Worauf die Affen warten - Krimi. Yasmina Khadra

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Worauf die Affen warten - Krimi - Yasmina  Khadra

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dass dieser Daho nirgends mehr einen Fuß auf den Boden bekommt. Ich will nicht den leisesten Atemzug mehr von ihm hören.«

      »Aber er ist doch nur ein Holzkopf. Seine Stimme trägt nicht weiter, als er spucken kann. Er ist es noch nicht mal wert, dass man sich an ihm die Schuhe abwischt. Er ist nur ein Furz auf einem Tennisplatz.«

      »Der mir die Luft verpestet.«

      »Logisch bei einem Aas, das bis heute nicht beigesetzt ist. Er war Minister, und Sie haben ihn vom Thron gestürzt. Er war vermögend, und Sie haben ihn ruiniert. Er hatte seine Netzwerke, und Sie haben ihm nichts als seine Tränen gelassen. Selbst mit dem modernsten Tauchgerät käme man nicht in die Abgründe, in die Sie ihn gestoßen haben.«

      »Aber das reicht mir nicht. Ich will, dass man ihm ein für alle Mal das Maul stopft. Vor einer Woche hat er einen Artikel in einem Magazin im Ausland publiziert und war Gast in einer Polit-Talkshow in Al-Dschasira. Zwei Tage später kommt er mit einer donnernden Anklageschrift und trompetet überall herum, dass er ein Opfer seiner Kompetenz und Redlichkeit geworden ist, und dass die ganze Intrige um seine Person nur dazu dient, ihn in der Öffentlichkeit anzuschwärzen, damit er nicht bei den Senatswahlen antritt. Er hat sogar angekündigt, jetzt erst recht zu kandidieren und allen Kontrahenten zu zeigen, wo der Hammer hängt. Und dann hat der Dreckskerl es gewagt, meinen Namen zu nennen. Er sagt, ich sei es, der auf seinen Skalp scharf ist.«

      »Da hat er nicht mal gelogen.«

      »Irrtum, Eddie. Wenn ich auf jemandes Skalp scharf bin, dann ziehe ich ihm das Fell bei lebendigem Leib über die Ohren. Ich wollte ihm nur eine Lektion erteilen. Aber er hat offenbar nichts daraus gelernt. Und diesmal werde ich wirklich seinen Skalp als Fußmatte verwenden.«

      »Wie das?«

      »Die Presse, das sind Sie! Unter Ihrer Regie laufen sechs Tageszeitungen, zwei Wochenzeitungen und eine Webseite. Das ist mehr als genug, um jedes beliebige räudige Schaf zu skalpieren.«

      »Mediales Mobbing hat seine Grenzen. Wenn man übertreibt, werden die Leute misstrauisch. Sie nehmen nicht alles für bares Geld, was ihnen aufgetischt wird.«

      »Bare Münze«, korrigiert Hamerlaine.

      »Wieso bare Münze? «

      »Man nimmt etwas für bare Münze.«

      »Ist doch egal, wie man sagt, Hauptsache, man versteht, was gemeint ist.«

      »Eddie, wir haben Sie einbestellt, damit dieser Hurensohn ein für alle Mal verstummt. Durchforsten Sie sein Leben, jeder hat irgendwo eine Leiche im Keller. Und wenn Sie keine finden, dann packen Sie ihm eine rein, dass ihm Hören und Sehen vergeht. Ich will, dass er im Schlamm versinkt, in einem solch stinkenden Schlamm, dass sogar der Todesengel sich davor ekelt, ihn holen zu kommen.«

      Ratlos dreht und wendet Ed Dayem die Zeitung in seinen Händen. Er weiß, dass sein Schicksal besiegelt ist. Dass das, was ein Rboba anordnet, getan werden muss. Krampfhaft schluckt er seinen Speichel hinunter, atmet ein, atmet aus, wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn. Das Surren der Klimaanlage tost in seinen Schläfen wie ein böser Wind.

      »Glauben Sie, dass ...«, stammelt er.

      »Ich glaube überhaupt nichts, Eddie. Wer die Meinung beherrscht, beherrscht die Wahrheit, und es muss keine heilsame Wahrheit sein. Denken Sie nur an unsere Devise, als das Parteikomitee Ihnen die Leitung unserer medialen Streitmacht anvertraut hat: Wahrheit ist das, was die Leute für wahr halten. Jede noch so heilige Wahrheit, die nicht hiebund stichfest ist, ist bloße Behauptung, und jede Ungeheuerlichkeit, die unwiderlegbar ist, ist absolute Wahrheit.«

      Ed Dayem nickt unschlüssig:

      »Ich will sehen, was sich tun lässt.«

      »Für mich ist es schon getan. Ich warte nur noch auf die Bestätigung ... Sie können jetzt gehen. Ich muss gleich zur Dialyse. Mein Chauffeur bringt Sie in die Stadt.«

      »Bemühen Sie ihn nicht. Ich werde ein Taxi nehmen.«

      »Immer noch der alte misstrauische Eddie!«

      »So bleibt man am Leben.«

      Der Alte lacht trocken auf:

      »Na, dann hinaus mit Ihnen, Sie Klugscheißer.«

      Ed Dayem nickt. Die Falte, die sich da gerade in seine trübgraue Physiognomie eingräbt, entgeht Hamerlaine natürlich nicht. Er lässt sich gegen die Rückenlehne seine Polsterthrones fallen und verschränkt die Finger überm Bauch. In seinen Augen leuchtet ein bizarrer Glanz.

      Als Ed Dayem vor der Tür ankommt, hält er inne, denkt kurz nach, wendet sich nochmals zum Alten um:

      »Sagen Sie, Hadsch, diese Geschichte mit der Puffmutter, ist die eigentlich wahr?«

      Schweigend, düster, mustert der Alte den Zeitungszaren. Solange, dass Ed schon bereut, ihn provoziert zu haben. Dann knurrt er, wobei er Ed einen Blick zuwirft, so bedrohlich wie aus dem Auge des Orkans:

      »Flaubert sagt, alles, was wir erfinden, ist wahr.«

      Und gönnerhaft winkt er Eddie hinaus.

      5.

      Der Anblick der jungen Toten im Wald von Bainem geht Nora nicht aus dem Kopf. Und wenn sie sich noch so sehr auf die Menschen konzentriert, die die Gehwege bevölkern: Das leblose Gesicht umkränzt von Wildblumentuffs lässt sie nicht los. Das schrille Hupen ringsum peitscht ihr mit der Wucht einer Detonation ins Ohr.

      »Bring mich bloß raus aus dieser Hölle!«, befiehlt sie ihrem Fahrer.

      »Rush Hour, Chefin«, entgegnet der Fahrer, den das Verkehrschaos, das im gesamten Front-de-Mer-Sektor herrscht, nicht minder nervt.

      »Dann nimm doch eine Abkürzung, verdammt!«

      »Geht nicht. Sämtliche Straßen sind verstopft.«

      Nora schaut auf die Uhr. Zwölf Uhr Mittag. Das Polizeipräsidium ist zwar nur ein paar Steinwürfe entfernt, doch die endlosen Autoschlangen bewegen sich kaum noch voran. Die wenigen Verkehrspolizisten, die sich mühen, das Chaos zu entwirren, sind heillos überfordert. Mancherorts agieren sie blindlings drauflos. Man hört schon von Weitem ihre Trillerpfeifen und das Gebrüll, mit dem sie die Verkehrsrowdys zur Ordnung rufen, ohne dass es ihnen gelänge, das Chaos auf der Straße einzudämmen.

      »Gut«, disponiert die Kommissarin um, »dann setz mich zunächst bei mir zu Hause ab. Wenn der Verkehr sich beruhigt hat, kommst du mich holen.«

      Der Fahrer nickt, zufrieden, umkehren zu können.

      Nora kommt gegen halb eins bei sich an. Sie findet Sonia noch im Bett vor, die Augen verquollen vom Schlaf.

      »Aufstehen!«, ruft sie ihr zu.

      Sonia räkelt sich träge unter ihren zerwühlten Laken, ihr Haar ist zerzaust, ihre Züge zerknautscht. Brummend zieht sie sich das Kopfkissen übers Gesicht und fragt mit gedehnter Stimme: »Wie spät ist es denn?«

      »Seit wann interessierst du dich dafür, wie spät es ist? Ich wette, du hast dich schon wieder mit Barbituraten vollgepumpt. Sieh dich doch mal an. Du siehst aus wie ein ranziges Omelett.«

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