Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika. David Livingstone
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Der Boden ist sandig, und es finden sich hier und da Spuren, dass an Stellen, welche jetzt gar kein Wasser mehr haben, früher Brunnen und Viehstationen vorhanden waren.
Zu Maschue – wo wir eine nie versiegende Quelle frischen Wassers in einer Sandsteinhöhe fanden – verließen wir den Weg nach den Bamangwato-Hügeln und wandten uns nordwärts in die Wüste. Nachdem wir unsere Zugochsen an dem Brunnen Lobotani, ungefähr nordwestlich von Bamangwato, getränkt hatten, reisten wir zunächst weiter nach Serotli, einer wirklichen Quelle in der Kalahari-Wüste. Die ganze Umgegend ist mit Gebüsch und Bäumen einer Leguminosenart mit lilafarbigen Blüten bedeckt. Der Boden besteht aus weichem weißem Sand, der für die Ochsen sehr anstrengend ist, denn die Räder sinken bis über die Felgen ein und sind kaum vorwärtszubringen. Zu Serotli fanden wir nur einige Löcher, denjenigen ähnlich, welche der Büffel und das Nashorn machen, wenn sie sich im Schlamm wälzen. In der Ecke eines solchen Loches entdeckten wir ein wenig Wasser, das unsere Hunde im Nu aufgeleckt haben würden, wenn wir sie nicht hinweggetrieben hätten. Und doch war dies, wie es schien, der ganze Vorrat für einige achtzig Ochsen, zwanzig Pferde und etwa ebenso viele Menschen. Unser Führer Ramotobi aber, welcher seine Jugend in der Wüste verlebt hatte, erklärte, es sei hier Wasser genug vorhanden, obschon es nicht danach aussähe. Wir erwarteten nichts Gutes, doch holten wir schnell die Spaten herbei; allein unsere Führer verschmähten ein solch neumodisches Hilfsmittel und begannen ohne Umstände, den Sand mit ihren Händen herauszukratzen. Es war dies der einzige Ort, an dem wir für eine Strecke von siebzig Meilen, also bei unseren schwerfälligen Wagen für eine Reise von drei Tagen, noch Wasser zu finden hoffen konnten. Mit Fingern und Spaten wurden zwei von diesen Löchern so weit ausgehöhlt, dass sie Gruben von etwa 6 Fuß Tiefe und ebenso viel Breite bildeten. Unsere Führer empfahlen uns besonders dringend, die harte Sandschicht am Boden nicht zu durchbrechen, weil sie wussten, »dass dann das Wasser davonlaufen würde«. Sie haben ganz recht, denn das Wasser scheint auf dem beginnenden Sandstein aufzuliegen. Der Wert dieses Ratschlags bewährte sich, als ein Engländer von nicht eben glänzenden Geistesgaben denselben nicht beachtete und in den Brunnen von Mohotluani die sandige Schicht am Boden durchstach; das Wasser verschwand sofort und der Brunnen wurde nutzlos. Als wir auf die erwähnte Schicht stießen, fanden wir, dass das Wasser dicht an der Linie, wo der weiche Sand mit ihr in Berührung kam, von allen Seiten hereinfloss. Wir ließen dieses Wasser sich ansammeln und hatten genug, um am Abend die Pferde zu tränken; da es aber für die Ochsen nicht hinreichte, so sandten wir diese nach Lobotani zurück, wo sie, nachdem sie vier Tage (sechsundneunzig Stunden) lang gedurstet hatten, einen reichen Wasservorrat fanden. Die Pferde behielten wir bei uns, denn sie waren uns zur Herbeischaffung von Wildbret für den Unterhalt unserer zahlreichen Reisegesellschaft unentbehrlich. Am anderen Morgen fanden wir, dass das Wasser stärker eingedrungen war als anfangs, wie es in diesen Behältern stets der Fall ist, weil die Zugänge durch den einströmenden Wasserstrahl weiter werden.
Obwohl das Wasser hier den Elen vollkommen unzugänglich war, sahen wir doch große Rudel dieser schönen Tiere ringsum weiden, und diejenigen von ihnen, welche wir erlegten, waren nicht allein sehr wohlgenährt, sondern es fand sich auch eine ziemliche Menge Wasser in ihrem Magen.
Am zweiten Abend unseres Aufenthaltes in Serotli erregte eine Hyäne, welche zwischen dem Gras erschien, plötzlich einen panischen Schrecken unter unserem Vieh. Auf diese tückische Art greift dieses feige Raubtier stets an. Sein Mut gleicht dem eines Truthahns. Die Hyäne beißt nur, wenn ein Tier vor ihr ausreißt; bleibt es stehen, so macht sie ebenfalls halt. Siebzehn unserer Zugochsen entliefen uns und fielen auf ihrer Flucht gerade in die Hände von Sekomi, zu dessen Besuch wir kein sonderliches Verlangen trugen, weil er unserem Erfolg abhold war. Viehdiebstahl, wie er unter solchen Umständen im Kaffernland vorgekommen wäre, ist hier unbekannt, und so sandte uns denn Sekomi unsere Ochsen zurück und ließ uns dringend von jedem Eindringen in die Wüste abraten. – »Wohin geht ihr? Ihr werdet der Sonne und dem Durst erliegen, und die weißen Männer alle werden es mir dann zum Vorwurf machen, dass ich euch nicht gerettet habe.« Hierzu kam noch eine Botschaft von seiner Mutter: »Warum geht ihr an mir vorüber? Ich hatte stets das Volk zusammenrufen lassen, um die Botschaft zu hören, die ihr geschickt habt. Was habe ich verbrochen, dass ihr an mir vorübergeht, ohne mich zu besuchen?« – Wir versicherten den Boten statt aller Antwort, die Weißen würden unseren Tod unserer eigenen Torheit und Hartköpfigkeit (tlogo, e thata) beimessen, da es nicht unsere Absicht sei, unsere Begleiter und Führer eher zurückkehren zu lassen, als bis sie uns ins Grab gelegt hätten. Ferner schickten wir Sekomi ein hübsches Geschenk und ließen ihm versprechen, wenn er den Bakalahari gestattete, die Brunnen für uns offen zu halten, so wollten wir dieses Geschenk bei unserer Rückkehr wiederholen.
Nachdem der Unterhäuptling, welcher die Boten Sekomis anführte, seine ganze Beredsamkeit in fruchtlosen Versuchen, uns zur Umkehr zu bewegen, erschöpft hatte, fragte er: »Wer führt sie denn an?« Er blickte sich um und rief mit einem Gesicht, das den unverhohlensten Widerwillen ausdrückte: »Es ist Ramotobi!« Unser Führer gehörte nämlich zu Sekomis Stamm, war aber zu Setschele entflohen. Da hierzulande Flüchtlinge immer gut aufgenommen werden und späterhin sogar den Stamm, von welchem sie entlaufen sind, wieder besuchen dürfen, so drohte Ramotobi keinerlei Gefahr, obschon er jetzt etwas tat, was, wie er wohl wusste, den Interessen seines eigenen Häuptlings und Stammes direkt entgegen war.
Als das Wasser endlich in den von uns gegrabenen Brunnen in genügender Menge sich gesammelt hatte und unser Vieh sich satt trinken konnte, brachen wir am Nachmittag von Serotli auf. Da aber die Sonne selbst im Winter – der Jahreszeit, in welcher wir eben standen – bei Tage immer noch sehr mächtig ist, so bewegten sich die Wagen nur langsam durch den tiefen schwarzen Sand, und wir kamen bis Sonnenuntergang nur sechs Meilen weit. Wir konnten nur am Morgen und Abend reisen, da ein einziger Tag in der heißen Sonne und dem schweren Sand die Ochsen gänzlich erschöpft haben würde.
Ramotobi war sehr ärgerlich darüber, dass wir so langsam vorwärtskamen; er sagte, das nächste Wasser liege drei Tagereisen weit vor uns, und wenn wir nicht schneller reisten, so würden wir es gar nicht mehr erreichen. Die äußersten Anstrengungen der Diener, Peitschenknall, Geschrei und Schläge brachten die armen Tiere doch nur 19 Meilen weit. Wir hatten auf diese Art nur 44 Meilen von Serotli aus zurückgelegt, die Ochsen waren von der weichen Beschaffenheit des Bodens und vom Durst weit mehr erschöpft, als wenn sie die doppelte Entfernung auf einem harten, die nötigen Wasservorräte darbietenden Weg zurückgelegt hätten; und jetzt lagen nach unserer Berechnung mindestens noch 30 Meilen ebenso trockener und beschwerlicher Weg vor uns. In dieser Jahreszeit wird das Gras so dürr, dass es in der Hand zu Staub zerbröckelt; die armen ermatteten Zugtiere kauten und kauten, ohne nur ein frisches Hälmchen zu finden, und blökten kläglich, als sie das Wasser in unseren Gefäßen auf den Wagen witterten. Wir waren alle fest entschlossen, unser Vorhaben durchzusetzen; wir trachteten daher, die Pferde zu retten, indem wir sie mit dem Führer vorausschickten, um mit ihnen einen verzweifelten Versuch zu machen, falls es uns mit den Ochsen missglücken sollte. Murray ging mit ihnen, während Oswell und ich zurückblieben, um auf ihrer Fährte die Wagen so weit nachzubringen, wie die Ochsen sie ziehen konnten, worauf wir dann dieselben ebenfalls vorausschicken wollten.
Die Pferde griffen wacker aus, als sie uns verließen; aber am Morgen des dritten Tages, wo sie nach unserer Berechnung in der Nähe des Wassers sein mussten, erblickten wir sie wieder neben unseren Wagen. Der Führer war auf die frischen Fußspuren einiger Buschmänner gestoßen, welche in entgegengesetzter Richtung gegangen waren, und bog vom Weg ab, um ihnen zu folgen. Eine Antilope hatte sich in einer Grube der Buschmänner gefangen. Murray folgte mit blindem Vertrauen Ramotobi auf der Spur der Buschmänner, obschon diese von dem Wasser hinwegführte, welches wir aufsuchten; er war dabei, wie die Antilope geschlachtet, abgestreift und in Stücke zerhackt wurde, und fand sich nach einem mühseligen Tagemarsch wieder bei den Wagen. Dass Ramotobi sich in dieser pfadlosen, mit Buschwerk bedeckten Einöde zurechtfand, schien uns wunderbar.
Nach dem Frühstück kamen einige Männer, welche auf einem kleinen