Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika. David Livingstone

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Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika - David Livingstone Edition Erdmann

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Ruderstange fortstoßen. Der See kann daher als Handelsstraße niemals von großem Wert sein. Er ist auch wirklich in den Monaten, welche dem jährlichen Wasserzufluss aus dem Norden vorangehen, so seicht, dass das Vieh sich nur mit Mühe durch sumpfige schilfbewachsene Ufer dem Wasser nähern kann. Die Gestade des Sees sind auf allen Seiten niedrig; auf der Westseite dagegen ist eine Stelle ganz frei von Bäumen, was beweist, dass sich das Wasser erst in gar nicht sehr ferner Vergangenheit von diesem Ort zurückgezogen hat, ein neuer Beweis der Austrocknung, welche in der ganzen Gegend sich so häufig erkennen lässt. Das Wasser des Sees ist vollkommen süß, solange er voll ist; bei niedrigem Wasserstand dagegen salzig. Das Wasser, welches im Tamunak’le herunterkommt, fanden wir so klar, kalt und weich, je höher wir hinanstiegen, dass wir unwillkürlich an schmelzenden Schnee dachten.

      Der Hauptzweck, weshalb ich nach dem See reiste, war ein Besuch bei Sebituane, dem großen Häuptling der Makololo, welcher noch ungefähr 200 Meilen jenseits des Sees wohnen sollte. Wir hatten jetzt einen Mischlingsstamm der Bamangwato, die Batauana, erreicht, denen ein junger Mann namens Letschulatebe als Häuptling vorstand. Sebituane hatte seinen Vater Moremi besiegt, und Letschulatebe war zum Teil als Gefangener unter den Bayeiye aufgewachsen. Sein Oheim, ein verständiger Mann, kaufte ihn los und legte, nachdem er eine Anzahl Familien versammelt hatte, die Häuptlingsschaft zugunsten seines Neffen nieder. Da Letschulatebe erst vor Kurzem zur Macht gelangt war, so glaubte er, seine Befähigung am besten dadurch zu zeigen, dass er in allem dem Rat seines Oheims zuwiderhandelte. Bei unserer Ankunft empfahl ihm sein Oheim, uns zuvorkommend zu begegnen, und darum beschenkte uns der hoffnungsvolle Jüngling nur mit einer Ziege. Es hätte ein Ochse sein sollen. Ich machte daher meinen Reisegefährten den Vorschlag, das Tier loszubinden und laufen zu lassen, als einen Wink für seinen Geber; allein sie wollten diesen nicht kränken. Ich verstand mich besser auf die Eingeborenen und ihre Bräuche und wusste daher, dass dieses schäbige Geschenk eine Beleidigung gegen uns war. Wir wollten einige Ziegen oder Ochsen kaufen – Letschulatebe bot uns Elefantenzähne an. »Nein«, sagten wir, »die können wir nicht essen, wir brauchen etwas, um unseren Appetit zu stillen.« – »Das kann ich auch nicht«, versetzte er; »aber ich höre, dass ihr Weißen diese Knochen sehr liebt, und darum biete ich sie euch an; meine Ziegen will ich selber essen.« Ein Händler, der uns begleitete, kaufte Elfenbein und gab für zehn gute große Zähne eine Muskete, die dreizehn Schillinge wert war. Diese Zähne wurden Knochen genannt, und an acht verschiedenen Orten sah ich mit eigenen Augen, dass man die Zähne samt den übrigen Knochen da verfaulen ließ, wo der Elefant gefallen war. Die Batauana wussten früher nichts von Märkten, allein kaum zwei Jahre nach unserer Entdeckung kannte ein jeder den großen Wert der Elefantenzähne recht genau.

      Am Tag nach unserer Ankunft am See wandte ich mich an Letschulatebe, um Führer zu Sebituane zu bekommen. Da er diesen Häuptling sehr fürchtete, so machte er Schwierigkeiten, denn es war ihm bange, es möchten noch andere Weiße dorthin gehen und Sebituane Schießgewehre liefern, während andererseits, wenn die Händler nur zu ihm allein kämen, der Besitz von Feuergewehren ihm eine solche Überlegenheit geben würde, dass Sebituane sich vor ihm fürchten musste. Vergebens erklärte ich ihm, ich wolle Frieden zwischen ihnen stiften – Sebituane habe an ihm und Setschele wie ein Vater gehandelt und wünsche ebenso sehr wie Letschulatebe, mich zu sehen. Er erbot sich, mir so viel Elfenbein zu geben, wie ich nur wolle, wenn ich nicht zu jenem Häuptling ginge. Als ich mich aber entschieden weigerte, sein Anerbieten anzunehmen, so willigte er sehr ungern ein, mir Führer zu geben. Am folgenden Tage jedoch, als Oswell und ich uns anschickten, zu Pferd weiterzureisen, verweigerte er uns die Führer, und wie uns Sekomi Hindernisse in den Weg gelegt hatte, schickte auch Letschulatebe Leute zu den Bayeiye mit der Weisung, uns den Übergang über den Fluss zu verwehren. Ich versuchte mit großer Mühe, an einer schmalen Stelle ein Floß herzustellen, und arbeitete viele Stunden im Wasser; allein das dürre Holz war so wurmstichig, dass es nicht einmal eine einzelne Person tragen konnte. Ich hatte damals noch gar keine Ahnung von den vielen Alligatoren im Zouga und denke niemals an jene Arbeit im Wasser, ohne Gott herzlich dafür zu danken, dass ich ihrem Rachen entging. Die Jahreszeit war schon weit vorgeschritten, und da Oswell mit seiner gewohnten Großmut sich sofort aus freien Stücken erbot, nach dem Kap hinunterzureisen und ein Boot heraufzubringen, so beschlossen wir, uns wieder auf den Heimweg nach dem Süden zu machen.

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       Livingstone am Ngamisee

      Als wir den Zouga hinunterfuhren, hatten wir vollauf Zeit, uns seine Ufer zu betrachten. Sie sind sehr schön und gleichen auffallend manchen Stellen am Clydefluss oberhalb von Glasgow. Sie bestehen aus weichem Kalktuff, der überhaupt den Boden dieses ganzen Beckens bildet. Die Ufer sind an derjenigen Seite, nach welcher sich das Wasser wendet, senkrecht – an der anderen bilden sie eine grasige Böschung. An diesen Letzteren bringen die Bayeiye die Gruben an, in welchen sie die wilden Tiere fangen, wenn sie trinken wollen. Zwei ungeheure Baobab-Bäume oder Mowanas stehen nahe an der Mündung des Zouga in den See, wo wir die geografische Breite (20° 20′ südlich) berechneten. Die Länge des Sees vermochten wir nicht zu bestimmen, da unsere Uhren nicht richtig gingen; sie mag zwischen 22° und 23° östlicher Länge betragen.

      Wir fanden Elefanten in erstaunlicher Menge am südlichen Ufer. Sie kommen nachts zur Tränke, und wenn sie ihren Durst gelöscht haben, wobei sie eine reichliche Quantität Wasser über sich gießen und vor Vergnügen laut aufschreien, laufen sie aus Furcht vor den Fallen in gerader Linie nach der Wüste und geben diese Richtung nicht eher auf, als bis sie 7 oder 8 Meilen vom Fluss entfernt sind. Sie sind hier kleiner als in den südlicheren Gegenden. Am Limpopo z. B. waren sie mehr als 12 Fuß hoch; hier nur 11, und weiter nach Norden gar nur 9 Fuß hoch. Die Kudu oder Tolo schienen ebenfalls kleiner zu sein als diejenigen, welche wir bisher gewöhnlich sahen. Wir entdeckten eine ganz neue Antilopen-Art, die sogenannten Letsche oder Letschwi. Es ist eine schöne Wasserantilope von hellbraungelber Farbe.

      Bei unserer Rückkehr zu den Bakurutse fanden wir, dass ihre Fischerkähne nur zusammengeschnürte große Schilfbündel waren. Ein derartiger Kahn würde einen sehr brauchbaren Ponton abgeben, um ohne Vorbereitung viele über jeden Fluss zu setzen, welcher schilfreiche Ufer hat.

      Nach meiner Rückkehr nach Kolobeng blieb ich daselbst bis zum April 1850 und reiste dann in Begleitung meiner Frau, meiner drei Kinder und des Häuptlings Setschele, welcher sich jetzt einen eigenen Wagen gekauft hatte, aufs Neue ab, um den Zouga an seinem unteren Ende zu überschreiten, dann auf seinem nördlichen Ufer bis zur Mündung des Tamunakle hinaufzugehen, hierauf diesem Fluss zu folgen und Sebituane im Norden einen Besuch abzustatten. Sekomi hatte Weisungen erteilt, die Brunnen zu verschütten, welche wir mit so großer Mühe in Serotli gegraben hatten; darum nahmen wir unseren Weg mehr östlich durch die Stadt der Bamangwato und zu Letlotsche. Dieser Häuptling fragte mich, warum ich ihn auf unseren früheren Reisen vermieden habe. Ich erwiderte ihm, dies sei einfach deshalb geschehen, weil ich mich nicht habe mit ihm zanken wollen. – »Je nun«, gab er mir zur Antwort, »du hast mich also besiegt, und ich bin zufrieden.«

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       Die neu entdeckte Wasserantilope

      Wir verabschiedeten uns von Setschele an der Furt, da er durchaus Letschulatebe besuchen wollte, und zogen auf dem nördlichen holzreichen Ufer des Zouga mit großer Mühe vorwärts, da wir viele Bäume niederhauen mussten, um eine Bahn für die Wagen herzustellen. Auch erlitten wir große Verluste an Ochsen, welche in Fanggruben fielen. Die Bayeiye deckten freundlich ihre Gruben auf, als sie unsere Ankunft vernahmen; allein wenn dies nicht geschah, konnten wir es niemandem zum Vorwurf machen, wenn ein althergebrachter Landesbrauch unseren Interessen zuwider war. Als wir uns der Mündung des Tamunakle näherten, vernahmen wir, dass die sogenannte Tsetse-Fliege an seinen Ufern in Menge vorhanden sei. Dies war ein Hindernis, auf welches wir in keiner Weise vorbereitet waren; und da es uns unter Umständen hätte zwingen können, unsere Wagen in der Wildnis zurückzulassen, wo keine Nahrungsmittel für die Kinder zu bekommen waren, so sahen wir uns mit Widerstreben genötigt, noch einmal auf das andere

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