Goettle und der Kaiser von Biberach. Olaf Nägele

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Goettle und der Kaiser von Biberach - Olaf Nägele

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das wie ein Selbstmord aussehen, oder wie? Das glaubt doch kein Mensch.«

      »Ich … Nein … Ich kann das nicht. Oh Gott, er kommt zu sich …«

      »Drück ab!«

      »Er macht die Augen auf.«

      »Drück ab!«

      »Ich kann das nicht!«

      »Mach schon. Er wird keine Ruhe geben, bis er hat, was er will. Er liefert uns ans Messer. Wenn er auspackt, dann ist alles aus. Ist es das, was du willst?«

      »Er will etwas sagen. Ich glaube, er hat mich erkannt.«

      »Dann drück endlich ab.«

      »Nein … Ich …«

      »Drück ab!«

      …

      »Hör auf zu zittern. Wir müssen ihn wegbringen. Schnell.«

      »Ich … Ich hab ihn umgebracht.«

      »Unsinn. Du hast ihn wieder dahin befördert, wo er schon lange war. Wir müssen ihn wegschaffen. Ich kann ihn nicht mehr sehen.«

      »Fass mit an, ich kann ihn nicht alleine tragen.«

      »Mir ist schlecht. Ich muss kotzen.«

      »Reiß dich zusammen und nimm seine Beine.«

      »Wo bringen wir ihn hin?«

      »Wir helfen ihm unterzutauchen. Endgültig.«

      6

      1. FC Oberschwaben schon bald drittklassig?

      Andreas Goettle überflog den Bericht über den Club, der drauf und dran war, eine Institution im Profi-Fußball zu werden. Nach einem miserablen Start in die neue Saison stand das Team nun, kurz vor dem Ende der Rückrunde, an der Spitze der Regionalliga Südwest und konnte den Aufstieg in die dritte Bundesliga schaffen. Es war kein gewachsener Erfolg, sondern einer, der vom Kapital bestimmt wurde. Vor einigen Jahren hatte der Spielervermittler Siegfried Röder einige Großsponsoren um sich geschart und die Idee entwickelt, die nur bedingt erfolgreichen Fußballabteilungen von Olympia Laupheim und des FV Biberach zusammenzuführen. Unter dem neuen Clubnamen 1. FC Oberschwaben wurde eine schlagkräftige Mannschaft geformt, die, verstärkt durch einige ehemalige Bundesligaprofis, den Platz von Olympia Laupheim in der Verbandsliga übernahm und sofort um den Aufstieg mitspielte, den sie letztlich knapp verpasst hatte, in den folgenden beiden Spielzeiten jedoch erreichte.

      Andreas Goettle hatte diese Entwicklung zähneknirschend verfolgt. Zum einen war er glühender Fan des FV Biberach gewesen und hatte kein Heimspiel versäumt. Zum anderen ärgerte es ihn, dass aus den beiden Traditionsclubs eine Söldnertruppe entstanden war, die seiner Ansicht nach wenig mit der Region gemein hatte. Dementsprechend konnte er es auch nicht gutheißen, dass auf dem Gelände von Olympia Laupheim ein Fußballleistungszentrum zur Förderung junger Talente und ein Fußballinternat errichtet worden waren. Die Liebherr-Arena, den Stadionneubau vor den Toren Biberachs, der 20.000 Zuschauer fasste, hatte er aus Protest nie betreten. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn der 1. FC Oberschwaben in der obersten Spielklasse ankommen würde.

      »Saubande, elendige«, resümierte Andreas Goettle und legte die Zeitung zusammen. Er nahm einen Schluck von seinem bereits erkalteten Milchkaffee und sah Renate Münzenmaier zu, wie sie die Post sortierte.

      »Isch was G’scheids dabei?«, fragte er angesichts des mürrischen Ausdrucks seiner Haushälterin.

      »Awa, bloß Rechnunga ond Werbung«, grummelte sie und rückte einem weiteren Umschlag mit dem Brieföffner zu Leibe. Einen Moment sah sie hoch, dann brannte sich ihr Blick fest auf Goettles Hemd. »Och noi, Herr Pfarrer, Sie hen ja immer no des Hemd an, des Sie geschdern mit dem Oi versaut hen. Sie sen doch ein Allmachtsschlamper.«

      Goettle erhob mahnend einen Finger und setzte eine finstere Miene auf. »Versündiget Se sich net, Frau Münzenmaier. So schwätzt man nicht mit sei’m Vorgesetzten. Außerdem isch des mei Lieblingshemmad.«

      »Was isch denn an dem so b’sonders? Die sen doch älle schwarz.«

      »Aber des isch halt a besonders Schwarz. So leuchtend.«

      »A leuchtendes Schwarz. Jetzt sen Se no so guad. Se gebet jetzt des Hemmad her, des kommt in d’ Wäsch. So könnet Se doch koi Beicht abnehma.«

      Die Haushälterin hatte sich neben ihm aufgebaut und die Hände in die Hüfte gestemmt. Goettle war klar, dass sie keine Ruhe geben würde.

      Widerwillig und umständlich widmete er sich der Knopfleiste. Er streifte das Textilstück ab und überreichte es der streng blickenden Ordnungskraft.

      »Ihr Wille geschehe, alter Plog’goischd.«

      Renate Münzenmaier nahm ihm das Hemd ab und blickte zum Fenster hinaus. »Sie solltet sich was azieha. Do kommt scho Ihre beschde Sünderin.« Goettle sah, wie sich Joanna auf hochhackigen, grell rosafarbenen Pumps, in sehr kurzen Shorts und einem schulterfreien Top der Kirche näherte.

      »I möcht mol wissa, was des Menschle älleweil zum beichta hot. Die isch jo jede Woch do.«

      Goettle errötete ein wenig und winkte ab. Joanna war eine junge Frau, die bereit war, alles dafür zu tun, um ihren Traum zu verwirklichen. Sie wollte ins Showgeschäft, egal wie. Da kam so einiges an Verstößen gegen die Zehn Gebote zusammen. Aber die junge Brasilianerin war auch eine gottesfürchtige Person und erleichterte das Gewissen regelmäßig durch ihre Beichte. Kann sein, dass sie auch zu Goettle eine besondere Beziehung hatte, da er sie auch verstand, wenn sie portugiesisch mit ihm sprach.

      »Des was die beichtet, des kennet Sie alles net, Frau Münzenmaier. Ond i glaub, des isch au ganz guad so.«

      Er verließ die Küche, um sich aus dem Schrank im Schlafzimmer ein neues Hemd zu holen, zog es an, streifte sich sein Priestergewand über und verließ das Haus in Richtung Kirche.

      7

      »Wie geht es dir?«, schnarrte es aus dem Telefonhörer.

      Greta Gerber erstarrte. Seine Stimme genügte, um sie unverzüglich in den Gefühlssumpf zu stoßen, dem sie so mühsam entkommen war.

      »Was willst du?«, erwiderte sie scharf. Sie war wütend. Wie konnte er es wagen, im Büro anzurufen? Was erdreistete er sich, sich noch einmal in ihr Leben zu drängen, nachdem er den knallharten Schnitt vollzogen hatte?

      »Ich vermisse dich. Ich muss dich sehen.«

      Er sagte es so zärtlich, dass ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Sie vermisste ihn auch, aber wusste, dass sie besser beraten war, ihm das nicht zu zeigen. Richards Problem war, dass er Entscheidungen traf und sie kurz danach widerrief. Daran würde sich nie etwas ändern, das war ihr im letzten Jahr immer wieder schmerzhaft in Erinnerung gerufen worden.

      »Was ist? Lässt dich deine Frau wieder mal nicht ran? Hat sie endlich erkannt, was für ein Drecksack du bist?«, fauchte sie ihn an.

      Greta senkte die Stimme und legte eine Hand um die Muschel

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