Die Hölle um Maria Giotti. Robert Heymann

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Die Hölle um Maria Giotti - Robert Heymann

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politischer Gegner! Sein Sohn gehört zum extremsten Flügel! Wie sollte ich da der Freund dieser Familie sein?“

      „Aber Ihre Informationen über diese Ehe —“

      „Man hat sie uns eingesandt! Immer wieder! Seit langem schon werden wir bestürmt, auch einmal gegen Professor Giottis Privatleben zu schreiben.“

      Ernesto Grandi macht sich eilig Notizen und entfernt sich schließlich, nachdem er von Grassi einige Auskünfte über den Stand der polizeilichen Feststellungen erlangt hat. Die Vernehmung der Portière durch Leutnant Sonzo hat nichts Neues ergeben.

      Lisetta Aldini, eine der Schwestern aus der Wohnung gegenüber, ist von sich aus erschienen. Sie bleibt bei ihrer Aussage, sie habe gesehen, daß Graf Martini am Abend des 28. August noch einmal das Haus verlassen hat. Wann er zurückgekehrt ist, kann niemand sagen, mutmaßlich erst spät in der Nacht. Dann aber meldet sich noch ein Zeuge, der Tabakhändler Nipulos, ein Grieche. Er hat gesehen, daß ein Mann am Abend des 28. August aus der Wohnung des Grafen gekommen ist.

      „Wann?“ fragt Grassi.

      „Gegen acht Uhr. Ich wollte Herrn Pizotti sprechen, er ist aber verreist. Ich sah zufällig auf meine Uhr, weil ich noch eine Verabredung hatte. Wenige Minuten später also sah ich den Menschen.“

      „Das muß ein Irrtum sein“, erwidert Inspektor Beghi. „Wenn Graf Martini am 28. abends in Bologna eingetroffen ist, dann kann er nicht um acht Uhr aus der Wohnung gegangen sein. Der Expreßzug trifft, ich weiß das zufällig genau, erst nach acht Uhr in Bologna ein, der Graf kann also in Minuten nicht den weiten Weg vom Bahnhof hierher zurückgelegt haben und wieder ausgegangen sein! Übrigens wird er auch einige Minuten auf dem Bahnhof aufgehalten worden sein. Alles Umstände, die es ausschließen, daß Graf Martini um acht Uhr in seiner Wohnung war oder sie etwa schon wieder verlassen hat!“

      Der Grieche kann kaum erwarten, daß er zu Worte kommt.

      „Es war ja gar nicht der Herr Graf, den ich sehr gut kenne. Es war ein Fremder, den ich gegen acht Uhr aus der Wohnung treten sah.“

      „Am 28. August?“

      „Si, Signore!“

      „Wie sah er aus? Gewöhnlich?“

      „Nein! Er machte den Eindruck eines gebildeten Mannes, war schlank und nicht schlecht gekleidet. Mir fiel aber sein verstörter Blick auf, die Eile, mit der er fortlief.“

      Der Polizeiinspektor schüttelt den Kopf. „Vor dem Mord? Verstört? Sie werden sich in der Zeit irren! Es war später. Vielleicht neun Uhr!“

      „Wo denken Sie hin, Herr Inspektor!“ ereifert sich der Händler „Ich bin doch bei Sinnen! Ich sagte schon, es war zehn Minuten vor acht, meine Uhr ist durchaus verläßlich! Im übrigen hatte mich Herr Pizotti um acht Uhr bestellt. Ich bin eine Viertelstunde früher gekommen, aber, wie gesagt, ich habe meinen Kunden nicht angetroffen!“

      „Wer ist Herr Pizotti?“ wendet sich der Inspektor an die Portière, die noch immer im Zimmer ist.

      „Herr Pizotti?“ Die Alte zieht die schmalen Schultern hoch.

      „Uno straniero — ein Fremder, Herr Inspektor, fast nie zu Hause!“

      „Wieso? Er wohnt doch schräg über dieser Wohnung?“

      „Si! Si! Aber er kommt oft wochenlang nicht — ist viel auf Reisen, ich habe ihn schon lange Zeit nicht gesehen!“

      „Seit dem 28. August nicht?“

      „Länger nicht! Wochen nicht!“

      „Das stimmt nicht!“ wirft Nipulos ein. „Ich habe ihn vor vierzehn Tagen besucht!“

      „Ein Beweis, daß Sie nicht alle Leute sehen, die aus und eingehen“, sagt der Kommissar zur Portière. „Graf Martini kann also doch noch abends ausgegangen sein! Es ist nun von ungeheurer Wichtigkeit, daß wir feststellen, welcher Mann um acht Uhr aus der Wohnung des Grafen Martini gekommen ist. Verstört, wie Herr Nipulos behauptet.“

      „Ja, Herr Inspektor. Mit irrem Blick, ich sah ihn vorbeirennen, aber er bemerkte mich nicht. Raste die Treppen hinab, verschwand — wie ein Wahnsinniger!“

      Die Beamten lassen bei Herrn Pizotti nachforschen. Die Wohnung ist verschlossen, an der Tür ein Schild: „Verreist!“

      Die Bewohnerin der Räume über dem Grafen Martini, Signora Santoni, hat auf ihre Vernehmung gewartet. Sie erklärt mit Bestimmtheit, daß sie schon in der Nacht vom 27. zum 28. August Lärm in der Wohnung gehört habe.

      „Ich leide an Schlaflosigkeit. — Der 27. August bedeutet für mich ein besonderes Ereignis — eine Jugenderinnerung —“ sie macht eine kleine Pause —, „ich weiß also, daß es die Nacht vom 27. zum 28. August war, da hörte ich deutlich ein Möbelstück fallen, dann die Stimme einer Frau und eines Mannes. Und die Nacht darauf, vom 28. zum 29. August, vernahm ich einen Schrei. Aber ich habe ihm, obwohl ich sehr erschrocken war, keine weitere Bedeutung beigemessen!“

      Die Gräfin Scudellari wird gemeldet.

      Der Polizeiinspektor geht ihr entgegen, will sie schonend über das Verbrechen, dem ihr Vetter zum Opfer gefallen ist, aufklären. Aber sie weiß schon alles. Sie ist sehr blaß, erregt, doch bleibt sie seltsam kühl, will den Toten nicht mehr sehen und bedauert in bewegten Worten die Witwe und die beiden Kinder, die der Tote hinterläßt. Den Beamten fällt diese Teilnahmlosigkeit auf, sie beobachten die Gräfin. Eine Frau von vierzig Jahren, schon etwas stark geworden, eine interessante Erscheinung mit großer, edler Nase und guter Haltung, kann sie noch immer für schön gelten. Aber der wohl einmal lebensfreudige Mund hat eine seltsame Starre, die Pupillen sind erweitert wie unter der Einwirkung von Belladonna. Alles in allem das Antlitz einer Aristokratin, doch nicht ohne Geheimnisse. Der ironische Mund scheint sich über die Beamten lustig zu machen. Sie weiß nichts Neues zu sagen. Ihrer Meinung nach ist es ausgeschlossen, daß vor dem 28. August Leute in der verschlossenen Wohnung waren.

      „Sie brauchen nicht weit zu suchen, meine Herren! Die Korrespondenz des Grafen wird Ihnen genügend Aufklärung geben!“

      „Sie glauben also auch, Frau Gräfin, daß ein galantes Abenteuer der Hintergrund dieser Tragödie war?“

      „Was sonst? Nur eine derartige Affaire! Mein Vetter hatte sich durch seine Torheiten viel Sympathien verscherzt.“

      „Sie sind mit der Frau Gräfin Martini befreundet?“

      „Sehr!“

      Der Inspektor beendet die kurze Aussprache mit einer Verneigung. Die Gräfin wirft einen kurzen Blick durch halbgeschlossene Augen ins Arbeitszimmer, wo die Leiche unter dem Teppich liegt. Der Kommissar beobachtet sie. In seinem kalten Gesicht ist nicht zu sehen, welche Gedanken ihn bewegen.

      Unten wartet schon der Wagen, die Leiche zu überführen. Vom Gericht ist Richter Castel gekommen, von den Beamten ehrerbietig begrüßt. Er hat keine Funktion hier, nur Berufsinteresse hat ihn an den Schauplatz dieses Verbrechens getrieben. Er geht stumm umher, den runden Stockgriff gegen das Kinn gepreßt, alles beobachtend, mit dem steinernen Blick der Gorgo.

      Irgendein Gedanke treibt ihn von Zimmer zu Zimmer. Vor dem Bildnis der Gräfin Martini bleibt er stehen. Ein unbekannter Künstler hat es gemalt, aber er hat den Ausdruck der jungen Frau überraschend

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