DAS ALIEN TANZT WALZER. Группа авторов

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DAS ALIEN TANZT WALZER - Группа авторов

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den Kopf, langsam, als koste es ihn große Anstrengung, sich loszureißen. Mit einem letzten bedauernden Blick klappte er das Buch zu und hielt es ihr entgegen.

      »Behalten Sie es ruhig.« Johanna lächelte.

      Immer noch lächelnd zahlte Johanna den Kaufpreis in die Kasse und sah zu, wie der Mann zurück zur Kundentoilette schwebte, Gullivers Reisen wie einen Schatz unter einen Tentakel geklemmt.

      

      Regine Bott: Der achte Kontinent

      »Dein Koffer geht nicht zu!« Ich saß auf dem Gepäckstück, das Markus auf seine Seite unseres französischen Bettes gelegt hatte, und hüpfte auf und ab wie ein Gummiball. »Wie viele dieser langen, unansehnlichen, antiken Unterhosen hast du denn eingepackt? Dir ist schon klar, dass im gesamten Village angenehme Temperaturen herrschen? Und dass wir hier das Meiste zurücklassen müssen?« Das Kofferschloss schnappte endlich ein, und ich seufzte auf. »Warst du überhaupt anwesend, als wir unterschrieben haben? Geistig, meine ich? Oder hast du schon wieder alles vergessen?«

      Markus, der schon im Flur stand und versuchte, seine Zahnbürste im prall gefüllten Kulturbeutel unterzubringen, zerrte ungeduldig am Reißverschluss der Waschtasche. »Ich hab’ verdammt wenig dabei!«, brüllte er über die Schulter in Richtung Schlafzimmer. »Wegen der Wakata!«

      Ich stand auf, warf einen nostalgischen Blick auf das Bett, in dem wir die letzten Jahre neben- und aufeinandergelegen hatten, riss mich zusammen und ging aus dem Zimmer. »Wegen der was?«

      »Der Wakata. Die gibt es doch jetzt endlich regulär im Handel. Wurde auch wirklich Zeit. Die Menschheit hat eine Ewigkeit auf diese Bereicherung warten müssen.« Der Verschluss riss und der Inhalt des Toilettenbeutels ergoss sich auf den Boden. »Verdammt!«, schrie er.

      »Welche Wakata?« Ich hielt ihm seine Zahnbürste vor die Nase.

      »Na – die Unterhose, die man nicht wechseln muss. Benannt nach dem Taikonauten, der sie vor fast einem halben Jahrhundert getestet hat. Hast du noch einen Ersatzkulturbeutel? Dieser ist …«

      »Nein, habe ich nicht«, entgegnete ich und ging erneut in die Knie, um etliche herausgefallene Medikamentendöschen einzusammeln. »Sag mal, wozu brauchst du die Tabletten? Ad Astra. Gegen Raumkrankheit. Hast du Schiss? Sei nicht albern. Thorsten war schon dreimal geschäftlich oben und ihm ist kein einziges Mal übel geworden. Du selbst hast den Hausarztcheck und den Eignungstest erfolgreich hinter dich gebracht, sonst dürften wir gar nicht reisen. Was zum Henker ist los mit dir?«

      »Thorsten ist Pilot! Ich hingegen konnte noch nie im Schwebebus gegen die Fahrtrichtung sitzen und jetzt muss ich mit Raketen unter meinem Arsch zum Lunar-Village fliegen!«

      Ich schmiss das Döschen zurück in die Tasche. »Zu unserem neuen Zuhause. Zu unserem eigenen luxuriösen Apartment. Zu einem neuen Leben. Für einen Panikanfall ist es ehrlich gesagt ein wenig zu spät.«

      »Dafür ist es nie zu spät. Nein, ja, vielleicht – Scheiße, keine Ahnung.« Er hielt den Kulturbeutel in der Hand, als ob er ihn erwürgen wolle.

      Markus. Unentschlossen, launisch, abwägend. Zögerlich. Also alles wie immer. Aber man bekommt ja stets die ganze Medaille und lernt mit der Zeit, auch mit deren anderer Seite zu leben.

      »Ist mir ehrlich gesagt Jacke wie sonst was«, sagte ich, weil ich wusste, dass argumentieren nichts bringt. Wir hatten uns entschlossen, den Blauen Planeten zu verlassen, neue Jobs angenommen und das Kapitel Erde geschlossen. »Was mir allerdings nicht egal ist, ist das Ding mit dieser Unterhose. Habe ich dich korrekt verstanden? Eine – für … dein ganzes restliches Leben? Und die hast du jetzt an? Tickst du noch richtig?«

      »Koichi Wakata hat 2009 seine Unterhose in der ISS einen Monat lang nicht gewechselt, und sie hat keineswegs gestunken«, entgegnete Markus nicht ohne Stolz ob dieser Lektion in Allgemeinbildung. »Und wenn alle Stricke reißen, kann ich mir ja noch eine kaufen.«

      »Eine weitere. Welch Weitblick«, spottete ich. »Soweit mir mein Geschichtsunterricht in Erinnerung geblieben ist, bindet diese Taikonauten-Windel die Gerüche nur.« Meine Augenbrauen fuhren angewidert nach oben. »Es ist also nicht der Fall, dass erst gar keine entstehen würden. Man riecht sie eben nur nicht. Außerdem will mir nicht einleuchten, warum du ein historisches Experiment wiederholen willst!«

      »Ist doch interessant.«

      »Es ist ekelhaft.«

      »Ich will das ausprobieren.«

      »Es ist ekelhaft und albern«, wiederholte ich. »Ich möchte mein restliches Leben nicht mit einem Mann verbringen, der zum Himmel stinkt!«

      »Haha. Toller Flachwitz. Wer ist jetzt albern?«

      »Sehr geehrte Fluggäste! Galactic Explorer heißt Sie an Bord der Wernher von Braun herzlich willkommen! Dieser Jungfernflug und alle, die an ihm teilnehmen, werden in die Geschichtsbücher und …«

      Die vor Begeisterung schier überschnappende Stimme des schlanken Flugbegleiters ging im allgemein zustimmenden Gemurmel der aufgeregten Passagiere unter. Markus hatte sich auf seinem Platz am Fenster niedergelassen, stand aber gleich danach mit den Worten »lieber umgekehrt, zu viel Aussicht« wieder auf, um mit mir zu tauschen. Nach nur wenigen Sekunden behagte ihm mein Sitz indes ebenso wenig, weswegen wir schließlich mit einem älteren Paar in der benachbarten Reihe wechselten, die das wilde Herumfuchteln und die nervösen Stirnfalten von Markus schnell korrekt interpretierten. Mit einem mitleidigen Lächeln flüsterte mir die elegante Dame zu, »den Stress halten nur wenige aus«, während sie sich an mir vorbeischob.

      »Wir hätten das Flugtraining ein weiteres Mal absolvieren sollen«, murmelte Markus, nachdem er sich vorsichtig nach links und rechts gewandt hatte, als müsse er seine Umgebung aufmerksam nach weiteren Störfaktoren sondieren.

      Ich schnaufte tief durch und riet ihm, das Gleiche zu tun. »Jetzt beruhige dich. Das ist alles Pillepalle. Dank der künstlichen Schwerkraft gibt es keine Orientierungslosigkeit, keine Nebenwirkungen – man hat uns das doch alles ausführlich erklärt. Oder hast du wieder mal nicht zugehört? Ich verspreche dir, du wirst nicht kotzen müssen. Es ist wie im Flugzeug.«

      »Ich hab’ vorhin auch noch vorsorglich ein paar Ad-Astra-Pillchen geschluckt.«

      »Wie viel?« Meine Besorgnis war echt.

      »Keine Ahnung. Vier, fünf …«

      »Grundgütiger!« Ich starrte verzweifelt an die Kabinendecke.

      »Drinks für Sie beide?« Eine ebenso schlanke Kollegin des Raumflugbegleiters beugte sich in die Sitzreihe und bedachte uns mit einem entwaffnenden Lächeln.

      »Nein, danke«, murmelte Markus, und noch bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, um mir einen Gin Tonic zu bestellen, fügte er laut hinzu: »Ich trage die Wakata-Unterhose!«

      Peinlich berührt stellte ich fest, dass für einen kurzen Moment die Gesichtszüge der Stewardess entgleisten. Binnen Sekunden jedoch hatte sie sich wieder gefangen und antwortete mit zuckersüßer Stimme: »Gratuliere!« Hüftschwingend setzte sie ihren Weg durch den schmalen Gang fort.

      »Habe ich mich eben verhört?«, zischte ich.

      Alkohol

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