Jean Jacques Rousseau: Romane, Philosophische Werke, Essays & Autobiografie (Deutsche Ausgabe). Jean Jacques Rousseau

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Jean Jacques Rousseau: Romane, Philosophische Werke, Essays & Autobiografie (Deutsche Ausgabe) - Jean Jacques Rousseau

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der deinigen. Ha, Frecher, schweige! Ich würde seinen Namen zu entweihen fürchten, wenn ich eine Vertheidigung unternähme. Bei diesem heiligen und hehren Namen muß jeder Freund der Tugend seine Stirn in den Staub beugen und schweigend das Gedächtnis ehren des größesten der Menschen.

      Wie schlecht sind deine Beispiele gewählt! und wie niedrig denkst du von den Römern, wenn du meinst, sie hätten sich für berechtigt gehalten, sich geschwind das Leben zu nehmen, sobald es ihnen zur Last war! Siehe die schöne Zeit der Republik an, und suche mir in ihr einen einzigen tugendhaften Bürger, der sich so von der Last seiner Pflichten, selbst nach dem schwersten Unglücke befreit hätte. Kam Regulus, als er nach Carthago zurückkehrte, durch seinen Tod den Martern zuvor, die seiner warteten? Was hätte nicht Posthumius darum gegeben, wenn dieser Ausweg bei den Caudinischen Pässen ihm frei gestanden hätte! Wie bewunderte nicht der Senat selbst die That des Muthes an dem Consul Varro, daß er seine Niederlage überlebt hatte! Aus welchem Grunde ließen sich so viele Feldherrn freiwillig den Feinden ausliefern, sie, denen Beschimpfung ein so hartes Loos war, und die sich aus dem Tode so wenig machten? Deshalb, weil sie ihrem Vaterlande ihr Blut, ihr Leben, ihren letzten Hauch schuldig waren, und weder Schande noch Mißgeschick sie dieser heiligen Pflicht abwendig machen konnte. Aber als die Gesetze vernichtet waren, als der Staat Tyrannen zum Raube geworden, war hierdurch den Bürgern ihre natürliche Freiheit und ihr Recht an sich selbst zurückgegeben. Als Rom nicht mehr war, stand es den Römern frei, nicht mehr zu sein; sie hatten ihre Aufgabe auf Erden erfüllt, sie hatten kein Vaterland mehr, sie waren berechtigt, über sich zu verfügen, und wenigstens sich selbst die Freiheit zu verschaffen, die sie ihrem Lande nicht wieder erringen konnten. Nachdem sie ihr Leben im Dienste der sterbenden Roma und im Kampfe für die Gesetze aufgewendet, starben sie tugendhaft und groß, wie sie gelebt hatten, und ihr Tod war noch ein Zoll, den sie dem Ruhme des römischen Namens darbrachten, damit man an keinem von ihnen das unwürdige Schauspiel sähe, daß wahre Bürger einem Usurpator dienen.

      Aber du, wer bist du? was hast du gethan? Glaubst du dich mit deiner Dunkelheit entschuldigen zu können? Macht dich deine Kleinheit deiner Pflichten ledig? Oder weil du weder Namen noch Rang in deinem Vaterlande hast, bist du deshalb weniger seinen Gesetzen unterworfen? O, es läßt dir gut, von Sterbenwollen zu reden, während du den Gebrauch deines Lebens deinen Mitmenschen schuldig bist. Lerne, daß ein solcher Tod, wie du ihn vorhast, schimpflich und diebisch ist, ein Diebstahl an dem menschlichen Geschlechte begangen. Ehe du es verlässest, erstatte ihm, was es für dich gethan hat. Aber — ich hänge an nichts …. ich bin unnütz in der Welt! .... Eintagsphilosoph! weißt du nicht, daß du keinen Schritt auf Erden thun kannst, ohne daß du irgend eine Pflicht zu erfüllen findest, und daß jeder Mensch der Menschheit schon durch sein Dasein nützt?

      Höre mich, junger Sausekopf: du bist mir theuer, deine Verirrungen dauern mich. Wenn du noch einen Funken von Liebe zur Tugend in der Seele hast, so komm und lerne von mir das Leben lieb haben. So oft du in Versuchung geräthst, dich seiner zu entledigen, sage dir selbst: ich will noch eine gute Handlung verrichten, bevor ich sterbe. Dann geh und suche dir einen Notleidenden, dem du hilfst, einen Unglücklichen, den du tröstest, einen Unterdrückten, dem du beistehst. Führe mir die Unglücklichen zu, die mein schroffes Wesen zurückschreckt; schalte unbedenklich mit meiner Börse und mit meinem Einflusse; nimm, erschöpfe mein Vermögen, mache mich reich. Wenn dieser Gedanke dich heute fesselt, wird er es morgen, übermorgen, dein ganzes Leben lang thun. Fesselt er dich nicht, so stirb, du bist nur ein schlechter Mensch.

      Dreiundzwanzigster Brief.

       Milord Eduard an Juliens Liebsten.

       Inhaltsverzeichnis

      Ich werde Sie heute nicht umarmen können, mein Lieber, wie ich gehofft hatte, und noch zwei Tage hält man mich in Kensington fest. Der Gang bei Hofe ist, daß man viel arbeitet und nichts verrichtet, und daß sich die Geschäfte jagen, ohne daß eines beendet wird. Das meinige, das mich hier seit acht Tagen fesselt, erforderte nicht zwei Stunden, aber da das wichtigste Geschäft der Minister ist, stets eine geschäftige Miene zu haben, so verlieren sie mehr Zeit damit, mich hinzuhalten, als sie nöthig gehabt hätten, mich abzufertigen. Meine etwas zu sichtbare Ungeduld kürzt die Verzögerungen nicht ab. Sie wissen, daß mir der Hof nicht zusagt; er ist mir noch unerträglicher, seitdem wir mit einander leben, und ich will hundertmal lieber Ihre Melancholie theilen, als die Langeweile der Bedienten, mit denen hier das Land bevölkert ist.

      Indessen ist mir im Plaudern mit diesen geschäftigen Müßiggängern ein Gedanke gekommen, der Sie betrifft, und in Folge dessen ich nur Ihre Einwilligung erwarte, um über Sie zu verfügen. Ich sehe, daß Sie, indem Sie Ihren Schmerz bekämpfen, doppelt leiden, von dem Uebel und von der Anstrengung des Kampfes. Wenn Sie nun auch leben und genesen wollen, thun Sie das doch weniger, weil Ehre und Vernunft es fordern, als Ihren Freunden zu gefallen. Mein Lieber, das ist nicht genug: Sie müssen am Leben wieder Geschmack gewinnen, wenn Sie seine Pflichten recht erfüllen sollen, und bei solcher Gleichgültigkeit gegen Alles bringt man nie etwas Rechtes zu Stande. Wir quälen uns beide umsonst, die Vernunft allein wird Sie nicht wieder zur Vernunft bringen. Es ist nöthig, daß ein Wechsel von neuen und ausfallenden Gegenständen Ihnen einen Theil der Aufmerksamkeit abgewinne, die Ihr Herz jetzt nur dem schenkt, wovon es eingenommen ist. Damit Sie wieder zu sich kommen, ist es nöthig, daß Sie aus sich selbst herausgehen, und nur in der Unruhe eines thätigen Lebens können Sie die Ruhe wieder finden.

      Es bietet sich, um einen Versuch damit zu machen, eine Gelegenheit dar, die nicht zu verachten ist; ein großes schönes Unternehmen ist im Werke, eines, desgleichen man in vielen Menschenaltern nicht erlebt. Es hängt von Ihnen ab, ob Sie daran Theil nehmen und dabei mitwirken wollen. Sie werden das großartigste Schauspiel sehen, das Menschenaugen berühren kann, Ihr Beobachtungstrieb wird reichliche Nahrung finden. Das Geschäft, das Ihnen übertragen werden soll, ist ehrenvoll und erfordert, nebst den Fähigkeiten, die Sie besitzen, nur Muth und Gesundheit. Sie werden dabei auf mehr Gefahr als lästigen Zwang stoßen; desto mehr also wird es Ihnen zusagen. Endlich das Engagement ist nicht auf lange. Ich kann Ihnen heute nicht mehr sagen, weil der Plan, obgleich zum Aufbrechen reif, doch noch ein Geheimniß ist, das ich nicht verrathen darf. Ich will nur hinzusetzen, daß, wenn Sie diese glückliche und seltene Gelegenheit versäumen, sich Ihnen schwerlich wieder eine gleiche darbieten, und daß es Sie vielleicht Ihr Leben lang reuen wird.

      Ich habe meinem Läufer, der Ihnen diesen Brief bringt, Befehl gegeben, Sie aufzusuchen, wo Sie auch seien, und nicht ohne Ihre Antwort zurückzukommen; denn es hat damit Eile, und ich muß die meinige geben, ehe ich von hier abreise.

      Vierundzwanzigster Brief.

       Antwort.

       Inhaltsverzeichnis

      Machen Sie, Milord; gebieten Sie über mich; ich genehmige Alles im Voraus. Bis ich es werth sein werde, Ihnen zu dienen, sei mein Ersatz einstweilen, daß ich Ihnen gehorche.

      Fünfundzwanzigster Brief.

       Milord Eduard an Juliens Liebsten.

       Inhaltsverzeichnis

      Da Sie den Gedanken billigen, der mir gekommen ist, will ich keinen Augenblick zögern, Ihnen anzuzeigen, daß Alles abgemacht ist, und Ihnen mitzutheilen, um was es sich handelt, wozu ich die Erlaubniß erhalten habe, indem ich für Sie gutsagte.

      Sie wissen, daß in Plymouth ein Geschwader von fünf Kriegsschiffen ausgerüstet worden, und bereit ist, unter Segel zu gehen. Der,

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