Dorthin wurden auf Weisung des Sicherheitschefs die sterblichen Überreste des in Bainem ermordeten Mädchens transportiert. Bis vor Kurzem wurden die Leichen einfach ins staatliche Krankenhaus gebracht. Aber seit der