Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker

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Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten - Alfred Bekker

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Sie wissen vielleicht, daß wir nach dem Gesetz die Anlagen öffnen mußten.» Einen Moment funkelte er Lewohlt aufgebracht an, als sei der dafür verantwortlich. «Seitdem treiben sich hier - nun ja, nein, es gibt keine Kontrolle.»

      «Andere Aus- und Eingänge gibt es also nicht?»

      «Doch, doch. Im Norden können Sie einen Gehweg benutzen, der am Rand der Anlage vorbeiführt. Hinter den Gärten der Häuser an der Nockenstraße vorbei. Den kennen aber die wenigsten.»

      «Und im Süden?»

      «Da gibt’s einen Ausgang direkt in den Rothenbruch.»

      «Haben Sie einen Plan der Anlage? Und eine Liste der Mitglieder, aus der hervorgeht, wer welchen Garten gepachtet hat?»

      «Schon, aber nicht hier.» Wolter schien ärgerlich. «In dieser Bruchbude kann ich ja nichts aufheben. Aber in meinem Büro hab ich alles.»

      «Gut, das erledigen wir dann morgen.» Leise stöhnend holte er die beiden Bilder aus der Tasche. «Kennt jemand von Ihnen diese junge Frau? War sie gestern auf dem Fest?»

      Die Bilder machten die Runde, zögernd nahm sie jeder entgegen, und keiner konnte ein leichtes Erschrecken unterdrücken, obwohl das Gesicht wenig verriet - eine schlafende Frau mit einer Platzwunde unter dem linken Auge, einer kleinen Wunde, die nicht nach Gewalttätigkeit aussah. Als erster schüttelte Wolter den Kopf; die anderen schlossen sich irgendwie erleichtert an, und Frau Ratjens urteilte schließlich: «Ich kann’s natürlich nicht beschwören, aber ich würde sagen, sie war gestern nicht auf dem Fest. Oder was meinst du, Heinz?»

      Ihr Mann stimmte zu: «Nein, Herr Kommissar, gefeiert hat sie nicht mit uns. Und sonst ...» Hilflos brach er ab. Auch Helga Grimm verneinte: «Sie wäre aufgefallen.»

      Lewohlt sammelte die Bilder ein. «Wenn sie hier nicht gefeiert und sich nicht zufällig in die Anlage verirrt hat, bleibt noch eine dritte Möglichkeit.»

      Wolter nickte widerwillig: «Die Freundin eines Mitglieds, nicht?»

      «Sie haben selber gesagt, daß bei diesem schönen Wetter viele hier übernachten.»

      «Ja.» Ärgerlich hob er die Bierflasche, aber die war leer. «Ja. Wir sehen das nicht gerne, aber verhindern können wir das nicht.»

      «Na schön.» Lewohlt klappte sein Notizbuch zu. «Von Ihnen bekommen wir eine Liste der Mitglieder. Unser Fotograf wird bessere Abzüge machen, die wir herumzeigen können.»

      «Wenn Sie wollen, hängen wir sie ans schwarze Brett», bot Wolter an. «Wenn sie wirklich häufiger hier war...»

      «Danke», murmelte Lewohlt. Es war wirklich unerträglich heiß, selbst im Schatten. Unvermittelt sagte Helga Grimm leise: «Dabei war es so ein schönes Fest.»

      «Auf Wiedersehen», grüßte er alle. Was sollte er der jungen Frau schon sagen? Sie zupfte wieder an ihrem Träger und schaute an ihm vorbei. Daß sie um die unbekannte Tote trauern würde, hatte er nicht erwartet. Gewalt verbreitete Unbehagen, selten Mitleid.

      Die Neugierigen harrten noch immer aus. Der junge Polizist grüßte übertrieben höflich und schwitzte, nicht nur wegen der Hitze.

      Andy stand auf dem Plattenweg und beobachtete stumm die beiden Männer, die gerade die Leiche in die Wanne legten. Zwei Leute von der Spurensicherung maßen noch den Garten aus, die anderen hatten schon eingepackt, die Nummerschilder waren herausgezogen.

      Lewohlt stellte sich neben Andy. «Was Neues erfahren?»

      «Nichts.» An ihren knappen Sätzen nahmen sie keinen Anstoß, dazu kannten sie sich zu gut. Jenseits der Hecke entstand Bewegung, als die beiden Träger auf dem Weg erschienen; laute Stimmen erhoben sich, der junge Beamte polterte los, bis sich seine Stimme überschlug. Protest, dann herrschte plötzlich Ruhe. Lewohlt träumte vor sich hin; Andy trat vor Ungeduld von einem Fuß auf den anderen, aber wagte nicht, die Techniker anzutreiben, die in aller Gemütsruhe ihr Werkzeug zusammenpackten. Im ganzen Präsidium war Andy bekannt wie ein bunter Hund und in den meisten Abteilungen unbeliebt, weil er ohne Hemmungen herumschimpfte und in Ehren grau und langsam gewordene Kollegen beleidigte.

      «So, wir sind fertig», rief der eine herüber; Andy wollte etwas Bissiges antworten, aber Lewohlt räusperte sich rechtzeitig, und deswegen zogen sie ohne Streit ab.

      «Was ist mit der Handtasche?»

      «Nichts gefunden.»

      «Und die Bilder?»

      «Keiner kennt sie. Oder will sie kennen. Komischer Verein, diese Wühlmäuse.» Andy rümpfte die Nase.

      «Laß das bloß keinen von den Gärtnern hören! Die vergraben dich glatt im Komposthaufen.»

      «Damit meine verrottete Seele den schönen Kompost verdirbt?» Andy kicherte und stieß Lewohlt in die Seite. «Komm, gehen wir, bevor wir Wurzeln schlagen und geerntet werden.»

      Lewohlt seufzte. «Aus welchem Bett haben wir dich denn geholt?»

      «Du kennst sie noch nicht, Chef. Süßer Käfer. War sehr beeindruckt, als ich ihr erklärte, ich müßte eben mal dafür sorgen, daß der Laden läuft und die Leiche richtig verpackt wird.»

      «Aha!» Lewohlt hatte sich längst abgewöhnt, die starken Sprüche seines Adlatus ernst zu nehmen. «Ist sie wenigstens volljährig?»

      «Will ich doch stark hoffen. Aber sehr geduldig ist sie nicht.»

      «Schon gut, ich hab die Glocke läuten hören. Hau ab, du Unverbesserlicher! Aber morgen früh pünktlich!»

      «Das hängt nicht nur von mir ab!» Andy konnte noch aus ganzem Herzen lachen, und Lewohlt grinste unwillkürlich. So unbekümmert war er auch einmal gewesen.

      Er hatte noch eine gute Stunde zu tun, Namen und Anschriften zu notieren, mit den Polizisten zu sprechen, die sich in der Anlage umgesehen hatten - nichts Auffälliges, kein Hinweis -, und sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Der Fundort der Leiche war nicht der Tatort, aber weit konnte sie nicht getragen worden sein: Bei den vielen Menschen, die sich gestern abend hier herumgetrieben hatten, wäre das für den Täter ein unvertretbares Risiko gewesen. Sie war auch nicht mit einem Auto transportiert worden. Die beiden Hauptwege, die an den Haupteingängen Ost und West zusammenliefen, waren wohl breit genug für einen Personenwagen, aber an der Armhäuserstraße wie an der Walddorfallee durch je drei umlegbare Pfosten gesperrt.

      Für alle Fälle ging er noch einmal zum Vereinshaus zurück; die fünf arbeiteten immer noch und richteten sich halb dankbar für die Unterbrechung, halb besorgt auf. Nein, Wolter war sich seiner Sache sicher: Die Pfosten hatten gestanden, fest verschlossen, «den einzigen Schlüssel habe ich in der Tasche», und waren nur ganz kurz umgelegt worden, damit die Lieferwagen hinein- und herausfahren konnten. Ja, weil er seine Pappenheimer kannte, hatte er an der Armhäuserstraße selbst aufgeschlossen und sogar für die kurze Zeit, in der die Autos entladen wurden, den Mittelpfosten aufgerichtet.

      «Sehr schön, vielen Dank, Herr Wolter.»

      Der Rothenbruch war ein feuchtes, stellenweise sumpfiges Tal, durch das sich der Rothenbach schlängelte. Von den deutlich höher gelegenen Gälten sah er auf Weiden, krumme Birken und graubraunes Schilf; das Tor in den Bruch war verrostet und klemmte.

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