Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika. David Livingstone

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Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika - David Livingstone Edition Erdmann

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Beredsamkeit auf, um ihn zu bewegen, uns Führer zu leihen, damit ich »zu Ochs« Sebituane einen Besuch abstatten könnte, während meine Frau mit den Kindern am Ngami-See zurückblieb. Endlich gab Letschulatebe nach. Ich hatte eine ausgezeichnete Flinte, Londoner Fabrikat, ein Geschenk von Lieutenant Arkwright, auf welches ich den größten Wert legte, sowohl um des Gebers willen als auch wegen der Unmöglichkeit, mir wieder eine ähnliche Waffe zu verschaffen. Letschulatehe trug heftiges Verlangen danach und bot mir dafür so viele Elefantenzähne, wie ich nur immer wünschte. Ich selbst hatte eine wahre Sehnsucht nach Sebituane, und da er mir noch überdies versprach, während der ganzen Zeit unserer Abwesenheit meine Frau mit Fleisch zu versorgen, so veranlasste mich sein Drängen endlich, ihm die Flinte zu überlassen. Obschon Letschulatebe jetzt kein Elfenbein hatte, so sah ich doch ein, das Gewehr wäre unter solchen Bedingungen gut angewandt, und händigte es ihm ein. Als alles zu meiner Abreise fertig war, nahm ich meine Frau ungefähr 6 Meilen weit von der Stadt aus mit mir, um ihr doch auch den Anblick des breiten Teils des Sees zu verschaffen. Am nächsten Morgen aber hatten wir dringendere Dinge zu besorgen, als voneinander zu scheiden, denn unsere Kinder hatten das Fieber bekommen. Am folgenden Tag legten sich auch alle unsere Dienstboten mit derselben Krankheit nieder, und da in derartigen Fällen nichts besser ist als eine Luftveränderung, so war ich genötigt, für dieses Jahr die Hoffnung, Sebituane zu sehen, aufzugeben. Ich ließ also mein Gewehr als Abschlagszahlung für die Führer im künftigen Jahre, und wir brachen auf, um die reine Luft der Wüste aufzusuchen.

      Als mein zweiter Versuch, zu Sebituane zu gelangen, vereitelt war, kehrten wir wieder nach Kolobeng zurück, wohin uns bald eine Anzahl Boten von diesem Häuptling selbst folgten. Sobald er nämlich von unseren Versuchen, zu ihm zu kommen, gehört hatte, sandte er drei Abteilungen seiner Leute mit dreizehn braunen Kühen an Letschulatebe, mit dreizehn weißen Kühen an Sekomi und dreizehn schwarzen an Setschele ab, mit der Bitte an jeden, sie möchten den weißen Männern behilflich sein, zu ihm zu gelangen. Ihre Politik war jedoch, ihn ganz unberücksichtigt zu lassen und als seine Agenten zu handeln, von welchen er mit seinem Elfenbein kaufen musste, wessen er bedurfte. Dies ist ganz afrikanisch; und da dieser Kontinent keine Meerengen und Meeresarme hat, so sind die Stämme im Inneren stets von dem Verkehr mit Europäern ausgeschlossen gewesen, weil dieser sich allgemein nur auf die an den Küsten wohnenden Völkerschaften erstreckte.

      Bevor wir unsere dritte Reise zu Sebituane antraten, war es notwendig, Kuruman zu besuchen; und da Setschele um des Gewinnes willen sehr viel daran lag, das Elfenbein dieses Häuptlings in seine eigene Hand zu bekommen, so erlaubte er allen Boten, noch vor unserer Rückkehr abzureisen. Sekomi war jedoch ungewöhnlich gnädig und versorgte uns sogar mit einem Führer, allein niemand kannte den Weg jenseits Nrschokotsa, welchen wir einschlagen wollten. Als wir diesen Ort erreichten, fanden wir, dass die Schlagfeder an der Flinte eines seiner Leute; welcher mit den Buschmännern der Gegend, die wir passieren mussten, wohl bekannt war, zerbrochen war. Niemals übernahm ich die Reparatur eines Gewehrs mit größerer Bereitwilligkeit, als in diesem Falle, denn der Besitzer dieses Gewehrs versprach als Lohn für die Ausbesserung uns den Weg zu zeigen, und unter seiner Führung wandten wir uns nun nach Norden, anstatt westwärts. Alle übrigen Führer wurden von Oswell aufs Freigebigste belohnt.

      Wir passierten schnell eine harte, vollkommen flache Gegend. Auf einer Ausdehnung von mehreren Hundert Meilen liegt nur wenig Humus auf Kalktuff, auf welchem schönes, süßes, kurzes Gras sowie Mopane- und Baobab-Bäume wachsen. An mehreren Stellen fanden wir große Salzpfannen, wovon die eine, Ntwetwe, 15 englische Meilen breit und 100 Meilen lang ist. Die Breite hätte an ihrem Horizont ebenso gut aufgenommen werden können als auf dem Meere.

      Obschon diese interessanten Punkte vollkommen eben zu sein scheinen, so fallen doch alle in dieser Richtung liegenden sanft nach Nordost ab; und dorthin gravitiert auch allmählich das Regenwasser, welches sie bisweilen bedeckt. Dies ist, wie man sich erinnern wird, die Richtung des Zouga. Das ganze in dem Wasser aufgelöste Salz ist auf diese Weise in eine einzige Pfanne geschafft worden, welche in dieser Richtung liegt und Tschuantsa heißt; daher findet man auf ihr auch eine 1½ Zoll dicke Ablagerung von Salz und Kalk.

      Einer der Buschmänner, namens Schobo, ließ sich bereitfinden, uns als Führer bis zu dem Land Sebituanes zu dienen. Er machte uns keine Hoffnung, dass wir innerhalb eines Monats Wasser finden würden. Durch eine Fügung der Vorsehung gelangten wir jedoch früher, als wir erwarteten, zu einigem Vorrat von Regenwasser in einer Reihe von Tümpeln. Es lässt sich unmöglich eine Schilderung der öden trostlosen Szene entwerfen, die wir betraten, nachdem wir diesen Ort verlassen hatten. Der einzige Pflanzenwuchs war niedriges Gestrüpp in tiefem Sand. Kein Vogel und kein Insekt belebten die Landschaft. Es war ohne Ausnahme der ungastlichste Anblick, den ich jemals gehabt habe, und zu allem Unglück kam noch, dass unser Führer Schobo schon am zweiten Tag in der Irre herumlief. Wir redeten ihm in der Nacht freundlich zu, allein er lief nach allen Richtungen des Kompasses auf den Fährten von Elefanten, welche während der Regenzeit hier gewesen waren; hierauf setzte er sich auf dem Weg nieder und sagte in gebrochenem Sitschuana: »Kein Wasser, alles nur Land; – Schobo schläft; er bricht zusammen – nichts als Land«; alsdann warf er sich kaltblütig hin und schlief ein. Die Ochsen waren furchtbar ermüdet und durstig, und am Morgen des vierten Tages machte sich Schobo ganz aus dem Staub, nachdem er seine Unwissenheit in allen Dingen eingestanden hatte. Wir zogen nun in der Richtung weiter, in welcher wir ihn zuletzt gesehen hatten, und ungefähr um elf Uhr sahen wir die ersten Vögel und entdeckten dann die Fährte eines Nashorns. Bei diesem Anblick spannten wir die Ochsen aus, welche, wie es schien, das Zeichen verstanden und sogleich davonliefen, um das Wasser in dem Fluss Mababe aufzusuchen, welcher vom Tamunak’le kommt und von uns aus nach Westen hin lag. Der Wasservorrat in den Wagen war durch einen unserer Dienstleute vergeudet worden, und am Nachmittag blieb uns nur noch ein kleiner Teil für die Kinder. Dies brachte uns eine bitter ängstliche Nacht, und je weniger wir am anderen Morgen Wasser hatten, desto durstiger wurden die Kinder. Der Gedanke, dass sie vor unseren Augen verschmachten könnten, war entsetzlich. Es wäre mir fast ein Trost gewesen, wenn mir jemand den Vorwurf gemacht hätte, dass ich die alleinige Ursache dieser Katastrophe sei; allein die Mutter der Kleinen äußerte auch nicht ein Wort des Tadels, obschon ihr tränenvolles Auge hinlänglich den Schmerz in ihrem Inneren bekundete. Am Nachmittag des fünften Tages endlich kehrten zu unserem unaussprechlichen Trost einige unserer Leute mit einem Vorrat von Wasser zurück, dessen wirklichen Wert wir nie zuvor gefühlt hatten.

      Das Vieh war auf dem Weg zum Wasser des Mahabe wahrscheinlich durch ein kleines Gehölz von Bäumen gekommen, wo es Tsetse-Fliegen gab – ein Insekt, welches binnen Kurzem für uns eine wahre Pest werden sollte. Schobo hatte den Weg zu den Bayeiye gefunden und erschien, als wir nach dem Fluss hinaufkamen, an der Spitze einer Anzahl Leute. Um sich nun vor seinen Bekannten ein Ansehen zu geben, schritt er kühn auf uns zu, hieß unseren ganzen Zug haltmachen und sofort Feuer und Tabak herbeischaffen, worauf er kaltblütig sich niederhockte und seine Pfeife rauchte. Es war eine solch unnachahmlich natürliche Art zu prahlen, dass wir alle stehen blieben, um sein Betragen zu bewundern; und obschon er uns zuvor im Stich gelassen hatte, so waren wir doch alle dem Schobo gewogen, als einem prächtigen Repräsentanten jenes wundersamen Volksstammes der Buschmänner.

      Die Makololo, welche wir am Tschobe trafen, waren sehr erfreut, uns zu sehen; und da sich ihr Häuptling Sebituane ungefähr 20 englische Meilen weiter stromabwärts aufhielt, so fuhren Oswell und ich nach seiner zeitweiligen Residenz. Er war aus der Barotse-Stadt Naliele nach Sescheke herabgekommen, sobald er die Ankunft von Weißen, die ihn besuchen wollten, vernommen hatte, und war uns nun noch 100 Meilen weiter entgegengereist, um uns in seinem Land willkommen zu heißen. Er befand sich gerade auf einer Insel, die Vornehmsten seiner Leute um ihn her, sämtlich singend. Ihr Gesang klang mehr wie Kirchenmusik als der Singsang e, e, e, ä, ä, ä der Betschuanen im Süden; sie sangen noch einige Sekunden fort, nachdem wir schon zu ihnen getreten waren. Wir schilderten Sebituane die Schwierigkeiten, welche wir gehabt hatten, und wie froh wir wären, dass diese nun überstanden seien, nachdem wir endlich bei ihm angelangt seien. Er beteuerte uns seine eigene Freude und setzte hinzu: »Euer Vieh ist sämtlich von der Tsetse gebissen worden und wird gewiss sterben; doch gleichviel! Ich habe Ochsen und will Euch geben, so viel ihr bedürft.« In unserer Unwissenheit wähnten

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