Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme. Galileio Galilei

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Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme - Galileio Galilei

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folgenden Vollkommenheit der Welt, oder aus Sätzen wie »die Natur unternimmt nichts Vergebliches«, aus der vermeintlichen Nutzlosigkeit der geradlinigen Bewegung und verwandten Betrachtungen die Erdbewegung wahrscheinlich zu machen versucht.25 Es starren uns diese Teile seltsam entgegen aus einem in vieler Beziehung so lebensfrisch und modern angehauchten Werke. Sie zeigen, ebenso wie manche andere, dass Galilei nicht nur, als er sie in ihrer ersten Fassung niederschrieb, sondern auch weit später noch, als er sie umarbeitete und veröffentlichte, keineswegs der Fesseln ganz ledig war, deren er spottete. – Eine weitere Frage, zu der der Brief an Kepler Anlass gibt, ist die: Welche auf andere Weise unerklärlichen Naturerscheinungen konnte G. mittels der kopernikanischen Lehre damals schon erklären? Da er seine astronomischen Entdeckungen noch nicht gemacht hatte, da die Auffindung des Beharrungsgesetzes, soweit man von einer solchen sprechen darf, und die Untersuchungen über den Fall nicht unmittelbar mit der Frage der Weltsysteme zusammenhängen, so kann nur eine Anspielung auf das Phänomen von Ebbe und Flut und die damit zusammenhängenden Probleme vorliegen. Dies ist umso mehr anzunehmen, als Galilei auch in späterer Zeit von allen Naturerscheinungen gerade diese, und diese allein, für absolut unvereinbar mit dem ptolemäischen Systeme erklärte, wenn man nicht zur Erklärung durch ein Wunder seine Zuflucht nehmen wolle. Es steht sonach fest, wie ich glaube, dass der im Wesentlichen irrige Gedanke der Zurückführung von Ebbe und Flut auf die Erdbewegung schon dieser frühen Lebensperiode Galileis angehört. Eine fertige Formulierung seiner diesbezüglichen Ansichten liegt im Jahre 1610 vor, denn er erwähnt eine Abhandlung de maris aestu in dem bekannten Briefe vom 7. Mai jenes Jahres an Belisario Vinta.26 Daher ist es auch begreiflich, dass Galilei selbst dann noch, als der Dialog längst auf viel breiterer Grundlage geplant und teilweise ausgeführt war, in seiner vermeintlichen Erklärung der Gezeiten den Ausgangsund Zielpunkt der ganzen Darstellung erblickt und dies auch im Titel zum Ausdruck bringen will. Freilich muss es auffallen, dass wir bis zum Jahre 1615, abgesehen von dem Schreiben an Vinta, ihn diesen Gegenstand weder brieflich noch sonstwie behandeln sehen. Da indessen seine wissenschaftliche Tätigkeit in jenen Jahren voll und ganz dem Fallprobleme, rein astronomischen Untersuchungen und etwa noch hydrostatischen Fragen gewidmet war, so mag dadurch jener Gedanke einstweilen in den Hintergrund gedrängt worden sein, abgesehen davon dass die Scheu vor einer öffentlichen Anerkennung der Lehre von der Erdbewegung, die seiner Erklärung der Gezeiten zu Grunde lag, ihn noch lange zurückhielt.

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