Fettnäpfchenführer Brasilien. Nina Büttner

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Fettnäpfchenführer Brasilien - Nina Büttner Fettnäpfchenführer

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sich einzuwählen, hat sie immer noch kein Internet. Vielleicht liegt es ja einfach am Empfang. Sie geht ein paar Schritte auf und ab, dreht sich im Kreis und schlurft schließlich unter dem schweren Gewicht ihres Koffers hinaus in die blendende Sonne. Doch auch da: kein Verbindungsaufbau. Dieses Netz scheint es gar nicht wirklich zu geben, ärgert sie sich.

      Zwei Polizisten stehen da, offensichtlich unterbeschäftigt. Neugierig schauen sie Linda an. Wenn sie schon nichts zu tun haben, können sie mir wenigsten helfen, denkt sich Linda und fasst sich ein Herz: »WLAN?«, fragt sie und hält ihnen den Bildschirm ihres Smartphones entgegen. Die beiden Polizisten werfen sich überraschte Blicke zu, kommen näher, halten aber einen halben Meter Abstand, mustern sie von oben bis unten genauestens und sagen kein Wort. Linda ist nun doch etwas mulmig zumute, sie zischt an den stummen Uniformierten vorbei ins Gebäude. Unheimliche Kerle, denkt sie sich und versucht an einem Informationsstand ihr Glück. Hier sieht das Personal freundlicher aus und spricht Englisch, nur die Antwort macht Linda wenig glücklich: »Das WiFi funktioniert derzeit nicht«, informiert man sie, und diese Antwort klingt auffallend routiniert. Es gebe aber noch ein anderes, kostenpflichtiges Netz. Die Nutzung sei auch nicht teuer, sie müsse nur ihre Kreditkartendaten angeben. Darauf lässt Linda sich gern ein, und siehe da: Es funktioniert.

      Auf diese Weise bekommt sie auch bald eine Antwort, über die sie nicht schlecht staunt: »Ach, heute kommst du, das wussten wir ja gar nicht.« Und kurz darauf: »Nimm dir am besten ein Taxi nach Grajaú. Das ist unser Viertel.«

      Linda seufzt erschöpft. Jetzt soll sie sich auch noch einem Taxifahrer verständlich machen! Am Taxistand fangen sie gleich mehrere Fahrer ab und reden auf sie ein. Sie versucht es noch einmal erfolglos mit Englisch. Einige Taxis, das sieht sie, gehören zu einer einheitlich gelb-schwarz-karierten Flotte und sehen sehr gepflegt aus, andere sind normale Autos mit einem Taxischild auf dem Dach. Die sind bestimmt günstiger, denkt sie sich und steigt ein. Sie zeigt dem Taxifahrer die Adresse, mit der er wenig anfangen kann. Erst als sie das Viertel, Grajaú, nennt, gibt er Gas.

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Der Stress entstand für Linda vor allem durch ihre hohen Erwartungen: Sie vermutete, abgeholt zu werden, ohne zu wissen, welch eine Reise das für ihre Gastgeber bedeuten würde. Denn selbst bei ruhiger Verkehrslage nimmt die Strecke zwischen dem Galeão-Flughafen und Grajaú mindestens vierzig Minuten in Anspruch. Und es ist nicht selten, dass man durch einen Stau auch mal drei Stunden von einem Ende der Stadt ans andere braucht. Da ist es verständlich, dass diese lange Fahrt niemand mal so eben auf sich nimmt. Und wenn Linda ihrer Gastfamilie vor Wochen ihre Ankunftszeit durchgegeben hat, dann ist es unwahrscheinlich, dass diese sich den Termin gemerkt und darauf hingeplant hat – dafür sind Brasilianer in der Regel zu spontan.

      Linda hat versucht, etwas Portugiesisch zu lernen, bevor sie sich auf den Weg nach Brasilien machte. Das ist schon mehr, als die meisten Leute schaffen, und doch kann es zu wenig sein, wenn man im Land auf sich selbst gestellt ist. Auch an Orten, an denen internationale Touristen anzutreffen sind, wie Flughäfen oder Hotels, spricht nur in Ausnahmefällen jemand Englisch. Daher ist es ratsam, immer ein kleines Wörterbuch oder eine Liste mit Alltagssätzen bei sich zu tragen. Hätte Linda so etwas bei sich gehabt, hätte sie sich viel Mühe sparen können.

      In der Aufregung der Ankunft hat Linda sicher gar nicht daran gedacht, dass Roaming-Gebühren anfallen, wenn sie ihr Handy mit deutscher SIM-Karte nutzt. Da können schon einmal drei Euro pro Minute anfallen. Wenn dann noch die Verbindung schlecht ist, zahlen Sie völlig umsonst. Kostenlose Hotspots sind an touristischen Orten recht weit verbreitet und sind in einer solchen Situation die beste Wahl – wenn sie denn funktionieren.

      Gerade zu leichtsinnig war Linda allerdings, als sie ihre Kreditkartendaten online angab, um das WLAN-Netz zu nutzen. Ohne die Seite zu kennen, läuft sie so Gefahr, dass Ihre Daten geklaut und zweckentfremdet werden.

      Die unangenehmste Bekanntschaft war sicherlich die mit den Polizisten. Dabei ist sie noch glimpflich verlaufen – die brasilianische Polizei ist nicht unbedingt als Freund und Helfer bekannt. Letztendlich hatte Linda nichts von ihnen zu befürchten, aber wenn eine blonde junge Frau es wagt, sich in ihre Nähe zu begeben, dann ist das schon so etwas wie ein Ereignis für die zwei Polizisten. Sie haben sich wahrscheinlich sehr geschmeichelt gefühlt oder sogar geglaubt, Linda wolle mit ihnen flirten. Sie sind es einfach nicht gewohnt, nach Informationen gefragt zu werden.

       Was können Sie besser machen?

      Eine Erinnerungsmail an die Gastgeber ein paar Tage vor Abflug kann Missverständnissen vorbeugen: Sie könnten nach einer genaueren Beschreibung der Adresse für Taxifahrer fragen und mit welchem Preis Sie für die Taxifahrt rechnen müssen. Es ist bei Verabredungen allgemein üblich, kurz vorher noch mal zu mailen oder anzurufen. Damit lässt sich das Risiko, versetzt oder überhaupt nicht erwartet zu werden, minimieren.

      An großen Flughäfen gibt es normalerweise auch komfortable Reisebusse, die verschiedene touristische oder verkehrstechnisch relevante Stationen anfahren. Die Preise für Busfahrten liegen weit unter dem Taxipreis.

      Auf der Suche nach Bussen, Taxis, Telefonzellen oder anderen Dingen brauchen Sie nicht zu zögern, Einheimische zu fragen. Brasilianerinnen sind in der Regel offen für ein Gespräch, und auch Einheimische müssen sich durchfragen, wenn sie an neue Orte kommen. Wenn Sie ein WLAN-Netz suchen, nutzen Sie besser Begriffe wie WiFi oder wireless. Wie Brasilianer WiFi aussprechen, persiflieren sie manchmal selbst. Es gibt etwa Cafés, in denen steht Uaifai und dahinter das Passwort. Also fragen Sie am besten nach dem Uaifai. Uniformierte Menschen zu fragen würde Brasilianerinnen dagegen kaum in den Sinn kommen: Mit denen wird nur Kontakt gepflegt, wenn es sich nicht umgehen lässt.

      Unterschätzen Sie nicht die Roaming-Gebühren, die anfallen, wenn Sie Ihre deutsche SIM-Karte in Brasilien nutzen. Auch für mobile Datennutzung müssen Sie teilweise unverhältnismäßig viel zahlen. Informieren Sie sich am besten vor der Reise bei Ihrem Anbieter. Wenn Sie länger im Land bleiben, empfiehlt es sich, eine brasilianische SIM-Karte zu besorgen. Dafür braucht man zwar normalerweise eine brasilianische Steuernummer – die CPF –, als Ausländerin können Sie eine Karte aber seit einiger Zeit auch gegen Vorlage Ihres Reisepasses erwerben. Am ehesten klappt das beim Anbieter TIM und kostet Sie um die 12 Euro.

       TELEFONIEREN FÜR ALLE FÄLLE

      Beim Telefonieren sind einige Kniffe zu beachten. Nicht nur die achtstelligen Festnetznummern, sondern auch die acht- bis neunstelligen Mobilfunknummern besitzen eine Ortsvorwahl aus zwei Ziffern – die sogenannte DDD. Für São Paulo ist das beispielsweise die 11 und für Rio die 21. Auch das Umland mit kleineren Städten ist jeweils unter dieser Nummer zusammengefasst. Die Ortsvorwahl kann nur dann weggelassen werden, wenn Sie sich gerade im gleichen Ort befinden. Sonst wird sie mit vorangestellter 0 gewählt. Optional kann man sich auch noch für den Telefonanbieter, über den das Gespräch abgerechnet wird, entscheiden, um so einen günstigeren Tarif zu ergattern. Auch diese besitzen einen zweistelligen Code (z. B. 21, 31, 14, 15), der zwischen der 0 und der Ortsvorwahl steht.

      Durch die Ortszugehörigkeit auch von Mobilfunknummern, fallen Roaminggebühren an, sobald man das Gebiet der eigenen Ortsvorwahl verlässt. Wenn Sie mit einer brasilianischen SIM-Karte mit Vorwahl 21 (Rio) also nach Angra dos Reis (24) fahren, zahlen Sie zusätzlich für ankommende und abgehende Gespräche. Glücklicherweise sind die Preise aber nicht so hoch wie für internationales Roaming.

      Berüchtigt, weil relativ teuer, aber manchmal sehr praktisch sind sogenannte chamadas a cobrar, bei denen der Angerufene zahlt. Wenn alle Stricke reißen und beispielsweise der Akku Ihres Handys leer ist und Ihr Netzstecker in keine Steckdose passt, suchen Sie ein orelhão auf –

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