Entdeckungsfahrten im Pazifik. James Cook
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Der Admiral Sir W. J. L. Wharton, eine ausgesprochene Kapazität, zollte Cooks kartografischen Glanztaten in Neufundland und auf den Forschungsreisen höchsten Tribut; er betonte, dass die Karten der Admiralität noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts – mehr als hundert Jahre nach Cooks Tod – häufig auf seinen Karten basierten. Skeltons Urteil gipfelte in einem Vergleich von Cooks Leistung mit der trigonometrischen Vermessung Englands durch General Roy. Die Maßstäbe wissenschaftlicher Exaktheit, welche diese beiden Männer zu Wasser und zu Lande gesetzt hatten, bestimmten die frühe Vermessungsarbeit des Heeres und der Seewarte.
So groß Cooks geografische Leistungen auch waren – die höchste Anerkennung wurde ihm zu Lebzeiten doch wohl für seinen Beitrag zur Bekämpfung der Seekrankheiten zuteil. Vielleicht litten die alten Seefahrer, die Polynesier und die Wikinger etwa, an Krankheiten wie dem Skorbut; doch ehe die Segelschifffahrt und die weltweite Navigation größere Ausmaße angenommen hatten, spielten Mangelkrankheiten keine große Rolle. Das änderte sich grundlegend, als die europäischen Nationen ihre Handelsrouten um Afrika herum, nach Amerika und selbst über den Nordpazifik ausbauten; die Zwischenfälle auf diesen langen Reisen nahmen in so bestürzendem Umfang zu, dass sie selbst zu dem Niedergang eines zahlenmäßig schwachen Volkes, der Portugiesen, beitrugen. Noch 1740/44, unmittelbar vor Cooks Reisen, verlor Commodore Anson bei seiner Reise um die Welt 626 von 961 Männern auf drei Schiffen – hauptsächlich durch den zweimal grassierenden Skorbut. Dabei war die Waffe dagegen seit vielen Jahren bekannt: Sir Richard Hawkins (1593) und Captain James Lancaster (1605) hatten bereits erfolgreich mit Zitrusfrüchten experimentiert. Während seiner Ostindienfahrt bekämpfte Lancaster den Skorbut auf seinem Flaggschiff, dem Dragon, mit Zitronensaft; doch er verlor 105 von 222 Männern auf den drei kleineren Schiffen, die keine Zitronen geladen hatten. In dem Buch The Surgeons Mate („Der Gefährte des Arztes“, 1617) setzte sich James Woodall leidenschaftlich für Zitronensaft als Heilmittel gegen diese Krankheit ein; somit scheint festzustehen, dass denkende Seemänner schon seit Langem die Bedeutung von Zitrusgewächsen und frischen Lebensmitteln kannten.
Cook erfuhr bei seinem Kampf gegen diese Krankheit wertvolle Unterstützung durch Pelham, den Sekretär des Verproviantierungsamtes, der mit Antiskorbutika experimentiert hatte und für das Heilmittel verantwortlich zeichnete, dem Cook höchstes Vertrauen schenkte: für den eingedickten Saft der Bierwürze oder des Biers, ein Mittel, das laut Cooks Biograf Arthur Kitson der Admiralität von einem Dr. McBride empfohlen worden war.
Gleichfalls verwandte Cook Sauerkraut, eine Art Fleischbrühe und etwas Orangen- und Zitronensaft. Weiterhin legte er großes Gewicht auf möglichst frische Vorräte, auf saubere Schiffe und Seeleute mit trockener, warmer Kleidung, auf gründliche Lüftung der überfüllten Kajüten und Schlafstellen.
Hier also haben wir in groben Zügen die Situation der Zeit, zu der Cook sein großes Werk begann (1768). Der wissenschaftliche Fortschritt des 18. Jahrhunderts und der Ehrgeiz der Briten, beflügelt vor allem durch die Siege im Siebenjährigen Krieg, schufen eine Lage, welche es ermöglichte, die Erforschung der Ozeane weit über ihre bisherigen Grenzen voranzutreiben. Die Zeichen der Zeit standen günstig; doch das schmälert nicht die großen Verdienste James Cooks. Sein Charakter, seine Fähigkeiten, seine Beachtung jedes Details bewahrten seine Schiffe und seine Mannschaften in langen Jahren der Gefahr und Mühsal; und nur so konnten sie die Grenzen sprengen, die der Forschung bis zu dieser Zeit gesetzt waren.
ZWEITES KAPITEL
COOKS JUGEND – DER BEGINN
EINER GROSSEN LAUFBAHN
„Hervorragend für seine Tätigkeit geeignet – und ebenso für größere Unternehmungen derselben Art.“ LORD COLVILLE ÜBER COOK, 1762
Cook wurde am 27. Oktober 1728 in einer winzigen Zwei-Zimmer-Lehmhütte des entlegenen Dorfes Marton-cum-Cleveland geboren; er war das zweite von sieben Kindern. Seine Mutter, Grace Pace, war eine Frau aus Yorkshire; sein Vater, James Cook, hatte möglicherweise schottische Ahnen. Er wurde stets als Tagelöhner bezeichnet, sowohl bei der Taufe seines Sohnes als auch bei seinem Tod, obwohl er es inzwischen zum Verwalter einer Farm gebracht hatte. Über die Kindheit von James junior wird wenig berichtet; er muss unter Bedingungen aufgewachsen sein, die sehr wohl zu der bemerkenswerten Zähigkeit und Selbstverleugnung beigetragen haben mögen, die er in jeder kritischen Situation auf seinen Forschungsreisen unter Beweis stellte. Zuerst arbeitete er bei William Walker, dessen Frau ihm wohl den ersten Unterricht erteilte, dann in Ayton, Yorkshire, wo er von einem gewissen Mr. Pullen weiter ausgebildet wurde – in der kleinen Schule, die heute noch steht und in welcher Cook „bemerkenswerte Fähigkeiten in der Wissenschaft der Zahlen“ entwickelt haben soll.
In Ayton war Cooks Vater als Landarbeiter oder Verwalter bei einem gewissen Mr. Skottowe von der Airy Holme Farm beschäftigt, und Cook half zunächst auf dieser Farm mit. 1745 gab ihn sein Vater zu einem Mr. Saunderson in die Lehre, einem Krämer des winzigen Fischereihafens Staithes; dort sollte der Junge in die Geheimnisse dieses Gewerbes eindringen. In dem kleinen Laden, wo Cook ständig die See vor Augen und im Ohr gehabt hat, zeigte sich schon bald seine Sehnsucht nach der Seefahrt, und im Juli 1746 verhalf ihm Saunderson zu einer Gehilfenstellung bei den Schiffseignern John und Henry Walker, Quäkern aus Whitby. So begann eine glückliche Verbindung; selbst in den späteren Jahren seines Ruhms führte Cook noch eine ausführliche Korrespondenz mit der Familie.
Whitby war zu jener Zeit ein Zentrum des Küstenhandels und des Schiffbaus; einige Jahre fuhr Cook in Kohlenschiffen wie der Freelove; an Land machte er mathematische Studien, welche dann die Basis seiner einzigartigen Karriere bilden sollten. In der harten Schule der Nordsee eignete er sich die Grundlagen der Seeforschung und der Kartografie an – die Kenntnisse der Küstenschifffahrt und der Kohlenschiffe erwiesen sich als ein Hauptpfeiler seines späteren Erfolgs. So gut versah er seine Dienste bei den Walkers, dass sie ihm 1755 – Cook war inzwischen Maat der Freelove – das Kommando über eines ihrer Schiffe offerierten; Cook lehnte das Angebot ab. England stand vor dem Siebenjährigen Krieg mit Frankreich und Spanien: Cook mag befürchtet haben, dass er zum Marinedienst gezwungen würde; wahrscheinlicher erscheint jedoch, dass er den dringenden Bedarf der Marine an ausgebildeten Seeleuten respektierte und sich der Pflicht fürs Vaterland bewusst war – auch bot sich so die ausgezeichnete Gelegenheit, seine Karriere voranzutreiben. Doch was auch immer seine Gründe waren: Als einfacher Seemann – anders war das nicht möglich – trat er in königliche Dienste; im Juni 1755 wurde er der Eagle zugeteilt, einem Schiff mit 60 Kanonen. Schon nach fünf Wochen rückte er zum „Master‘s Mate“, zum Maat des Kapitäns, auf; diese Stellung schuf weitere Voraussetzungen für seine spätere Forschertätigkeit, denn sie brachte zahlreiche Pflichten unter dem Kapitän mit sich, der in erster Linie für die Navigation des Schiffes verantwortlich zeichnete. Unter Kapitän Palliser, seinem späteren Förderer und Freund, versah Cook seinen aktiven Dienst, der hohe Anforderungen stellte. Er erlebte die verheerende Wirkung des Skorbut, die Palliser der mangelhaften Kleidung seiner Männer zuschrieb. Im Oktober 1757 wurde Cook Kapitän auf der Pembroke und diente unter Admiral Saunders. Dessen Schiff und ihre kleinen Boote ermöglichten es Wolfe und seiner Armee, den St.-Lorenz-Strom hinaufzusegeln und den berühmten Sieg zu feiern, der zur Einnahme Quebecs führte. 1759 ernannte Admiral Saunders Cook zum Kapitän der Northumberland; 1761 konnte Cook bereits auf eine außergewöhnlich erfolgreiche Dienstzeit zurückblicken, denn in diesem Jahr erhielt er £ 50 für seine „enorme Anstrengung, sich zum Master der Lotsenkunst im St.-Lorenz-Strom emporzuschwingen“. Als die Northumberland England erreichte – im Oktober 1762 –, übernahm Cook, der in Neufundland und Neuschottland hervorragende Dienste geleistet hatte, nun auch familiäre Pflichten: Er heiratete Elizabeth Batts. Mrs. Cook war vierzehn Jahre jünger als ihr Gatte; alles in allem waren ihr kaum mehr als vier Jahre des Zusammenlebens gegönnt, bevor sie 1779 Witwe wurde. Sie war eine vorbildliche Ehefrau und bewies standhaften Mut, als sie der tragische Verlust traf.
1763