DAS ALIEN TANZT WALZER. Группа авторов

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DAS ALIEN TANZT WALZER - Группа авторов

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empfehle ich Ihnen an Konzertbesuch. Am nächsten Sonntag spiel’ i im Casino Dommayer in Hietzing, wenn’s beliebt.«

      »Nein, ich meine, eine Tonaufzeichnung, so wie diese hier«, sagte Gulp und spielte einmal mehr das Video auf seinem Holoschirm ab.

      Die Wirkung auf den Erdling war verblüffend! Er machte vor Schreck einen Satz nach hinten, stolperte dabei und fiel auf denjenigen Körperteil, den diese Spezies normalerweise zum Sitzen benützte.

      »Was haben S’ denn da? An Orchestra in der Tasch’n? ‘S is a Mirakel!«, stieß er atemlos hervor. Doch dann gewann die musikalische Neugier die Oberhand und er lauschte mit steigendem Interesse den Klängen.

      »Wer ist denn der Maestro, der das komponiert haben mag?«, fragte er ehrfürchtig, als die letzten Töne verklungen waren. Gulp stutzte. War das doch nicht der richtige Erdling?

      »Das waren doch Sie!«, stellte er trocken fest. Sehr trocken, denn an dem dargebotenen Glas hatte er wohlweislich nicht einmal genippt. Dann sah er auf das Display eines kleinen Geräts, das einer Fernbedienung nicht unähnlich war.

      »Oh, Mist!«, meinte er dann zerknirscht. »Verzeihung, mein Herr, ich muss mich korrigieren. Ich meinte natürlich: Das werden Sie sein!«

      »Wie meinen, Euer Gnaden?« Johann Strauss junior befand sich natürlich geistig äußerst fest verankert im Spätsommer des Jahres 1866 und war daher mit den Fallstricken von Zeitparadoxa eher wenig bis gar nicht vertraut.

      »Nicht so wichtig!«, sagte Gulp hastig. »Leider ist meine Zeit begrenzt und ich muss jetzt gehen. Nächsten Sonntag in Hietzing, sagten Sie? Ich werde dort sein, leben Sie wohl!«

      Mit einem Plopp verschwand er genauso schnell, wie er erschienen war.

      »Aber dann zieh’n S’ sich was G’scheiteres an, in so an roten Anzug kann man do ned auf die Straß’ gehen, oder?«, zeigte sich der Musiker noch mild entrüstet. Doch nun beschäftigte ihn bereits ein ganz anderer Gedankengang und er setzte sich eifrig ans Klavier. Wie war die Melodie doch gleich gegangen? Er summte ein wenig im Dreivierteltakt vor sich hin. Dann griff er beherzt in die Tasten seines Flügels.

      Gulp blieb noch länger in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts. Nachdem er ein paar sehr unerquickliche Erlebnisse mit fürchterlich erschreckten Einheimischen gehabt hatte, bestellte er sich bei Allmazon eine Holotarnung, die es ihm erlaubte, wie ein ganz normaler Bewohner von Wien durch die Stadt zu flanieren. Auch besuchte er solcherart verkleidet oft Tanzveranstaltungen, vorzugsweise, wenn Meister Strauss ein Konzert gab. Dass er dort als Walzertänzer bei der Damenwahl äußerst beliebt war, lag möglicherweise auch daran, dass er sein drittes Bein unter der Tarnung in seiner Körpermitte aufgerollt und verstaut hatte, was bei engeren Tanzschritten zu unglaublichen Verzückungen seiner Tanzpartnerinnen führte. Er selbst fand ja, dass drei Beine für den Walzer weitaus besser geeignet wären als nur zwei, aber in dieser Hinsicht hielt er sich brav an die Konventionen seines Gastplaneten. Gulps Lieblingsmusik war und blieb jedoch der »Donauwalzer«, wenn auch noch viel Wasser ebendiesen Fluss hinabfließen würde, ehe sich zu dessen luftig-leichten Klängen in einem Science-Fiction-Film das riesige Rad einer Raumstation drehte.

      

      Stephanie Lammers: Die Gabe

      Dass die Kollegen aus Johannas Abteilung es auch in diesem Jahr versäumt hatten für ein Geburtstagsgeschenk zu sammeln, tat weh.

      Ach ja, richtig!

      Sorry, total vergessen.

      Der Stress, du weißt schon.

      Johanna zwang sich zu einem Lächeln und reichte die Tupperdose mit selbst gebackenen Muffins herum. Der Schmerz, der ihr seit Tagen den Magen zusammenknüllte, hatte andere Gründe.

      Einer dieser Gründe verließ soeben das Kunden-WC. Er verharrte einen Augenblick, die Hand noch auf der Klinke, schwebte dann quer durch die halbe Belletristik und blieb schließlich vor dem Regal H bis I stehen: ein Mann um die vierzig, Anzugträger, mit dezentem Schlips. Typ: Geschäftsreisender – nur dass seine glänzenden schwarzen Schuhe den Boden nicht berührten.

      Johanna fröstelte, trotz der viel zu warmen Heizungsluft.

      »Also, ehrlich, die Kundentoilette ist der reinste Bahnhof«, verkündete Henning, der zwar Johannas Blick gefolgt war, aber offenbar nichts Ungewöhnliches bemerkt hatte. Jedenfalls pulte er ungerührt einen Schokomuffin aus seiner Papiermanschette und biss hinein. »Die Leute kommen einfach so von der Straße reinspaziert. Und das nur, um die paar Cent für die Klofrau zu sparen.«

      Demnach war Henning entgangen, dass der Kunde die Kundentoilette zwar verlassen, sie aber zuvor nicht betreten hatte.

      Die Tür befand sich genau in Johannas Blickfeld. Niemand konnte das WC aufsuchen, ohne an Johannas Verkaufstresen vorbeizugehen. Der schwebende Mann war ihr ganz gewiss nicht unter die Augen gekommen.

      »Schon gesehen? Das Überwachungssystem ist mal wieder im Eimer«, schimpfte Doris dazwischen und hämmerte auf der Tastatur des Bestell-PCs herum, so als könnte größerer Nachdruck die Kamerabilder zurückbringen. Der viergeteilte Flachbildschirm revanchierte sich mit Elektroschnee.

      »Als wäre das hier eine öffentliche Toilette.« Henning hielt hartnäckig an seinem Thema fest. Eigentlich hatte er als Sortimenter der Reisebuchabteilung in diesem Teil des Ladens nichts verloren, aber er nutzte jede Gelegenheit, sich unter die »drei Damen von der Belletristik« zu mischen und mit Johannas Kolleginnen Doris und Edwina zu flirten. »Also, echt! Können die Leute nicht wenigstens nebenan bei MacDoof gehen?«

      »Also« war eines seiner Lieblingsworte.

      »Vielleicht mögen sie Bücher?«, murmelte Johanna, ohne die Augen von dem schwebenden Kunden zu wenden. Der Mann, wenn es denn ein Mann war – Johanna war da nicht sicher –, hatte langsam den Arm ausgestreckt und mit spitzen Fingern ein dickes Taschenbuch aus dem Regal gezogen. Nun drehte und wendete er es in seiner Hand, als hätte er noch nie zuvor ein Buch gesehen. Schließlich schlug er das Buch irgendwo in der Mitte auf, betrachtete die bedruckten Seiten, klappte das Buch wieder zu, und wieder auf, und wieder zu. Anschließend strich er mit den Fingerspitzen über die Rückseite, als sei der Klappentext in Blindenschrift verfasst. Zuletzt stellte er das Buch wieder an seinen Platz, nur um sich das Nächste zu greifen, streng nach Alphabet.

      »Guck dir den an«, sagte Henning und wies mit dem Kinn auf den Mann, der gerade ein paar Zentimeter höher schwebte, um einen historischen Roman in seine Lücke zurückzustellen. »Also, der Typ kauft bestimmt nichts. Jede Wette.«

      »Die Wette halten wir«, warf Doris rasch ein, »nicht wahr, Johanna?«

      Johanna hätte sie dafür am liebsten zum Mond geschossen.

      »Genau. Klingt nach einem Fall für unser Verkaufswunder«, sagte Edwina kauend und krümelnd, und nicht ohne Biss. »Unsere Johanna findet für jeden Kunden das richtige Buch. Garantiert.«

      »Unsere Johanna« gab keine Antwort. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Von wegen Verkaufswunder. Das war einmal. Das war, bevor die Kunden anfingen, durch den Laden zu schweben.

      »Los, zeig’s ihm, Johanna«, drängelte Edwina.

      Johanna schüttelte den Kopf. Hatten Doris und Edwina nichts Besseres

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