Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan страница 273
Der Automat vor Marli war über und über mit schwach leuchtenden, bunten Lichtern besetzt, die sinnfrohe Muster bildeten. Praktische Alltagskunst. Aber eben erst waren nahezu sämtliche Posbis gemeinsam mit ihren liebenswerten Schrullen von Bord gegangen. Zwei der wenigen Verbliebenen rollten hinter Marli mit den anderen um die Wette, um den Fußball in ihren Besitz zu bekommen.
»Beeil dich, Marli!«, rief Tok, der Mannschaftskapitän. Er hatte den Spielfuß knapp oberhalb der Rollen ausgefahren, obwohl er Meter vom Ball entfernt stand. Sein ovaler, an ein Ei erinnernder messingfarbener Körper rotierte von links nach rechts. Er schien in Versuchung zu sein, den Flugmodus einzuschalten, was in dieser Partie verboten war. Seine Stimme wurde anklagend. »Ohne dich sind wir in der Unterzahl!«
Das wusste Marli. Aber sie brauchte diese Auszeit, selbst wenn es bedeutete, dass ihre Mannschaft einen Treffer kassierte und einer der beiden umgedrehten Pylone, die sie in ihrer Spielfeldhälfte hüteten, vom Ball davongeschossen wurde.
Marli wollte einmal mehr eine Pause, um das zu verarbeiten, was nicht zu verarbeiten war.
Eben erst. Vor ein paar Jahrhunderten.
Sie zog die Dose aus dem Automaten, umschloss das kühle Metall mit den Fingern. Ihre Brust fühlte sich leer an, wie die Fächer im Automaten vor ihr. Sie vermisste Hanka und Trudi, Ellsan und vor allem Fador. Die lachenden Gesichter tauchten immer wieder wie Geister in Marlis Erinnerung auf. Diese vier waren wohl in den Wirren des Weltenbrands untergegangen.
Mittlerweile glaubte man zu wissen, dass der Weltenbrand noch eine ganze Weile nachgewirkt hatte, nachdem sie Wanderer verlassen hatten. Wie sehr hatten die Bewohner der Milchstraße gelitten?
Wie lange das Drama sich hingezogen hatte, wusste niemand. Die Daten widersprachen einander, gingen mal von zwei bis drei Jahren aus, dann von Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten. Die Datensintflut, der Posizid, hatte alle Verlässlichkeit davongespült. Hatte er auch jene Posbis erwischt, die eben erst von Bord gegangen waren? Oder hatten sie ihre Speicher unversehrt erhalten können? Was war mit ihnen geschehen, falls das nicht gelungen war? Waren sie wahnsinnig geworden, hatten sie neue Persönlichkeiten entwickelt oder hatten sie nur Gedächtnislücken? Existierten sie überhaupt noch? Theoretisch musste das der Fall sein, denn Posbis waren dem Altern nicht unterworfen.
Der Ball schlug klatschend gegen den Pylon – ein vertrautes Geräusch. Jubelrufe erklangen, gemischt mit Toks entnervtem Aufstöhnen.
»Treffer!«, rief Harudh. Er packte Elzana, die Schützin, an der Hüfte, hob sie hoch und wirbelte sie herum. Elzana quiekte vor Begeisterung.
»Verdammt, Marli!« Tok klang wirklich ärgerlich.
Dabei war das sonst gar nicht seine Art. Er züchtete Jasminblumen in seiner Kabine und unterhielt eine kleine Schmetterlingsfarm in Sektion 03. Nun ja. Jeder ging mit der Situation anders um.
Marli wischte sich über das heiße Gesicht. Sie trank in einem Zug aus, warf die Dose in den Konverter und rannte zum umgestürzten Pylon.
»Vier zu fünf!«, rief Elzana. »Wir kriegen euch!«
»In deinen Träumen!«, versetzte Snaji, die zweite und letzte Posbi in Marlis Mannschaft. Im Gegensatz zu Tok glich sie einer Humanoiden, wenn sie auch durch und durch aus einem schwarz lackierten, metallartigen Material geformt war.
Auch Marli hatte solches Metallplast im Körper. Ihr linkes Bein war ersetzt worden, als sie sieben Jahre alt gewesen war – die Folge eines schweren Unfalls. Das künstliche Bein – eine Fertigung der Posbis – war quasi mit ihr mitgewachsen. Eine erneute Operation war unnötig gewesen. Dafür dankte Marli den Posbis.
Marli stellte sich auf die Höhe von Tok. Nun spielten sie wieder fünf gegen fünf. Rai und Armint passten sich den Ball zu. Ehe sie auch nur in Pylonennähe kamen, attackierten Elzana und Harudh die Angreifer. Tok und Marli versuchten die beiden abzuschirmen, Harudh gelang es, Armint über die Hüfte zu hebeln. Er schlug auf dem Boden auf, der automatisch unter dem Gewicht nachgab.
Nun kam Esther an den Ball, passte ihn zu Elzana.
Marli erwischte den Pass, stieß Elzana von sich und stürmte los.
Eben erst, vor ein paar Jahrhunderten, war Marli in einer ganz anderen Zeit gewesen. Sie hatte sich entschieden, an Bord zu bleiben, bevor die RAS TSCHUBAI durch das chaotemporale Gezeitenfeld getaucht war – hatte sie einen Fehler begangen?
Elzana verfolgte sie, holte sich den Ball zurück. »Wieder mal von Shengelaia geträumt? Oder von Atlan?«
»Klappe, Elz!«
Elzana grinste, was sie überraschend frech aussehen ließ. Begegnete man ihr auf dem Gang, meinte man, sie wäre die Sittlichkeit in Person, doch Elzana konnte auch anders. »Ja, ja. Marli und die alten Männer.«
Aus solchen Sprüchen machte Marli sich nichts, und das wusste Elzana auch. Sie spotteten gerne freundschaftlich übereinander. Außerdem stimmte es, dass Marli Shengelaia bewunderte. Der Kamashite war der Erste Betreuer der Semitronik ANANSI. Er war nicht nur aufgrund seiner Para-Sensibilität besonders. Und Atlan ... Er war eben die zweite Wahl. Ihre persönliche Nummer zwei. Wer nicht begriff, was für ein Genie Shengelaia war, war selbst schuld.
Elzana versuchte einen Fernschuss, doch Tok passte auf. Er versperrte den Weg zum gelben Pylon. Der Ball prallte von seinem Spielfuß ab, donnerte unkontrolliert an die Decke.
Marli zuckte bei dem Geräusch zusammen. Man vergaß leicht, dass man in einem fünf Meter hohen Innenraum auf einem Raumschiff war. Die Illusion von freiem Himmel war perfekt. Erst wenn man aus der Halle ging und in den großen Parkbereich trat, fiel es auf, da die Holoumgebung dort selten zum eingestellten Programm im Inneren passte. Manchmal trat Marli aus einer Wüste hinein in eine Schneelandschaft.
»Gegenangriff!« Tok rollte los, doch auch er hatte keinen Erfolg.
Fünf laufintensive Minuten errang niemand einen klaren Vorteil.
»Machen wir Schluss für heute«, schlug Snaji vor.
»Okay.« Marli schwitzte. »Fühlt ihr euch auch so schwer, seit ihr aus der Suspension raus seid? Von null auf hundert in einer Sekunde. Das muss einem erst mal jemand nachmachen.«
»Hundert?«, fragte Elzana. »Du meinst ja wohl eher hundertzehn, oder?«
Marli ignorierte die Spitze. Tatsächlich war sie mit hundertzehn Kilogramm aus der Suspensionsbank gestiegen. Das war das Ursprungsgewicht, als das Gerät sie nach der Reise durch die Zeit verstofflicht hatte. Nach wenigen Tagen und trotz schweißtreibenden Sports wog sie nun bereits knapp hundertzwölf. Ohne Cashew-Schokodrops ließ sich der Verlust ihrer Zeit kaum ertragen.
»Wo wir gerade beim Thema sind ...«, sagte Harudh, der ebenfalls jeden Tag ein wenig rundlicher wurde. »Lasst uns essen gehen.«
Marli nickte, wie der Rest der Mannschaft, inklusive Snaji. Tok wankte von links nach rechts, um seine Zustimmung auszudrücken. Die beiden Posbis würden mitkommen, obwohl sie kein Essen brauchten. Aber sie wollten gerne in der Gemeinschaft blieben. Es tat gut, Freunde wie sie zu haben.
Eben erst ...
Marli wandte sich ab, wollte nicht, dass die anderen ihren Gesichtsausdruck sahen. Ständig schlechte