Rein in die Führung. Susanne Klein
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Ziele schaffen Erwartungen und Erwartungen mobilisieren die Energie, seine Ziele zu erreichen. Durch die Konzentration auf das Erreichen des Ziels und die stetig steigende Erwartungshaltung wird häufig viel Energie und damit auch Hoffnung gebunden. Die Wahrnehmung ist oft sehr eingeschränkt und enttäuschte Gefühle sind fast unvermeidbar. Die meisten Ziele gehen nicht genau so in Erfüllung, wie man es sich vorgenommen hat: weder im Unternehmen noch im Leben. Es gibt immer Abstriche, Kompromisse und Ergänzungen. Das ist auch in Ordnung und manchmal sogar noch besser als das ursprüngliche Ziel. Doch viele von uns nehmen diese Abweichungen eher als Abstrich oder Zugeständnis wahr und sehen darin eben nicht eine viel bessere Lösung für das ursprüngliche Problem.
Zufällige Ziele: ein Geschenk
Sich über alles zu freuen, was gelingt, unabhängig davon, ob es nun in meinem Zielkorridor war oder nicht – das ist eine Haltung, die viel mehr Erfolg verspricht. Auch Ziele, die Sie sich nicht bewusst gesetzt und quasi nebenbei erreicht haben, machen den Erfolg aus. Viele bahnbrechende Erfindungen sind rein zufällig entstanden. Denken Sie zum Beispiel an die Entdeckung der Röntgenstrahlen, die aus purem Zufall gelang, oder an die Erfindung des Penicillins, die im Grunde nur das Ergebnis von Faulheit war: Weil die Reinigung einer Petrischale vergessen wurde, konnte der Pilz wachsen.
Achtsamkeit als Indikator für Veränderungen
Wenn wir uns auf ein Ziel konzentrieren, gibt uns das das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben. Wir glauben, einen Prozess genau zu kennen und die Parameter so einstellen zu können, dass wir erfolgreich sind. Das kann auch gelingen. Es klappt aber nicht immer. Denn wir verlieren den Fokus, also die Achtsamkeit gegenüber den Dingen, die sich entweder verändern, mehr Gewicht bekommen oder deren Wirkung nachlässt. Weick (2003) formuliert das so:
»Achtsamkeit gründet in der Erkenntnis, dass Wissen und Unwissenheit gemeinsam wachsen. Wenn das eine zunimmt, nimmt auch das andere zu. Achtsame Menschen akzeptieren die Tatsache ihrer eigenen Unwissenheit und geben sich große Mühe, ihre Lücken aufzudecken, weil sie sehr wohl wissen, dass jede neue Antwort eine Vielzahl von Fragen aufwirft.«
Mit unliebsamen Informationen umgehen
Weick empfiehlt, sich nicht auf der sicheren Seite zu fühlen – sich also nicht auf die gefühlte Kontrolle zu verlassen –, sondern immer offen für neue Informationen zu bleiben. Das gilt insbesondere für die Informationen, die man eigentlich gar nicht so gerne hören will: die Dinge, die man bisher für irrelevant gehalten hat, unangenehme Dinge, ungewisse Dinge, implizite Schlüsse oder Widersprüchlichkeiten. Die Fähigkeit, diese unliebsamen Dinge auszublenden, schützt uns nicht davor, dass sie eintreten und berücksichtigt werden müssen. Beziehen wir sie von vorneherein mit ein und widmen ihnen beständig einen Teil unserer Aufmerksamkeit, dann fällt es leichter, flexibel zu agieren und den Handlungskorridor so zu öffnen, dass diese Dinge in unsere Entscheidungen mit einfließen können.
Eine gute Achtsamkeit öffnet außerdem die Wahrnehmung für positive Ereignisse. Möglicherweise habe ich in meinen Prozessen sehr viele Sicherheitsschleifen eingebaut, die ich so gar nicht brauche. Oder – um ein konkretes Beispiel zu nennen – es werden in langen Exceltabellen Zahlen produziert, die niemand nachfragt und mit denen nicht wesentlich weitergearbeitet wird. Achtsamkeit und die Fähigkeit, über den Prozess hinaus denken zu können, lassen uns bis dahin unberücksichtigte Dinge entdecken, die nun eine hohe Wirkung entfalten können.
Die ideale Flexibilität
Flexibilität ist ein sehr wichtiger Wert, der Führung erfolgreich machen kann. Sie ist jedoch kein Wert an sich, der unabhängig von anderen Werten ein System erfolgreich führt. Flexibilität auf der Basis von starken Annahmen und in verantwortlichen Grenzen scheint das zu sein, was Unternehmen in ihrer Kultur anstreben können.
Es ist sehr wichtig, in seinem Denken immer flexibel zu bleiben. Hilfreich sind Perspektivwechsel, antizipierende Betrachtungen und die Fähigkeit, Erfahrungen aus der Vergangenheit modifizieren und zukunftsfähig machen zu können. Das sollte immer von einer Erkenntnis geleitet sein: Es gibt ohnehin nicht die richtige Entscheidung und was heute wichtig und richtig erscheint, kann morgen ganz anders aussehen. Aber für diese neuen Probleme suchen wir dann morgen die geeignete Lösung.
Veränderung als Chance
Veränderungen fordern von uns, immer wieder Abschied zu nehmen und mutig einen neuen Weg zu beginnen. Das muss keineswegs radikal sein. Im Grunde genommen verabschieden wir uns fast täglich von etwas und bauen etwas Neues auf. Eine bewährte Verkaufsstrategie funktioniert nicht mehr, die Lizenz für ein Produkt läuft aus, neue Technologien erschließen neue Märkte und Vertriebswege, neue Mitarbeiter bringen neuen Wind in das Unternehmen, bewährte Mitarbeiter verlassen das Unternehmen, neue Qualitätsvorschriften kommen auf den Tisch – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Kein Tag, an dem sich nichts verändert oder weiterentwickelt. Die meisten Veränderungen erleben wir nicht dramatisch, sondern wir wenden intuitiv ein bestimmtes Schema an: nachdenken, Möglichkeiten suchen, auswählen und weiter geht es. Jedem Anfang geht ein Ende voraus. Es ist ein ständiger Neubeginn: Jede Tasse Kaffee ist eine neue, jeder Golfball, unabhängig vom Ball zuvor, jedes neue Produkt eröffnet neue Chancen …
Strategie 2: Energie –
Kraft an der richtigen Stelle einsetzen
Energiebilanz beachten!
Wenn Sie gerne arbeiten, erfolgreich sind und immer wieder neue Ideen und Projekte haben, dann scheint Ihnen die Energie nie auszugehen. Durch den Spaß beim Arbeiten tanken Sie einen Teil von dem, was Sie verbrauchen, wieder auf. Da stimmt die Energiebilanz. Erfolg zeigt sich vor allem dann, wenn die Energie an richtiger Stelle eingesetzt wird. Welche Projekte treiben Sie mit viel Energie voran? Welche laufen einfach mit, werden aber von Ihnen nicht besonders gepusht? Hier genau zu differenzieren hilft uns, bei einer guten Energiebilanz zu bleiben. Geben Sie kontinuierlich mehr Energie hinein, als Sie zurückbekommen, kann es schwierig werden. Was auch nicht funktioniert: sich im Job leer fahren und hoffen, dass das Privatleben diese negative Energiebilanz wieder ausgleichen kann. Der folgende Abschnitt zeigt, was uns energetisiert, wie die Kraft eingesetzt werden sollte und wie die Energiebilanz im positiven Bereich gehalten werden kann.
Wir widmen uns auf den nächsten Seiten diesen drei Themen:
Energie 1: Leidenschaft, Freude und Neugier
Energie 2: Experimentier- und Risikofreude
Energie 3: Bodenhaftung
Energie 1: Leidenschaft, Freude und Neugier
Die zentralen Faktoren: Freude, Leidenschaft …
Erfolg ist die Frucht von harter Arbeit und Disziplin. Hart und diszipliniert zu arbeiten, kostet sehr viel Energie, wenn Freude und Leidenschaft fehlen. Arbeiten Sie gerne, dann gewinnen Sie sofort Energie zurück. Und die Chance, erfolgreich zu sein, steigt.
Sicher kann man einwenden, dass es auch Menschen gibt, die furchtbar schlecht Klavier spielen, es aber sehr gerne tun. Wir setzen hier aber einfach einmal voraus, dass die Kompetenz selbstverständlich vorhanden ist. Das Können ist die Basis, um Freude zu entwickeln. Aus Nicht-Könnern wird kein Meister, auch nicht mit einer großen Portion Leidenschaft – das Ergebnis ist eher eine Plage für die Ohren der Mitmenschen.
… und Neugier
Leidenschaft, Freude und Neugier erzeugen das nötige Feuer, um die Kompetenz so einzusetzen, dass ein Unternehmen erfolgreich geführt werden kann, Motivation entsteht und sich Menschen