Konsequent überzeugen!. Antje Barmeyer

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Konsequent überzeugen! - Antje Barmeyer

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ungern dieses Gespräch führen. Ihre Wahrnehmung wird ganz klar durch Ihre Erwartung gesteuert. Sie wären jetzt sehr verblüfft und wüssten nicht so recht, was Sie sagen sollten, wenn die Kollegin jetzt einfach nur von Ihnen wissen möchte, ob der Kunden X zwei oder drei Artikel bestellt hat.

      Unsere Wahrnehmung sorgt also dafür, dass wir in vielen Alltagssituationen gewappnet sind, weil wir im Voraus schon ahnen, womit uns ein Gesprächspartner gleich konfrontieren wird. So können wir uns schnell und unbewusst auf die Kommunikation einstellen. Allerdings kann uns unsere Wahrnehmung auch Streiche spielen und zu falschen Reaktionen oder falschem Verhalten führen.

      In den sozialen Netzwerken war vor einiger Zeit folgende Geschichte zu lesen: In einer Stadt spielte ein Straßenmusikant auf einem öffentlichen Platz auf seiner Geige. Vor sich hatte er den offenen Geigenkasten, um Geld zu sammeln. Obwohl seine Musik sehr schön war und er fantastisch Geige spielen konnte, waren seine Einnahmen nur sehr gering. Die meisten Menschen gingen an ihm vorbei, nur wenige blieben eine kurze Zeit stehen, um zuzuhören. Und nur ganz vereinzelt gaben die Menschen ihm Geld. Seine ‚Ausbeute‘ war sehr gering. Am Abend ging er zu seinem Arbeitsplatz in der Oper und gab als Solo-Geiger mit dem berühmten Orchester ein wunderschönes Konzert. Die Besucher hatten sehr viel Geld für eine Eintrittskarte bezahlt. Besonders auch deshalb, weil sie sein Geigenspiel erleben wollten.

      Was hat das mit der Wahrnehmung zu tun? Wir erwarten von der Straßenmusikantin, dass sie sich mit ihrer Musik etwas hinzuverdienen will – also eben nicht reich ist. Vom berühmten Geiger erwarten wir, dass er uns einen besonderen Musikgenuss beschert und es wert ist, dafür viel Geld zu bezahlen.

      Und noch ein Beispiel aus dem Alltag, wie unsere Wahrnehmung uns steuert oder auch täuschen kann: An Ihrem Arbeitsplatz haben Sie regelmäßigen Telefonkontakt zu Menschen, die Sie noch nie gesehen haben, weil die Kundin oder der Geschäftspartner räumlich weit weg sind. Trotzdem haben Sie sich von diesen Menschen ein Bild gemacht, und zwar auf der Grundlage Ihrer Wahrnehmung. Oft stimmt am Ende dieses Bild nicht mit der Realität überein – zumindest was das Äußere betrifft – und Sie sind zuerst einmal überrascht oder sogar enttäuscht, wenn Sie ein Bild von der Person sehen oder ihr sogar persönlich begegnen.

      Unsere Handlungsmuster – Fluch und Segen

      Ein weiterer Grund dafür, warum Sie im Gespräch so und nicht anders reagieren, sind Ihre Handlungsmuster. Schauen wir uns das Sender-Empfänger-Modell noch einmal an:

      Der Sender sendet seine Botschaft auf eine bestimmte Art und Weise, von der er annimmt, dass diese Botschaft gut bei der Empfängerin ankommt. Er geht davon aus, dass die Empfängerin ein bestimmtes Handlungsmuster hat und er dieses Handlungsmuster mit seiner Botschaft sozusagen „aktiviert“. Nehmen wir noch einmal die Situation am Frühstücktisch. Die Botschaft an die Tochter lautete: „Gibst du mir bitte die Butter.“ Diese Aufforderung wurde so gesendet, weil der Vater davon ausgeht, dass seine höflich vorgetragene Bitte bei der Tochter das Handlungsmuster anspricht: Wenn ich höflich um etwas gebeten werden, dann tue ich es, wenn es mir leicht möglich ist.

      In dem zweiten „Butter“-Beispiel ist es genauso. Der Vater bittet die pubertierende Tochter um die Butter und ahnt innerlich schon, dass das an Worten am frühen Morgen am Frühstückstisch schon zu viel ist, weil die Tochter derzeit das Handlungsmuster hat: Ich will in Ruhe gelassen werden und ich will meine Eltern nicht bedienen. Dementsprechend erfolgt die Aussage: „Dauernd muss ich dich bedienen, nimm’s dir selbst.“ Hätte der Vater seine Ahnung ernst genommen, hätte er sich gleich die Butter selbst genommen und damit den Konflikt verhindern können.

      Von der anderen Seite betrachtet, ‚wird auch ein Schuh draus‘: Wenn Sie angesprochen werden, reagieren Sie als Empfänger ebenfalls auf eine bestimmte Art und Weise, nämlich auf der Grundlage Ihres Handlungsmusters. Dies ist auch gut so, weil wir damit gewährleisten, dass eine schnelle Kommunikation möglich ist. Stellen Sie sich vor, Sie müssten immer erst überlegen, ob Ihr Handlungsmuster richtig ist und Sie so und nicht anders antworten sollten. Gespräche würden so einfach nicht funktionieren. Nun erleben Sie aber immer wieder einmal Situationen, in denen Sie nach dem Gespräch denken: Das hätte ich auch anders sagen können, da hätte ich besser anders reagieren sollen. Nicht immer sind wir mit unseren Handlungsmustern aus der Empfängerperspektive einverstanden. Deshalb schauen wir uns jetzt an, wie unsere Handlungsmuster entstehen.

      Achtung: Eisberg voraus!

      Nach dem Begründer der Psychoanalyse, dem österreichischen Arzt Sigmund Freud (1856 – 1939), ist das Eisbergmodell ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation. Demnach handelt der Mensch zu 1/7 auf der Grundlage rationaler Entscheidungen – also nach dem Verstand – und zu 6/7 auf der Grundlage der Emotionen – also nach dem Gefühl. Dies trifft übrigens auf Frauen und Männer in gleicher Weise zu.

      Unsere Gefühle – also der Bereich unter der Wasseroberfläche – werden geprägt von unseren Wünschen und Bedürfnissen entsprechend unserer bisherigen Lebenssituation. Außerdem finden wir dort unsere Grundantriebskräfte, also alles das, was uns zum Handeln motiviert. Und dort sind unsere Triebe und Instinkte verankert, die uns vor allem unterbewusst steuern.

      Vor allem ist in unserer Gefühlswelt unter der Wasseroberfläche unser Gedächtnis, das alle bisherigen Lebenserfahrungen abgespeichert hat, dies von unserer ersten Lebenssekunde an getan hat und täglich aufs Neue tut. Daraus können wir die Erkenntnis ableiten, dass unsere täglichen Erfahrungen unsere Handlungsmuster steuern und beeinflussen. Diese Handlungsmuster versetzen Sie in die Lage, ohne lange nachzudenken, das Richtige zu tun. Ein einfaches Handlungsmuster führt dazu, dass Sie vor einer roten Fußgängerampel stehen bleiben – oder die Straße bei Rot nur mit schlechtem Gewissen überqueren.

      Dies ist nun Fluch und Segen gleichermaßen. Es ist Fluch, weil uns unser Unterbewusstsein zu Reaktionen verleitet, die spontan geschehen und die wir nur wenig beeinflussen können. Andererseits ist es aber auch ein Segen, weil wir in der Lage sind, gezielt neue Handlungsmuster einzuüben – und diese dann als neue Erfahrungen abzuspeichern. Das Ganze nennt man dann lernen und üben.

      Im negativen Fall führt ein Handlungsmuster dazu, dass Sie in schwierigen Situationen auf eine bestimmte Art und Weise reagieren, obwohl eine andere Handlung vielleicht die viel bessere Reaktion gewesen wäre.

      Dazu noch einmal das Beispiel des Grüßens. Diesmal geht es allerdings um Sie: Sie haben an Ihrem Arbeitsplatz 1000 Dinge im Kopf und 100 Dinge gleichzeitig zu erledigen. Es geht also richtig „rund“. In dieser Situation bittet Sie Ihre Vorgesetzte, ihr ein Informationsblatt 20 Mal zu kopieren, weil sie das gleich zu einem Termin mitnehmen will. Sie ‚flitzen‘ zum Kopierer, der natürlich genau in diesem Moment versagt. Das musste ja so kommen, denken Sie. Also suchen Sie in Ihrer Firma schnell nach einem anderen Kopierer in einer anderen Abteilung. Schließlich wollen Sie Ihre Vorgesetzte nicht warten lassen.

      Einige Zeit später sagt ein Kollege zu Ihnen: „Sie grüßen wohl auch nicht mehr jeden?“ Es stellt sich heraus, dass Ihnen dieser Kollege auf dem Weg zum Ersatzkopierer begegnet ist, Sie ihn aber überhaupt nicht wahrgenommen und deshalb auch nicht gegrüßt haben.

      Ihr erstes Handlungsmuster bei diesem Vorwurf ist sicher, dass Sie Ihr Verhalten erklären und sich verteidigen, dass Sie eben sehr viel zu tun hatten. Hinterher fragen Sie sich, ob es wirklich notwendig war, Ihr Verhalten vor dem Kollegen zu rechtfertigen. Vielleicht ärgern Sie sich sogar über sich selbst, weil Sie nicht einfach nur „Tut mir leid“ gesagt haben und zur Tagesordnung übergegangen sind. Denn schließlich

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