Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker
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Travers sprang auf, machte einen Satz und warf sich auf das Gras. Wieder rollte die Detonation eines Schusses über ihn hinweg, aber diesmal hatte die Kugel ihn verfehlt. Travers presste sich flach auf den Boden, wühlte sich mit der rechten Hand in den Morast. Gorjanow lag hinter ihm, auf der anderen Seite der Mulde.
Du Hundesohn hättest mich mit der ersten Kugel töten müssen, dachte Travers verbissen. Er hielt den verletzten Arm eng an seinen Brustkorb gepresst. Er spürte das warme Blut, betastete die Umgebung des Einschusses, und er fand, dass der Knochen nicht verletzt war. Er wälzte sich auf die Seite und zog die MK IV aus dem Schulterholster.
Der Hügelkamm schützte ihn — aber wie lange noch? Gorjanows Schritte würden nicht zu hören sein. Dieser Bastard hatte ihn hier erwartet. Hatte er ihn absichtlich hierher gelockt? War Jo Anne gar nicht in einem der Gebäude dort drüben? Travers sah hinüber. Kein Lichtschimmer, keine Bewegung, nichts. Totes Gestein, Balken und Lehm.
Travers dachte ans Sterben. Der Gedanke schmerzte ihn nicht einmal sonderlich, er bedauerte nur, den Russen nicht früher erledigt zu haben.
»Amerikaner!«
Das Schwein rief nach ihm. Travers presste die Kiefer aufeinander.
»Amerikaner! Ich komme jetzt! Nicht schießen!«
Travers packte die Waffe fester. Langsam zog er die Beine unter seinen Körper, hob den Kopf. Im linken Arm hatte er kein Gefühl mehr. Er sah das Blut, das aus dem Ärmel tropfte und das Gras mit roten Sprenkeln versah wie Blüten. Blüten des Todes.
Er dürfte nicht zögern. Mit einem Ruck kam er auf die Füße, dann sprang er auf.
Gorjanow stand vor ihm, dreißig Schritte entfernt. Der Lauf des Gewehrs kam hoch.
Travers schoss aus der Hüfte. Er hatte auf keine besondere Stelle gezielt, aber er sah, dass er getroffen hatte, denn die Wucht des schweren Geschosses wirbelte den Russen halb um seine Achse. Der Gewehrlauf ruckte, doch die Kugel pfiff wirkungslos an Travers vorbei.
Travers streckte den Arm aus. Er zielte auf Gorjanows rechten Arm und drückte ab.
*
WIEDER FLOG DER SCHWERE Mann herum, das Gewehr fiel zu Boden. Er krümmte sich, aber die Augen blieben auf Travers gerichtet. Travers stolperte auf ihn zu, er taumelte wie betrunken, und vor seinen Augen zogen dunkle Schleier auf.
»Komm mit, du Bastard«, presste er zwischen den Zähnen hervor. Er stieß den Russen zuerst mit der Schulter an, und als der sich daraufhin nicht bewegte, trat er ihn in die Kniekehlen.
Gorjanow fiel auf das Gesicht. Travers trat ihn in die Rippen. »Steh auf!«, keuchte Travers. »Steh auf! Steh auf!«
»Du kannst mich hier töten! Tu's endlich!«
Travers steckte die Pistole ein. Er bückte sich und zerrte den Russen auf die Beine. Er musste Jo Anne finden, bevor er das Bewusstsein verlor. Mühsam schob er Gorjanow vor sich her, und wenn der Russe stehenbleiben wollte, tippte Travers den verletzten Arm an.
Es war ein langer Weg für die beiden verwundeten Männer, der ihre letzten Kräfte verzehrten. Travers hielt an, als sie das erste Gebäude erreichten. Erschöpft lehnte er sich gegen die Wand.
»Wo ist sie?«, fragte er.
»Du findest sie nicht. Du stirbst vorher. Du blutest wie ein Schwein, Amerikaner. Bring mich hier raus, dann sage ich es dir.«
Travers zog die Pistole. Er sah auf Gorjanows Fuß. Der Russe trug jetzt große Gummistiefel, die für den verletzten Fuß bequemer waren. »Welcher war es?«, fragte Travers. Gorjanow fletschte die Zähne und bellte ein russisches Schimpfwort. Travers zielte kurz und drückte ab.
Die 45er Kugel zerfetzte Gorjanows Fuß. Schreiend kippte er um und wälzte sich über den Boden. Die Schreie zerrten an Travers' Nerven. Er riss den Russen in die Höhe. Gorjanows Schädel pendelte kraftlos auf dem mächtigen Hals hin und her. Travers stemmte seine Schulter unter die Achsel des Russen, und so schleppte er ihn über den Innenhof. Dort stand ein geländegängiger Wagen mit einer Marseiller Nummer.
»Wo?«, fragte Travers.
Der Russe hob eine Hand und deutete mit einer matten Bewegung auf den gegenüberliegenden Schuppen. Travers schob den Russen hinein und lehnte ihn gegen den Türpfosten. Es war stockfinster. Travers zog sein Feuerzeug aus der Tasche und knipste es an.
Die Dunkelheit sog das Licht der kleinen Flamme fast völlig auf. Travers entdeckte eine Petroleumlampe an einem Haken neben der Tür. Er nahm sie ab und zündete den Docht an.
Gorjanow konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Er sank mit einem Stöhnen in sich zusammen. Travers betrachtete das breite Gesicht. Es glänzte unter einem dünnen Schweißfilm. Die Augen waren geschlossen, der Mund geöffnet.
»Jo Anne!«, schrie Travers. »Jo Anne!«
Er lauschte. In der Totenstille vernahm er ein leises Geräusch. Der Schuppen war groß und mit Gerümpel angefüllt — Maschinenteile, Lumpen, Säcke, zerbrochene Möbelstücke. Travers kletterte über Trümmer und Scherben, fiel auf einen Haufen stinkender Säcke.
Er spürte Bewegung darunter, und er stellte die Lampe ab und wühlte mit den Händen in dem Haufen herum, bis er warmes nacktes Fleisch unter seinen Händen fühlte. Fast blind vor Schmerzen und vom Blutverlust riss er das Pflaster von Jo Annes Mund und nahm sie in die Arme. Sie war an Händen und Füßen gefesselt, und dennoch brachte sie es fertig, sich an ihn zu pressen und sein Gesicht mit Küssen zu bedecken.
Sie zuckte plötzlich. »Cal!«
Er ließ sie los und warf sich herum. Er sah Gorjanow, der sich aufgerichtet hatte und eine Pistole in der Faust hielt. Der Russe schwankte.
Travers Hand zuckte unter die Jacke, als die Mauser aufbellte. Der Schuss zertrümmerte die Petroleumlampe.
Travers zielte mit einer Hand und zog durch. Die Mauser schwieg.
»Cal!«, schrie Jo Anne. Die Lumpen hatten Feuer gefangen, und die Flammen breiteten sich rasend schnell aus. Travers packte Jo Anne an einem Bein, und so schleifte er sie ins Freie.
Draußen fiel er hin. Er keuchte. Mit einer Hand löste er einen der Knoten von Jo Annes Fessel. Sie redete pausenlos auf ihn ein, bis die Fessel fiel.
Die nächsten Minuten erlebte Travers wie. in einem bösen Traum. Er fühlte, dass er getragen und auf die Rücksitze des Geländefahrzeugs gelegt wurde. Jo Anne legte einen Druckverband um seinen linken Arm. Einmal sah er schwach ihre Brüste, und leiste flüsterte er: »Du musst dir etwas anziehen.«
Sie lächelte. Der Schuppen hinter ihr brannte jetzt lichterloh. Jo Anne schlang eine Decke um ihren Körper, ehe sie sich hinter das Steuer des Wagens setzte. Als die Kiste zum ersten Mal voll eine Bodenwelle nahm, verlor er das Bewusstsein.
Er erwachte in einem hellen, lichtdurchfluteten Raum. Jo Anne saß neben seinem Bett. Am Fußende stand Chuck und grinste breit.
»Was