Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten - Alfred Bekker страница 93
»Ich habe ihn!«, berichtete Chuck triumphierend. »Ich habe ihn. Er fühlt sich jetzt sicher! Er fährt zur Autobahn Richtung Avignon!«
»Hinterher. Ich komme nach.«
Er trieb den Renault auf die Ausfallstraße zu und jagte ihn dann auf Touren. Neun Minuten später bremste er hart neben Chucks Fiat. Er blieb im Wagen sitzen. Er versuchte, den Simca des Russen auszumachen, doch das war vergeblich. Zu viele Fahrzeuge waren auf dem unübersichtlichen Gelände abgestellt.
Chuck kam ihm entgegen. An Chucks Gesichtsausdruck konnte Travers erkennen, dass etwas schiefgelaufen war.
Chuck zog Travers hinter einen Laster. »Er ist weg, einfach weg.« Ratlos blickte er Travers an. Travers ballte die Fäuste.
»Mann!«, schrie er. »Sie sind doch nicht von gestern! Dieser Trick ist uralt! Er ist zum Lokus gegangen, stimmt's?«
»Ja, aber ich habe den Wagen nicht aus den Augen gelassen! Mann, Mac, der Simca steht da drüben!«
Travers rannte davon, und Chuck hetzte hinter ihm her. Neben Chucks Fiat blieb Travers stehen. »Haben Sie Waffen? Ein Gewehr? KO-Geschosse? Irgendetwas?« Travers hatte nur seine MK IV.
»Eine Maschinenpistole«, sagte Chuck. »Sonst nichts.«
Travers schüttelte den Kopf. Er warf sich in den Renault und startete den Motor.
»Soll ich mitkommen?«
»Nein. Was ich vorhabe, ist eine Privatsache. Sie erledigen, was ich Ihnen aufgetragen habe. Ich hole Jo Anne. Ich weiß jetzt, wo sie ist.«
»Sagen Sie es mir«, bat Chuck ernst. »Nur für den Notfall.«
»Er hat hier keinen Stützpunkt. Und er brauchte mehr als eine Stunde, um Jo Anne an ein Telefon zu bringen. Sie ist in dem ersten Heroinlabor. Die Anlage dürfte für ihn sicher sein, nachdem die Rauschgiftpolizei das Nest leer vorgefunden hat.«
Chuck nickte. »Sie könnten recht haben. Aber Sie sollten nicht allein dort hingehen.«
Travers stieß einen wütenden Knurrlaut aus und schob den ersten Gang ins Getriebe. Smith durfte von dieser Aktion nichts erfahren. »Wenn Sie bis Mitternacht nichts von mir hören, können Sie unsere Leichen aus den Sümpfen holen.« Dann war nämlich sowieso alles egal.
Travers jagte vom Platz. Er ging auf die Autobahn, drängelte die anderen Fahrzeuge rücksichtslos zur Seite. An der Ausfahrt Marignane verließ er die Bahn wieder und folgt der Landstraße. Er hatte keinen Wagen gesehen, in dem Gorjanow hätte sitzen können. Der Vorsprung des Russen war zu groß. Travers vermutete, dass der Russe einen Wagen an der Raststätte in Reserve gehabt hatte, einen geländegängigen Jeep oder einen Land Rover. Ein solcher Wagen hätte in Marseille einiges Aufsehen erregt, deshalb dürfte er ihn hier, in der Nähe der Autobahn, abgestellt haben. Die Sache wurde für Travers immer klarer.
Er fand den kaum sichtbaren Fahrweg, der in die Sümpfe führte. Er lenkte den Renault von der Straße und trat das Gaspedal rücksichtslos durch. Erst als er von der Landstraße aus nicht mehr gesehen werden konnte, hielt er an und stieg aus. Er untersuchte den Boden, der hier noch zu trocken war, um Spuren festhalten zu können. Travers fuhr weiter, vorsichtiger jetzt, da das Gelände unebener wurde. Er erkannte den Wassergraben wieder, in dem er vor drei Nächten den Range Rover des Russen zuschanden gefahren hatte. Der Wagen war abgeschleppt worden, dafür hatte Gorjanow gesorgt. Travers stieg wieder aus, und diesmal entdeckte er frische Spuren eines breiten Profilreifens im schlammigen Grund des Grabens. Die Spur hatte sich noch nicht ganz mit Wasser gefüllt.
Travers schwenkte nach Süden ab, da der Graben für den Renault zu tief war. Nach einer halben Meile fand er eine flache Stelle, und nachdem er ein paar Büsche und Sträucher aus dem Boden gerissen und in den Graben geworfen hatte, lenkte er den Wagen vorsichtig hindurch.
Das Gelände zeigte eine geschlossene harte Grasnarbe, doch an den Bewegungen des Renaults spürte Travers, dass der ganze Untergrund auf dem Sumpf schwamm. Er fuhr so schnell wie möglich, doch er konnte nicht verhindern, dass der Wagen zweimal in ein Schlammloch geriet. Beide Male verlor Travers jeweils eine Viertelstunde, um den Renault wieder freizubekommen.
Travers hielt nach dem flachen Hügel und der Mulde Ausschau, die eine Landmarke für ihn bedeutete. Die Sonne war hinter einer dichten Wolkendecke verborgen, und Travers fürchtete mehrmals, die Orientierung verloren zu haben.
Als er nach eineinhalb Stunden immer noch keine Spur des verlassenen Heroinlabors entdeckt hatte, wusste er, dass er sich verirrt hatte. Er hielt an. Es war achtzehn Uhr dreißig, und in einer Stunde würde es dunkel sein.
13
Travers zündete sich eine Zigarette an und holte die Flasche Bourbon aus dem Koffer. Er trank zwei große Schlucke, wartete, bis seine Nerven sich beruhigten. Dann stieg er auf das Dach des Renault und verschaffte sich einen genauen Überblick.
Halblinks bemerkte er einen dunkleren Gegenstand, den er nicht identifizieren konnte. Er stieg in den Wagen und fuhr darauf zu.
Der Gegenstand entpuppte sich als frisch aufgeworfener Erdhügel. Travers nahm einen Knüppel und stocherte in der Erde herum. Die Grasnarbe lag neben dem Hügel.
Travers legte zuerst ein Bein frei, und kurz darauf sah er in das mit Erde verschmierte Gesicht eines Mannes. Er hatte das Gesicht mit dem langen blonden Haar im Fadenkreuz gehabt.
Travers schaufelte das Grab wieder zu. Es konnte jetzt nicht mehr weit sein. Er zog einen weiten Kreis. Die Dämmerung setzte ein, und er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
Dann fuhr er über die frische Wagenspur, die Gorjanow hinterlassen hatte. Travers riss das Steuer herum und folgte der Spur, die sich in der Ferne verlor.
Zu seiner Linken stieg das Gelände ein wenig an. Travers steuerte hinüber. Der Renault legte sich gefährlich quer, und dann rutschte er schräg in die Mulde ab, in die Travers Gorjanow geschleift hatte, mit einer Knebelkette um dem Hals.
Travers stellte den Motor ab. Wenn er jetzt den Osthang der Mulde erstieg, musste er das Anwesen erkennen können.
Travers stieg aus. Der Renault war mit den Vorderrädern tief in den weichen Boden eingesunken. Travers kümmerte sich nicht darum. Er robbte den Hang hinauf. Die Ebene lag bereits in grauer, konturloser Dämmerung. Die Dächer der Schuppen und Scheunen hoben sich kaum noch von der Umgebung ab. Travers kroch weiter. Er wollte keine Zeit verlieren. Wenn alles doch nur ein Irrtum war ...
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