Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika. David Livingstone

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Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika - David Livingstone Edition Erdmann

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und wiesen zur Bestätigung ihrer Aussage auf den Schlamm an ihren Knien. Es ist ein wahrhaft herzerquickender Anblick, die durstigen Ochsen in einen Tümpel köstlichen Regenwassers, wie wir solches hier fanden, hineinstürzen zu sehen. Sie gehen so weit ins Wasser, bis es ihnen beinahe an die Kehle geht, dann stehen sie still und schlürfen gemächlich in langen erquickenden Zügen, bis ihre zuvor eingefallenen Wammen sich wieder ausdehnen, als ob sie bersten wollten. Sie trinken so viel in sich hinein, dass bei einer plötzlichen Erschütterung, wenn sie wieder auf das Ufer herauskommen, ihnen oft das Wasser wieder aus dem Mund läuft; da sie jedoch auch tagelang ohne Futter gewesen sind, so fangen sie bald an zu grasen, und Gras ist an solchen Stellen allenthalben im Überfluss zu finden. – Dieser Tümpel hieß Mathuluani. Wir waren herzlich froh, einen so willkommenen Vorrat von Wasser gefunden zu haben.

       Hottentotten

      Wir gönnten dem Vieh an diesem Ort Rast und setzten dann unsere Reise durch das trockene Bett des Flusses Mokoko abwärts fort. Als wir den Mokoko verließen, schien Ramotobi zum ersten Mal selbst in Verlegenheit zu sein, welchen Weg er einschlagen sollte. Er war nur ein einziges Mal westwärts über den Mokoko, den Schauplatz seiner Jugend, hinausgekommen. Oswell wurde, während er vor den Wagen herritt, zufällig ein Buschweib gewahr, das zusammengeduckt davonlaufen wollte, um der Beobachtung zu entgehen. Da er einen Löwen vermutete, so galoppierte er drauf los. Das Weib glaubte sich gefangen genommen und begann ihre paar Habseligkeiten auszuliefern, welche in Schlingen aus Seilen bestanden; als ich ihr aber erklärte, wir brauchten nur Wasser und wollten sie bezahlen, wenn sie uns an eine Quelle führe, so war sie gern bereit dazu. Es war zwar schon spät am Nachmittag, allein sie wanderte noch rüstig acht Meilen weit vor unseren Pferden her und zeigte uns das Wasser von Ntschokotsa. Nachdem sie uns bis hierher geführt hatte, wollte sie uns verlassen und nach ihrer Heimat gehen, falls sie überhaupt eine hatte – sie war vor ihren Landsleuten geflohen, und lebte fern von allen anderen mit ihrem Mann. Da es aber finster war, wiesen wir sie an dazubleiben. Weil sie sich noch immer für eine Gefangene hielt, glaubten wir, sie möchte bei Nacht entwischen, und um sie nicht mit dem Eindruck gehen zu lassen, dass wir unehrenhaft seien, schenkten wir ihr ein Stück Fleisch und eine ziemlich große Schnur Glasperlen. Beim Anblick der Letzteren brach sie in ein fröhliches Gelächter aus und blieb ohne Argwohn bei uns.

      Zu Ntschokotsa stießen wir auf die erste von einer großen Menge Salzpfannen, welche mit salpetersaurem Kalk ganz bedeckt war. Ein dichter Gürtel von Mopanebäumen (einer Art Bauhinia) verdeckt diese Salzpfanne, welche ungefähr 20 englische Meilen an Umfang haben mag, vor den Blicken der von Südosten her Kommenden; und zu der Zeit, wo uns die Salzpfanne zu Gesicht kam, warf die untergehende Sonne gerade einen bläulichen Duft über die weißen Inkrustationen, sodass das Ganze einem See täuschend ähnlich sah. Oswell warf bei diesem Anblick seinen Hut in die Luft und stieß ein so lautes Freudengeschrei aus, dass das arme Buschweib und die Bakuena ihn für verrückt hielten. Ich kam etwas später und wurde ebenso vollständig getäuscht wie er, und da wir zuvor übereingekommen waren, aufeinander zu warten und gemeinsam den ersten Blick auf den See zu tun, so ärgerte ich mich darüber, dass er, wenn auch absichtslos, den Anblick desselben zuerst gehabt hatte. Wir ließen uns nämlich nicht im Mindesten träumen, dass der lang ersehnte See noch mehr als 300 englische Meilen von uns entfernt war.

      Am 4. Juli zogen wir zu Pferd voraus und dem vermeintlichen See entgegen und glaubten ihn von Zeit zu Zeit wieder zu sehen; allein endlich gelangten wir an das Wasser und fanden, dass es der Zouga, ein nach Nordost strömender Fluss war. Ein Dorf der Bakurutse lag auf dem jenseitigen Ufer; diese wohnen unter den Batletli, einem Stamm, den Sebituane im Besitz großer Herden von Hornvieh fand. Sie scheinen der Hottentotten-Familie anzugehören. Als Oswell über den Fluss setzen wollte, blieb sein Pferd im schlammigen Ufer stecken. Zwei Bakuena und ich konnten dagegen neben einem Fischerwehr durchwaten. Die Leute im Dorf waren freundlich und teilten uns mit, dass dieser Fluss aus dem Ngami komme. Diese Nachricht erfreute uns außerordentlich, denn nun hofften wir mit Sicherheit, unser Ziel zu erreichen. Wie sie sagten, hatten wir noch einen Monat bis dorthin zu reisen; allein wir brauchten ja nur dem Zouga zu folgen, und mussten ja auf diesem Weg an das große Wasser kommen.

      Am anderen Tag, als wir in der besten Laune waren, kamen zwei von den Bamangwato, welche von Sekomi vorausgeschickt worden waren, um alle Buschmänner und Bakalahari fortzujagen, damit sie uns nicht helfen oder den Weg zeigen könnten, und setzten sich an unserem Feuer nieder. Wir hatten ihre Fußspuren noch ganz frisch auf dem Weg gesehen, sie aber hatten unser langsames Vorwärtskommen beobachtet und sich gewundert, dass wir ohne Hilfe eines Buschmanns den Weg nach dem Wasser gefunden hatten. Sie hatten Ramotobi früher noch nicht gesehen. »Ihr habt nun den Fluss erreicht«, sagten sie; wir lachten darüber, denn wir hatten gewonnenes Spiel und nahmen ihnen nichts übel. Auch sie schienen gegen uns nicht feindlich gesinnt; allein nach einer anscheinend ganz freundschaftlichen Unterredung brachen sie wieder auf, um die Befehle ihres Häuptlings genau zu erfüllen. Sie zogen vor uns her den Zouga aufwärts und verbreiteten das Gerücht, wir beabsichtigten, alle Stämme am Fluss und See zu plündern. Als sie aber ungefähr den halben Weg zurückgelegt hatten, erkrankte der Angesehenste von ihnen am Fieber, kehrte eine Strecke zurück und starb. Sein Tod hatte eine gute Wirkung, denn die Dorfbewohner schrieben ihn der Bosheit zu, die er an uns hatte verüben wollen. Sie durchschauten alle recht wohl, warum Sekomi das Fehlschlagen unseres Versuches wünschte, und obschon sie bewaffnet gekommen waren, so rief unser freundliches, wohlwollendes und friedliches Betragen bei ihnen doch vollkommenes Zutrauen hervor.

      Nachdem wir am Ufer dieses schönen Flusses ungefähr 96 Meilen weit hinaufgezogen waren und fanden, dass wir noch eine bedeutende Strecke vom Ngami entfernt seien, ließen wir alle unsere Ochsen und Wagen bis auf denjenigen Oswells, welcher der kleinste war, und bis auf ein einziges Gespann in Ngabisane zurück in der Hoffnung, sie würden sich für die Heimreise stärken, während wir einen Ausflug nach dem See machten. Der Betschuanenhäuptling des Landes am See, welcher Boten an Setschele geschickt hatte, ließ jetzt allen Leuten am Fluss den Befehl zukommen, uns zu unterstützen; und wir wurden von den Bakoba freundlich aufgenommen, deren Sprache beweist, dass sie mit den Stämmen im Norden verwandt sind. Sie selbst nennen sich Bayeiye, d. h. Männer; die Betschuanen aber nennen sie Bakoba, was ungefähr so viel wie Sklaven bedeutet. Man hat nie gehört, dass sie sich bekriegt hätten, und es geht auch unter ihnen wirklich die Sage, dass ihre Vorfahren bei ihrem ersten Versuch, Krieg zu führen, ihre Bogen aus der Palma-Christi verfertigt und, als diese zerbrachen, das Kämpfen alsbald aufgegeben hätten. Sie haben sich stets der Herrschaft jeder Horde unterworfen, welche das Land an den Flüssen einnahm, in deren Nähe sie am liebsten wohnen. Sie sind also die afrikanischen Quäker.

      Während wir so den schön bewaldeten Fluss hinauffuhren, kamen wir zu einem größeren Strom, welcher sich in ihn ergoss. Dies war der Fluss Tamunakle. Ich erkundigte mich, woher er komme. »Oh, aus einer Gegend voller Ströme – so vieler, dass niemand sie zählen kann – und voll großer Bäume«, hieß es. Dies war die erste Bestätigung der Aussagen jener Bakuena, welche bei Sebituane gewesen waren, dass nämlich das jenseitige Land nicht die »große sandige Hochebene« war, wie man vermutete.

      Zwölf Tage nach unserer Abreise von Ngabisane erreichten wir das nordöstliche Ende des Sees Ngami, am 1. August 1849 zogen wir miteinander nach dem breiten Teil desselben hinunter, und zum ersten Mal zeigte sich dieser prächtig anzusehende große Wasserspiegel europäischen Blicken. Der See schien sich nach dem Kompass in der Richtung von Nordnordost nach Südsüdwest zu strecken. Der südliche Teil soll eine Krümmung nach Westen beschreiben und den Teoughe von Norden her an seinem nordwestlichen Ende aufnehmen. Von dem Punkt aus, wo wir standen, konnten wir nach Südsüdwesten keinen Horizont erkennen; auch vermochten wir uns nur nach den Schilderungen der Einwohner dieses Landstrichs einen Begriff von der Ausdehnung des Sees zu machen. Da sie nämlich behaupteten, man könne ihn in drei Tagen umgehen, so würde dies, wenn man 25 englische Meilen auf die Tagesreise rechnet, ungefähr 75 englische oder etwas über 15 geografische Meilen Umfang ergeben. Seither hat man auch andere Vermutungen aufgestellt und seinen Umfang auf 70 bis 100 englische Meilen angegeben.

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