DAS ALIEN TANZT WALZER. Группа авторов

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DAS ALIEN TANZT WALZER - Группа авторов

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zu arbeiten und die zukünftigen Besitzer der Lunar-Apartments zu ihren Wohnungen zu fliegen. Schon die Werbekampagne allein musste die Firma ein Vermögen gekostet haben.

      Ich beschoss, mich zurückzulehnen und zu versuchen, das Spektakel in all seiner Pracht zu genießen. Dadurch, dass der Passagierraum mit blendfreiem Material ausgekleidet war, hatte man einen fantastischen Blick auf die Erde. Als der Blaue Planet immer mehr in die Ferne rückte, überkam mich kurz ein tiefes Gefühl der Verlorenheit, und meine Augen saugten sich an den Spezialraumanzügen fest, die neben den dazugehörigen Helmen im vorderen Teil der Kabine hingen. Im Falle einer Dekompression in großer Höhe waren wir also gut aufgehoben – so hoffte ich jedenfalls. Nun ja. Nichts war ohne Risiko.

      Um mich abzulenken, versuchte ich, die Kontinente zu erraten, die sich teilweise unter einer aufgebauschten Wolkendecke versteckt hielten. Nordamerika, Südamerika, Europa. Da unten waren unsere Freunde, Eltern und Verwandten. Ob sie wohl genau jetzt nach oben schauten, während ich meinen Blick nach unten über die Erdoberfläche schweifen ließ? Das alles war so absurd! Aber wir hatten es uns reiflich überlegt. Es uns nicht leicht gemacht. Die Entscheidung war gefallen, unser Haus auf der Erde war verkauft, wir hatten die Zelte abgebrochen. Es gab kein Zurück mehr.

      »Auf welchem Grundstück steht denn Ihr Apartment?«, fragte mich unser Nachbar betont zuvorkommend und versuchte, sich zu mir zu beugen, was ihm trotz der großzügigen Schalensitze merklich schwerfiel. Allem Anschein nach bemühte er sich, Markus’ Fauxpas mit der Unterhose durch Small Talk zu überspielen. »Ich und meine Gundula, wir werden unser Immobiliengeschäft komplett auf den Erdtrabanten verlegen, vielleicht kennen Sie unser Unternehmen? Wir sind beratend für einige bedeutende Konzerne tätig.« Er fingerte eine Weile umständlich in seiner Jackentasche herum, bis er mir schließlich eine Visitenkarte reichte.

      »Moon River«, las ich laut. »Knut Hassenberg, Geschäftsführer.« Ich sah auf. »Netter Firmenname.«

      »Nicht wahr? Auch wenn es natürlich auf dem Mond keinen Fluss gibt. Also, was für eins haben Sie jetzt erworben?«

      »Die Suite im Habitat von Village One«, antwortete Markus stolz an meiner Statt. Es hörte sich an, als habe er sich wieder komplett im Griff. »Das ist die Anlage neben dem Nektarmeer.«

      »Oh.« Hassenberg warf seiner Frau einen schnellen Blick zu. »Ich verstehe.«

      Als er mich kurz ansah, kam mir sein Lächeln noch aufgesetzter vor. Gleich darauf griff er nach einem Magazin und schlug es auf.

      Nervös rutschte ich in meinem Sitz nach vorne. »Was verstehen Sie?«, hakte ich irritiert nach.

      Sein Blick schien an den Zeitschriftenseiten festzukleben.

      »Gibt es ein Problem?«, wollte jetzt auch Markus wissen.

      Frau Hassenberg, die bis jetzt der Konversation schweigend gefolgt war, stupste ihren Mann mit einem dick beringten Finger an. »Knut. Das junge Paar erwartet eine Antwort.«

      »Hm«, machte Hassenberg und blätterte, scheinbar mächtig an deren Inhalt interessiert, eine Seite nach der anderen um.

      »Knut!«, wiederholte sie schon ein wenig lauter. »Sie sollten es wissen.«

      Ächzend legte Hassenberg das Magazin auf den Schoß. »Mare Nectaris«, begann er schließlich, »wurde doppelt … wie will ich es ausdrücken … belegt.«

      »Bitte?« Ich kam nicht mit.

      »Das Grundstück, auf dem Village One steht«, half er mir ein wenig weiter.

      Markus beugte sich vor. »Wollen Sie damit andeuten, dass der Verkauf der Suiten in diesem Komplex nicht rechtmäßig war?«, schlussfolgerte er.

      »Nun«, Hassenberg zögerte. »Momentan darf dort niemand einziehen.«

      Ich lachte. Das war absurd. »Man hätte uns doch informiert«, grinste ich und versuchte, mir die Vorfreude durch die Information des Immobilienheinis nicht verderben zu lassen. »Doppelter Verkauf. Ich bitte Sie, Herr Hassenberg, solch ein empörendes Vorgehen wäre doch an die Öffentlichkeit gedrungen.«

      Er schwieg.

      »Wäre es doch?«, bohrte ich nach.

      Markus’ Gesichtszüge waren entgleist, sein Mund stand ein wenig offen. »Das macht nur unter Insidern die Runde«, stellte er dann fest. »Insidern wie Ihnen. Das ist ein Gerücht, das in Immobilienkreisen zirkuliert. Nicht wahr, so ist es?«

      Hassenberg seufzte. »So leid es mir tut – ein Gerücht ist es nicht.«

      »Kennen Sie das Weltraumressourcengesetz?«, flötete nun seine Gundula.

      Markus und ich schüttelten synchron den Kopf.

      »Es regelt die Eigentumsrechte im Weltall«, erklärte uns ihr Mann in betont langsamer Sprechweise. Anscheinend hielt er uns nicht für besonders helle. »Luxemburg hat es vor etlichen Jahren verabschiedet. Um Weltraumressourcen zu nutzen, muss die dortige Regierung eine Genehmigung erteilen.«

      »Moment«, grätschte Markus dazwischen. »Ich muss die Luxemburger um Erlaubnis fragen, bevor ich mein Schäufelchen in den Mondstaub stecke? Das ist doch albern!«

      »Nein, ist es nicht«, erwiderte Hassenberg. »So ist die Gesetzeslage. Und die … Schäufelchen sind inzwischen sehr groß. Wir sprechen hier von Bergbauunternehmen.«

      »Aber die sind doch nicht in der Nähe des Nektarmeers!«, warf ich empört ein. Das konnte doch alles nicht wahr sein! »Die sind doch auf der … anderen … Seite«, fügte ich unbeholfen hinzu, unfähig das geografisch korrekt zu beschreiben. Jeder, der sich für den Mond als neue Heimat entschieden hatte, wusste, dass Unternehmen dort Wasserstoff und Sauerstoff aus den Eismeeren gewannen, um sie als Raketentreibstoff zu vertreiben. Aber diese Firmen hatten ihren Sitz nicht in der Nähe der Habitate. Lärmbelästigung war auf dem Mond ja kein Thema, aber schon allein wegen des durch den Abbau umherfliegenden Mondstaubes, der sich über alles legte, war das gar nicht möglich. Und die Optik …

      »Village One steht auf dem Grundstück von Dig Deep«, erklärte mir nun Frau Hassenberg ungeduldig. »Da Dig Deep eine Genehmigung der luxemburgischen Regierung vorweisen kann, der Erbauer und Betreiber von Village One aber nicht, muss Village One –«

      »– abgerissen werden«, ergänzte ihr Mann nickend und schlug die Zeitschrift wieder auf, als ob damit alles gesagt sei.

      Jetzt stand auch mir der Mund offen.

      »Aber der Mond, der gehört doch allen!«, protestierte ich. »Da handelt es sich doch nicht um einen zusätzlichen Kontinent, den man so mir nichts dir nichts okkupieren kann! Der Mond ist eben … der Mond!«

      »Von Eroberung redet ja auch keiner, meine Liebe«, korrigierte mich Frau Hassenberg mit erhobenem Zeigefinger. Inzwischen war ich dermaßen erregt, dass ich ihn ihr am liebsten gebrochen hätte. »Niemand darf den Mond besitzen, aber man darf ihn nutzen

      »Und Sie vertreten Dig Deep, nehme ich an«, stellte Markus erstaunlich realistisch fest. »Sie sitzen also seelenruhig neben uns, haben aber vor, uns die Suite – die wir uns nur leisten konnten, weil wir alles … einfach alles verkauft haben –«, jetzt wurde sein Tonfall schärfer, »unter dem Arsch wegzuziehen und uns auf der dunklen Seite des

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