Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme. Galileio Galilei
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Читать онлайн книгу Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme - Galileio Galilei страница 10
Der Übersetzung ist der Text der Editio princeps zu Grunde gelegt, wiewohl derselbe durch viele Druckfehler entstellt ist. Manche derselben schleppen sich durch alle italienischen Ausgaben hindurch; in solchen Fällen habe ich wohl in den Anmerkungen auf die Unrichtigkeit der Lesart aufmerksam gemacht; eine eigentliche Textkritik jedoch einer Übersetzung beizufügen, erschien mir überflüssig und unzweckmäßig.
Als einen besonderen Vorzug vor den verbreiteteren italienischen Ausgaben möchte ich erwähnen, dass die Randinhaltsangaben, die sogenanntenP o s t i l l e n ,der Editio princeps sich in vorliegender Ausgabe wirklich da befinden, wohin sie gehören. Hingegen ist die alphabetische Zusammenstellung derselben am Schlusse des Buches, deren Wert in der Übersetzung noch problematischer sein würde als im Original, durch ein Namen- und Sachregister ersetzt. – Die handschriftlichen Zusätze Galileis zu dem in der paduanischen Seminarbibliothek aufbewahrten Exemplar des Dialogs sind fast vollständig übersetzt und zwar aufgrund der PublikationF a v a r o s .1Dabei sind diejenigen sechs Einschaltungen (p. 127, 136 f., 203, 349, 352, 428 ff.), welche Galilei selbst an eine bestimmte Stelle des Dialogs verwies, in den Text aufgenommen und durch kursiven Druck ausgezeichnet, die übrigen an den Schluss des ganzen Werkes gestellt. Unübersetzt geblieben sind nur abgerissene, mir unverständlich gewesene Sätze.
Von Galilei herrührende oder auf ihn bezügliche Schriften sind zitiert, soweit sie darin enthalten sind, nach dem vonE u g e n i oA l b è r iveranstalteten Sammelwerke2: Le Opere Di Galileo Galilei. Prima Edizione Completa etc. Firenze, Società Editrice Fiorentina 1842–1856 (15 Bde. und ein Supplementbd.). Um anderwärts sich findende Zitate auch in der Übersetzung leicht auffindbar zu machen, sind am Kopfe jeder Seite die Albèrischen Seitenzahlen angegeben. Die im Erscheinen begriffene Edizione nazionale, bzw. die genaue Reproduktion derselben, welche vom italienischen Unterrichtsministerium unter der Leitung des um die Galileistudien hochverdienten Antonio Favaro, Professor in Padua, veranstaltet wird, habe ich leider nicht mehr benutzen können, da bis jetzt nur der erste Band erschienen ist.
Es erübrigt mir die überaus angenehme Pflicht, allen denen aufs Wärmste zu danken, die mich bei der Lösung meiner Aufgabe unterstützt haben, insbesondere dem eben genannten HerrnA n t .F a v a r o ,sowie Herrn Dr.E m i lW o h lw i l lin Hamburg, die beide in liebenswürdiger Weise jeder an sie gerichteten Bitte entsprachen, ohne die damit verknüpfte, bisweilen recht erhebliche Mühe zu scheuen. In den Anmerkungen sind die Notizen, die ich diesen Herren verdanke, als von ihnen herrührend kenntlich gemacht; der fördernde Einfluss aber, den ich durch ihre Schriften sowohl wie durch briefliche Mitteilungen erfahren habe, erstreckt sich viel weiter, als danach scheinen könnte. – Desgleichen sage ich wärmsten Dank der Verwaltung der Biblioteca Nazionale zu Florenz, die mir durch gütige Vermittlung der Königl. preußischen Unterrichtsverwaltung zugänglich gemacht wurde, sowie den Verwaltungen der Königl. Bibliothek zu Berlin, der Bibliotheken zu München, Darmstadt, der Stadtbibliothek und der Freiherrl. Karl v. Rothschildschen Bibliothek zu Frankfurt a/M., desgleichen dem Inhaber der Firma Joseph Baer & Co. daselbst, der mir aus seinem reichen Antiquariate mit größter Uneigennützigkeit das für meine Zwecke Erforderliche zur Verfügung stellte. – Für das bereitwillige Entgegenkommen des Herrn Verlegers gegenüber meinen Wünschen in Bezug auf Ausstattung bin ich ihm von Herzen verpflichtet.
F r a n k f u r ta/M., September 1891.
E. Strauss
1Le Aggiunte Autografe Di Galilei Al Dialogo Sopra I Due Massimi Sistemi Nell’ Esemplare Posseduto Dalla Biblioteca Del Seminario Di Padova. Modena, Società Tipografica 1880.
2Die Zitate aus dem Dialog selbst sind nach der Seitenzahl vorliegender Übersetzung angeführt.
EINLEITUNG
Im Folgenden soll eine kurze Darstellung der wichtigsten Tatsachen aus Galileis Leben gegeben werden unter Hervorhebung dessen, was mit seiner Stellung zur kopernikanischen Lehre und mit der Geschichte des Dialogs zusammenhängt.
G a l i l e oG a l i l e iwurde im Jahre 1564 zu Pisa geboren, nach der gewöhnlichen, nicht ganz verbürgten1 Annahme am 18. Februar (a. St.). Sein VaterV i n c e n z i o ,Tuchhändler in Florenz, ein Mann von feiner Bildung, Kenner der Mathematik und noch mehr der Musiktheorie, hatte sich mit seiner GemahlinG i u l i akurz vorher nach Pisa begeben. Dort verlebte Galilei mindestens die ersten zehn Jahre seines Lebens. Da die Mittel der Familie kärglich waren, konnte der Knabe nicht eben einen hervorragenden Unterricht genießen. Doch erlangte er bei seinen natürlichen Gaben schon frühzeitig eine große Fertigkeit in den klassischen Sprachen und lernte die römischen und griechischen Autoren gründlich kennen. Späterhin studierte er, wahrscheinlich in der Klosterschule vonV a l l o m b r o s a ,Logik und Dialektik. Im Jahre 1580 oder 81 bezog Galilei die Universität seines Geburtsortes Pisa – die Familie war inzwischen wieder nach Florenz übergesiedelt –, um dort nach dem Wunsche des Vaters dem damals einträglichsten Studium der Medizin obzuliegen. Indessen interessierten ihn philosophische Studien mehr, wenngleich die herrschende Schule ihn nicht befriedigen konnte. Diese nannte sich die peripatetische; sie wollte damit ihre Verwandtschaft mit der von Aristoteles gegründeten peripatetischen Schule des Altertums zum Ausdruck bringen. Doch ist es keineswegs statthaft, alle von den Peripatetikern jener Zeit vertretenen Meinungen als wirklich aristotelisch zu betrachten, da vielfach eine missverständliche Auffassung des Aristoteles dabei zu Grunde lag. Galilei bekämpfte damals schon bei Gelegenheit akademischer Disputationen die aristotelischen und pseudo-aristotelischen Ansichten aufs Lebhafteste. In weit höherem Maße als Aristoteles zog ihn Plato an, von dem er – nicht immer richtig – manche Lehren, insbesondere auf das Wesen der Erkenntnis bezügliche, auch im Dialoge mit Vorliebe zur Sprache bringt. Vor allem aber suchte er aus eigener Kraft zur Erkenntnis durchzudringen, ohne auf die Worte eines Meisters zu schwören; es dürstete ihn nach Ideen und Tatsachen, die Schulphilosophie aber bot ihm nichts als Worte.
Zu jener Zeit soll er nach der ErzählungV i v i a n i s2,als er im Dome von Pisa das Schaukeln einer Lampe beobachtete, die Unabhängigkeit der Schwingungsdauer eines Pendels von der Größe des Ausschlags, den sogenannten Isochronismus der Pendelschwingungen, entdeckt und aufgrund dieser Entdeckung einen Apparat zur Messung der Häufigkeit des Pulsschlags ersonnen haben. Bis zu seinem neunzehnten Lebensjahre hatte Galilei noch keine Gelegenheit gehabt, sich mathematische Kenntnisse anzueignen. Als ihm aber die ersten Elemente der Geometrie durchO s t i l i o d e ’R i c c i ,einen Freund seines Vaters, bekannt geworden waren, wurde er von glühender Begeisterung für die Mathematik erfüllt, sodass er, anfänglich gegen den Wunsch seines Vaters, sich ihr ganz zu widmen beschloss. Er studierte zunächst Euklid, später aber beschäftigten ihn besonders die Schriften des Archimedes. Er konstruierte im Verfolg dieser Studien eine Art hydrostatischer Wage, die, auf dem archimedischen Satze von dem Gewichtsverluste eines in eine Flüssigkeit eintauchenden Körpers beruhend, das Mischungsverhältnis zweier Metalle zu bestimmen erlaubte.3 Da die archimedischen Grundsätze der Hydrostatik mit der Annahme absolut leichter Körper, d. h. solcher Körper, die den »natürlichen Trieb« haben, sich vom Weltmittelpunkt zu entfernen, unvereinbar sind, andererseits aber diese Lehre des Aristoteles von den schweren und leichten Körpern einen Grundstein in dem Gebäude seiner Naturphilosophie bildet, so trug sicherlich die Beschäftigung mit Archimedes nicht wenig dazu bei, seine Abneigung gegen die peripatetische Schule zu verstärken. – Außerdem behandelte Galilei damals verschiedene Sätze über den Schwerpunkt fester Körper, die er mehreren angesehenen Mathematikern zur Begutachtung