Goettle und der Kaiser von Biberach. Olaf Nägele

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Goettle und der Kaiser von Biberach - Olaf Nägele

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Menschen, den sie nicht besonders gut kannte. Sie senkte die Stimme und wandte sich wieder ihrem Gesprächspartner zu.

      »Lass mich in Ruhe, hörst du?«

      »Wir können doch noch mal über alles reden.«

      »Sag nicht reden, wenn du vögeln meinst. Ich will weder das eine noch das andere. Um genau zu sein: Ich will dich nie, nie, nie mehr wiedersehen.«

      Sie knallte den Hörer auf die Gabel und schlug mit der Faust auf den Tisch. Was bildete sich dieser Typ eigentlich ein? Dass sie bereitstand wie eine läufige Hündin, wenn er nur mit dem Schwanz wedelte? Wie viel räumliche Distanz musste denn noch zwischen ihm und ihr liegen, damit er sie endlich in Frieden ließ? Noch einmal ließ sie die Faust auf den Schreibtisch krachen.

      »Guten Morgen, Frau Gerber. Wenn Sie mit der rabiaten Behandlung des Arbeitsplatzes fertig sind, würde ich gern mal mit Ihnen über die Sache Seitz sprechen. Sind Sie schon ein Stück weitergekommen?«

      Kriminalrat Seidel, Leiter des Kriminalkommissariats Biberach, war hinter sie getreten und sah seine neue Mitarbeiterin über die Ränder seiner Brille an. Seine Stirn hatte er in Falten gelegt, was bei ihm ein untrügliches Zeichen des Missfallens war. Greta bemerkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Zu peinlich, dass ihr neuer Chef die emotionale Entgleisung am Telefon mitbekommen hatte.

      Sie sortierte die Unterlagen aus der Akte Seitz und schüttelte den Kopf. Die bisherige Ermittlung hatte noch keine neuen Anhaltspunkte ergeben.

      In die Villa von Kurt Seitz im Panoramaweg war eingebrochen worden. Außer ein bisschen Kleingeld war nichts entwendet worden, der Schaden belief sich auf wenige Hundert Euro. Wesentlich brisanter war jedoch die Entdeckung, dass auch eine Pistole, die Seitz als Mitglied des Schützenvereins besitzen dufte, aus dem Waffenschrank fehlte. Und das wiederum konnte bedeuten, dass der nun bewaffnete Täter vorhatte, weitere Schandtaten zu begehen. Die unausgesprochene Mahnung ihres Vorgesetzten zur Eile war also durchaus berechtigt, fand Greta.

      »Wir warten noch auf den Abschlussbericht der Spurensicherung«, antwortete sie. »Wir haben am Tatort Blut gefunden, das höchstwahrscheinlich von dem Einbrecher stammt. Er hat sich offenbar verletzt, als er die Scheibe eingeschlagen hat. Vielleicht haben wir jemanden im Datenbestand, auf den die DNA passt.«

      Seidel schob seine Brille nach oben und schnaubte. »Gut, aber beeilen Sie sich. Mir wird ganz flau bei dem Gedanken, dass in unserer Stadt ein Bewaffneter sein Unwesen treibt. Wir müssen ihn unbedingt dingfest machen, bevor etwas passiert.«

      Greta hätte gern erwidert, dass nicht zwingend davon ausgegangen werden konnte, dass sich der Täter noch in der Stadt aufhielt, aber sie kam nicht mehr dazu. Der Vorgesetzte verschwand so schnell durch die Tür, wie er aufgetaucht war.

      Sie nahm sich die Akte und besah sich die Fotos, die die Spurensicherung vom Tatort gemacht hatte. Der Einbrecher war ziemlich plump vorgegangen. Er hatte eine Fensterscheibe mit einem Stein eingeworfen, den Hebel umgelegt und sich so Zutritt zur Villa verschafft. Ein paar Schränke waren durchwühlt und die Haushaltskasse geleert worden, in der sich laut Seitz’ Aussage 200 Euro befunden hatten. Relativ zielstrebig schien er zu den Waffenschränken geschritten zu sein. Den massiven Holzmöbeln hatte er heftig mit einer Axt oder einem Beil zugesetzt. Aus dem einen hatte er eine kleinkalibrige Pistole entnommen und aus dem anderen die Munition dazu. Offenbar hatte er gewusst, dass Waffe und Munition getrennt aufbewahrt werden müssen.

      Dennoch: Ein Profi war das nicht, dachte Greta.

      Für diese Vermutung sprach, dass er sämtliche wertvollen Gegenstände in der Villa unberührt gelassen hatte. Die Pokale, die Medaillen, eine Münzsammlung, die auf dem freien Markt einige Tausend Euro eingebracht hätte – alles befand sich noch an den angestammten Plätzen. Und es war relativ eindeutig, dass sich der Täter in dem Haus der Familie Seitz gut ausgekannt hatte und wusste, an welchen Stellen er suchen musste.

      Die Befragung des Hausherrn und seiner Gattin hatte keine Anhaltspunkte ergeben. Sie waren zum Zeitpunkt der Tat bei einer Lesung in der Stadtbibliothek gewesen. Und leider gab es auf dem Seitz’schen Anwesen keine Alarmanlage.

      »Bei ons gibt’s doch nix Rechts zum hola. Für des bissle Gruschd lohnt sich der Aufwand net«, hatte Kurt Seitz Gretas Frage abgeschmettert. »Außerdem isch mei Frau so dappig, die dät andauernd die Sirene auslösa.«

      Während er seine Freude über den eigenen Witz hinausgluckste, hatte seine Gattin neben ihm gestanden und süßsauer gelächelt.

      Auch die Befragung der Nachbarschaft hatte keine Anhaltspunkte gebracht. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört.

      Nach dem Mittagessen gehe ich mal im Labor vorbei und mache denen ein bisschen Feuer unter dem Hintern, dachte Greta, schlug die Akte zu und begab sich in Richtung Kantine.

      »Was haben Sie denn an vegetarischen Gerichten?«

      Greta wusste inzwischen, dass es eigentlich überflüssig war, den Kantinenpächter Amesmaier danach zu fragen. Vegetarier oder gar Veganer deklarierte er als persönliche Feinde, er hielt Menschen, die sich so ernährten, für pervers.

      »Kässpätzle könnet Se han«, lautete seine Antwort.

      »Ich ernähre mich seit drei Wochen fast ausschließlich von Kässpätzle. Und heute ist mir nicht danach. Haben Sie noch etwas anderes?«

      Amesmaier rührte mit seiner Schöpfkelle in dem Behälter mit Soße und sah sie angriffslustig an. »No esset Se halt an Salat. Onser Kartoffelsalat isch ganz frisch.«

      »Ja klar, den Sie sicher mit Fleischbrühe angemacht haben.«

      »Jo freilich, wie denn sonschd?«

      Der Küchenchef wischte sich die Hände an der nicht mehr ganz sauberen Kochjacke ab. Greta stöhnte. Er begriff es einfach nicht.

      »Dann geben Sie mir ein Käsebrötchen.«

      »Die sen aus.«

      »Meine Güte, gibt es wenigstens einen Apfel?«

      »Hem mer heut net. Heut gibt’s Rote Grütze zum Nochtisch.«

      »Die natürlich mit Gelatine gemacht ist. Und somit für Vegetarier auch ausscheidet.«

      »Do isch bloß Obschd dren ond koi Floisch.«

      Greta verzichtete darauf, Amesmaier über den Zusammenhang von Gelatine und Rinderknochen aufzuklären. Ihr knurrte der Magen, außerdem war es verplemperte Zeit, dem Koch etwas über die vegetarische Esskultur zu erläutern. Selbst wenn er es verstanden hätte, würde er nicht von seinem bisherigen fleischgerichtsatten Speiseplan abweichen.

      »Na gut, dann nehme ich die Kässpätzle«, seufzte sie.

      »Warom et glei so«, antwortete der Kantinenchef und schöpfte mit der Kelle, die eben noch in Soße gebadet hatte, die gelbe, schleimige Masse auf einen Teller. Wortlos nahm die Hauptkommissarin ihn in Empfang.

      Ganz ruhig bleiben, befahl sie sich und nahm sich fest vor, am nächsten Tag das Essen von zu Hause mitzubringen.

      Ihr Mobiltelefon klingelte. Greta schob den Teller, den sie nur halb geleert hatte, zur Seite und nahm ab. Kriminalrat Seidel atmete schwer.

      »Zwei Badegäste haben eine männliche Leiche am See bei Ummendorf gefunden. Das Opfer weist offenbar

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