DAS ALIEN TANZT WALZER. Группа авторов

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DAS ALIEN TANZT WALZER - Группа авторов

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      »Wahahahaaaa… Sie hat mich verlaaaaaaassen!«

      »Das tut mir sehr leid für Sie, wenn ich auch nicht genau weiß, was Sie damit meinen. Aber könnten Sie vielleicht trotzdem…?«

      »Buhuhuhuaaaa!«

      Gulp begann zu ahnen, dass er hier nicht wirklich weiterkommen würde. Der Erdling schniefte und schluchzte weiter vor sich hin, schüttelte immer wieder verzweifelt den Kopf und raufte sich die darauf wirr abstehenden dichten braunen Borsten. Gerade als Gulp überlegte, sich wieder auf seinen Quantenraumer zurückzubeamen, hörte er eine andere Stimme: »Vergessen Sie's! Das geht schon so, seit wir von Ceres aufgebrochen sind.« Gulp machte eine elegante Dritteldrehung zu dem Neuankömmling, der soeben in den Raum getreten war. Er erblickte die kleinere Version eines Erdlings, der sich gelassen an die Wand lehnte. Mit einer Art Tentakel, der aus seiner Nahrungsaufnahmeöffnung kam, leckte er an einem Kegel, der im oberen Bereich aus gefrorenem Wasser mit diversen Lipiden und Aromastoffen bestand, wie Gulps Analysator sogleich in sein Sichtfeld einblendete.

      »Seien Sie mir ebenfalls gegrüßt, kleinerer Erdling!«, grüßte er höflich. »Sind Sie ein Nachkomme dieses Individuums auf jener Sitzgelegenheit dort drüben? Wo sind die anderen beiden Eltern?«

      Sein Gegenüber verzog seinen Mundschlitz nach oben und entblößte dabei gruselig aussehende Kauwerkzeuge.

      »Nein, eigentlich ist der dort mein Sohn. Ich heiße Lennard Ryder, Professor Lennard Ryder, um genau zu sein. Sehr erfreut.« Der Kleine hielt Gulp eine seiner oberen Extremitäten entgegen und mangels Wissen, was er damit machen sollte, ließ Gulp einen Tropfen aus seinem Begattungsorgan darauf träufeln, was auf seiner Welt eine höfliche Aufforderung zum Test auf genetische Kompatibilität war. Da der andere nicht angemessen darauf reagierte, setzte Gulp einfach die Konversation fort: »Aha, Sie pflanzen sich retrograd fort, werden im Lauf Ihres Lebens immer kleiner?«

      »Aber nein, mein Aussehen ist die Folge einer unabsichtlichen Verjüngungskur auf dem Mars, aber das ist eine andere Geschichte. Was kann ich für Sie tun? Mein Sohn ist, seitdem ihn seine Tussi verlassen hat – steiler Zahn übrigens – vollkommen unansprechbar.«

      »Ich begreife zwar kein Wort, was Sie mir da sagen, aber ja, Sie würden mir sehr weiterhelfen, wenn Sie mir zeigen könnten, wo ich zu mehr von dieser wunderbaren Musik kommen kann?«, bat Gulp, erfreut darüber, endlich einen vernünftigen Gesprächspartner gefunden zu haben. Er holte einen kleinen Holoschirm aus seiner Tasche und spielte das Video von der sich zum Takt drehenden Raumstation ab.

      »Ah ja, klar! Ich erinnere mich daran. Das war ein Film aus meiner Kindheit: 2001 – Odyssee im Weltraum! Das ist jetzt über ein Jahrhundert her. Nein, diese Musik werden Sie heute nicht mehr finden. Die war schon veraltet, als dieser Film entstand!«

      Gulp ließ enttäuscht seinen Kammschopf hängen, seine gesunde rote Hautfarbe verblasste deutlich.

      »Na, na, nicht traurig sein, mein Lieber! Zumindest kann ich Ihnen sagen, wer diese Musik komponiert hat und wann und wo er gelebt hat: Das war nämlich ein gewisser Johann Strauß Sohn und er lebte vor zweihundert Jahren in einer Stadt namens Wien. Hallo? Hören Sie mir überhaupt zu?«

      Gulp war in eine für seine Spezies übliche Nachdenkstarre verfallen, registrierte aber dennoch jedes Wort seines Gesprächspartners. Beim vorletzten Satz des Erdlings besserte sich seine Laune wieder merkbar. Ihm war eingefallen, warum er sich damals für den (um einiges teureren) Quantenraumer anstelle einer gewöhnlichen Hyperjacht entschieden hatte: Der äußerst eloquente Verkäufer hatte ihn damals auf die Möglichkeit hingewiesen, mit dem Schiff auch Zeitsprünge machen zu können! Seinerzeit hatte er das hauptsächlich als Prestigefeature gesehen, mit dem er in seiner Clique, vor allem bei den anderen beiden Geschlechtern, angeben konnte. Aber jetzt…

      »Wann und wo genau finde ich diesen Strauss?«, fragte er den jungen Erdling, der eigentlich alt war.

      Lennard Ryder sagte es ihm und Gulp beamte sich auf sein Schiff zurück, nachdem er sich hastig bedankt hatte.

      Vielleicht hätte ich ihm auch sagen sollen, dass die Menschen damals nicht an den Anblick von Aliens gewöhnt waren, überlegte Ryder. Ach was, er wird es schon merken…

      »Komm, Sohnemann, Zeit fürs Frühstück!«, sagte er zu dem wieder in trübseliges Starren verfallenen Mann auf dem Sofa.

      »Woismeinemargarita?«, nuschelte dieser in seinen Fünftagebart.

      Johann Strauss junior war verzweifelt. Da saß er nun spätabends in seiner teuren neuen Wohnung in der Praterstraße vor dem besten Flügel, der für Geld zu haben war, und dieser stand stumm vor ihm, weil ihm nichts mehr einfiel! Endlich hatte er alles, was er sich für seine Karriere als Komponist erträumt hatte, und jetzt musste ihm so etwas passieren. Seine Frau Henriette, die geliebte Jetty, hatte er in ihrem Sommerhaus in Hietzing zurückgelassen, damit er in Ruhe arbeiten konnte, aber jetzt lagen schon mehrere Flaschen Weißwein kreuz und quer am Boden neben dem Klavier, die der Künstler aus Verzweiflung und auf der Suche nach Inspiration geleert hatte. Er löschte das Licht, stand mühsam auf und wankte zum Fenster, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Gerade als er dieses öffnen wollte, hörte er ein deutliches Plopp hinter seinem Rücken, gefolgt vom Scheppern von Glas und einem Plumpsgeräusch, als ob ein nasser Sack Hafer zu Boden gefallen wäre. Er drehte sich um.

      Im Schein der von der Straße herein leuchtenden modernen Gaslaternen vermeinte er, Folgendes zu sehen: Einen unförmigen Körper mit roter Haut, der versuchte, zwischen den umherrollenden Flaschen, über die er gestolpert war, wieder auf seine drei Beine zu kommen. Da er dabei auch drei Arme zur Verfügung hatte, klappte das eigentlich recht gut, fand Strauss. Er fragte sich weiters, ob er vielleicht heute außer am Wein auch noch ein wenig an der Absinthflasche genuckelt haben könnte, und musste sich eingestehen, dass er sich selbst darüber nicht schlüssig Auskunft geben konnte. Also zuckte er die Schultern und fragte seinen unverhofften Gast: »Woll'n S' vielleicht a Achterl?«

      Man sollte dazu vielleicht anmerken, dass die Wiener erstens, wenn Sie nicht gerade grantig sind, eigentlich ein sehr gastliches Volk sind, und zweitens, dass sie eine Gelegenheit zum Trinken sowieso nie auslassen. Und in dieser Hinsicht war Johann Strauss junior definitiv keine Ausnahme. Gulp hingegen nahm einmal mehr den Geruch von Ethanol aus den Getränkebehältern wahr, über die er gestolpert war, und fragte sich daher nicht ganz zu Unrecht, ob dieser energiereiche Stoff auf der Erde vielleicht ein Grundnahrungsmittel sein könnte. Er sah sich einem leicht schwankenden Einheimischen gegenüber, der ihm nun ein mit der besagten Flüssigkeit gefülltes Glas entgegenhielt. Er hatte nicht nur auf dem Kopf dunkle haarige Borsten, sondern seltsamerweise in Form einer riesigen Bürste auch über seinem Mundschlitz. Wahrscheinlich dient diese Vorrichtung zum Reinigen der Nahrung, mutmaßte er.

      »Gulp mein Name, verehrter Erdling. Sind Sie vielleicht Strauss, der Kleinere?«

      »Johann Strauss, der Jüngere, meine Verehrung, der Herr, aber sag’n S’ ruhig Schani zu mir! Zu Ihren geschätzten Diensten.«

      Gulp nahm das ihm dargebotene Glas vorsichtig entgegen und bedankte sich höflich. Der Musiker behielt gleich die ganze Flasche in der Hand und nahm sicherheitshalber einen langen durstigen Schluck daraus, bevor er fragte: »Womit kann ich Euer Gnaden dienen?«

      »Ich habe Ihre wunderbare Musik gehört und würde gerne mehr davon haben. Können Sie mir vielleicht einen Datenträger davon verkaufen?«

      Johann Strauß runzelte verwirrt die Stirn. Dass dies ein potenzieller Kunde sein könnte, schien ihm sicher, aber was redete der da?

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