Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman. Marisa Frank
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Das gönnerhafte Benehmen, das Ursula in der nächsten Zeit an den Tag legte, war noch unangenehmer für Mandy als die früheren versteckten spitzen Andeutungen, die sie bei jeder Gelegenheit losgelassen hatte. Nur wegen Ulli blieb Mandy noch in diesem Haushalt, denn der Junge litt unter der strengen und ungerechten Herrschaft seiner Tante mehr als damals unter dem plötzlichen Tod seiner Mutter.
Nur für das Kind ertrug die junge Krankenschwester den täglichen Anblick des Mannes, den sie liebte, und der doch für sie in unerreichbare Ferne gerückt war.
Oft dachte sie mit Sehnsucht an ihre Arbeit im Maibacher Krankenhaus, als sie von Dr. Schmoll noch gelobt worden war, weil sie immer so pünktlich und pflichtbewußt gewesen war. Und hier, was war sie hier schon? Eine Haushälterin, ein Dienstbote für eine aufgeputzte Frau, die nichts anderes im Kopf hatte, als ihre Schönheit zu erhalten und sich möglichst den ganzen Tag zu schonen.
Hatte sie, Amanda Veil, das denn nötig? Sie war eine ausgebildete Krankenschwester mit einem glänzenden Abgangszeugnis. Sie würde überall eine Anstellung mit guter Bezahlung und mit der Anerkennung, die ihr auch zustand, finden.
Aber was wurde dann aus Ulli? Ihn konnte sie nicht im Stich lassen. Sein Kinderherz, das in zärtlicher Liebe an ihr hing, würde diese Enttäuschung bestimmt nicht so schnell verkraften können, wenn überhaupt. Und das hatte mit Einbildung nun wirklich nichts zu tun.
Ursula war bestimmt nicht bereit, dem Jungen die Liebe zu geben, die er für ein gesundes Seelenleben benötigte.
»Jetzt ist es gar nicht mehr schön bei uns.« Ulli saß am Küchentisch und malte bunte Kreise auf ein Blatt Papier. »Seit diese olle Ziege da ist, darf ich gar nichts mehr.«
»Aber Ulli, so darfst du doch nicht von deiner Tante reden«, tadelte Mandy, obwohl sie ihm innerlich recht geben mußte. »Bestimmt will Tante Ursula nur das Beste für dich. Du sollst eben lernen, wie du dich richtig zu benehmen hast.«
»Aach, und deshalb darf ich auch nicht mehr singen, wenn ich will. Immer sagt sie, ich soll still sein, weil sie ihren Schönheitsschlaf braucht. Was ist das überhaupt, ein Schönheitsschlaf?«
Die junge Frau überlegte einen Augenblick. »Deine Tante will viel schlafen, damit sie schön bleibt. Im Schlaf ruht sich auch die Haut aus und bleibt glatt und frisch.«
»Machst du das auch?« Der Kleine runzelte die Stirn und bemühte sich, alles zu verstehen, was Mandy ihm erklärte.
»Nein, Ulli, dafür habe ich keine Zeit und auch kein Verlangen. Tagsüber kann ich sowieso nicht schlafen.«
»Aber Tante Uschi kann es. Sie ist faul, und schön finde ich sie auch nicht.«
»Das darfst du nicht sagen. Deine Tante ist eine hübsche Frau.« Mandy merkte, wie dumm ihre Worte klangen, aber sie durfte dem Jungen nicht recht geben. Schließlich handelte es sich um seine zukünftige Mutter.
»Und Timo hat sie auch weggegeben«, begehrte er auf. »Am liebsten möchte ich wieder nach Sophienlust.« Seine Miene erhellte sich schlagartig. »Das ist doch die Idee. Ich gehe wieder zurück ins Kinderheim, und dort darf ich meinen Timo sogar mit in mein Zimmer nehmen. Henrik wird begeistert sein, er ist nämlich mein Freund.«
»Ulli!« Die Krankenschwester konnte ihr Erschrecken nur schlecht verbergen. »Du willst deinen Vater allein lassen?«
»Der braucht mich doch gar nicht. Den ganzen Tag ist er bei seiner Arbeit, und am Abend hat er genug mit Tante Uschi zu tun. Die erzählt ihm dann immer, wie sehr sie sich den ganzen Tag mit mir hat herumärgern müssen. Und dann schimpft Vati mit mir. In Sophienlust ist es viel schöner als jetzt bei uns. Das hast du auch schon gemerkt.«
Mandy konnte nur staunen, wie genau der kleine Kerl seine Umwelt schon beobachtete und was für treffende Schlüsse er daraus zog. Es stimmte tatsächlich, so war das einfach kein Leben mehr.
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Ulli wußte ganz genau, wie er es anfangen mußte. Er sagte nicht seinem Vater, daß er ins Kinderheim zurückwollte, sondern seiner Tante Uschi, in der er sogar eine Verbündete fand. Ihr war der Junge schon lange ein Dorn im Auge. Außerdem, wenn Ulli nicht mehr da war, dann waren Mandys Tage hier auch gezählt, das wußte Ursula Wandel ganz genau. Also unterstützte sie Ullis Wunsch nach besten Kräften, schließlich gab Klaus Meinradt nach.
Er war noch immer der Meinung, daß es Ursula gut mit seinem Sohn meinte. Schließlich war er ja ihr Neffe. Außerdem hatte er so viel Arbeit, daß er sowieso keine Zeit erübrigen konnte, um sich mit dem Gemüt seines Sohnes zu befassen. Ursula hatte da bestimmt den besseren Überblick.
Der Abschied von Ulli fiel ihm doch schwerer, als er gedacht hatte, aber da es der eigene Wunsch des Jungen war, fügte er sich.
Erst, als Mandy noch am selben Tag ebenfalls ihre Koffer packte und das Haus für immer verlassen wollte, ahnte er, daß er einen großen Fehler gemacht hatte.
»Warum Sie auch, Mandy? Gefällt es Ihnen bei uns nicht mehr?« Wobei er mit uns Ulli und sich selbst meinte, seine Schwägerin bezog er in seine Gedanken keine Sekunde mit ein, denn sie würde ja hoffentlich bald sein Haus wieder verlassen.
Mandy aber empfand gerade dieses Wörtchen »uns« als den letzten Fußtritt, den sie noch gebraucht hatte.
»Die Hausarbeit befriedigt mich nicht mehr. Ich möchte wieder in einem Krankenhaus arbeiten. Das ist der Beruf, den ich gelernt habe.« Daß sie noch gar keine Anstellung hatte, verschwieg sie wohlweislich.
Wie sehr Mandy ihm fehlte, merkte Klaus erst, als er abends nach Hause kam und das Haus leer vorfand.
Ursula hatte ihm einen Zettel hingelegt, daß sie ins Kino gegangen sei, und Mandy… ja, Mandy war nicht mehr da. Niemand begrüßte ihn, so wie früher. Da war Ulli angelaufen gekommen, gefolgt von Timo, der jetzt im Tierheim war, weil Ursula es so gewollt hatte.
Und Mandy war dagewesen. Meist war sie aus der Küche gekommen mit geröteten Wangen und wirren Haaren, die sie hinten zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Wenn er es sich recht überlegte, hatte er sie noch nie mit offenen Haaren gesehen. Wie schön mußte sie damit aussehen, wenn die dunklen Locken auf ihre schmalen Schultern fielen.
Warum mußte er ausgerechnet jetzt daran denken? Hatte er Iris etwa schon vergessen?
Nein, das hatte er nicht. Sie würde in seinem Herzen weiterleben. Aber das Leben ging weiter. Und er war noch jung, zu jung, um für alle Zeit allein zu bleiben.
»Ach, Quatsch«, schimpfte er vor sich hin und ging in den Keller hinunter, um sich eine Flasche Bier zu holen. Danach richtete er sich in der Küche etwas zum Essen und setzte sich dann ins Wohnzimmer.
Er schaltete den Fernseher ein und beschloß, seinen Feierabend einmal so richtig zu genießen. Mühsam konzentrierte er sich auf die Nachrichten, die ihn sonst immer brennend interessierten. Aber heute war das ganz anders.
»Alles kalter Kaffee«, murmelte er vor sich hin, aber die Leere in seinem Herzen blieb.
*
»Laß